nortsyd schrieb:Der angebliche signifikante Gewichtsunterschied bei ihrem Packgewicht ist schlicht herbeiphantasiert, ebenso wie die Annahme ziemlich unsinnig ist, dass man das Gewicht eines bepackten Wander-Rucksacks anhand seines Befüllvolumens aufs Kilo genau schätzen könnte - wenn man nicht mal weiß, was exakt im Rucksack drin.
Da kann man dir nur zustimmen.
SimonTemplar schrieb:Auf deinem verlinkten Foto sieht man aber auch deutlich , wie nach vorne gebeugt ihre Körperhaltung ist.
So deutlich ist das für mich nicht.
Ja man kann das so interpretieren.
Aber es ist lediglich Interpretation.
Das ist halt nur ne Momentaufnahme aus einem ungünstigen Winkel.
Coscoroba schrieb:Ja, natürlich - es wäre eine sehr kurzfristige Planänderung gewesen, die vielleicht erst kurz nach dem Telefonat mit Joey in den Kopf gekommen ist. Aber ist das so unwahrscheinlich?
Ich versuche noch einmal zu erklären, um was es mir geht: Das Verschwinden von Scarlett ist ein ganz, ganz außergewöhnliches Ereignis - schon das Verschwinden an sich - in einem Tourismusgebiet in Westeuropa - wäre außergwöhnlich, aber durch die jahrelange Nichtauffindbarkeit der Leiche wird das Ganze zu einem mega-seltenen Ereignis, von dessen Art es in Europa nicht sehr viele geben dürfte. Ich hoffe, es ist nachvollziehbar, wenn ich sage: Damit ein solch außergewöhnliches Ereignis eintreten kann, müssen vorher außergewöhnliche Dinge passiert sein. Wenn es ein "normaler" Wanderurlaub gewesen wäre und sich Scarlett so verhalten hätte, wie sich eine "normale" Wanderin verhält, dann wäre sie nicht verschwunden - oder man hätte zumindest ihre Leiche bald gefunden.
Und was waren nun die außergwöhnlichen Dinge, die vor Scarletts Verschwinden passiert sind: Nun, geschätzte 80% der Leute, die hier diskutieren, glauben, dass die Außergewöhnlichkeit darin liegt, dass Scarlett auf einen bösen Mann getroffen ist, der sie später getötet hat. Und das ist selbstverständlich eine Möglichkeit. Allerdings eine, für die es keine Hinweise gibt, nicht einmal indirekte Hinweise, zum Beispiel der Art, dass in der Region 3 Jahre vorher oder nachher ein ähnliches Verbrechen passiert wäre.
Aber die Außergewöhnlichkeit des Falles kann sich eben auch dadurch ergeben, dass Scarlett sich eben nicht "normal" verhalten hat, also nicht so wie die Mehrheit der Diskutanten es erwartet. Und "nicht normal" kann eben auch heißen - nicht logisch, nicht nutzenorientiert, nicht kalkulierend, nicht weitsichtig und so weiter. (Das ist übrigens alles natürlich kein Vorwurf an Scarlett, kann es gar nicht sein, weil alle diese Dinge zum Menschsein gehören - ob wir wollen oder nicht).
Mich erstaunt es, ehrlich gesagt, immer wieder aufs Neue, dass viele Leute hier ein Verbrechen, für das es nicht das geringste Anzeichen gibt, für wahrscheinlicher halten als eine (kleine) unerwartete Verhaltensänderung Scarletts, die vielleicht große Konsequenzen gehabt hat. Warum? Menschen ändern dauernd ihre Pläne, sie lügen zur Not auch mal, sie wissen manchmal selber gerade nicht, was mit ihnen los ist, sie kommen in Stimmungen, in denen ihn alles egal ist, sie gehen einen Schritt vor und zwei zurück (manchmal buchstäblich), sie sind müde und aufgekratzt zugleich und so weiter und so weiter. Keine Roboter eben.
Wie gesagt: Natürlich kann es ein Verbrechen gewesen sein, aber mir fällt es schwer, das für wahrscheinlicher zu halten als menschliche Regungen einer Frau, die wir alle nicht kennen ...
Ein außergewöhnlich guter Beitrag!
Zum Thema "normal" Verhalten.
Ich sehe das Problem, dass man ganz schnell von sich selbst auf das Verhalten anderer schließt.
Diese ganzen Überlegungen im Sinne von "Sie hätte doch gewusst, wo ein Bus fährt, welche Abkürzung man hätte nehmen können, welches Detail auf welcher Etappe, problematisch ist und und und"
Keine Ahnung.
Wir haben keine Ahnung, was sie wusste und was nicht.
Selbst wenn man meint alles zu wissen, kann man übrigens Fehler machen.
Aber das hier:
Tort schrieb:Total nachvollziehbar. Ein außergewöhnliches Ereignis: Es war die Zeit von Corona: was war dadurch anders?
Ich finde es ja so rätselhaft, dass sie nicht gesehen wurde.
Hat mich zum Nachdenken gebracht.
Grundsätzlich gehöre auch ich zu den 80% hier, die ein Stück weit an den "bösen Mann" glauben.
ABER.
Deine Frage macht mich nachdenklich.
Für jemanden, der "abhauen" wollen würde, (aus welchen Gründen auch immer) bot die Zeit damals nahezu ideale Bedingungen.
Raus aus den Wanderklamotten, Haare zum Zopf binden, Maske auf.
Da könnte sie an zig Leuten, die explizit nach ihr gesucht haben, vorbei gelaufen sein, ohne dass die das überhaupt kapiert haben.
Wenn sogar der Vater sich schon in der Richtung geäußert hat.
Der wird das ja nicht einfach so zusammenspinnen, sondern vielleicht triftige Gründe haben, wie er da darauf kommt.
Ich kenne diese Gründe nicht, aber es ist schon auffällig.
Wenn jemand verschwindet, anzunehmen, er wäre untergetaucht.
Das lässt mich zumindest hellhörig werden.
AnnCarola schrieb:dass sie untergetaucht ist, alleine oder mit Hilfe. Selbst der Vater hat immer wieder betont, dass er sich das durchaus vorstellen kann.