Volvic schrieb:Scarlett hatte angekündigt dass sie die Tour an diesem Tag geht. Das kann man aus Prinzip anzweifeln weil der Beweis dafür fehlt. Es wäre aber die zunächst plausibelste Annahme.
Ja, natürlich wäre das zunächst die plausibelste Annahme - mit Betonung auf "zunächst". Deswegen war es ja auch richtig, dass man zuerst entlang der E6 gesucht hat und dort wohl auch insgesamt, über die Jahre, am intensivsten gesucht hat. Oder anders gesagt: Natürlich sollte man
zunächst davon ausgehen, dass eine Person ihre Ankündigungen auch in die Tat umsetzt, weil das viel öfter passiert als das Gegenteil. (Aber das Gegenteil passiert eben auch nicht gerade selten).
Jetzt ist man nur mit der Annahme, Scarlett sei auf der E6 gewesen, jahrelang nicht weitergekommen, und muss deshalb notgedrungen in eine andere Richtung denken. Insofern ist es falsch, wenn Du mir unterstellst, ich würde "aus Prinzip" anzweifeln, dass Scarlett die E6 in Angriff genommen hat. Ich zweifele das an, weil man entlang der E6 weder Scarlett noch ihre Ausrüstung gefunden hat - und weil es AUSSERDEM auch keine Indizien dafür gibt, dass sie dort war. Ich habe also einen konkreten Grund für meine Zweifel, was so ziemlich das Gegenteil von "aus Prinzip" ist.
Wenn ich es richtig sehe, kann es nur 2 Gründe dafür geben, dass man Scarlett entlang der E6 nicht gefunden hat:
1. Die Suchmannschaften haben Leiche und Ausrüstung übersehen, obwohl beides da war.
2. Scarlett war nie auf der E6.
Jede/r kann sich überlegen, welchen der beiden Gründe er/sie als wahrscheinlicher ansieht.
Variante 2 (Scarlett war nie auf der E6) kann wiederum selbst zwei Gründe haben:
1. Scarlett wurde von einer anderen Person daran gehindert, die E6 zu laufen (und dann mit dem Auto irgendwohin verschleppt).
2. Scarlett hat selbst beschlossen, die E6 nicht zu laufen und stattdessen etwas anderes zu tun.
Auch hier möge jede/r selbst entscheiden, was er/sie für wahrscheinlicher hält.
Ich will niemandem die Wahrscheinlichkeiten vorschreiben Ich finde es allerdings weltfremd, eine Planänderung durch Scarlett selbst für so unwahrscheinlich zu erklären, dass es sich nicht einmal lohnt, darüber nachzudenken. Warum sollten wir uns selbst diesen Gedankenweg abschneiden? Gerade wo wir es anscheinend mit einem jungen Menschen der eher abenteuerlustigen und spontanen Art zu tun haben.
Ich verstehe auch nicht ganz, warum der Entscheidung, die E6 zu laufen oder sie nicht zu laufen von manchen Diskutanten als Entscheidung von geradezu gewaltiger Tragweite dargestellt wird, die vielzu ernst sei, als dass man kurzfristig etwas daran ändere. Auf Scarlett haben keine hungrigen Kinder gewartet, auch kein besorgter Ehemann; die Katzen wurden von den Eltern versorgt, berufliche Termine gab es nicht und die Freundin in Mainz hätte es nervlich wohl gerade noch so verkraftet, wenn Scarlett zwei Stunden später gekommen wäre ...