Weserdampfer schrieb:In Bezug auf die Frage, was man tun könnte, ist der folgende Artikel interessant. In ihm berichtet eine Lehrerin ausführlich darüber, welch katastrophale Zustände an der Brennpunktschule, an der sie bis vor kurzem unterrichtete, hinsichtlich des Verhaltens der Schüler herrschen. Sie berichtet, dass man als Lehrer derart katastrophalen Entwicklungen ohnmächtig gegenüberstehe. Hinsichtlich der Frage, welche Maßnahmen die Politik mit Hinblick auf die unhaltbaren Zustände, die an Problemschulen herrschen, ergreifen sollte, hat sie klare Vorstellungen.
Für mich ist das alles absolut nachvollziehbar (Problemhintergrunde/begünstigende Faktoren sowie Lösungsansätze). Ich habs schon öfter erwähnt aber es sind oftmals eben soziokulturelle Divergenzen (teils auch ökonomische), die solche Probleme auslösen - und dann noch eine Ballung zu vieler Schüler die gewaltbereit / frech sind.
"Soziokulturelle Divergenzen" ist natürlich ein breit interpretierbarer Begriff. Letztendlich ist es oft nicht (denke mal fast nie) eine rein regional-ethnische Herkunft sondern eine Frage, wo man wie sozialisiert wurde und ob sich das dann hier im Alltag bzw. in der Schule beißt oder nicht. Bzw. ob man dann hier integrationstechnisch ankommt oder nicht. Elternhaus und Politik (Israel/Palästina, Ukraine/Russland z.B. können auch Unmut an Arbeitsplätze bzw. Klassenzimmer bringen) können hier auch noch Probleme verschärfen bzw. nicht mindern.
Und dann machts auch noch die Ballung. Ob Problemviertel oder Problemschule, wenn du zu viele Benachteiligte oder Gestörte oder Gewaltbereite zu sehr räumlich (ob in ein Klassenzimmer, ein Gebäude oder ein Viertel) ballst dann hast du am Ende noch selbstverstärkende Faktoren. Es ist ein Unding, wenn zum Beispiel ehrliche oder normale Menschen schon auf dem Wohnungsmarkt oder bei kommerziellen Transaktionen oder Dienstleistungen sowie auch auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt und diskriminiert werden, nur weil bei denen eine gewisse Postleitzahl vorkommt bzw. sie in gewissen Gebieten wohnen wo Leute dann mit pauschalen Vorurteilen Wohnungen, Arbeitsplätze oder etwa Lieferungen ablehnen, wenn man sich woanders bewerben will. Maßnahmen (Umziehen, Arbeitsplatz) die Menschen in Problemvierteln helfen könnten bzw. sie daraus bringen können werden quasi noch abgelehnt. So als würde man sinngemäß Leute auch noch aktiv in der 'Zelle' sitzen lassen wollen ohne ihnen Besserungsmöglichkeiten zu geben, bzw. diese nur in einem negativen Mikrokosmos zu erlauben.
Aber das ist nur ein Symptom. Die Ursache, die Ballung von problematischen bzw. teils auch leidgeplagten Menschen, die müsste man eher angehen, dann lindern sich auch die Symptome.
Man müsste (auch in einer liberalen Demokratie) hier viel eher resolutere nachhaltige Mittel erwägen und mal ehrlich und offen diskutieren und nicht duckmäuserisch in Lethargie verfallen oder Probleme kleinreden oder wegsehen. Davon wirds nicht besser. Machen wir das nicht, platzt den Leuten irgendwann der Kragen und sie wählen vermehrt Radikale und Extremisten, die das dann nicht nur machen sondern mit dem Vorschlaghammer übers Ziel hinaus schießen. Zumal solche ignorierten Missstände auch Extremisten befeuert, denen überhaupt Futter gibt.
Sinniger wäre es selbst als noch relativ demokratische Gesellschaft sich nicht selbst zu belügen und zu unseren Konditionen und Ansätzen die Probleme zu lindern.
Aber es ist wie im Bereich Sicherheitspolitik - da war man in Deutschland auch lange lange naiv und ignorant. Man ist erst relativ aufgewacht als es vor den Toren der EU begann zu brennen. Hier muss wohl auch erst einiges noch sinngemäß in Flammen aufgehen oder an die äußerste Schmerzgrenze getrieben werden bis man es in Gesellschaft und Politik mal rafft. Die Frage ist nicht, ob irgendwann ein Korrektiv kommt - sondern wer es anwendet. Wir oder Radikale bzw. Extremisten.