musikengel schrieb:klar, versucht man die wenigen Informationen die es gibt unter einen Hut zu bringen..bzw. noch mal zurück zum Anfang zu gehen...
warum auch nicht ?
Warum auch nicht? Das hat
brigittsche doch gerade eben sehr schön dargelegt. Die Gefahr ist ganz einfach, dass man Theorien um Fakten (oder, wie Du sagst, "Informationen") baut, von denen man gar nicht weiß, ob sie irgendeine Bedeutung für den Fall haben. Und Theorien, die auf "Informationen" bauen, die eigentlich keine sind, weil sie eben nichts mit dem Fall zu tun haben, können ja nur falsch sein. Und auf der anderen Seite kommt man vielleicht gar nicht auf die richtige Theorie, weil man immer glaubt, in der Theorie müsse alles vorkommen - von Klappbox, über Milchflasche, unsortierte Wäsche, Abschleppseil, Flugmodus, Autoschwamm bis hin zum einsamen Frauen-Handschuh und Frau Ameis Vorliebe für Sudoku.
Ich glaube, dass man kein großer Prophet sein muss um vorherzusagen, dass NICHT alle diese Dinge wichtige Spuren für die Aufklärung dieses Falles sind - was man allerdings erst nach Klärung des Falles sicher feststellen kann. Ich denke, diese Idee, dass jede Information, die wir bekommen, wichtig sein muss, ist eine weit verbreitete Berufskrankheit von uns Allmy-Foristen, die man ja nicht nur bei diesem Fall erkennen kann. Sie beruht wahrscheinlich auf zu viel Konsum von Sherlock Homes-Geschichten und deren modernen Nachfolgern. Wenn Sherlock an einen Tatort kommt, dann hat dort ja alles eine Bedeutung - jedes Staubkorn, jede seltsam gefaltete Zeitung, jedes knarzende Möbelstück und jeder Ascherest im Kamin. Alle diese "Informationen" wollen beachtet sein, damit Sherlock den Fall - in Windeseile - lösen kann.
In der Realität ist das natürlich etwas anders. Wie
brigittsche schon schrieb: Vieles ist einfach Zufall. Die Leute haben zum Beispiel die seltsamsten Kollektionen von Dingen in ihren Autos, ohne dass es das Geringste bedeutet. Wenn ich an mich selbst denke, dann kann es schon mal sein, dass unter den Walking-Stöcken eine angebrochene Flasche Weichspüler liegt und unter den Sitzen ein uralter und verknickte Auto-Atlas, ein leerer Eierkarton sowie zwei Schachfiguren (Achtung, fiktiv, wenn auch nur halb). Im Kofferraum geht's so weiter: Ziegelsteine Fahrradschläuche, ein Eimer Kastanien usw. Und wenn mich in dem Moment jemand umbringt, dann hat es absolut Null Wert, sich Gedanken über diese hübsche Kollektion zu machen. Sie bedeutet nichts.
Ich versuche manchmal - als Gegenmittel gegen die beschriebene Denk-Tendenz - ganz bewusst eine "einfache" Theorie zu entwerfen, die eben nicht auf allen möglichen fragwürdigen Details eines Falles aufbaut, sondern sich auf das Wesentliche konzentriert. Im vorliegenden Fall hieße das zum Beispiel: Wie sähe der Fall aus, wenn wir gar nicht wüssten, was alles in Frau Ameis Auto war? Wie sähe er aus, wenn wir nicht wüssten, was in weiterer Entfernung des Ablageortes gefunden wurde? Wie sähe er aus, wenn man die beiden - ohnehin sehr fragwürdigen Zeugenaussagen - nicht kennen würde und so weiter. Mir hilft das manchmal, nicht in die Sherlock-Holmes-Falle zu tappen.