Weil ich es für möglich halte, dass die Kinder aus Gruppendruck oder aus häuslichem Zwang nicht frei entscheiden können. Wenn also die Eltern wollen, dass ihr Sohn oder ihre Tochter Reli Unterricht mitnimmt, etwa weil sie selbst religiöse Hardliner sind, dann wird sich das Kind nicht dagegen versperren können.luvinia schrieb:Aber warum stört es dich denn so sehr wenn es jetzt freiwillig angeboten würde zb ab einer bestimmten Klassenstufe, wo ein Alter erreicht ist, in dem man sowieso nicht alles glaubt
das bezweifle ich, dass Religionslehrer kritisch sind.Cricetus schrieb: Aber wenn die Eltern wirklich religiöse Hardliner sind, ist Religionsunterricht eigentlich das beste, was sie kriegen können, weil die Lehrer keine religiösen Hardliner sind, sondern studierte Theologen, die gegenüber vielen Glaubenssätzen, der Bibel usw. einigermaßen kritisch eingestellt sind.
Wenn, dann ist das aber nur die Kirchenmoral. Wie wir wissen, hat die Kirche sehr moderne Moralansichten: so ist Homosexualität Sünde, und vergewaltigte Frauen müssen das Kind austragen:Ahiru schrieb:Sich über ethische und moralische Fragen Gedanken zu machen
Ich bezweifele das ebenfalls. Im Gegenteil, Kinder sind nun mal sehr leicht zu beeinflussen, gerade auch was den "Glauben" an etwas Übernatürliches betrifft. Wenn man ihnen erzählt, dass Gott die Eva aus einer Rippe von Adam erschaffen hat, und die Kinder "glauben" das, dann sind Teenagerschwangerschaften vorprogrammiert - und wie wir wissen, Abtreibung ist Sünde..lucy. schrieb:das bezweifle ich, dass Religionslehrer kritisch sind.
Wenn ich die Macht hätte, ich würde das ganze Schulwesen umkrempeln und entschlacken. Ich würde Kindern das beibringen lassen, was sie in ihrem Leben brauchen: nämlich zu wissen, wie man lebt, und was wichtig im Leben ist: Altruismus, und nicht Egoismus.threadkiller schrieb:wie wäre es wenn ihr eure kinder fragen würdet ob die gesamte Schule nicht abgeschafft werden soll, sicherlich würde auch mehrzahl dafür sein.
Schade daß es keine Schulfreiheit gibt, naja aber kannst du mir den Unterschied erklären.
Ähm... Doch. Ich hatte selbst nur solche Relilehrer und kenne auch einige Theologiestudenten und die sind zum größten Teil weit kritischer (vor allem begründet kritischer) als die ganze Atheisten hier ;).
Da wird sich niemand trauen, irgendwas in Zweifel zu stellen, was in der Bibel steht oder der Papst sagt.
Eigentlich bin ich kein Atheist, sondern Wikipedia: Antitheist
Jenseits solcher medialen Aufgeregtheiten erfolgt die Grenzziehung zwischen einer sich verbietenden staatlichen Wertevermittlung über den grundgesetzlichen Minimalkonsens hinaus und der argumentativen Auseinandersetzung über die notwendigen normativen Bedingungen eines friedlichen Zusammenlebens sehr viel differenzierter. Wie der Rahmenlehrplan Ethik bestimmt, hat die „festlegende oder indoktrinierende Darstellung einer einzelnen Position“ im Ethikunterricht – wie in jedem anderen ordentlichen Unterrichtsfach auch – selbstverständlich zu unterbleiben (eig. Hervorh.). Das Fach Ethik wird unter Wahrung der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates unterrichtet und fördert keine bestimmte Anschauung – auch keine grundsätzlich religionskritische. Bekenntnisspezifische Überzeugungen dürfen – und sollen – aber vorgetragen und in Hinblick auf eine allgemeine wertmäßige Basis des zivilen Zusammenlebens behandelt werden. „Der Ethik-Unterricht ist also weltanschaulich neutral, aber nicht wertneutral“ (Kurz-Info zum Schulfach Ethik, eig. Hervorh.).@KillingTime
Auf dieser Grundlage religiös-weltanschaulicher Neutralität steht es dem Landesgesetzgeber selbstverständlich frei, im Rahmen seines staatlichen Erziehungsauftrags nach Art. 7 Abs. 1 GG einen ethischen Unterricht mit religionskundlichen Elementen als ordentliches Lehrfach einzuführen. Das Bundesverwaltungsgericht stellte in seiner Entscheidung zum Ethikunterricht in Baden-Württemberg ausdrücklich fest, dass der Lehr- und Erziehungsauftrag der Schule sich nicht auf die reine Vermittlung von Wissensstoff beschränkt, sondern auch die Förderung von verantwortungs- und wertbewusstem Verhalten mit einschließt. In Verfolgung dieses verfassungslegitimen Ziels ist dann der Landesgesetzgeber „nicht gehindert, Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler vorzusehen und in Kauf zu nehmen, daß die am Religionsunterricht teilnehmenden Schüler im Verhältnis zu den anderen Schülern zusätzliche Schulstunden haben“(BVerwG 6 C 11.97 vom 17. Juni 1998, S. 15).
Der Staat ist also durchaus berechtigt, im Grundgesetz und der jeweiligen Landesverfassung verankerte Werte und Lebenskonzepte in einem eigenständigen und verbindlichen Fach Ethik darzustellen und zu vermitteln. So auch in Berlin – wie es das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung vom 15. März 2007 eindeutig bestätigt hat (mehr dazu hier [link zu „Dialogfähigkeit fördern, „Parallelgesellschaften“ entgegenwirken – Das Bundesverfassungsgericht zum Ethikunterricht in Berlin“]). Doch naturgemäß können – und sollen – die so vermittelten Normen und Werte nicht den gleichen Verbindlichkeitsanspruch erheben wie die im Religions- oder Weltanschauungsunterricht vermittelten Glaubenswahrheiten. Die Pluralität und Diversität der Wertvorstellungen und Lebensentwürfe bleibt der primäre Ansatzpunkt der argumentativen Auseinandersetzung im gemeinsamen Ethikunterricht.
