Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

@Eichhörnchen

Möchte nochmal kurz das Thema ansprechen, weil du gefragt hast, ob das die neue Jugend ist. Ich denke das ist ein Thema, das man viel ernster nehmen sollte, denn es sind wirklich keine Einzelfälle, dass junge Menschen zurückgezogen leben, einsam sind, keine Perspektiven mehr für ihr Leben sehen.

Wie ich bereits schrieb, dass man zum Mörder wird ist sicher ein Ausnahmefall (und da spielen viele andere Faktoren noch mit ne Rolle) , aber Menschen die so zurückgezogen leben sind längst keine Ausnahmefälle mehr.

In Japan gibt es sogar einen Namen für solche Menschen
https://de.wikipedia.org/wiki/Hikikomori
Falls es jemanden interessiert.
Es ist zwar nicht genau das gleiche und man kann Japan (allgemein die asiatischen Länder) nicht mit Ländern wie Deutschland vergleichen, da der Druck von Schule und Familie dort nochmal ein ganz anderer ist aber es geht ja dennoch in die gleiche Richtung. Rückzug, Unsicherheit, Verlust von Freunden usw..

Sorry für OT. Hat jetzt auch nur indirekt mit M.H. zu tun. Aber es gibt viele junge Menschen die abgeschottet Leben. Auf der Wikipedia Seite steht auch, dass das Phänomen erstmals 1998 beschrieben wurde. Geben wirds das also schon länger, aber ich denke mal vor 30-40 Jahren, war das alles noch nicht ganz so schlimm wie heute. Ich denke das Internet, und die Tatsache, dass heute mit dem Internet so vieles möglich ist spielt die größte Rolle. Und auch der Druck von außen, dass man es zu etwas bringen "muss" um jemand zu sein. Nur Leistung zählt. Ansonsten bist du ein Niemand.

@Silver01

Der Ausruf soll von der Mutter des TV getätigt worden sein, als sie wohl nach Benachrichtigung zum Tatort geeilt ist. Das steht ungefähr so im Stern. Müsste ich nochmal nachgucken.
Das klingt für mich danach, wenn er denn so, oder so ähnlich gefallen ist, dass sie gewußt/geahnt hat, dass da noch was kommt. Zum anderen klingt das 'Der', dann auch wieder distanziert. Ok, ist nur mein Eindruck.

@oBARBIEoCUEo
Ich fürchte, das gibt es häufiger, als wir meinen, dass Eltern sehr genau spüren "Da passt was nicht bei meinem Kind" und das von den Experten nicht ernst genug genommen wird, bzw aus deren "klinischer" Sicht alles im Normbereich ist. 
Wenn Ärzte und Therapeuten sagen "Passt schon" sieht das für jemandem, der mit dem Betroffenen unter einem Dach lebt, durchaus mal ganz anders aus. 

oBARBIEoCUEo schrieb:Was tut man denn als Mutter, wenn man so ein auffäliges Kind hat, das eventuell einen angeborenen pathologischen Schaden hat

Du schreibst zwar EVENTUELL... aber ich persönlich bin nicht der Meinung, dass so ein Schaden angeboren sein kann!
Kein Mensch wird SO geboren!
Ich bin der Meinung, dass ein Kind, wenn es auf die Welt kommt, sehr neutral geboren wird und es erst mit der Zeit, durch ein Zusammenspiel etlicher Faktoren, zu solch pathologischen Handlungen kommen kann.

Eltern können in so einem Stadium, in dem sich MH befindet, nichts mehr tun.
Er ist Ihnen, warum und wodurch auch immer, schon vor langer Zeit entglitten.

In solchen Fällen bin ich der Meinung, sollte der Selbstschutz der Angehörigen wichtiger sein. Und wenn es das Brechen des Kontaktes des eigenen Kindes heißt, dann ist das eben so...
Ist hart, ja... aber noch härter wäre es, wenn die Familie im Ganzen ins Unglück stürzen würde. Da hilft manchmal nur noch der komplette Kontaktabbruch

@Silver01

Ok, im Stern steht ' Der hat bestimmt einen umgebracht', soll die Mutter geschrien haben.

Ja, aber was will man als Eltern da machen. Ok, ich weiß nicht wie das Familienleben im Einzelnen aussah. Aber so Ausprüche wie, mein Bruder ist voll der Psycho, oder 'Der' hat bestimmt einen umgebracht, klingen jetzt auch nicht so ganz liebevoll.
Wird wohl rauszufinden sein, wie sich das gegenseitig bedingt.
Alles in allem sehr tragisch und traurig.

@Nursii

Doch ich denke schon, dass es in manchen Fällen angeboren ist, zumindest das Grundgerüst, dass durch die Umwelt ja dann weiter geprägt wird. Werden wir ja alle.

Zu dem anderen, von einem minderjährigen Kind trennt man sich nicht so einfach.
Der TV ist ja laut Berichten nicht erst plötzlich an diesem besagten Montag als Volljähriger aus der Rolle gefallen.

oBARBIEoCUEo schrieb:Der Ausruf soll von der Mutter des TV getätigt worden sein, als sie wohl nach Benachrichtigung zum Tatort geeilt ist. Das steht ungefähr so im Stern. Müsste ich nochmal nachgucken.
Das klingt für mich danach, wenn er denn so, oder so ähnlich gefallen ist, dass sie gewußt/geahnt hat, dass da noch was kommt. Zum anderen klingt das 'Der', dann auch wieder distanziert. Ok, ist nur mein Eindruck.

Ok, müsste nachgeguckt werden.
Denn ich glaube nicht, dass da irgendwas geahnt wurde.
Ich kenne jetzt auch die Hintergründe in der Familie nicht und wie deren Kommunikation war.
Aber dass da so ein Ausruf entsteht, kann durchaus sein, da die Polizei, oder wer auch immer sie dorthin bestellt hat, hat bestimmt etwas an Information preisgegeben. 

@sunshinelight

Ich meine ja auch nicht speziell die Tat, umgotteswillen, sondern Gedanken durch die Entwicklung des TV bedingt. Man kennt ja die Sprüche von Eltern, oder anderen Mitmenschen z.B. "Wenn der so weitermacht, landet er noch in Knast" und dergleichen.
Ich schrieb ja auch das da 'was' kommt und nicht 'das'. :-)

oBARBIEoCUEo schrieb:von einem minderjährigen Kind trennt man sich nicht so einfach.

Das ist richtig. Eltern eines Kindes brechen nicht einfach mal schnell den Kontakt ab. Ganz klar!
Ich musste als kleines Kind auch die Erfahrung machen, dass meine Eltern den Kontakt zu meinem großen Bruder abbrachen. War schlimm für mich, weil ich mit 6 Jahren auch einfach nicht verstanden hatte WARUM sie das taten.
Heute weiß ich es bessser. Meine Eltern haben sich und vor allem MICH damit schützen wollen. Übrigens erfolgreich!
Und glaub mir, das ist meinen Eltern ganz bestimmt nicht leicht gefallen...
Sie haben das Richtige getan!
Die Taten, die mein Bruder verübt hatte und wahrscheinlich weiterhin verüben wird, hat nichts mit mir und meiner Familie zu tun. Er ist ganz allein selbst dafür verantwortlich....

@oBARBIEoCUEo

Falls das stimmt und die Mutter das so wortwörtlich gesagt hat, dann klingt das schon hart und distanziert. Aber wer weiß, ob das überhaupt stimmt und dann kommt es ja auch noch drauf an wie man es sagt und man befindet sich dann vermutlich bereits in einer Ausnahmesituation.
Ich mein, wenn man sowieso schon davon ausgeht, dass er SOWAS getan hat, dann war sie ja bereits zu diesem Zeitpunkt eigentlich in einem Ausnahmezustand.

Dass man als Mutter so krass drauf ist, dass man das so lapidar dahersagt: "Der hat bestimmt jemanden umgebracht", mag ich mir irgendwie nicht vorstellen.

Da er den Hamster seiner Schwester gekillt hat (das stimmt ja schon, oder?), kann ich die Schwester sogar verstehen, wenn sie so etwas sagt. Ist bei Geschwistern eh oft etwas kompliziert, je nachdem wie innig das Bruder-Schwester Verhältnis ist. Ist auch bei vielen Geschwistern leider so, dass die vor anderen nicht gut über den jeweils anderen reden. Aus welchen Gründen auch immer. Das Alter und die geistige Reife spielt auch ne Rolle. Ist die Schwester älter oder jünger als er?
Das Haustier der eigenen Schwester töten ist ja auch nicht normal und schon ziemlich krass. Je nachdem wie alt sie zu dem Zeitpunkt war ist das ja auch mehr oder weniger stark traumatisierend.


Möchte mich aber nicht weiter zu der Familie des TV äußern. Sonst werde ich direkt wieder gesperrt^^

@Silver01

Ich schreibe für die Eltern, nicht gegen.
Ich habe auch nur darüber nachgedacht, dass sich die Mutter wohl Gedanken gemacht haben muss, aber anscheinend irgendwann resigniert hat. Das soll das heißen.
Da machste nichts. Ich möchte in so einer Situation nicht stecken, der alltägliche 'Wahnsinn', den man manchmal mit Kindern hat, ist schon aufregend genug. :-)

oBARBIEoCUEo schrieb:Ich schreibe für die Eltern, nicht gegen.
Ich habe auch nur darüber nachgedacht, dass sich die Mutter wohl Gedanken gemacht haben muss, aber anscheinend irgendwann resigniert hat. Das soll das heißen.
Da machste nichts. Ich möchte in so einer Situation nicht stecken, der alltägliche 'Wahnsinn', den man manchmal mit Kindern hat, ist schon aufregend genug. :-)

Da sagst du was. Habe zwar selbst keine Kinder, kann mich daher auch nicht wirklich in den alltäglichen "Wahnsinn" hineinversetzen, aber man bekommt von Freunden und Bekannten ja einiges mit und dann denke ich mir oft "puh, und das willst du dir selbst eines Tages antun??" :D

Wollte dir jetzt auch nichts unterstellen oder so, also dass du gegen die Eltern schreibst, falls das irgendwie so rüberkam, dann sorry.
Ich schreibe, wenn dann "neutral" oder versuches es zumindest, (auch wenn das manche Mods scheinbar anders sehen^^)

Ich kenne diese Menschen nunmal nicht.

Mein Bruder hat einen sehr "speziellen" Freund.
Er war schon als Säugling irgendwie merkwürdig und ist es auch heute, mit Mitte 20, noch. 
Seine Mutter war mit ihm bei unzähligen Ärzten, wirklich herausgekommen ist dabei allerdings nie etwas. 

Auf der einen Seite kann er einem das Gefühl geben, der einzige Mensch auf der Welt zu sein. 
Er ist aufmerksam, hört zu, fragt nach und ist (augenscheinlich) absolut in der Situation. 
Er kümmert sich, bekocht seine Freunde, geht aus und hatte auch zwei längere Beziehungen.
Eloquent, charmant und absolut unauffällig.
Auf der anderen Seite neigt er zu unkontrollierten Wutausbrüchen, ist hochgradig manipulativ und zieht sich auch manchmal für Tage oder Wochen komplett zurück.
Dann lebt er auch seine eher ungewöhnlichen Interessen (Vogelkunde und Münzen) ganz massiv aus und interessiert sich nicht für seine Mitmenschen. 
Seinen Beruf übt er zwar aus, aber auch da gab es deshalb schon Probleme.
Er switcht zwischen diesen Extremen hin und her. 
So war er immer. 

Seine Mutter sagte nicht nur einmal, dass sie Angst hat, dass irgendwann etwas passiert und das sie immer noch hoffen würde, dass man endlich mal etwas findet um ihm dann helfen zu können. 
Sie saß häufig in unserer Küche und hat sich die Augen ausgeweint, weil sie nicht wusste, was sie noch tun soll.
Sie hatte Angst mit ihm alleine zu sein. 
Je älter er wurde, desto sicherer wurde er natürlich auch im Umschalten. 
Mir tat die Frau immer sehr leid, weil sie wirklich alles getan hat aber in all den Jahren nie wirklich etwas erreichen konnte. 
Es wurde ihr teilweise von Ärzten sogar unterstellt, dass sie einfach nur überfordert sei und ihren Sohn "krank reden" würde um sich selbst zu entlasten.
Das hat ihr natürlich zusätzlich extrem zugesetzt. 
Der Bruder, welcher die gleichen Rahmenbedingungen hatte, ist übrigens absolut unauffällig.

@MinaK

Ich denke mittlerweile, dass man bei den Lauten eher weiß, wo man dran ist, als bei den unauffällig Freundlichen.
Habe schon öfter festgestellt, dass es anders war, als es den Anschein hatte.

@Nursii

Ihr werdet Eure Gründe haben. :-)

@Silver01

Ja, kam ein bisschen so rüber.

Im Verlauf der Diskussion kam ja die Frage auf, inwieweit ein 19-Jähriger die Konsequenzen seiner Handlung abschätzen kann und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt, dazu in der Lage ist, zu reflektieren, inwiefern seine Taten nun gesellschaftlich und moralisch der Norm entsprachen oder nicht.
Dabei sollte man bedenken, dass man die moralische Entwicklung eines 19-Jährigen generell nicht verallgemeinern kann. Manche sind, auch eventuell einhergehend mit der körperlichen Reife, Früh- oder Spätentwickler. Einige bleiben auf einer entwicklungspsychologisch gesehen „unreiferen“ Stufe zurück, da sie besondere Entwicklungsaufgaben, die sich naturgemäß in dem entsprechenden Alter stellen, nicht wahrnehmen wollen (sich dagegen sperren) oder können (evtl. aufgrund von psychischen Defiziten). Das soziale Umfeld ist dabei natürlich auch enorm ausschlaggebend. Da wir im vorliegende Fall darüber kaum eine Aussage treffen können, kann man diesbezüglich wirklich nur spekulieren. Jedenfalls könnte M.H. zum jetzigen Zeitpunkt eventuell noch nicht die von Normalbürger angenommene Reife aufgewiesen haben, die Problematik seiner Taten einzuschätzen. Die soziale Isolation, das eventuell (!) problematische familiäre Umfeld, fehlende Anerkennung durch Peers und der als absolut negativ zu bewertende Einfluss diverser Internetplattformen, die er besuchte, könnte ihn in seiner Phantasie (vgl. auch seine Absichten, „Literatur“ zu schreiben) bestärkt haben.
Dass sich ein 19-Jähriger mit Yu-Gi-Oh beschäftigt, deutet für mich ebenfalls eher auf einen Spätentwickler hin. Die zahlreichen Parallelen von Yu-Gi-Oh zum konkreten Fall sind so augenscheinlich, dass ich auch kaum noch an einen Zufall glauben kann.
Ich persönlich denke, dass er sich in seiner Einsamkeit und Verzweiflung so in eine Traumwelt hineingesteigert hat, dass er aufgrund mangelnder moralischer Reife die Taten begangen hat.
Wenn nun einige Jahre vergangen sind, kann ich mir durchaus vorstellen, dass er - natürlich auch aufgrund der therapeutischen Behandlung - Reue zeigen kann und sich so moralisch weiterentwickelt.

@Kriminator

Ich denke nicht, dass ein 19jähriger nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden kann. Etwas 'knastwürdiges' tun heißt ja, dass derjenige weiß, dass es falsch ist. Zumindest theoretisch.
Ich denke, da hakt es auf der Gefühlsebene.

oBARBIEoCUEo schrieb:Ja, kam ein bisschen so rüber.

Was, wirklich? Omg, es war wirklich absolut nicht so gemeint. Tut mir echt leid!! Irgendwie muss ich noch mehr auf meine Wortwahl achten glaub ich.


@MinaK
Das ist ja heftig. Und bereits als Säugling irgendwie merkwürdig? Weißt du auch, wie sich das im Säuglingsalter bei ihm gezeigt hat? Würde mich mal interessieren.

MinaK schrieb:Er war schon als Säugling irgendwie merkwürdig und ist es auch heute

Wie soll man das verstehen, dass er als Säugling schon merkwürdig war? Wenn er körperliche Gebrechen hat, kann man das ja noch sehen, aber doch nicht das Verhalten eines Säuglings.

Mein Cousin ist Authist und das wurde auch erst festgestellt, als er schon ca. 3 Jahre alt war, weil er einfach nicht gesprochen hat.

Für mich persönlich ergibt sich hier die Frage, ist die Störung erworben, dann besteht die Möglichkeit der Neuregulierung, da der Täter noch in der Pubertät ist, oder, ob es da einen organischen Defekt gibt, der nicht behoben werden kann. Danach richtet sich dann wohl auch das Ergebnis der Verhandlung.

@Silver01

Alles gut. :-)

cromm schrieb:Wie soll man das verstehen, dass er als Säugling schon merkwürdig war? Wenn er körperliche Gebrechen hat, kann man das ja noch sehen, aber doch nicht das Verhalten eines Säuglings.

Schreikinder sind da nen gutes Beispiel.


@MinaK

Ich musste spontan an nen Ex denken, der auch so nen Verhalten gezeigt hat. Menschen im einen Moment in den Himmel loben und im nächsten Moment zu hassen ist ne ganz typische Borderline-Sache. Auch manipulatives Verhalten ist da nicht so ganz selten. 

oBARBIEoCUEo schrieb:@Nursii

Doch ich denke schon, dass es in manchen Fällen angeboren ist, zumindest das Grundgerüst, dass durch die Umwelt ja dann weiter geprägt wird. Werden wir ja alle.

Psychopathie ist da nen gutes Beispiel, was angeborene "Fehler" im Grundgerüst angeht. 


Zum "wieso?" und "weshalb?" noch nen interessanter Artikel:

https://www.ruhrbarone.de/marcel-h-aus-herne/140329