taren schrieb:Mein Problem ist das du versuchst hast diese Dokumente als irgendeinen Beleg für Identität zu verwenden was aber halt unsinnig war, weil der Fokus dieser Dokumente dafür nicht geeignet war.
Ich habe keinen "Beleg" für irgendeine Identität gebracht. Es gab zum Zeitpunkt der Dokument nicht den ethnischen Begriff der Palästinenser. Und auch die Araber Palästinas haben sich selbst noch nicht als Palästinenser gesehen, sondern als Araber bzw. Syrer.
Araber sind Araber. Auch heute noch wird palästinensischen Kindern beigebracht, dass Palästina from the river to the sea arabisch sei.
taren schrieb:War es aber nicht, die Aussage bezieht sich nicht auf einen eigenen Staat, jedenfalls nicht direkt, weil dies anders gar nicht durch den Völkerbund durchgegangen wäre. Er war es indirekt aber schon weil der Ansatz halt war durch Zuwanderung die Mehrheit im Land zu kippen und dann hätte die jüdische Mehrheit nach dem Mehrheitswillen dies ändern können. Ich habe dies schon hier verlinkt und da waren auch die Aussagen von Balfour selbst enthalten.
Direkt bezieht sich die Aussage nicht auf einen Staat, aber indirekt gab es den Ansatz.?! Es schließt die Idee eines Staates nicht aus. Das war den Verantwortlichen schnell klar:
An Arab delegation of notables visited London in August–November 1921, demanding that the Balfour Declaration be repudiated and proposing the creation of a national government with a parliament democratically elected by the country’s Muslims, Christians, and Jews. Alarmed by the extent of Arab opposition, the British government issued a white paper in June 1922 declaring that Great Britain did “not contemplate that Palestine as a whole should be converted into a Jewish National Home, but that such a Home should be founded in Palestine.” Immigration would not exceed the economic absorptive capacity of the country, and steps would be taken to set up a legislative council.
Quelle:
https://www.britannica.com/place/Palestine/World-War-I-and-after
gagitsch schrieb:Denn ein eigenes Land ist Palästina ja nie gewesen, sagte ich auch nicht. Aber wenn ich eine Zeitmaschine hätte und mal so rumfliegen würde ich mehrere Epochen, bin ich mir ziemlich sicher, die Bewohner dort , je nachdem wann und wen ich treffe, würde ggf nicht alle aber schon mehrheitlich sagen, ich sehe mich als Syrischer Pali, oder römischer Pali oder jüdischer Pali oder arabischer Pali, je nach Zeit und Identifikation.
Palästina als rein geographischer Begriff reicht dafür nicht aus. Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert sahen sich die wenigsten Europäer als Europäer, sondern als Deutsche, Franzosen, Italiener etc.. Das Gefühl Europäer zu sein ist durch gemeinsamen kulturelle Identität und Werte bestimmt. Und man sieht, dass du den Artikel zur syrischen Identität nicht richtig gelesen hast- Palästina galt in der großsyrischen Perspektive als Südsyrien. Juden hatten im Mandatspass nach "Palästina" den Zusatz "Eretz Israel" stehen, was zu einer Beschwerde der Araber führte- man solle arabischen Pässen der Fairness halber mit dem Zusatz "Südsyrien" versehen. Palästina empfunden die Araber damals als etwas, was sie vom Rest der arabischen Welt abtrennte. Sie sahen sich als Teil eines größeren arabischen Ganzen, nicht als Palis.
The Pan-Arab politicians hoped for an eventual amalgamation of all Arab-speaking countries, and they disliked any system under which Palestine, Syria and Iraq were treated as separate territories. Their conception was accordingly utterly opposed to the principle of the Palestine and other mandates. They had at the outset been led to suppose that, if they pursued a policy of non-co-operation with the Mandatory, the terms of the mandate might be changed. They had therefore pursued that policy.
...
As regards the first point, the Arabs claimed that it was not in conformity with Article 22 of the Mandate to print the initials and even the words "Eretz Israel" after the name "Palestine" while refusing the Arabs the title "Surial Janonbiah" ("Southern Syria"). The British Government had not accepted the use of this Arab title, but gave the place of honour to the Hebrew word used for 2,000 years and decided that the official name in Hebrew was "Palestina" followed by the initials signifying "Aleph Jod", the regular Hebrew name.
https://www.un.org/unispal/document/auto-insert-203687/
gagitsch schrieb:Das sehen die aber anders. Für sich selbst bleiben diese Aborigines.
Aborigines ist die Kurzversion von Aboriginal Australians.
gagitsch schrieb:Aber das Beispiel war meinerseits eher schwach, da es sich bei Australien um einen Kontinent handelt.
Achso, na dann sind Aborigines in deiner Sichtweise Australier.
gagitsch schrieb:Es geht gar nicht um irgendwas abstreiten. Es geht darum, dass die amtlichen Länder eben nicht ausreichen um die Identifikation einer Gruppe in einer Region allein beschreiben zu können , schon gar nicht über hunderte Jahre gewachsenen Strukturen und Zugehörigkeiten.
Amtsländer Länder bzw. Mandatsgebiete reichen nicht aus. Und die Araber im Mandatsgebiet fühlten sich einem arabischen Großreich Großsyrien zugehörig.
Ahmose schrieb:Das ist alles richtig. Nur wird hier relativ oft mit der vermeintlichen Jugend des palästinensischen Volkes argumentiert. Im Grunde immer in die Richtung das die Palästinenser entweder nicht existieren oder irgendwie nicht richtig existieren und keine Ansprüche auf irgendetwas haben. Und das ist meiner Meinung nach einfach nur Quatsch.
Ich sehe das anders. Die Palästinenser haben sich als die Ureinwohner Palästinas und damit Israel als reines Kolonialprojekt weißer europäischer Siedler inszeniert. In dieser Version sind Juden/Israelis Invasoren und Kolonisatoren, was dazu dient, Israel als Staat zu delegitimieren. Regelmäßig wird in diesem Thread die zionistische Einwanderung nach Palästina erwähnt, was die Araber als Bedrohung empfanden. Übersehen wird, dass es parallel zur zionistischen auch eine massive arabische Einwanderung aus anderen Ländern gab. Hauptmotiv war die Suche nach Arbeit, da neben britischen Bauprojekten ironischerweise auch die jüdischen Einwanderer mit ihrem Kapital und Siedlungsbau Arbeitsplätze schufen. Viele Palästinenser haben Vorfahren, die erst in den letzten 200 Jahren nach Palästina migrierten.
https://www.meforum.org/middle-east-quarterly/were-the-arabs-indigenous-to-mandatory-palestine