lemystere schrieb:Dass die drei Hunde, die an der KBH starteten, überhaupt eine Spur von ihr aufnahmen, könnte mMn u.a. mit daran gelegen haben, dass der Weg zwischen KBH und Ortskern wahrscheinlich nicht so stark von Fussgängern und vor allem Fahrzeugen frequentiert ist wie der Ortskern selbst.
Ja, diese Erklärung ergibt sehr viel Sinn, finde ich. Wie lange nach der Spurenlegung die Hunde noch eine Spur verfolgen können, hängt ja vor allem von 3 Faktoren ab: 1. Wie lange bleiben die Haut- und Haarschuppen, die der Spurenleger verloren hat, an Ort und Stelle liegen? 2. Wie lange bleiben sie chemisch aktiv, geben also noch den Geruch des Spurenlegers ab? 3. Wie sehr wird die "richtige" Spur von ähnlichen Menschenspuren überlagert, die geeignet sind, den Hund zu verwirren? Die ersten beiden Punkte sind dabei wichtiger als der dritte. Ist ja auch klar, denn wo keine menschlichen Überbleibsel mehr liegen oder wo diese keinen Geruch mehr abgeben, kann der Hund beim besten Willen keinen Menschen mehr riechen - egal wie gut er ist ...
Einfluss auf das Liegenbleiben der Haut- und Haarschuppen sowie auf deren chemische Aktivität hat vor allem das Wetter; starker Regen und starker Wind können dafür sorgen, dass die Hunde schon nach sehr kurzer Zeit nichts mehr riechen können, weil alle Partikel weggetragen wurden. Starke Sonneneinstrahlung beschleunigt den Zerfall der geruchstragenden Moleküle und verkürzt so die Zeit, in der noch erfolgsversprechend gesucht werden kann. Aber auch starker Fußgänger-, Fahrrad- und Autoverkehr haben einen negativen Einfluss (wie Du in Deinem Beitrag ja auch schreibst): Der Verkehr wirbelt die Haut- und Haarpartikel auf, wodurch es zu Umlagerungen kommt. Und gerade der Fußgängerverkehr hat ja sogar einen doppelt negativen Einfluss: Neben der Umlagerung von Partikeln kommt es eben auch zur Überdeckung dieser Partikel durch neues Menschenmaterial, was zu Verwirrung bei den Hunden führen kann.
(Selbstauskunft: Ich bin kein Hundeführer oder sonstiger Experte für die Mantrailer-Suche. Ich habe mir aber in den letzten Monaten Einiges zusammengelesen, weil das Mantrailer-Thema ja in vielen Kriminalfällen eine Rolle spielen. Es kann aber gut sein, dass ich trotz bester Bemühungen etwas in der Literatur falsch verstanden habe und hier falsch wiedergebe. In dem Fall bin ich dankbar für jede Korrektur).
Alles oben Gesagte schließt natürlich nicht aus, dass die Spurenarmut im Ortskern von Todtmoos dadurch verursacht oder mitverursacht wurde, dass Scarlett teilweise in einem Auto gesessen hat. Ich halte aber die auf physikalisch-chemischen Grundsätzen basierende Theorie, dass die Spur im Ortskern einfach zu alt bzw. zu "ramponiert" war, für wahrscheinlicher. Ich würde auch generell davor warnen, in diesem Fall den Hundespuren zu viel Bedeutung zuzumessen. Was mir besonders kontraproduktiv erscheint, ist, sich den Teil der "Ergebnisse" der Mantrailer-Suche herauszupicken und zur unumstößlichen Wahrheit zu erklären, der gut zur eigenen Theorie passt, und auf der anderen Seite dann den Rest der "Ergebnisse", der nicht passt, einfach zu ignorieren. Ich persönlich halte die ganzen "Ergebnisse" für sehr unzuverlässig - was vermutlich nicht an den Hunden oder deren Führern liegt, sondern an den Umständen - allen voran an der langen Zeit, die zwischen Spurenlegung und Spurensuche vergangen ist.