deim0s schrieb:obwohl sich die Rampe je nach erreichter Bauhöhe noch oft ändern müsste?
Nemon schrieb:Diesen Aspekt hatte ich auch mal angesprochen, ich habe dazu aber noch nie eine Bemerkung gefunden.
Nemon schrieb:Vor allem halte ich es aber für baulich problematisch, im laufenden Baubetrieb die Rampe höher und länger zu machen. Das wird irgendwann eine Parabel. Im Übrigen wächst der Druck auf die Pyramide darunter, die ja ab einem gewissen Punkt die Basis bildet, immens.
Hier mal ne
Bemerkung.
Mark Lehner war es glaub ich, der ne umlaufende Rampe vorschlug. Die muß an keiner Stelle nach und nach erhöht werden. Nur verlängert, und zwar am vorläufigen Rampenende, nicht am Anfang. Sähe ungefähr so aus:

Mit zunehmender Bauhöhe wird die Rampe einfach weitergebaut, die bisherigen Rampenabschnitte bleiben unverändert (OK, gepflegt und gelegentlich ausgebessert). Die Auflast auf das darunterliegende Pyramidenmauerwerk nimmt auch nicht immer weiter zu, sondern bleibt konstant - und mäßig.
Ich hab das mal durchgespielt. Bei einer Steigung von sieben Grad würde die Rampe an der einen Pyramidenecke beginnen und nach 210,09 Metern (ebenerdig gemessen) die gegenüberliegende Kante dieser Pyramidenseite erreichen, und zwar auf knapp25,80 Meter Höhe. Hier an der Ecke macht die Rampe einen Knick und wandert an der nächsten Pyramidenseite weiter, diesmal (ebenerdig) 173,12 Meter weit, weitere knapp 21,26 Meter höher. Da die Pyramide sich nach oben verjüngt, werden die Rampenabschnitte pro Seite immer kürzer und reichen nicht mehr so weit pro Abschnitt hoch.
Nach vier Biegungen wandert die Rampe dann erstmals wieder an einer Seite entlang, wo sie schon war. Beim ersten Mal liegt sie dabei 71,38 Meter höher als der Streckenabschnitt unter ihr. Mit einer exakt senkrechten Außenwand könnte die Rampe an dieser Stelle maximal gut 56,08 Meter breit gebaut werden, ohne daß ihre Basis auf dem Rampenabschnitt unter ihr draufgebaut werden müßte. Aber bei jeder weiteren Umrundung verringert sich der Abstand zwischen dem höheren und dem darunterliegenden Rampenabschnitt.
Jetzt stellen sich erst mal zwei Fragen.
1. Wie steil bzw. wie schräg sollte die Seitenwand der Rampenbasis sein?
2. Wie breit sollte die Rampe wenigstens sein?
Hier mal vier Vorschläge:

(das Braune ist die Pyramidenaußenseite, natürlich nicht spiegelglatt-rutschig, sondern als Mauerwerk ohne Verkleidung stufig)
Da die Pyramide nach der altägyptischen Weise, Böschungen zu definieren, gebaut wurde, habe ich auch die vier Varianten danach ausgerichtet. Rechts, bei senkrechter Außenwand, ist das Verhältnis Rampenbreite zu Rampenhöhe 22 zu 28, weiter links 18 zu 28, 14 zu 28 und ganz links 10 zu 28. Da wie gesagt mit zunehmender Höhe der Abstand zwischen zwei Rampenabschnitten an der selben Seite immer kürzer wird, gibt es für verschiedene denkbare Rampenbreiten verschiedene Obergrenzen.
Jetzt berücksichtige ich die vier abgebildeten Rampen-Querschnitte mal von links nach rechts als a, b, c und d und gebe an, bis auf welche Höhe man mit diesen Rampen (bei 7° Steigung) bei bestimmten Rampenbreiten kommt.
rund 10 Meter Rampenbreite
a) 9,69m breit; bis auf 125,43m Höhe
b) 11,17; bis 129,15m
c) 9,75; 134,75
d) 9,82; 136,83
rund 4,50m breite Rampe
a) 4,47; 136,83
b) 5,15; 138,55
c) 4,49; 141,13
d) 4,53; 142,09
rund 2m
a) 2,06; 142,09
b) 1,96; 143,54
c) 2,07; 144,07
d) 2,09; 144,51
Zwei Meter Rampenbreite sind freilich schon echt knirsch. Aber womöglich dennoch akzeptabel, schließlich gehts hier nur noch um die letzten paar Steinlagen, die auch noch aus besonders kleinen Steinen gebaut waren. Die heute noch erhaltenen obersten zwanzig Steinlagen haben eine Steinhöhe von maximal 60,5cm.
Dennoch bleiben ein paar Meter unerreicht. Das Pyramidion obenauf dürfte eine Höhe von 1,20m gehabt haben (so jedenfalls das rekonstruierte Pyramidion vor der Roten Pyramide des Snofru). Dies hätte also bis in 145,39m Höhe gebracht werden müssen; doch mit ner 2m-Rampe fehlen daran je nach Rampenversion zwischen 90cm und 3,30m.
Hier oben allerdings hätte man die Rampe bei einer gewünschten Mindestbreite halten können und dafür die nächsttieferen Rampenabschnitte sowohl überbauen als auch nachträglich wieder auf Normmaß verbreitern können (und falls dies auch noch die nächsttiefere Rampe betrifft, auch bei dieser). Weiter unten wäre die Rampe sowieso breiter gebaut gewesen, nicht nur die allerhöchste Mindestbreite; sodaß sich dieses nachträgliche Umbauen der tieferen Rampenabschnitte nicht bis zur Pyramidenbasis durchgezogen hätte. - Wie gesagt, bis um grob 130 Meter Pyramidenhöhe hätte man sich ne mehrspurige Luxusrampe von rund 10m Breite leisten können; spätestens da häte ein Überbauen kein Nachbessern dieses Rampenabschnittes mehr erfordert.
Es ist klar: ab dort, wo eine komfortable Rampenbreite nicht mehr gebaut werden kann, zumindest nicht ohne umständliche Nachbesserungen (Um und Ausbau vorangegangener Rampenabschnitte), wird die Arbeit sowohl mühseliger als auch langwieriger. Allerdings reicht selbst mit dem schmalsten Rampentyp (a) und verschwenderischen 9,69 Metern Breite die Gesamtrampe bereits 125,43 Meter hoch. Und bis zu dieser Höhe sind bereits 99,7 Prozent des Pyramidenvolumens verbaut; die neue Steinlage, die mit der Rampe dann bis auf diese Höhe gebracht werden kann, noch gar nicht mitberücksichtigt! Bei den letzten drei Promille Bauvolumen darf es ruhig mal deutlich länger dauern.
Eine Sache habe ich allerdings noch außen vor gelassen. Das dritte Problem. Denn bei so einer Wendelrampe muß an den Ecken das Transportgut jedes Mal um 90° ums Eck gezogen werden. Dies bedeutet jedes Mal einiges an Verzögerung und Kraftaufwand, sofern ein Schlitten benutzt wird, der dann umgesetzt werden muß. Auch können hier die Steintransporter nicht meterweit vor dem zu transportierenden Werkstoff seilziehend vorangehen. Dies immerhin wäre durch feste Umlenkstangen lösbar. OK, bei ner 10m breiten Rampe könnte das Transportgut womöglich auch ohne Umlenkstangen odgl. weit genug gezogen werden, daß er anschließend in die nächste Richtung gezogen werden kann. Denkbar ist auch, daß die Pyramidenkanten noch gar nicht gebaut sind, sodaß man eine "breitere Kurve" für den Transport zur Verfügung hat.
Bei ner Zwei-Meter-Rampe jedenfalls dürfte so ein Stein-ums-Eck-Kriegen aber ne echte Herausforderung sein. Doch wie gesagt, so weit oben wurden hauptsächlich kleinere Steine verbaut, und dafür brauchts auch bei einer Steigung keine 12 oder 20 Transporter wie bei nem Mehrtonnen-Stein.
Na jedenfalls würde eine 11m breite und an der Außenseite 14m hohe Rampe bei 1,2km Aufweg rund 100.000 Kubikmeter Volumen besitzen. Die Cheopspyramide hatte ursprünglich ein Volumen von 2.583.283 m³ (wiki). Das sind nicht mal vier Prozent zusätzliches Bauvolumen.
Gegen die Wendelrampe führt Franz Löhner von www.cheops-pyramide.ch folgende Punkte an:
Hauptprobleme:
1. Wendeplätze an den Ecken für die Schleppmannschaften sind nicht gross genug [Abbildung]. Hebeln um die vielen Ecken ist sehr zeitaufwendig.
2. Genaue Vermessung ist schwierig, da die Rampen die Pyramidenflanken zudecken
3. Abstützung der Rampe sehr schwierig
https://www.cheops-pyramide.ch/pyramidenbau-theorien.htmlSeine deutlich ausführlichere Kritik dazu findet sich unter
https://www.cheops-pyramide.ch/pyramiden-theorien/wendelrampe-pyramidenbau.htmlAllerdings ist Löhner arg mit Vorsicht zu genießen. FrankD hielt mal so gar nichts von dem, und auch ich find etliches arg fraglich. Wenn ich z.B. bei ihm lese
Die Rampen haben eine Steigung von 7°-18° [5]. Nach Berechnungen sind Steigungen über 5° für Schlepper fast nicht zu bewältigen.
dann frag ich mich echt, woher er das holt. Di Steigung der Rampe von Hatnub, einem Steinbruch just aus der Zeit der Giseh-Pyramiden, beträgt immerhin 20 Prozent, das sind gut 11,3 Grad! Aber oberhalb von 5° solls kaum noch machbar sein - ja klar. Die haben den Steinbruch gebaut, und dann gleich wieder aufgegeben, weilse nüscht über de Rampe jekricht ha'm.
Mit solchen Argumenten laß ich mir die Wendelrampe jedenfalls nicht wegerklären.
Aber dennoch kann sich das Lesen der dortigen Kritik lohnen, nur sollte man sie nicht blauäugig schlucken, sondern, sofern was interessant klingt, am besten gegenprüfen. Nachher gibts ja echte Unmöglichkeiten zur Wendelrampe.