Coscoroba schrieb:Und jetzt der echte "dealbreaker": In wie vielen dieser 4 Fälle sind KEINERLEI SPUREN zurückgeblieben?
Häufiger Denk-/Vorstellungsfehler: wenn beim Roulette 5x hintereinander „rot“ gespielt wurde nimmt man an, es werde immer wahrscheinlicher, dass bald „schwarz“ kommen müsse. Denn es könne ja nicht sein, dass die „rot“-Serie immer länger werde.
Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für rot oder schwarz bei jeden Wurf 50:50, wenn wir manipulierte Materialien mal außen vor lassen. D. h. es gibt keine Serien weil das Roulette nicht weiß, welche Farbe vorher kam und wann die Serie, die man nur selber definiert, begonnen haben soll: vor 5 Ziehungen, vor 10, 100, 1000 Ziehungen?
Es wird also nach 5x rot nicht wahrscheinlicher, dass der nächste Wurf schwarz werden muss. Natürlich wird die Farbe bald wieder kommen weil es ja nur 2 Farben gibt. Aber schwarz wird statistisch nicht wahrscheinlicher als rot nur weil gerade 5x rot war. .
Menschen suchen Muster und Ausgleich, dadurch kommt es zu diesen Phänomen namens „Spielerfehlschluss“ (Gambler‘s Fallacy).
Sinnvoll ist hier eher Ockhams Rasiermmesser, welches ja schon erwähnt wurde: einfach gesagt, man rasiert alle Theorien/Erklärungen ab, die mehr Annahmen erfordern und betrachtet die Theorie als wahrscheinlicher, die weniger Entenitäten erfordert.
Beispiel: umgeknickte Bäume im Wald.
Theorie 1: ein UFO ist gelandet und dadurch wurden die Bäume umgeknickt
Theorie 2: ein Sturm hat die Bäume umgeworfen.
Theorie 1 erfordert mehr Annahmen weil man dazu unterstellen muss, dass es Außerirdische gibt, diese müssten UFOS haben, diese müssten in der Lage sein hierher zu fliegen, die Außerirdischen müssten Interesse an einen Besuch auf der Erde haben, noch dazu irgendwo im Wald, das UFO müsste groß und schwer genug sein um Bäume abzuknicken.
Bei Theorie 2 müssen wir nur annehmen, dass ein Sturm, der kräftig genug war, an dieser Stelle stattfand.
Da Theorie 2 weniger Annahmen erfordert und somit die „einfachere“ Erklärung ist (nicht einfach im Sinne von „weniger komplex“/leichter verständlich sondern weil weniger Annahmen erforderlich sind), ist diese vorzuziehen.
Es hat sich über hunderte Jahre Wissenschaft gezeigt, dass Ockhams Rasiermesser fast immer richtig ist und die einfacheren Erklärungen fast immer die richtigen waren.
Ich kann die statistischen Vermutungen, die hier geäußert wurden, zwar nachvollziehen. Unbedingt wahrscheinlicher sind die aber nicht immer, denn natürlich ist es für den Einzelfall unwahrscheinlich, dass jemand überhaupt verschwindet. Aber es ist hier leider passiert.
Die Frage ist dann nicht wie wahrscheinlich ein Verbrechen im Bezug auf die Gesamtbevölkerung ist, wie wahrscheinlich Leute im Allgemeinen selbstbestimmt untertauchen. Die Frage ist: wie wahrscheinlich ist es für Scarlett?
Und da gab es vorher wenige konkrete Anhaltspunkte, dass sie (ausgerechnet vor der letzten Etappe, Route nicht zu Ende gebracht) „abhauen“ wollte. Klar wollen wir fast alle raus und glücklich in der Karibik leben etc., sagen auch sowas, aber deswegen sind das ja keine ernsten Andeutungen, die dann regelmäßig zur Umsetzung führen - sonst wäre kaum noch jemand hier ☺️.
Scarlett hatte Bezüge nach Asien, aber warum sollte sie einfach abtauchen ohne das mitzuteilen anstatt offiziell zu gehen?
Ich stimme auch nicht damit überein, dass man damals besonders einfach hätte untertauchen können. Gerade bei den Überlegungen zu Flügen/Fähren… Barzahlung statt Karte, Ticket erhalten ohne Angabe von Daten/falsche Daten und keiner schaut in einen Pass… soooo einfach geht‘s inzwischen nicht mehr. Es ist nicht unmöglich, aber doch schwieriger als vor Jahrzehnten. Und warum gab es dann keine Zeugen/Sichtungen mehr im weiteren Verlauf?