Volvic
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Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen
um 11:21Deine Aufstellung ist sehr gut und umfassend, gewichtet aber nicht wie wahrscheinlich diese Möglichkeiten jeweils sind. Dass bestimmte Phänomene mal aufgetreten sind heißt ja nicht, dass sie häufig vorkommen.Coscoroba schrieb am 20.12.2025:Die allgemeinen Gründe, die ich gleich nenne, stammen aus der Literatur und beruhen auf Gesprächen mit Suizid-Überlebenden und auf der Auswertung von Abschisbriefen:
In den meisten Fällen deuten Menschen, die einen Suizid in Erwägung ziehen, diesen vorher an. Es wird vom Umfeld meistens nicht erkannt und die Andeutungen nicht verstanden, man ist verblüfft und es heißt: „wir haben vorher überhaupt nichts gemerkt, er/sie war doch ganz normal und hat noch dies und jenes geplant/gesagt/getan…“
Dabei beschäftigt sich derjenige innerlich schon länger mit der Idee des Suizids und wenn man darauf geachtet hätte, wäre das vielleicht auch bemerkbar gewesen.
Mitunter gibt es Suizidversuche, die eher als Hilferufe verstanden werden müssen. Es geht nicht wirklich darum zu sterben, sondern eine als unerträglich empfundene Lebenssituation zu beenden. Natürlich kann es „schief gehen“, aber es gibt ja Möglichkeiten, bei denen jemand nicht zwingend stirbt und Chancen bestehen, zu überleben.
Meistens wird ein Suizid, mit dem sich derjenige schon länger auseinandersetzt, dann über einen gewissen Zeitraum als „wohltuende“ Lösung aller Probleme gedacht: „demnächst muss ich diese Schmerzen nicht mehr erdulden“. Oder: „ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.“
Es wird berichtet, dass Menschen dann kurz vorher sogar noch relativ fröhlich erscheinen weil sie eben innerlich wissen, bald geht’s mit besser, bald habe ich es überstanden und die Probleme sind für mich gelöst.
Meistens gibt es dann für denjenigen, der innerlich entschlossen ist, diesen Weg zu gehen, ein auslösendes Ereignis, was zur Umsetzung des Suizids führt und denjenigen in diesem Moment handeln lässt. Wenn dieser Schalter ungelegt wird, wird aber meistens nicht mehr strategisch gedacht, wie man es jetzt am Besten macht, sondern in diesem geistigen Tunnel wird dann entweder das vorher gedanklich sehr oft durchgespielte Szenario umgesetzt oder die nächstbeste greifbare Möglichkeit ergriffen - die erstbeste Bahnstrecke, Hochhaus, Tabletten etc.
Überlegungen wie „was geht schnell“ oder „es soll nicht weh tun“ sind da wenig bis gar nicht vorhanden, das sind eher „naive“ Denkweisen von außenstehenden Menschen, die sich nicht in die Lage von Betroffenen versetzen können und nicht die Gedankenwelt eines tatsächlich „lebensmüden“ Menschen kennen.
Es gibt sogar Fälle, in denen Menschen absichtlich schlimme Wege oder bestimmte Orte wählen um bewusst das Umfeld zu bestrafen, sei es die böse Welt generell oder bestimmte Personen, an denen man sich rächen will.
Insofern sind Handlungen nach dem Muster „Ich will keinem Nahestehenden zumuten mich zu finden“ nicht ausgeschlossen aber doch selten(er).
Die Komponente, das (am eigenen Leid vermeintlich mitschuldige) Umfeld zu bestrafen ist viel häufiger und vor allem der Wunsch, eine als unerträglich empfundene Lebenssituation beenden zu wollen, sehr oft vorhanden.
Der Effekt, dass Suizide und Berichte darüber andere Gefährdete zur zeitnahen Nachahmung animieren, nennt man Werther-Effekt. Deswegen wird in Medien nur sehr verhalten über Suizide berichtet.
Natürlich steckt hier niemand besonders tief in der Gedankenwelt von Scarlett drin. Aber allein die notwendigen Annahmen nach Ockham‘s Razor würden ja bedeuten, dass Scarlett überhaupt eine Suizidneigung/Wunsch gehabt haben müsste und zusätzlich müsste sie sich „perfekt“ versteckt haben und auch in jahrelanger intensiver Suche nicht gefunden worden sein. Viele Annahmen und die grundsätzliche Frage: warum? Warum sollte es überhaupt so sein und warum sollte es so kompliziert sein?
Mir scheint dieser Erklärungsansatz daher unwahrscheinlicher als andere Theorien.

