 Nuisette schrieb:Sie war auf einem gut ausgebauten, bekannten und bewirtschafteten wanderweg unterwegs.
Nuisette schrieb:Sie war auf einem gut ausgebauten, bekannten und bewirtschafteten wanderweg unterwegs.
Genau das wissen wir doch nicht! Es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, dass sie auf der E6 war. Es gibt nur einen indirekten Schluss, nämlich diesen: Sie hat angekündigt, die E6 zu laufen - also wird sie es auch getan haben.
Ich verstehe nicht, warum so viele Foristen hier, diesen indirekten Schluss für einen hammerharten Beweis halten, der so belastbar ist, dass man ganze Theorien darauf aufbauen kann. Wenn so ein "Beweis" in einer Gerichtsverhandlung vorgebracht werden würde, dann hätte der gegnerische Anwalt den mühelos innerhalb von zwei Minuten vom Tisch gefegt. Ankündigungen sind eben einfach keine Handlungen - wie man es auch dreht und wendet.
Ich weiß nicht, mit welcher Art von Mensch Ihr so zu tun habt. Aber bei der Art von Mensch, mit der ich zu tun habe, beruflich, privat und überall kommt es schon mal vor, gar nicht selten, dass Pläne kurzfristig geändert werden. Und ja, es kommt auch vor, wenn auch seltener, dass Ankündigungen über Pläne gemacht werden, die nicht der Wahrheit entsprechen. Beide Dinge kommen so oft vor, dass wir uns im Alltag kaum Gedanken darüber machen.
Eigentlich muss man nicht ein mal auf seine Mitmenschen schauen, um festzustellen, dass sowohl spontane Planänderungen als auch das Lügen über Pläne ein normaler Teil unseres Lebens sind. Es reicht eigentlich, wenn man ehrlich auf sich selbst schaut, und sich diese zwei Fragen stellt: 1. Wie oft habe ich in meinem Leben spontan meine Pläne geändert? 2. Wie oft habe ich mich einer (Not-)Lüge über meine Pläne bedient, um - zum Beispiel - nicht langatmig erklären zu müssen, warum ich meine Pläne geändert habe. (Gibt auch noch andere Gründe fürs Lügen, natürlich). Gerade bei der ersten Frage ist es wichtig, besonders auf die eigenen ersten drei Lebensjahrzehnte zu blicken und nicht als heute Fünzigjähriger über Scarlett zu urteilen, ohne ihr Alter zu berücksichtigen.
Scarlett war 26, nicht 66! Und das Wenige, das wir über sie wissen, scheint mir deutlich darauf hin zu deuten, dass sie in Allem sehr spontan war. Mit etwas Phantasie kann man sogar ihren gesamten Lebenslauf so interpretieren, dass sie eine Abneigung gegen ausgetretene Pfade hatte, und immer nach Möglichkeiten suchte, die ausgetretenen Pfade zu verlassen.
Mir möge mal jemand erklären, warum man einer Frau, die spontan entschlossen hat, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und ans andere Ende der Welt zu ziehen, nicht zutraut, ihre Wanderpläne spontan zu ändern und in eine andere Himmelsrichtung zu laufen oder die Wanderung abzubrechen. Das ist doch eine absolute pille-palle-Entscheidung, verglichen mit den großen Lebensentscheidungen, die Scarlett schon getroffen hatte.
Und ein Letztes: Genau die gleichen Leute, die fest davon überzeugt sind, dass Scarlett niemals auf die E6 verzichtet hätte, also niemals eine Planänderung vorgenommen hätte, wollen einem aber dann weismachen, dass Scarlett einfach zu einem Fremden ins Auto gestiegen wäre - was ja noch eine viel größere und - vor allem - gewichtigere Planänderung gewesen wäre. Das passt doch alles nicht zusammen ...