Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Tort schrieb:Es macht gerade in dieser Gegend wenig Sinn, das Auto am Startpunkt abzustellen. Sinniger wäre es eher mittig (falls etwas passiert) oder zum Ende hin abzustellen. Das käme aber erst mit Erfahrung

Ich finde es schwierig, aus dem Abstellort auf Scarletts Erfahrung zu schließen.

Da spielen ja viele Faktoren rein:

- wenn man von Norden kommt, stellt man das Auto eher dort ab, wohin man die kürzere Fahrt hat und nimmt von dort Bus oder Zug zum südlichen Ende.
- außer die Verbindung mit Öffentlichen ist andersrum besser
- außer Sie möchte vom südlichen Ende aus noch etwas unternehmen, wofür sie ihr Auto braucht
- außer sie möchte die Strecke andersrum laufen, aus verschiedenen Gründen
- außer der Parkplatz am südlichen Ende ist kostenlos, der am nördlichen aber kostenpflichtig
- außer es passt von den Übernachtungsorten/ Busverbindungen her besser (Streckengliederung)

Es gibt sicher noch viel mehr Gründe, und wir wissen nicht welche für Scarletts Entscheidung ausschlaggebend waren.

Das Argument, das Auto in der Mitte abzustellen, falls etwas passiert, ist mir für mich selbst noch nie in den Sinn gekommen, obwohl ich schon viele Fernwanderwege gegangen bin.

Leute denken eben unterschiedlich.

GrafOskar schrieb:Scarlett nahm die 6. Etappe nie in Angriff sondern wählte aus diversen Gründen eine andere Option um letztlich nach Stühlingen zu kommen.

Mich interessiert vor allem die zweite Alternative.

Was für Gründe könnten das gewesen sein, wenn sie am Vorabend noch sagte, sie wolle nach Wehr wandern?
Hat sie das absichtlich gesagt, weil niemand ihre wahren Pläne kennen (kommentieren) sollte?

War ihr am Morgen des 10.09. nicht gut, dass sie trödelte und sich schließlich gegen die doch recht lange Etappe entschied? Eventuelle gesundheitliche Beschwerden hat sie allerdings gegenüber Freundin und chinesischem Freund, soweit bekannt, zumindest nicht beim Namen genannt. Laut Joye soll sie allerdings bedrückt geklungen haben, was meiner Meinung nach aber auch der schlechten Verbindung geschuldet gewesen sein kann.

Welche Gründe also könnten sie bewogen haben, sich umzuentscheiden?

Aus meiner Sicht

- ein Mann den sie spontan attraktiv fand, schlug ihr eine Alternative vor (deswegen hatte sie vielleicht ein bisschen ein schlechtes Gewissen gegenüber Joye, was ihm wie "bedrückt" vorkam)
- jemand bot ihr an, dass sie an dem Tag für ihn arbeiten könne (Apfelernte, Mitarbeit in einem Reitstall oder so), denn irgendwie muss sie ja ihr Leben finanzieren und ewig hätte sie sicher nicht ihren Eltern auf der Tasche liegen mögen.

Was wären für euch triftige Gründe?

Tort schrieb:Also es ist der "Kohlhüttenplatz". Ist ja total schön dort.

"Beim Wanderparkplatz Kohlhütte steigt man nach rechts in den Schluchtensteig Schwarzwald ein und läuft diesen etwa vier Kilometer „rückwärts“. Dabei wird das Naturschutzgebiet Kohlhütte-Lampenscheine tangiert. Der schönste Teil des Panoramaweges tut sich auf."

"Start und Ziel: Wanderparkplatz Kohlhütte, Ibach, an der L150"

Sehr interessant: Der Link ist von März 2020. Also noch ganz frisch, als Scarlett unterwegs war.

Quelle: https://www.schwarzwald-aktuell.eu/news/wandertipp-ibacher-panoramweg-was-fuer-aussichten/

@MarylinM

Die beiden von dir genannten triftigen Gründe, warum sie sich gegen das Weiterwandern nach Wehr entschieden haben könnte, fallen mir auch als hauptsächliche mögliche Gründe ein.

Grund 2 - Arbeitsangebot just für den 10.09. - möchte ich gern erweitern:
Mithilfe auf einem Bauernhof, um bei deinen Beispielen zu bleiben (gut vorstellbar), könnte ihr auch über den 10.09. hinaus in Aussicht gestellt worden sein. Sie konnte sich ihre Zeit ja recht frei einteilen und hätte Geld verdienen evtl. dem Besuch in Mainz vorgezogen. Diesen hätte sie später nachholen können.

Warum sie ihr Auto in Stühlingen abgestellt und das nicht anders gehandhabt hat, dazu ist mir noch eine Begründung eingefallen:
Gerade weil sie den Schluchtensteig nicht kannte, könnte vorheriger Austausch mit schluchtensteig-erprobten Wanderern für ihre Entscheidung eine Rolle gespielt haben. Wir wissen hier nicht, ob sie sich in den Tagen vor Antritt der Tour Tipps von dem Bekannten vom Jakobsweg geholt hat, mit dem sie den Schluchtensteig ursprünglich wandern wollte und der dann krankheitsbedingt passen musste. Vielleicht gab er ihr die Empfehlung, es sei am besten, das Auto in Stühlingen zu lassen. Oder sie hat sich entsprechend in Foren belesen.

Tort schrieb:"Beim Wanderparkplatz Kohlhütte steigt man nach rechts in den Schluchtensteig Schwarzwald ein und läuft diesen etwa vier Kilometer „rückwärts“. Dabei wird das Naturschutzgebiet Kohlhütte-Lampenscheine tangiert. Der schönste Teil des Panoramaweges tut sich auf."

Dieser Panoramaweg würde nach (Ober)ibach führen. Dort gibt es Bushaltestellen, wo die "7324" fährt: Nach St. Blasien!

MarylinM schrieb:Was für Gründe könnten das gewesen sein, wenn sie am Vorabend noch sagte, sie wolle nach Wehr wandern?
Hat sie das absichtlich gesagt, weil niemand ihre wahren Pläne kennen (kommentieren) sollte?

Vielleicht verfuhr sie nach dem Adenauer Prinzip das da lautet: "Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern!"
Sie hätte einen ganzen Fliegenschwarm mit einer Klappe geschlagen:

- kürzere Wanderstrecke
- Keine Suche nach einem Quartier für die Nacht (Hotel oder Zeltplatz)
- Keine weiteren Kosten
- Kein Zeltaufbau
- Wahrscheinlich Schlafen in einem Bett und nicht im Zelt
- Einen Tag früher bei der Freundin

Tort schrieb:Als "von außen Kommender" hätte ich genau das getan: google maps befragt. Und ich hätte mich genau auf diese Verbindungen verlassen. Nicht darauf, dass die Busse pünktlich sind, aber dass es diese Verbindung gibt. Und die würde mir in diesem Falle als sehr attraktiv erscheinen (nur 2 mal Umsteigen).

Wenn sie mit einem Bus gefahren wäre, hätte man das sicher in Erfahrung gebracht. Busfahrer wurden ja auch befragt. Und wahrscheinlich hätten sich die Busfahrer und Fahrgäste auch noch an S. erinnern können. Wenn sich schon die Wanderer auf den Anfangsetappen an die junge blonde Frau mit dem großen roten Rucksack erinnern konnten, wie es bei XY dargestellt wurde.

Abgesehen davon - selbst wenn sie mit dem Bus die Strecke St. Blasien → Stühlingen gefahren wäre, dann bliebe sie trotzdem verschwunden. Und während der Busfahrt wird sie wohl kaum verschwunden sein.

Also nochmal zusammengefasst was der Plan hätte sein können:

Von Todtmoos über Waldweg zum Kohlhüttenplatz. Auf dem Weg dorthin am Ibacher Kreuz vorbei. Dann eine Strecke an der L150 entlang bis zum "alten Landauer Waldweg" um von dort den Weg parallel der L150 zu gehen damit sie nicht auf Asphalt läuft.

Vom Kohlhüttenplatz den "Ibacher Panoramaweg" um nach Ibach zu gelangen um von dort den Bus nach St. Blasien zu nehmen.

Dazwischen muss etwas passiert sein. Dort würde ich suchen.

@Tort

Am 01.08.2021 wies hier ein Forist darauf hin, dass am 08.10.2020 die Kohlhütte als neuer Premium Cache (Geocaching) online ging. So dass wir wiederum davon ausgehen können, dass sich nach Scarletts Verschwinden aufmerksame Geocacher ab Oktober im Gelände um die Kohlhütte aufhielten, die etwas von Scarlett hätten finden können - letzteres scheint nicht der Fall gewesen zu sein, es gab keine entsprechenden Meldungen.

CorvusCorax schrieb:Wenn sie mit einem Bus gefahren wäre, hätte man das sicher in Erfahrung gebracht. Busfahrer wurden ja auch befragt. Und wahrscheinlich hätten sich die Busfahrer und Fahrgäste auch noch an S. erinnern können. Wenn sich schon die Wanderer auf den Anfangsetappen an die junge blonde Frau mit dem großen roten Rucksack erinnern konnten, wie es bei XY dargestellt wurde.

Natürlich, den Bus in St. Blasien hat sie nie erreicht. Wenn sie verunfallt ist, dann deutlich vor St. Blasien nämlich im Bereich des Todtmooser Sendemasten.

GrafOskar schrieb:Wenn sie verunfallt ist, dann deutlich vor St. Blasien nämlich im Bereich des Todtmooser Sendemasten.

Der östliche Todtmooser Funkmast hat damals gerade noch den Bereich IK abgedeckt. Und dieser Kohlhütten-Wanderparkplatz war schon raus.
Und die Frage bleibt, wo man dort tödlich und unauffindbar verunfallen soll. Bei Ibach befindet man sich ja schon auf einer Hochfläche, da geht es nirgends steil runter so wie im Wehratal.

CorvusCorax schrieb:Und die Frage bleibt, wo man dort tödlich und unauffindbar verunfallen soll. Bei Ibach befindet man sich ja schon auf einer Hochfläche, da geht es nirgends steil runter so wie im Wehratal.

Das wären dann wohl ganz grob die Wege innerhalb des gelb markierten Gebiet. Ich weiss natürlich nicht wie intensiv dort nach ihr gesucht wurde und natürlich ist auch auf dieser Variante ein Verbrechen denkbar. Zum Beispiel am Ibacher Kreuz mit dem Wanderparkplatz. Dort könnte ein aufmerksamer Wanderer einer erschöpft wirkenden Wanderin die Mitfahrt nach St. Blasien oder gar nach Stühlingen angeboten haben.


Original anzeigen (2,6 MB)

https://graphhopper.com/maps/?profile=foot&layer=WanderReitKarte

Ich hätte dann gern die Erklärung dieser Hypothese mit folgenden Fakten:

Das Handy hat den Funkbereich Todtmoos nicht verlassen.
Die Hunde haben nur bis Ibacher Kreuz erschnüffelt.
Scarlett wurde zuletzt im Edeka gesehen.
Letzter nachweisbarer Kontakt war das Videtelefonat am Steinlabyrinth.

CorvusCorax schrieb:Der östliche Todtmooser Funkmast hat damals gerade noch den Bereich IK abgedeckt. Und dieser Kohlhütten-Wanderparkplatz war schon raus

Es muss ja nicht heißen, dass sie jemals den Kohlhüttenplatz erreicht hatte. Oder zumindest ihr Telefon nicht. Leider ist es jetzt so lange her. Wurden die Gräben um die L150 um den Bereich IK abgesucht? Nach dem Telefon?

Tort schrieb:Dazwischen muss etwas passiert sein.

Ich kenne die Strecke nicht von Todtmoos über Waldwege zum Ibacher Kreuz. Auch nicht den Ibacher Panoramaweg. Aber ich denke die Unfallgefahr ist wesentlich geringer als auf dem Schluchtensteig. Wegen des Mobilfunknetzes kann Scarlett oder zumindest das Telefon nicht weit gekommen sein.

Auf "meiner" Route: Todtmoos -> Waldweg per Google Maps Route zum Ibacher Kreuz -> Weiter über L150 zum Parallelweg über den alten Lindauer Waldweg zum Parallelweg zur L150 Richtung -> Kohlhütte hätte meines Erachtens das höchste Unfallpotential die L150 selbst.

Also Unfall auf der L150?

Die Wahrscheinlichkeit, dass es dort zum Unfall kam und der Täter (warum auch immer) Scarlett mitgenommen (ins Ausland?) hat, ist sehr gering.

Aber... was könnte ansonsten zu Scarletts Verschwinden beigetragen haben?

Tort schrieb:Ich kenne die Strecke nicht von Todtmoos über Waldwege zum Ibacher Kreuz. Auch nicht den Ibacher Panoramaweg. Aber ich denke die Unfallgefahr ist wesentlich geringer als auf dem Schluchtensteig. Wegen des Mobilfunknetzes kann Scarlett oder zumindest das Telefon nicht weit gekommen sein.

Falls sich Scarlett wirklich dazu entschlossen hatte einen möglichst kurzen Weg nach St. Blasien zu wandern ist es denkbar, dass sie sich von ihrer App MAPS.ME führen liess. Ich kenne diese App allerdings nicht und weiss daher auch nicht was diese als Route vorschlagen würde. Ggf. mehrere und Scarlett wählte dann eine davon aus.

GrafOskar schrieb:Vielleicht verfuhr sie nach dem Adenauer Prinzip das da lautet: "Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern!"

Wer weiß, allerdings galt sie als zuverlässig.
Das impliziert für mich auch, dass sie nicht ohne Not eine Verabredung verschiebt.
Die Freundin in Mainz hatte ja sicher auch eigene Pläne, die sie nicht ständig Scarletts "Launen" hätte anpassen wollen ("komme Samstag - nein doch schon Freitag - vielleicht auch noch wann anders...")

Tort schrieb:Es muss ja nicht heißen, dass sie jemals den Kohlhüttenplatz erreicht hatte. Oder zumindest ihr Telefon nicht. Leider ist es jetzt so lange her. Wurden die Gräben um die L150 um den Bereich IK abgesucht? Nach dem Telefon?

Das weiss ich nicht. Das musst du BFS fragen.

lemystere schrieb:Arbeitsangebot just für den 10.09. - möchte ich gern erweitern:
Mithilfe auf einem Bauernhof, um bei deinen Beispielen zu bleiben (gut vorstellbar), könnte ihr auch über den 10.09. hinaus in Aussicht gestellt worden sein. Sie konnte sich ihre Zeit ja recht frei einteilen und hätte Geld verdienen evtl. dem Besuch in Mainz vorgezogen. Diesen hätte sie später nachholen können.

Ein Bauernhof ist auch gut vorstellbar. Am besten etwas, wo sie nicht angemeldet werden musste (oder das zumindest bisweilen so gehandhabt wurde).

Ich habe mir oft Gedanken über ihren Status gemacht, habe das aber nicht so ganz klar:

- sie war nicht immatrikuliert
- sie hatte keinen festen Arbeitgeber
- sie war nicht arbeitslos gemeldet
- sie war nicht langzeitkrank.

Insofern müsste sie eigentlich privat krankenversichert gewesen sein und lebte von eigenem Ersparten oder dem was ihre Eltern ihr gaben.

Über kurz oder lang hätte sie sich also wieder einen Job suchen müssen, da Corona ja zunächst ihre Asien-Pläne durchkreuzte.

Auf dem Weg zu diesem neuen Job oder schon vor Ort könnte es zu einem Übergriff gekommen sein, in dessen Folge Scarlett zu Tode kam.
Oder sie erlitt dort einen Unfall, und weil ihr Arbeitgeber sie nicht gemeldet hatte, beseitigte er ihre Leiche, um nicht aufzufliegen.

MarylinM schrieb:Über kurz oder lang hätte sie sich also wieder einen Job suchen müssen, da Corona ja zunächst ihre Asien-Pläne durchkreuzte.

Sie war aber schon in Gedanken mit einer Reise im Oktober nach Nepal beschäftigt.