Liebe Leute,
ich bin nach wie vor der Meinung, das die beste Spur zum Täter in den Schaltgeräuschen der Erpresseranrufe vorliegt. Wenn wir herausfinden können WAS da geschaltet wird und WELCHES Gerät verwendet wurden, lichten sich diverse Wolken und neue Perspektiven tun sich auf. Ich habe mich daher erneut an die Analyse der Schaltgeräusche gesetzt und präsentiere Euch heute nun meine Sicht der Dinge.
Sind es willkürliche Tastengeräusche? NEIN!Ich habe meines Erachtens herausgefunden, das vor beiden B3-Jingles immer die GLEICHEN Tasten gedrückt werden. Es handelt sich NICHT um willkürliche Geräusche unterschiedlicher Geräte, die zur Verschleierung aufgespielt wurden. Welche Tasten das sind seht ihr in meinem Schaubild und in dem angehängten Video.
Ist es eine automatische oder programmierte Intervallwiederholung? NEIN!Die Tastenanschläge sind unterschiedlich schnell, haben eine unterschiedliche Dynamik, verschieden lange Pausen und sind auch unterschiedlich laut. Ich bin mir zu 100% sicher das diese Tasten
manuell gedrückt wurden und nicht von einer automatischen oder programmierten Intervallschaltung stammen können, denn diese würde VIEL regelmäßiger sein. Auch darauf gehe ich im Video ein.
Welche Tasten wurden gedrückt?Es handelt sich insgesamt um 3 Tasten. Die ersten beiden Tasten werden fast direkt hintereinander bzw. fast "ineinander übergehend" gedrückt. Diese "Tastenkombination" ist REVERSE (zurückspulen) und kurz darauf STOP. Die dritte und letzte Taste vor dem "Doppelklack" und dem Jingle ist die START Taste - denn sonst könnte der Jingle der Kassette garnicht abgespielt werden.
Hier ein Schaubild des Ganzen:
Die Tastenkombination ergibt somit auch eine nachvollziehbare Logik. Der Entführer hat erst mit den Tasten REVERSE-STOP eine sehr kurze Sequenz auf der Kassette zurückgespult und dann mit START neu abgespielt. Durch Rhythmik der Tastenschaltung und den Aufbau bzw. die Reihenfolge der Tasten und angenommener Rechtshändigkeit kann man schlussfolgern, das der Daumen für die Zurückspulen Taste, der Ringfinger für STOP und der Zeigefinger am Ende für START benutzt wurde. Die kurze rhythmische Fingerbewegung ermöglichte es, nur kurz zurückzuspulen und damit kurz vor den Jingel zu kommen. Dabei lief ein weiteres Gerät (vermutlich Diktiergerät), das diese Schaltsequenz und den Jingle aufgenommen hat. Das Diktiergerät wurde mit heruntergeregelter Geschwindigkeit abgespielt.
Wie bin ich bei der Analyse vorgegangen?Da der Jingle (auf einem Diktiergerät mit heruntergeregelter Geschwindigkeit) 14% langsamer abgespielt wurde, wurden auch die Schaltgeräusche auf der Kassette um 14% langsamer abgespielt. Daher habe ich zunächst die Gesamtgeschwindigkeit um 14% erhöht. Dadurch wurden auch die Schaltgeräusche prägnanter und in sich logischer. Diese waren vorher "gedehnt" und hatten daher eine fehlleitende Akustik. Durch die Geschwindigkeitsanpassung wurden die Tasten erkennbarer. Das Rauschen der Telefonleitung habe ich rausgefiltert und die Lautstärke insgesamt normalisiert. Anschließend habe ich Marker gesetzt um die Tastengeräusche zu separieren. Durch die Marker konnte ich die Sequenzen sehr schnell ansteuern, voneinander abgrenzen und miteinander vergleichen (Tonhöhe, Klangakustik, Dynamik, Pausen, etc.) Die Unterscheidung der Klänge und deren Länge seht ihr in dem Schaubild.
Welches Gerät kam zum Einsatz?Alle Tasten wurden auf dem Grundig TK248 gedrückt um die Sequenz kurz zurückzuspielen, zu stoppen und dann neu abzuspielen. Solltet ihr das nicht glauben könnt ihr Euch meinen Nachbau der Tastensequenz anhören. Die Sequenz beginnt immer mit den Original-Tastengeräuschen der Erpresseranrufe - anschließend folgt die von mir auf dem TK248 nachgebaute Sequenz. Dafür haben ich die originalen Tastenaufnahmen vom TK248 genutzt; aufgenommen übrigens von Robernd.
Hier findet ihr meinen Nachbau der Tastensequenz auf dem TK248 - mehrfach gelooped:http://www.cunics.com/data/Nachbau-Schaltgeraeusche-TK248-Ursula-Herrmann-mehrfach.mp3Hier findet ihr die beschleunigte, normalisierte, entrauschte Original-Datei (mit Markern):http://www.cunics.com/data/Schaltgeraeusche%20und%20Jingle%20-%2014Prozent%20schneller%20Normalisiert%20mit%20Rauschminderung.mp3Hier noch ein ausführliches Video von mir - allerdings gestern Nacht im übermüdeten Zustand erstellt:Bitte verzeiht das ich die "Reverse" Taste zeitweise "Reverb Taste" genannt habe. Das war der Müdigkeit geschuldet.
http://www.cunics.com/data/Soundanalyse.mp4Ihr könnt dann ja selbst entscheiden ob ihr mir zustimmen möchtet, oder nicht. ;)