Vermisstenfall Lars Mittank

Im Zuge meiner Medienrecherche in den letzten Wochen habe ich mir auch deutsche "Abi am Goldstrand"-Videos angeschaut. Was in wirklich allen gleich war, ist der ungefähre Tagesablauf: Feiern bis früh gegen 7-8, schlafen bis gegen 14-15 Uhr, Strand, schick machen, wieder auf die Piste bis morgens.
Wenn wir davon ausgehen, dass LM das eine Woche lang auch getan hat, hat er im Color nach dem Krankenhaus geschlafen. Und war Abends irgendwann wieder wach. Er war ja nicht in unserem normalen Tagesrhythmus. Insofern ist es nicht unbedingt Panik, die ihn nachts wieder Richtung Strand oder Restaurants getrieben hat. Er war einfach ausgeschlafen.

@MisterIös

MisterIös schrieb:Mich würde wirklich interessieren in welchem Ort/in welche Richtung dieser check-in war. Gibt es dort Kameras im Hotel bzw. Umgebung.

Das würd' mich ebenso sehr interessieren.

MisterIös schrieb:Es könnte entweder doch er selbst oder jemand sein der sich auch seine letzten persönlichen Gegenstände angeeignet hat.

Er selbst sollte es wohl nicht gewesen sein. Aber.....letzteres.

@30marple12
Das hört sich sehr gut an. Dann müsste ihn aber tatsächlich nach Verlassen des Hotels bis zum Anruf bei der Mutter etwas sehr in Panik versetzt haben, sonst hätte er doch nicht das Sterben erwähnt. Evtl. bewerten wir diese Aussage auch über, denn er könnte genausogut gemeint haben, dass er auf keinen Fall mit der Verletzung im Ohr fliegen würde, denn er wolle ja nicht sterben. So in diese Richtung.

Zum Hotel: bei unserer Oktoberreise voriges Jahr sind wir durch mehrere bulgarische Orte gefahren und hatten jede Nacht ein anderes Hotel. In nur einem einzigen wollten sie einen Pass sehen und da mussten wir trotzdem nichts ausfüllen, dass hat die Rezeptionistin allein gemacht und, wie ich sehen konnte, nicht fehlerfrei.
Wenn also jemand den Pass geklaut hat, sucht er sich ein Hotel, wo er ausgerechnet den vorzeigen muss? Für mich unwahrscheinlich.

@30marple12
Ja, passt nicht. Dann müsste diese Person ja zudem noch Lars einigermaßen ähnlich gesehen haben, damit man ihn wenigstens in weitestem Sinne mit dem Foto im Pass in Verbindung bringen hätte können.

@all

Könnte es denn sein, dass sich Lars eben doch schon mal bei der Familie meldete, dies nur nicht an die Öffentlichkeit kam?
Es gibt schließlich so einiges, was "aus ernittlungstechnischen Gründen" nicht erwähnt wurde...
Vllt gab es kein richtiges Gespräch in dem Sinn. Vllt rief lars nur an und sagte schnell sowas wie:"Mama! Mach dir keine Sorgen!" Und legte wieder auf.

Ich frag mich das, weil die Familie sich sehr sicher sind, das Lars noch lebt. Was ich für sehr gutgläubig halte, wenn Lars wirklich unter einer Psychose leidet, die nun schon SO lang anhält- (suizidgefahr)

Genauso wie die Mama sich auch sicher ist, dass er sich niemals seine Haare dunkel hat färben lässt um evtl nicht gleich erkannt zu werden. Und dass, obwohl er sich seine Haare früher (IWANN vor Bulgarien) seine Haare doch auch schon mal gefärbt haben müsste, wenn man alle seine Bilder betrachtet.

Ich kenn meine Familienmitglieder auch sehr sehr gut!
Trotzdem kann ich niemals zu 100% ausschließen, dass sich einer von ihnen, entweder gewollt oder ungewollt, die Haare färben lässt, wenn derjenige in so einer Lage ist, wie Lars...

Wenn er in der Nacht in Varna rumgelaufen ist, um noch was zu erleben, kann ihn allein das geängstigt haben, dass sich da nachts nicht Jungvolk, sonden höchstens Müllsammler und andere Nachtmenschen herumtreiben. Es war in der Arbeitswoche, der normale Bürger schläft - Varna ist nicht Goldstrand. Leere dunkle Straßen.

Und ich noch mal mit der Geschichte um 1 Uhr nachts.
@30marple12 ich zitiere mal Deine Übersetzung des bulgarischen Artikels.

20.08./ Seite 40:

In dieser Nacht gegen 01:00 hat er seiner Mutter erzählt, dass er wieder auf die vier Bayernfans gestossen ist und sie ihn als "schwangere Sau" und "Nazi" beschimpft hätten. Er flüsterte, dass er sich jetzt an einem sehr hohen Ort verstecke und sehr vorsichtig sein müsse, um nicht in den Tod zu stürzen. Dann legte er auf. Seine Mutter traute sich nicht, ihn in dieser Situation zurück zu rufen, damit ihn das Klingeln nicht verriete.

Der nächste Kontakt war dann schon am Flughafen.

Glaubt Ihr, dieses Gespräch hat nicht stattgefunden?

Um ein Uhr nachts kann er schon noch auf irgendwelche Feierleute gestossen sein. Nachts um vier kaum noch. Die Touristen, die in Varna direkt einchecken, sind eher nicht das Partyvolk und wenn, fahren sie eben zum Goldstrand.

Dass er Nachts Richtung Strand ist, macht auch Sinn. Wenn Montag nacht irgendwo noch was gehen soll, muss es am Strand und nicht in der "bürgerlichen" Stadt sein. Da wollen die Leute nachts auch in Ruhe schlafen.

@30marple12
Könnte mir sogar vorstellen, dass er sich am Strand sicherer fühlte als im Hotel. Dort kannte er sich nach der Zeit ja bestimmt besser aus. Kann ja auch gut sein, dass er noch was essen wollte...

Glaube irgendwie nicht an "da soll noch was gehen". Ich könnte mir vorstellen, dass man sich 1. vom Strand aus gut orientieren kann, 2. sind dort einfach mehr Menschen (weniger bedrohlich) und 3. vielleicht findet man da eher ein Taxi

@hula
Ja, meinetwegen. Aber nur Richtung Strand macht Sinn. Dass er aus dem Hotel raus ist, kann auch daran liegen, dass da um vier in der Frühe alles dicht war. War in unseren Hotels jedenfalls so. Ab eins alle Gastronomie dicht - der Nicht-Goldstrand-Tourie will schlafen und das Hotel sorgt für Ruhe.

Hat er eigentlich ganz normal ausgeheckt und bezahlt? Ich meine, ja. Da geht dann aber auch von der Geld-Rechnung noch was ab.

Ja er hat ausgecheckt und bezahlt, stand in fb. Die Nacht dürfte etwa 25 Euro (50 Lewa) gekostet haben.

Ich finde es großartig, dass sich die Detektei hier gemeldet hat – quasi Schwarmintelligenz nutzen … Und wie der Fall dargestellt wird und was unternommen wird, finde ich plausibel, nachvollziehbar und zielgerichtet.

Lars hat ausgecheckt (hat das Hotel bestätigt) und ich nehme mal an beim Einchecken bereits bezahlt. Ich glaube allerdings nicht, dass er noch feiern gehen wollte – es war ein stressiger Tag! Und er hatte eine klare, nicht ganz leichte Aufgabe am nächsten Tag. Dass er sich Richtung Strand aufmachte, führe ich eher darauf zurück, dass er ortsunkundig ist und bereits im Panik-Modus.
Von der Psychosen-Theorie bin ich mittlerweile überzeugt (allein die Telefonate mit der Mutter – das sind so irrationale, diffuse Ängste). So unsinnig finde ich die Spekulation, was die Psychose/Panik-Attacke ausgelöst haben mag, nicht, eventuell kann man doch Schlüsse ziehen, wie der weitere Verlauf sein könnte, bzw. wie das weitere Verhalten von Lars sein könnte.

Ich finde alle diskutierten Möglichkeiten plausibel:

1. Psychose ausgelöst durch Drogen – für mich absolut nachvollziehbar. Lars musste ja irgendwas essen oder trinken, außerdem war er allein in dem Hotel. Ich würde definitiv an die Hotelbar schauen (allein abends im Hotelzimmer ist für mich immer noch nervig) – so wie Lars: nicht um zu feiern oder mich zu betrinken (er wollte ja am nächsten Tag fit zum Flughafen), einfach auf ein Bier oder eine Cola. Varna war zu dieser Zeit rappelvoll, vermutl. im Hotel viel los, Lars allein – ein ideales Opfer. Er steht an der Bar, jemand spricht ihn an, er wendet sich ihm zu (von seinem Getränk ab) und schon ist was drinnen. Was genau da drinnen gelandet sein könnte – das müsste doch die Kripo in Bulgarien wissen. Ich erinnere mich dunkel (und vermutl. nicht ganz richtig) an eine deutsche Studie, laut der mehr Männer als Frauen Opfer von K.O.-Tropfen wurden (auch wusste die deutsche Kripo ziemlich genau welche Substanzen momentan dafür verwendet werden).
Ob der Raub geklappt hat oder nicht, ist für mich unwichtig (ich weiß, es wird darauf verwiesen, dass Lars am nächsten Tag Geld bei sich hatte – gibt es dafür Zeugen? Aber wie geschrieben, ist für mich erst mal nicht wichtig). Auch kann ihm die Situation plötzlich komisch vorgekommen sein, er hat sein Getränk nicht ausgetrunken.

Bei dieser Theorie sehe ich zwei Ansätze:

- Das Hotel: ich denke, dass es sich bei der Tätern nicht um Gäste gehandelt hat (man könnte natürlich noch die Gästeliste unter die Lupe nehmen), eher Einheimische, die sich an der Hotelbar rumgedrückt haben. Also, wer treibt, bzw. trieb sich in dem Hotel rum? Ich gehe davon aus, dass die Kripo das Hotel und Menschen (die damit in Verbindung stehen) schon durchleuchtet hat.

- Welche Substanzen sind derzeit in Varna/Bulgarien im Umlauf, werden für derartige Taten eingesetzt und wie sieht die Wirkung aus. Was da immer so genau zusammengepantscht wird mit welchen möglichen (Neben-) Wirkungen, wissen vermutlich nicht einmal die Täter.

- Übrigens hat die Detektei in Zusammenarbeit mit der Kripo ja schon nach ähnlich gelagerten Fällen geforscht und ist so auf den „Waldmenschen“ gestoßen – finde ich einen klugen und sinnvollen Ermittlungsansatz. Ähnliches Schicksal könnte ja Lars ereilt sein.

Das große Dilemma bei dieser Theorie: jeder Mensch reagiert anders. Aber vielleicht lassen sich ja mehr Fälle/die genauen Substanzen recherchieren und man kann bestimmte Abläufe rausarbeiten (zeitliche, wann wechselt Flucht-Drang mit dem Drang sich zu verstecken?) …

2. Er bekam einfach so, ohne Fremdeinwirkung eine Psychose. Wie da die aktuelle Studienlage ist (inwieweit Prädisposition eine Rolle spielt), weiß ich nicht. Generell mag ich da nicht spekulieren, weil das geht nur die Familie und die Ermittler etwas an. In diesem Fall könnte man führende Fachleute befragen, ob es typische Abläufe/Verhaltensmuster gibt – aber natürlich auch da wieder das große Dilemma – jeder Mensch reagiert anders.

Für mich stellt sich halt grundsätzlich die Frage: In welchem “Modus“ ist Lars gerade – in der Nacht war Lars im „Versteck-Modus“, am Flughafen dann im „Flucht-Modus“. Mir ist schon klar, dass das völlig irrationale Abläufe sind (die Detektei beschreibt das ja, dass genau das das große Problem in diesem Fall ist).

- seine Spur verliert sich an der Autobahn, da war er offenbar im Flucht-Modus. Ich gehe davon aus, dass ihn jemand mitgenommen hat (kann mir vorstellen, dass die Bulgaren von sich aus sogar anhalten, wenn da einer allein an der Straße steht, und fragen, ob sie ihn mitnehmen können). Mir ist einmal im Ausland etwas zugestoßen und ich wollte nur noch das Land verlassen, habe dann spontan meine Reisepläne geändert und bin ins Nachbarland weiter (wäre mir dort etwas zugestoßen – keiner hätte mich dort gesucht). Lässt sich alles schwer miteinander vergleichen … aber sollte der „Flucht-Modus“ weiter angehalten haben, muss man die Suche unbedingt auf die Nachbarländer ausweiten (unbedingt auch auf die Türkei! Mir war es scheißegal, ob Richtung Heimat – ich wollte einfach nur raus aus dem Land). Aber das wird ja seit Wochen schon gemacht.

- ist er nach wenigen Kilometern Fahrt wieder in den „Versteck-Modus“ geswitcht, hat er vermutl. gebeten, rechts ranzufahren und er hat sich in die Büsche geschlagen, quasi ihn hat das „Waldmensch“-Schicksal ereilt. Dann versteckt er sich im Wald, bis Einbruch des Winters durchaus mit Überlebenschancen. Also, unbedingt die Landbevölkerung bei der Suche mit einbeziehen (aber das ist ja auch seit langem in Gange). Das große Problem: Bulgarien ist flächenmäßig größer als die Schweiz, Bayern oder Österreich, allerdings dünner besiedelt …

Wenn er zum Waldmenschen mutierte, findet man ihn nicht zufällig einfach so. Es gibt unzählige Höhlen, ausgedehnte Wälder etc. Aber es gibt auch Wölfe und Bären, die giftigste Schlange Europas in B.

Und weite Gebiete werden einfach nicht bewandert. Für Bulgaren gibts da nichts zu holen und für Touries uninteressant.

@Tiger76
Toller Beitrag. Bei deiner These oben könnte man sich so richtig in LM hineinfühlen und ich könnte mir wirklich vorstellen, dass alles so abgelaufen ist. Allerdings kann ich mir auch gut vorstellen, dass man Lars nur finden würde, wenn er sich wieder im Fluchtmodus befinden würde ansonsten wäre das ein ganz großer Zufall.

Apropos "unbewanderte Gebiete"... ich hatte mir etwas Gedanken zum Thema mögliches Versteck gemacht (falls es denn wirklich eines gab).
Dabei bin ich über eine sehr große und ziemlich finstere Bunkeranlage gestolpert.
http://www.thebohemianblog.com/2012/04/urban-exploration-soviet-propaganda-centre-bulgaria.html (Archiv-Version vom 11.10.2014)

Ich gebe zu: ist nicht gerade wahrscheinlich, dass sich jemand, der Angst hat, in so ein Grusel-Ding hinein läuft. Ich fand es allerdings ganz interessant.

@mustermädchen
Dieser Bunker wurde kürzlich schon eingestellt und zwar ging es um einen Reisebericht eines Touristen, der geschrieben hat, dass ihn ein Ortskundiger zu diesem Monument geführt hat und dass man auch ins Innere kann. Natürlich wäre das ein gutes Versteck. Aber ich denke, dass dieser Ortskundige vll öfters Touristen dort hinführt und deshalb wäre auch die Möglichkeit da, dass man LM dann vll schon mal gesehen hätte.