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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

22.763 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psiram, Homöopathie, Pharmaindustrie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 10:50
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Eine grundsätzlich wirksame Behandlung kann falsch sein. Eine grundsätzlich unwirksame Behandlung ist immer falsch.
Darum ging es aber gar nicht, sondern um die Frage, ob H eher dazu führt, dass eine schlimme Krankheit nicht behandelt wird. Dazu sehe ich keine Grundlage, wenn der, der H verschreibt, ein ausgebildeter und seriöser mediziner ist, der die Schulmedizinisch angezeigte Diagnostik macht.

Denn die Argumente, die du angeführt hattest, treffen auf jegliche Behandlungen zu, die einen Placeboeffekt auslösen können (also alle).

Dann ist halt das verschreiben von H (was man ja tut, weil man denkt, alles bis auf "subjektive befindlichkeit" ist gemacht) auch ein Behandlungsfehler den man korrigieren kann, wenn das Problem weiter besteht und dem Arzt komisch vorkommt. So wie bei der Physio, bei Schmerzmitteln oder bei dauerverschreibungen eben auch.

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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 10:59
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Denn die Argumente, die du angeführt hattest, treffen auf jegliche Behandlungen zu, die einen Placeboeffekt auslösen können (also alle).
Aber bei denen besteht die Chance, dass es die passenden Behandlungen sind.

Die H. ist von vorneherein in jedem denkbaren Fall wirkungslos und kann in keinem denkbaren Fall die richtige Behandlung sein.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 11:01
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Aber bei denen besteht die Chance, dass es die passenden Behandlungen sind.

Die H. ist von vorneherein in jedem denkbaren Fall wirkungslos und kann in keinem denkbaren Fall die richtige Behandlung sein.
Es besteht auch bei Komplementärmedizin die Chance, dass es die passende Behandlung ist, wenn es wirklich nur noch darum geht, die Befindlichkeit des Patienten zu steigern und die richtige Diagnose bereits steht.

In jedem Fall: Du kansnt ja der Meinung sein, dass bei einer komplementären Maßnahme das Risiko, dass diese Maßnahme nicht die Richtige ist, nicht durch den möglichen Nutzen gedeckt ist.
Aber es ist falsch, zu sagen, dass nur bei Komplementärmedizin die Gefahr besteht, dass der Arzt nicht weiter sucht, weil er denkt, er habe bereits die richtige Diagnose gestellt. Das ist im ganz allgemeinen so, inklusive, wenn er gar nichts verschreibt und dem Patienten sagt, er habe nichts.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 11:17
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Es besteht auch bei Komplementärmedizin die Chance, dass es die passende Behandlung ist, wenn es wirklich nur noch darum geht, die Befindlichkeit des Patienten zu steigern und die richtige Diagnose bereits steht.
Dann zeig doch bitte endlich mal auf über welche komplementärmedizinische Therapien wir hier reden und wann und auf welcher Basis sie zur Anwendung kommen sollen.

Weiter zentrale Fragen, die auf deine versprochene Beantwortung warten findest du immer noch hier Beitrag von emanon (Seite 1.100)
:)


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 11:19
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Es besteht auch bei Komplementärmedizin die Chance, dass es die passende Behandlung ist
Nicht für das Grundleiden. Also die Ursache.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:die Befindlichkeit des Patienten zu steigern
Das ja.
Aber eben zu dem genannten Preis. Der Preis dieser Behandlung ist das Risiko, dass eine eigentlich erforderliche Diagnostik oder Behandlung reduziert ist. Und anders als es bei der Problematik des Placeboeffektes wirksamer Behandlungen der Fall ist, gibt es nicht mal die Chance, dass es eine wirksame Behandlung ist.

Das selbe Ergebnis wäre es, wenn der Arzt sagt: "Gehen sie zur Kosmetik und lassen Sie sich eine Wohlfühl-Gesichtsbehandlung geben, das lenkt Sie vom Schmerz im Rücken ab".
Nur wissen in diesem Fall die Beteiligten, dass es eine Wohlfühlbehandlung ist.

Die Problematik bei der H. besteht darin, dass die Beteiligten von einer echten Wirkung hinsichtlich der Ursache ausgehen.

Wenn der Arzt (und diejenigen, die mit H. Unsummen verdienen) ehrlich wären und klar stellten:
"Das Zeug wirkt nicht, es ist etwas, dass die Wahrnehmung von Unwohlsein lindern kann und hat maximal einen Placeboeffekt.", hätte ich gar kein Problem damit.

Aber es wird der Anschien erweckt, dass es wirken würde. Weil auf diese weise mehr Profit gemacht werden kann.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 11:23
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Nicht für das Grundleiden. Also die Ursache.
Das ist als würdest du sagen "schmerzmittel sind nie die passende behandlung,w eil sie nur schmerzen und nicht die ursache beheben". Bei Komplementärmedizin geht es ja, ähnlich wie bei schmerzmitteln, genau um eine befindlichkeitssteigerung bezüglich der Gesundheit. Ist nur noch das zu tun, können sie eine passende behandlung sein.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Das ja.
Aber eben zu dem genannten Preis. Der Preis dieser Behandlung ist das Risiko, dass eine eigentlich erforderliche Diagnostik oder Behandlung reduziert ist. Und anders als es bei der Problematik des Placeboeffektes wirksamer Behandlungen der Fall ist, gibt es nicht mal die Chance, dass es eine wirksame Behandlung ist.

Das selbe Ergebnis wäre es, wenn der Arzt sagt: "Gehen sie zur Kosmetik und lassen Sie sich eine Wohlfühl-Gesichtsbehandlung geben, das lenkt Sie vom Schmerz im Rücken ab".
Nur wissen in diesem Fall die Beteiligten, dass es eine Wohlfühlbehandlung ist.

Die Problematik bei der H. besteht darin, dass die Beteiligten von einer echten Wirkung hinsichtlich der Ursache ausgehen.
Dieses Risiko ist aber eben der Preis jeder Behandlung inklusive der Nichtbehandlung. Dass da Diagnostik und Behandlung reduziert wären, das stimmt eben nicht, wenigstens gibt es dazu keine zwingenden oder sonderlich einleuchtenden Gründe.

Wie siehst du es denn eigentlich, wenn der ARzt einen Patienten wegschickt, weil er sagt "sie haben nix, alles ist gemacht?". Da sagt auch eine authorität dem Patienten, dass er ihn quasi nicht mehr nerven soll und ein Patient könnte selbst bei anhaltenden beschwerden aus scham nicht mehr zum Arzt gehen. Warum wäre das denn z.b. in Ordnung, aber komplementäre Maßnahmen nicht?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 11:32
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das ist als würdest du sagen "schmerzmittel sind nie die passende behandlung,w eil sie nur schmerzen und nicht die ursache beheben".
Für das Grundleiden stimmt es ja. Abseits weniger Fälle, in denen die Schmerzbehandlung z.B. eine Schonhaltung verhindern soll, ist das eine Maßnahme der Linderung.
Erzielt man den selben Erfolg mit H. oder einer nackten Schamanin, die wilde Heilungstänze aufführt (was die Krankenkasse komischerweise nicht zahlt), warum nicht.
Aber das Versprechen der H. ist doch gerade, dass es nicht nur die Symptome behandelt. Sondern das wird aus der Esoecke der evidenzbasierten Medizin vorgeworfen.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Dieses Risiko ist aber eben der Preis jeder Behandlung inklusive der Nichtbehandlung.
Nur nicht mit der Maßgabe, dass es in jedem Fall die ungeeignete Behandlung ist.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Warum wäre das denn z.b. in Ordnung
Ist nicht "in Ordnung".
Ist aber für den Patienten weniger gefährlich, als wenn er denkt, der Arzt hätte das Problem gefunden und behandelt ihn nun. Denn dann er immerhin die Chance, zu einem anderen Arzt zugehen.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 12:31
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Also würdest du nicht sagen, dass die Nutzung von Heilpraktik pauschal dumm ist? Den Eindruck hatte ich. Und das hieße ja eben auch, dass alle Nutzer von Heilpraktik ihre Gesundheitsinteressen falsch einschätzen, oder nicht?
Meiner Einschätzung nach sind die Gründe vor allem
- Falsche Vorstellungen, die aber als "Allgemeinwissen" verbreitet sind
- Vertrauen in den Arzt, Apotheker, Heilpraktiker, der Freundin, der Zeitschrift die die Methode empfehlen
- Die Einstellung man könnte durch "Ausprobieren" die Wirksamkeit einer Therapie/Medikaments selbst erkennen

Das würde ich erst mal nicht als "dumm" bezeichnen - eher als schlecht informiert

Und selbst wenn ich ein Verhalten als "dumm" bezeichne ist damit die Person nicht automatisch "dumm"


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 14:06
Und hier folgt nun der überfällige Cut. Eine Pause für den schreibfreudigen Kollegen, um sich mal thematisch zu sammeln und für die in aller Ruhe getroffene Überlegung, ob die aktuelle Form der Diskussionsführung so noch sinnvoll ist. Sowie erstmal als Pause für euch, diesbezüglich nochmals reihenweise zu antworten, ehe er wieder teilnehmen kann. Zurück zum Thema.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

09.12.2021 um 17:07
Okay.
gehen wir das mal ganz ruhig an.
Hier wurde ja vorgetragen man könne/sollte subjektive Befindlichkeitsstörungen mit Komplementärmedizin therapieren.
Im Lauf der Diskussion sind da meines Erachtens ein paar Dinge etwas zu kurz gekommen.
"Komplementärmedizin" ist ja ein nicht genau abgegrenztes Feld. Daher halte ich es für unabdingbar zunächst einmal zu erarbeiten über welche komplementärmedizinsche Therapien man redet. Also zuerst mal eine Liste erstellen um dann zu prüfen inwiefern welche Therapie Sinn macht.

Frage 1.) Über welche komplementärmedizinischen Therapien reden wir hier genau?

Frage 2.) Welche komplementärmedizinischen Therapien sollten bei welchem Beschwerdebild, ich rede hier absichtlich nicht von einem Krankheitsbild, Anwendung finden?

Eine ärztliche Diagnose dient der Bestimmung einer Krankheit. Der Arzt erhebt einen Befund und beurteilt die Symptome oder Symptomkombinationen. Der Diagnose entsprechend verordnet der Arzt anschließend eine Therapie und die dazu notwendigen Heilmittel.
Nun scheint es sich aber, zumindest habe ich das so verstanden, häufig gar nicht um Krankheiten sondern um Befindlichkeitsstörungen zu handeln. Da stellt sich dann die Frage inwieweit fällt das tatsächlich noch in die Hände des Arztes. Sollte er seine Zeit nicht lieber für ernsthaft Erkrankte bereitstellen? Handelt es sich tatsächlich um etwas sinnvoll Therapierbares oder werden lediglich irgendwelche, zum Teil auch obskuren Bedürfnisse des Befindlichkeitsgestörten befriedigt.

Frage 3.) Wo liegt die Grenze? Welchen Wünsche des Patienten sollte man nachgeben?

Frage 4.) Wenn kein echter Krankheitswert vorliegt, sollte man etwaige Wellnessbedürfnisse des Antragstellenden zu Lasten der Allgemeinheit befriedigen ( Homöopathie und ähnlichen XXXXXXXXX zu Lasten der gKv verordnen)?
Ich persönlich halte es für hanebüchen, ich weiss dass das einige Mediziner anders sehen, Patienten Humbug zu verschreiben/aufzudrängen.

Frage 5.) Wer soll diese Leistung erbringen? Es gibt im Medizinbereich ja bereits eine ganze Menge Berufe die zwar nicht über ein Medizinstudium aber doch über eine "medizinische Grundausbildung" verfügen. Sollten die, bei entsprechender Fortbildung, einzelne komplementärmedizinische Therapien anbieten dürfen?

Haare zu schneiden ist in Deutschland ein Ausbildungsberuf, Tierpfleger auch. Für beides lernt man drei Jahre und muss eine theoretische und eine praktische Prüfung machen. Um an Menschen herumzudoktern, ihnen Blut abzunehmen, ihnen Spritzen zu setzen und sie mit den hanebüchensten Therapien zu überziehen braucht man das nicht. Deutschland leistet sich den Berufsstand der Heilpraktiker und stattet sie mit weitreichenden Befugnissen aus ohne überhaupt eine Ausbildung vorzuschreiben.

Frage 6.) Ist das noch irgendwie zeitgemäss oder sinnvoll? Oder sollte man das Berufsbild zu Grabe tragen und diverse von ihm angebotene Therapien auch?

Ich hab mal versucht das kurz zusammenzufassen.
Wem noch Fragen einfallen oder wer mein umformulieren möchte, Feuer frei. :D


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 09:11
Zitat von emanonemanon schrieb:Frage 4.)
Das ist - wie ich finde - die am leichtesten zu beantwortende der Fragen.
Im Leistungskatalog der gesetzlichen KVen hat nachweislich Unwirksames, das als wirksam verkauft wird, nichts zu suchen (um unsinnigen Argumentationen zu Placebotherapien vorzubeugen). Auch nicht, wenn die Versicherungen das aus Wettbewerbsgründen gerne wollen. Magie ist in heutiger Zeit kein Teil einer medizinischen Grundversorgung.

Selbstverständlich können Versicherer Zusatzleistungen anbieten, welche die Grundversorgung übersteigen. Das dürfte allerdings ein böses Erwachen geben, weil plötzlich die überteuerten Globuli nicht mehr von allen bezahlt werden, sondern nur noch von denen, die das für sich abseits echter medizinischer Gegebenheiten als sinnvoll erachten.

Und an dieser Stelle ist der Versicherungsmarkt auch nicht selbstregulierend. Weil es schlicht wirtschaftliche Interessen einzelner Versicherer gibt, mittels solcher Leistungen anderen Versicherern Kunden zu entziehen. Da entwickelt sich ein für die Allgemeinheit nachteiliger Wettbewerb.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 11:07
Zitat von emanonemanon schrieb:Frage 1.) Über welche komplementärmedizinischen Therapien reden wir hier genau?
Könnte man dafür die Liste von der "Stiftung Perspektiven für Menschen" zugrunde legen, weil man dort bereits viele Bewertungen zu den einzelnen Substanzen bzw. Methoden vorfinden kann (Seite runterscrallen)?
https://www.stiftung-perspektiven.de/Wissensportal/Informationen-zur-Naturheilkunde-bei-Krebs/ (Archiv-Version vom 02.11.2021)
Aber das auch nur mal so als Impuls.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 11:13
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Könnte man dafür die Liste von der "Stiftung Perspektiven für Menschen" zugrunde legen, weil man dort bereits viele Bewertungen zu den einzelnen Substanzen bzw. Methoden vorfinden kann (Seite runterscrallen)?
Ich habs jetzt noch nicht gelesen, bin noch bei der Arbeit, aber ich schaue es mir natürlich noch an.
Die Idee finde ich schon mal gut.
Allerdings stellen sie da auf Komplementärbehandlung bei Krebs ab. Das müsste dann bei Bedarf erweitert werden, denn hier sollte wohl versucht werden auch Befindlichkeitsstörungen zu therapieren, die einen weniger ernsten Hintergrund haben.
Zumindest habe ich es so verstanden.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 11:18
Zitat von emanonemanon schrieb:Das müsste dann bei Bedarf erweitert werden, denn hier sollte wohl versucht werden auch Befindlichkeitsstörungen zu therapieren, die einen weniger ernsten Hintergrund haben.
Ja, genau. Dennoch gibt es ja viele Überschneidungen. Deshalb dachte ich auch nur an eine Grundlage, die man natürlich entsprechend aufbauen/erweitern könnte. (Bei den gelisteten Substanzen und Methoden hätte man von dem Gremium auch ein jährliches Update von der Liste ... das finde ich ganz interessant.)


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10.12.2021 um 11:50
@mitH2CO3
Auf jeden Fall eine gute Seite. Man muss nur hoffen, dass die Zielgruppe das auch liest und dann willens ist, das richtig zu verstehen.

Ein interessantes Beispiel zu unserem Thread-Liebling Homöopathie führt vor, wie bei einigen Scheinerfolgen in Studien ziemlich schnell der Lack abblättert, wenn man mal draufklopft:
Einfluss auf den Verlauf der Tumorerkrankung

Es gibt keine Beweise, dass die Homöopathie einen Einfluss auf den Verlauf einer
Krebserkrankung hat.

Wirksamkeit bei Beschwerden
In einer Untersuchung schützte eine Mundspüllösung mit einem homöopathischen
Mittel Kinder vor Mundschleimhautenztündungen unter einer Chemotherapie. In
weiteren Untersuchungen bei Erwachsenen konnte dies aber nicht bestätigt werden.
Da gut belegt ist, dass die Mundhygiene eine hohe Bedeutung bei der
Mundschleimhautentzündung hat, müssen wir vermuten, dass für die Kinder das

Spülen mit klarem Wasser und hoch verdünnten pflanzlichen Mitteln angenehmer
war als mit Chlorhexidin. Deshalb haben die Kinder vermutlich besser gespült.
Erwachsenen fällt es leichter, sich an das Spülen mit Chlorhexidin zu halten bzw.
viele verwenden auch Tees, die nachweislich hilfreich sind, sodass bei Ihnen die
homöopathische Mundspüllösung keinen Vorteil hat
Quelle: https://www.stiftung-perspektiven.de/.cm4all/uproc.php/0/Faktenbl%C3%A4tter%202020/Hom%C3%B6opathie_Faktenblatt_Laien_2020.pdf?_=176aa876668&cdp=a (Archiv-Version vom 20.11.2021)


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 14:12
Zitat von emanonemanon schrieb:Wem noch Fragen einfallen oder wer mein umformulieren möchte, Feuer frei. :D
Für mich ist das Thema belegte-/unbelegte Behauptungen zu den Therapien ein wesentlicher Punkt - und das gehört auch zu dem Betrag von kleinundgrün: Beitrag von kleinundgrün (Seite 1.101)

Aktuell haben wir die Situation das nach

* Arzneimittelgesetz (AMG) die "Besonderen Therapierichtungen" (Homöopathie, Anthroposophie, pflanzliche/phytotherapeutische Therapie) sich über eigene Kommissionen im "Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte" selbst die Wirksamkeit ihrer Präparate bestätigen

-> https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Zulassung/Zulassungsarten/Besondere-Therapierichtungen-und-traditionelle-Arzneimittel/_artikel.html

und

* "Binnenkonsens" im "Sozialgesetzbuch Fünftes Buch - Gesetzliche Krankenversicherung (SGB V)" seit 1997 "Neue medizinische Verfahren können nur dann von Krankenkassen bezahlt werden, wenn ihre Wirksamkeit nach dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der jeweiligen Therapieform anerkannt ist."

Mit dem Zusatz der 3 Worte können sich damit alle Therapierichtung selbst (und nach ihren eigenen Verfahren) die Wirksamkeit ihrer Therapien bestätigen - und die Krankenkassen können die bezahlen

Beides sollte meiner Meinung nach schnellstens aus den Gesetzen gestrichen werden


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 20:16
@emanon
Zitat von emanonemanon schrieb:Frage 1.) Über welche komplementärmedizinischen Therapien reden wir hier genau?
Ich möchte eine generalisierende Ansicht vorschlagen, die hier gut auf den Punkt gebracht wurde:
Die komplementärmedizinische Therapie besteht insbesondere in der Stärkung (selbst)heilender Kräfte.
"Selbstheilung", wer will das nicht - das ist ein Claim, der Herzen und Konten öffnet und daher viel Gewinn für wenig Einsatz verspricht. Für "Selbstheilung" ist das Wirken eines Placebo notwendig und ausreichend, also reden wir über genau das: die Placebowirkung. Einzelne Therapien mögen noch Spuren anderer Wirkungen für sich reklamieren und diese vielleicht sogar nachweisen können, aber es verzerrt das Gesamtbild nicht, die vorerst außer Acht zu lassen.

Von hier oben bietet sich jetzt ein guter Überblick, und es stechen die beliebtesten Placebo hervor, mit denen der meiste Reibach gemacht wird. Auf die sollten wir uns beschränken, wenn es neben Allgemeingültigem zum Placebo um konkrete Beispiele geht, sonst debattieren wir uns noch über die integrative Quadrohydrohomöopathie nach Witwe Bolte die Finger wund. Die umsatzstärksten Placebomedizin-Sparten dürften Homöopathie, Akupunktur und Anthroposophie sein, oder spielen andere wie die TCM noch eine relevante Rolle? Auf diese Handvoll sollten wir uns konzentrieren.

Blick in die Zukunft: Sobald die alternaiven Komplementäre die Rechtfertigung und damit Berechtigung für ihre cash cows verlieren, lohnt sich für die meisten das gesamte Geschäftsmodell nicht mehr, und sie stehen wieder für eine ehrliche Arbeit zur Verfügung, was der ganzen Gesellschaft zugutekommt. Gut, man wird ja mal träumen dürfen, so kurz nach einer der vielen Schicksalswahlen.



@FrankM
Zitat von FrankMFrankM schrieb:Beides sollte meiner Meinung nach schnellstens aus den Gesetzen gestrichen werden
Vorher könnte ihnen ja noch Gelegenheit gegeben werden, ihre binnenkonsensualen Thesen in einem öffentlichen Forum zu verteidigen, aber mit Argumenten statt Glaubenssätzen. Bisher scheuen sie so eine Situationen ja wie der Teufel das Weihwasser, sie wissen nämlich ganz genau, daß sie dann nicht nur alt aussähen, sondern hirntot. Eine Änderung der Gesetzeslage sollte also damit beginnen, die Scharlatane in einen öffentlichen akademischen Dialog zu zwingen.

Alternativ fordere ich die Aufnahme von Digicavusana in den Katalog der "Besonderen Therapierichtungen", denn diese rein manuelle Therapie ist mindestens ebenso wirksam wie die anderen dort, und im Gegensatz zu denen völlig kostenlos; sie benötigt nichts, woraus sich irgendwie Profit schlagen ließe. Aber gerade das wird die Gleichbehandlung wohl verhindern - keine Lobby, kein Gesetz.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 20:39
@geeky

Stimmt, es ist bestimmt hilfreich, die ganze Thematik irgendwie einzugrenzen
Zitat von geekygeeky schrieb:Die umsatzstärksten Placebomedizin-Sparten dürften Homöopathie, Akupunktur und Anthroposophie sein, oder spielen andere wie die TCM noch eine relevante Rolle?

Wo gehören Deiner Meinung alternative "Diagnoseverfahren" rein? Bspw. Kinesiologie, Irisdiagnostik, Haaranalyse und derlei Kram.
Sollten die irgendwie berücksichtigt werden oder eher garnicht, was denkst Du?


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 20:56
Zitat von geekygeeky schrieb:Stärkung (selbst)heilender Kräfte.
Das ist eigentlich genau die Ausrede die immer wieder von den Quacksalbern kommt - dabei läßt sich gerade diese Stärkung hervorragend durch Studien untersuchen
Zitat von geekygeeky schrieb:Für "Selbstheilung" ist das Wirken eines Placebo notwendig und ausreichend
Für die Selbstheilung ist ein funktionierendes Immunsystem notwendig - ein Placebo bespasst den Patienten zusätzlich ein bischen.
Zitat von geekygeeky schrieb:Vorher könnte ihnen ja noch Gelegenheit gegeben werden, ihre binnenkonsensualen Thesen in einem öffentlichen Forum zu verteidigen, aber mit Argumenten statt Glaubenssätzen.
Warum? Was spricht gegen eine Gleichbehandlung aller Therapie-Arten?

Die können gerne ihre Therapien im Rahmen von wissenschaftlichen Studien untersuchen.
Diese Studien sollten aber nicht durch Steuer-, Krankenkassen- oder auch Patienten-Gelder finanziert werden.

Therapie-Formen, die eine Wirkung belegen können dürfen dann auch von den Krankenkassen bezahlt werden.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

10.12.2021 um 20:56
@mitH2CO3
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Wo gehören Deiner Meinung alternative "Diagnoseverfahren" rein?
reine Diagnostik würde ich getrennt betrachten, streng genommen fällt sie ja nicht unter Komplementär-Therapie. Aber wenn jemand nachweisen kann, daß die gestellte Diagnose nicht beliebig ist und einen in wirksame Therapie umsetzbaren Erkenntnisgewinn liefert, kann er sie hier gern diskutieren. Vielleicht kann sie ja tatsächlich nur von Heilpraktikern gestellt werden.


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