CorvusCorax schrieb:Aber sie kann sich ja trotz ihrer vorherigen Bekundungen, die letzte Etappe an diesem Donnerstag zu laufen, umentschieden haben. Und diese Planänderung kann sich auch erst ganz kurzfristig zwischen Edeka und den letzten Telefonkontakten manifestiert haben. Wer hat noch nie ganz schnell und blitzartig entschieden, etwas ganz anderes zu tun als ursprünglich vorgesehen?
Genauso ist es! Natürlich kann sie sich blitzartig umentschieden haben. Und ja, sie kann auch über ihre Pläne gelogen haben. Selbst "junge, attraktive Frauen" (wie es hier immer heißt, wenn von Frau Salice die Rede ist) tun das manchmal. Umentscheidung oder Lüge - beides ist möglich, wobei mir persönlich die erste Variante etwas wahrscheinlicher erscheint. (Im Ergebnis ist es aber egal).
Der fundamentale Fehler bei der Diskussion von Frau Salices Verhalten ist, dass hier regelmäßig behauptet wird, sie habe keine "triftigen Gründe" für eine kurzfristige Umentscheidung (und/oder Lüge) gehabt. Wenn man aber genau hinschaut, ist "triftige Gründe" immer nur ein Code für "Gründe, die ich, Forist, erkennen UND NACHVOLLZIEHEN kann. Gründe, die der jeweilige Forist nicht erkennen und/oder nachvollzehen kann, gelten nicht als "triftige" Gründe bzw. überhaupt nicht als Gründe. Mit deser Herangehensweise kommt man aber nicht weiter:
"Keine Lust mehr" ist zum Beispiel ein sehr triftiger Grund, für die Person, die keine Lust mehr hat - man kann diesen Grund nur nicht von außen erkennen und viele können ihn anscheinend auch nicht nachvollziehen, weil sie jede Wanderung als "Projekt" ansehen, und unterstellen, dass genau das auch Frau Salices Blick auf ihren Wanderurlaub war. "Ich habe ein ungutes Gefühl" (von dem ich nicht weiß, woher es kommt), ist auch ein triftiger Grund für den Abbruch einer Wanderung - aber eben auch nicht von außen erkennbar und nachvollziehbar, weil höchst subjektiv. Auch "junge, attraktive Frauen" sind - wie wir alle - in der Entscheidungsfindung im hohen Maße von Emotionen beeinflusst. Die Vermisste war kein Wanderroboter mit "Projekt-erfolgreich-abschließen"-Software - sie war, nach allen, was wir wissen, tatsächlich gar kein Roboter irgendeiner Art.
Von diesen Argumenten abgesehen, ist es generell keine gute Idee, immer gleich alles Mögliche auszuschließen. Im Gegenteil: Man sollte mal ganz bewusst durchspielen, was passiert sein könnte, wenn Frau Salice eben doch einen Grund gehabt hätte, einen für sie persönlich triftigen Grund, der sie dazu bewogen hat, ihre Pläne kurzfristig zu ändern und/oder über ihre Pläne zu lügen. Was verliert man dabei? Und noch besser wäre es, wenn man dann nicht nur Varianten durchspielt, in der eine dritte Person eine Rolle spielt (wie es bisher überwiegend der Fall ist), sondern auch Varianten, in denen Frau Salice, die einzig handelnde Person ist. Man muss dabei ja nicht alle Varianten für gleich wahrscheinlich halten, aber sollte sie eben durchdenken anstatt sie sofort abzuwürgen.