rabunsel schrieb:Bei deinen Beiträgen entsteht bei mir oft das Gefühl, als liest du alles mit der Taschenlampe unter der Bettdecke und dadurch wirkt für dich alles so gruselig und verdächtig.
Das ist bei Dir und Deinen Mitstreitern natürlich anders. Bei diversen Beiträgen beschleicht mich das Gefühl: Mit Blick auf Sebastian T. wird alles durch die rosarote Brille betrachtet.
Das war schon von Beginn an so in diesem Thread. Sobald es jemand wagte, das Verhalten des Verdächtigen aus Aschau kritisch zu beleuchten oder ihm gar die Verantwortung für den Tod von Hanna zuzutrauen, wurde Sebastian T. In Schutz genommen, Verständnis für sein Handeln geäußert und krampfhaft nach Erklärungen selbst für zweifelhafte Vorgänge gesucht.
Ich erinnere nur mal an sein Geständnis auf der sogenannten Hausparty. Teilnehmer berichteten zwar, sie seien erschrocken gewesen, wie Sebastian T. sich als Mörder geoutet habe, und rieten ihm dringend, sich anwaltlichen Beistand zu holen. Doch hier wurde das flugs als „Spassgeständnis“ abgetan; alles sei nur ein Scherz gewesen, gefördert womöglich durch Alkoholgenuss.
Ähnlich wurde mit der Schilderung von Lea R. verfahren, wonach Sebastian T. auf einem Ausflug schon zu einem (zu) frühen Zeitpunkt Kenntnis vom tödlichen Ereignis in Aschau bekundet hatte. Lea habe sich wohl verhört, meinten die „Basti“-Versteher.
Und erst recht abqualifiziert wurde die Aussage des Häftlings, dem Sebastian T. den Mord gestanden und dies mit Detailangaben unterfüttert hatte. Der sei ein notorischer Lügner, hieß es; T.s Geständnis also frei erfunden.
Dass T. es selber mit der Wahrheit nicht so genau nahm, wurde dagegen geflissentlich beiseite geschoben. Etwa, als er bei der Schilderung seiner Laufroute Stuss erzählte (mit dem Kumpel in der Kampenwandstrasse).
Oder als er der Polizei weismachen wollte, er trage immer schwarze Jogginghosen - aber dann eine Freizeit- bzw. Arbeitshose mit Reflektoren als die in der Tatnacht getragene Kleidung präsentierte. Derlei Widersprüche, so wurde man belehrt, seien nicht dem lieben Sebastian anzulasten, sondern der doofen Journaille.
Auch dass Sohn T. sich sträubte, der Polizei nach ihrem Zeugenaufruf den nächtlichen Jogginglauf zu melden (und erst Mutter T. diesbezüglich mit einem Anruf bei der Kripo Fakten schuf) - alles kein Problem. „Basti“ wurde attestiert, dass er sich rechtlich gar nicht outen musste. Und selbst die waghalsige Spekulation machte die Runde, dass der Sohnemann sogar seine Mutter animiert haben könnte, den Kontakt zur Polizei herzustellen.
Wie penetrant Sebastian T. bisweilen noch mit Verständnis überschüttet wird, wo es eigentlich keine Differenzen in der Beurteilung geben kann, zeigt die Debatte über den exzessiven Konsum von Pornos mit Gewaltdarstellungen.
Selbst da wurde davon gesprochen, dass das normal und zeitgemäß sei. Und dass einer dieser Filme inhaltlich praktisch eine Blaupause für den vermuteten Ablauf der Attacke auf Hanna darstellte - ein Schelm, der Böses dabei denkt, wurde mit Blick durch die rosarote Brille auf Sebastian T. suggeriert.
Ich fürchte, im Vorfeld und während des neuen Prozesses wird sich dieser Trend noch verstärken. Anwälte, Medien und Aktivisten in Foren werden wohl die Unschuld des Angeklagten beschwören und die Gefahr drohender Justizwillkür an die Wand malen.
Der Druck auf die Strafkammer dürfte enorm werden. Man stelle sich einmal vor, die Richter würden es wagen, einen Antrag auf die Verpflichtung neuer Gutachter abzuweisen, die im Sinne der Verteidigung die Unfalltheorie vertreten. Da würde doch sicher ein Sturm der Entrüstung entfacht.
Ähnliches könnte ich mir mit Blick auf Zeugen wie Lea und den Häftling vorstellen. Deren Glaubwürdigkeit -etwa durch entsprechende Gutachten- zu erschüttern, wäre wohl auch als Strategie jener Verteidigung denkbar, die nun ja nach der „Entsorgung“ eher moderater Pflichtverteidiger mehr denn je auf Konfliktkurs gehen dürfte.