Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

Und trotzdem sind deine herausgegriffenen Beispiele keine Gegenbeispiele zur Chancengleichheit. Dabei geht es doch vielmehr darum, dass prinzipiell jeder die Möglichkeit hätte, den Wunschberuf zu ergreifen und nicht einzelne bevorzugt behandelt werden auf grund ihrer Herkunft oder Weltanschauung.

Mit anderen Worten: Es hat in Deutschland im Prinzip nach wie vor jeder die Chance jeden Beruf zu ergreifen. Das manche davon deutlich schwerer zu erlangen sind als andere zeugt nicht von fehlender Chancengleichheit!

Das Leute mit unterschiedlichen Qualifikationen am Ende auch unterschiedliche Positionen am Arbeitsmarkt beziehen, hat nichts mit Ungleichheit von Chancen zu tun, sondern mit den jeweils persönlich eingeschlagenen Wegen.

@annabea

annabea schrieb:sondern mit den jeweils persönlich eingeschlagenen Wegen.

Was Du hier geschrieben hast, ist keine Erklärung für Deine Theorie, sondern ein wesentlicher Bestandteil der eigentlichen Frage, wann immer es um Chancengleichheit geht. Sind die Wege tatsächlich eingeschlagen oder doch vorgegeben?
Ich versuch's mal so: wenn wir unsere Vita mit einem Schienennetz gleichsetzen, werden wir schnell feststellen, dass wir die wenigsten Weichen selbst stellen können.

Es werden imho nicht nur die genetischen Informationen vererbt, sondern auch die sozialen Verflechtungen.
Frage: was meinst Du, wie viele Kinder aus dem Berliner Stadtteil Neukölln das Internat Schloss Salem besuchen? Oder: wie viele Kinder reicher Eltern aus Königstein fahren mit der S-Bahn zur Schule?

@annabea

Natürlich, wenn man die monetären Aspekte beiseite lässt, hat jeder prinzipiell jeder die Möglichkeit, seinen Wunschberuf zu ergreifen und es werden nicht einzelne bevorzugt auf Grund ihrer Herkunft oder Weltanschauung !
Das ist alles völlig richtig und kann auch gar nicht genug gewürdigt werden !!!

Nur war dieses präsidiale Gelaber jetzt gar nicht gefragt ! Überlasse das mal Köhler !

Kapitalismus ist das System der Freiheit ! ...
... von 10 Prozent zu ungunsten von 90 Prozent der Menschen.
Es gibt Chancengleichheit innerhalb der jeweiligen Kaste.

Viele Randbereiche ostdeutscher Großstädte sehen gebietsweise aus, wie die Todeszone von Tschernobyl.
Haben dort Existenzgründer mit schmalem Geldbeutel eine Chance ?
Nein, alles ist dort seit mehr als 15 Jahren verkauft. Dem Verfall preisgegeben.
Nicht mal Biotope können sich dort ansiedeln.

@eckhart

eckhart schrieb:Angesichts der Resistenz des Kapitalismus gegen Einflüsse jeder Art, wird der folgende Satz völlig belanglos:

Bei Angesichts...ist... Sätzen müssen die Teile in gewisser Weise logisch mit einander verknüpft sein. In der Fom Angesichts(Grund)ist(Folge) Das ist in deinem Satz nicht der Fall.
Die Verteilungspolitik ist kein Widerstand gegen den Kapitalismus. Jeder Kapitalist der eine ausreichende Größe hat, weiß das seine Zukunft von einer vernünftigen Verteilungspolitik abhängt weil man Leute mit leeren Taschen nicht ausbeuten kann.

Wenn man die unteren Stufen der Pyramide aus der Pyramide aussondert wird die Pyramide kleiner und bekommt ne neue untere Stufe. Das geht so weiter bis sie aus einer Person besteht die mit Niemandem handeln, niemanden ausbeuten kann.

@interpreter
Da hast du natürlich recht !

interpreter schrieb:Die Verteilungspolitik ist kein Widerstand gegen den Kapitalismus.

Richtig ist: Verteilungspolitik ist ein rotes Tuch für den Kapitalismus.
Für ihn ist "Verteilung" das Unwort schlechthin.

Erst wenn "dem Kapitalismus", "Verteilungspolitik aufgedrängt wird, fühlt er sich angegriffen und leistet seinerseits Widerstand.
Verteilungspolitik ist ein Angriff auf den Kapitalismus, so fühlt es "der Kapitalismus."

Aber gegen Angriffe ist der Kapitalismus gerüstet, wie du so schön schreibst, systematisch, konsistent und resistent.

interpreter schrieb:Jeder Kapitalist der eine ausreichende Größe hat, weiß das seine Zukunft von einer vernünftigen Verteilungspolitik abhängt weil man Leute mit leeren Taschen nicht ausbeuten kann.

Kapitalisten mit ausreichender Grösse - kannst Du da eine Handvoll aufzählen ?
Meinst Du solche, wie Wolfgang Grupp ?

Dagegen fühle ich mich umgeben von Kapitalisten, die denken, man könne Leute mit leeren Taschen sogar mehrfach und ohne Ende ausbeuten.

interpreter schrieb:Wenn man die unteren Stufen der Pyramide aus der Pyramide aussondert wird die Pyramide kleiner und bekommt ne neue untere Stufe.

So könnte man auch den Weg der Mittelschicht in die Unterschicht umschreiben.

Nur schauen die an der Spitze nicht nach unten.
Solange es noch genügend ausbeutbare Nachbarpyramiden gibt, merken sie nicht einmal, dass ihre eigene Pyramidenspitze irgendwann ohne Pyramide auf dem Boden steht.

interpreter schrieb:Das geht so weiter bis sie aus einer Person besteht die mit Niemandem handeln, niemanden ausbeuten kann.

Keine Bange, sie werden lange vorher von diesem Fluch erlöst.

Arbeitsplätze
Deutsche würden für Joberhalt auf Geld verzichten
(27)
Von Flora Wisdorff 13. September 2009, 15:29 Uhr

Die meisten deutschen Arbeitnehmer würden Abstriche machen, um ihren Job behalten zu können. Eine exklusive Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK ergab, dass 60 Prozent der Deutschen zu Zugeständnissen bereit wären, wenn dies Arbeitsplätze in ihrem Unternehmen sichern würde.

http://www.welt.de/finanzen/article4518940/Deutsche-wuerden-fuer-Joberhalt-auf-Geld-verzichten.html

juchhu - ja - mehrt den reichtum der anderen - verzichtet - bis ihr mit 900 netto nach hause geht -

die firmen werden "gerettet" - die manager stoßen sich fett - prima .. . :D

@kiki1962

900 Euro müssen noch lange nicht die Untergrenze markieren.
Wenn es die Sicherheit des Arbeitsplatzes gebietet, sollte man sich nicht zieren, Aufstocker zu werden.
Noch besser ist es natürlich, das Arbeitsverhältnis in ein Subunternehmer- Verhältnis zu verwandeln, wegen Krankheit, Urlaub usw.
Auch Selbständige können aufstocken ...
Es wäre doch zum Lachen, wenn wir das Gespenst der Arbeitslosigkeit nicht auf diese Weise besiegen können ... ;)

Das Arbeitsamt legt auch ohne Kommentar dem Arbeitslosen sofort Angebote von Zeitarbeitsfirmen vor....ohne sich weiter die Mühe zu machen, entsprechende Betriebe zu suchen für eine Direktanstellung.

Da verzichtet man automatisch auf Normal-Lohn wenn man bei Zeitgangstern anheuert / anheuern muß!

So ist das mir übrigens letzten Monat passiert. Habe tatsächlich vorrübergehend bei einer Zeitfirma angeheuert... aber vorher einen halbwegs annehmbaren Kurs ausgehandelt und das geht auch nur, weil ich zuschläge pro Stunde in Form von steuerfreien Aufwandsentschädigungen erhalte. Da ich Unterhaltspflichtig bin, komme ich somit sogar auf ein für mich höheres Nettogehalt da die AE nicht durch den Unterhalt berührt werden.

@Gwyddion
Warum auch, Direktanstellung ist ein Auslaufmodell und Arbeitsämter sind stets auf der Höhe der Zeit. ;)

@eckhart

Welch eine Ironie.. allerdings mit nem dicken Schuß Wahrheit :)

Im Ernst. Ich denke schon, das private Arbeitsvermittler rsp. Zeitarbeitsfirmen schon das Modell der Zukunft sein werden. Leider fehlt dem Arbeitgeber auf Dauer natürlich das in den Betrieb eingearbeitete Fachpersonal.

Und wenn die Löhne weiterhin untere Kategorie sein werden... dann werden die Betriebe sowieso irgendwann den Bach abgehen, da kein Mensch sich Handwerk ect. mehr leisten kann.

Aber die Regierung freut sich ja immer, wenn Deutschland Exportweltmeister wird. Nur die Binnennachfrage... die hauts immer weiter runter.

@kiki1962
Hast du dich mal gefragt warum Firmen wie Kik, Teddy, Deichmann, Billigboom-Firma XY vor ihren Einnahmen leben können? Die Leute die da arbeiten sind selbst oft unterbezahlte Frenchise-Nehmer. Nicht nur, weil die Gehälter die gezahlt werden, nicht viel kosten, auch sonst lohnt sich ihr Geschäft nicht. Sie verdienen, weil sie ihren Schrott aus Fernost tonnenweise fast umsonst bekommen, welche die Chinesen und andere für Dollar-Reserven herstellen und Überschüsse produzieren.

Übrigens herrscht bei vielen Zeitarbeitsfirmen zeitweise schon Arbeitskräftemangel, so dass sie unter ehemaligen Beschäftigten herumtelefonieren, warum wohl ?
Dass man gelegentlich eine kleine steuerfreie Aufwandsentschädigung aushandeln kann, ist der Nebeneffekt.

So lange Leute bei Kik, Aldi und Konsorten einkaufen, haben sie auch kein großes Recht über geringe Löhne zu klagen. So jedenfalls meine bescheidene Meinung.
Ich Lebe zwar auch nicht im Überfluss aber ich versuche weitesgehend diese Läden zu meiden da ich sie mit meinem bischen Geld nicht unterstützen mag

@mitras

Deichmann solltest du übrigens aus deiner Liste streichen denn Herr Deichmann zählt zu den Unternehmern mit einer großen sozialen Verantwortung, welche er auch gerne trägt

@Gwyddion
Sei getrost, Rationalisierung um jeden Preis, ist wichtiger als Fachpersonal.
Dafür gibt es Automaten und das Fachpersonal kann sich ja (schein)selbständig machen, wenn es sich für unersetzlich hält ...
Die Tage von Exportweltmeistern sind gezählt ..
In allen Ländern will man am Import sparen.
Sollten in China noch einige Produkte fehlen, die es noch nicht selbst produziert (also importieren muss), wird sich das in spätestens zwei Jahren völlig gewandelt haben.

@eckhart
hautpsache arbeit sichern - hauptsache den platz erhalten - hauptsache raus aus - ja nicht zu hause sitzen - eine "therapiestelle" mit einer kleinen finanziellen entschädigung . .

welch zynismus ist das denn .. . .

@mitras
diese problematik ist doch allgemein bekannt - kinder nähen für kik, arbeitnehmer (trotz des geringen lohnes) werden überwacht -

andere scheffeln ihre gewinne - - und zeit- und leiharbeitsfirmen gehören hinter gitter . . . - ihre angestellten und chefs verdienen mit der ausbeutung von mitarbeitern -- wie pervers ist das .. . .

ich habe das glück nicht genommen zu werden - weil ich einen gesundheitlichen defekt habe und "unflexibel" bin .. . . :D

@mitras
deichmann und drogerie müller sind jene, die ihre mitarbeiter gut sozial absichern --

kiki1962 schrieb:und zeit- und leiharbeitsfirmen gehören hinter gitter . . .

Nicht alle, darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen!

Ich möchte noch einmal betonen, das ich in der Zeitarbeitsfirma, in der ich momentan beschäftigt bin, durchaus ein gescheiter Lohn bezahlt wird und die Aufwandsentschädigung netto durchaus zwischen 200 und 400 € jeden Monat beträgt.

deswegen muß ich @ Hohlraum auch recht geben..

Hohlraum schrieb:Nicht alle, darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen!