Link: www.jurabilis.de (extern) (Archiv-Version vom 10.01.2008)Ausländerkriminalität - Verwirren Sie mich nicht mit Fakten, ich habe schon eine Meinung!
Falls es jemand noch nicht bemerkt haben sollte: Demnächst sind wieder Wahlen in diesem Land bzw. in Teilen unserer Republik. Deutlich wird das daran, dass Straßen zeitweilig mit mehr oder weniger schönen Gesichtern und mehr oder weniger gehaltvollen Sinnsprüchen geschmückt werden. Wahlkampf erkennt man aber auch daran, dass sich mancher Politiker auf tief innewohnende Triebe besinnt und Themen pusht, von denen er sich einen entsprechenden Erfolg am Wahltag verspricht. Beispiele dafür gibt es viele, was in Deutschland immer zieht ist das mit den Ausländern. Man kann eigentlich nur Mitleid haben, da vor Wahlen mit am meisten auf einer Gruppe der Bevölkerung rumgetrampelt wird, die sich an den Wahlen gar nicht beteiligen kann. Nunja - ich schweife ab: Wir haben zuviele kriminelle Ausländer hier! Aha. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2006 weist aus, dass 22% aller Straftaten von Ausländern, d.h. korrekt von nichtdeutschen Tatverdächtigen begangen wurden. 2005 waren es übrigens 22,5%. Dieser Anstieg von -0,5% an sich rechtfertigt ohne Frage die breite Diskussion über Erziehungscamps und Ausweisungen. Ja und fast möchte man Herrn Koch und Kollegen beim Flyer verteilen helfen, wenn man sieht, dass in einer Deliktsgruppe der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger sogar bei nach Ausweisung schreienden 95% liegt - die Verstöße im Bereich des Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetzes nämlich.
Zieht man jetzt noch die von Durchreisenden und Touristen begangenen Straftaten ab und bezieht mit ein, dass die Anzeigenneigung bei Ausländern als Tatverdächtigen deutlich höher ist als bei Deutschen, so kommt Herr und Frau Generalsekretär natürlich wahlkampfthemenmäßig in Bedrängnis. Warum sollte man sich auch mit den rund 1,6 Billionen Euro Staatsverschuldung, den immer noch viel zu vielen Arbeitslosen oder anderen Themen befassen, wenn es doch ein Thema gibt, zu dem jeder auch ohne irgendwelche Vorkenntnisse etwas beitragen kann.
Empfohlen wird in diesem Zusammenhang ein Interview mit dem Leiter des Instituts für Gewaltprävention und angewandte Kriminologie in Berlin, Dr. Frank Robertz, das in der Januarausgabe des auch im Übrigen sehr empfehlenswerten Magazins "brandeins" erschienen ist.
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