Tiergarten schrieb:Verstehe ich es richtig, dass ein solches Alibi in dem Nachweis bestehen könnte, dass ST tatsächlich später am „Eiskellerparkplatz“ gesehen wurde, als dies drei sogenannte Sichtungszeugen bekundet haben? Konkret gesagt: so spät, dass ST nicht rechtzeitig den vermuteten Tatort am Bärbach erreichen konnte, um Hanna Gewalt anzutun?
Direkt auf dem Eiskeller-Parkplatz gab es nur zwei Sichtungszeugen, nicht drei (zumindest zwei, deren Aussage es ins Urteil geschafft hat). Beide konnten nicht exakt angeben, wann sie ST haben vorbeijoggen sehen (beide haben ein 5-minütiges Zeitfenster angegeben).
Es könnte also sein, dass ST dort auch erst z.B. um 2:28 Uhr vorbeigejoggt ist (weil er auf der Abkürzung kurz stehengeblieben ist, langsam gegangen ist, was weiß ich). Und da dieses Zeitfenster viel darüber aussagt, ob ST wirklich zum angenommenen Zeitpunkt auf H getroffen sein und die Tat verübt haben kann, ist es absolut nicht nachvollziehbar, warum zu der Sichtungszeugin keine Kameraauswertung erfolgt ist, während es von anderen Zeugen sehr wohl Auswertungen gibt.
Allein für die reine Wegstrecke zum vermeintlichen Tatort hätte ST schon 5 min gebraucht. Da wäre nicht mehr viel Zeit übriggeblieben, wenn ST sich spätestens um 2:38 vom vermeintlichen Tatort hätte entfernen müssen, um um 2:42 überhaupt schon CoC spielen zu können.
(Nebenbei bemerkt ist 2:38 aber eh unrealistisch, weil ab da die Zeugin mit dem Video um die Ecke kam. Und ein weiterer Zeuge im selben Zeitraum Richtung Am Hofbichl gegangen ist, um zu seinem Auto zu gelangen*).
Ich gebe Dir aber insofern Recht, als dass ein oder zwei Minuten mehr wahrscheinlich für die Ermittler nichts geändert hätten - deshalb hat Frau Rick hier damals vielleicht auch gar nicht erst angesetzt (wer weiß, wie es im neuen Verfahren ist).
Für die Ermittler stand damals fest, dass ST der Täter sein muss. Im schlimmsten Fall hätte er halt schneller laufen müssen, um trotzdem noch rechtzeitig am vermeintlichen Tatort anzukommen.
Tiergarten schrieb:Was ist denn „sowas“? Und wie kriegt man das hin - „ein Alibi, oder sowas“?
"Sowas" könnte sein, dass sich herausstellt, dass H doch über den Kampenwandparkplatz gegangen ist. Oder dass der zweite Ring dort gefunden wird (unwahrscheinlich). Oder dass der Notruf erst nach Wasserkontakt erfolgt ist.
Oder dass die Ermittler einfach mal drüber nachdenken, wie unrealistisch ihr Tatablauf ist.
Allein das Zeitfenster! ST soll H auf offener Straße aus sexuellen Motiven angegriffen haben. Im Gehsteigbereich. Und dann hat er nichts Besseres zu tun, als ihr komplett die Lederjacke und die Hose auszuziehen??? (was sehr mühsam ist, wenn das Opfer noch draufliegt).
@Tiergarten, ernstgemeinte Frage: Glaubst Du wirklich, dass ein Täter auf offener Straße so agieren würde?
Und als nächstes dann noch alles, was er ausgezogen oder sie beim Ausziehen verloren hat, zusammensammelt und hinterherwirft. Und das, während er das Auto der vier Zeugen eigentlich gehört haben muss, die gegen 2:34 Uhr Am Hofbichl umgekehrt sind?
*
Ob das auch der Zeuge ist, der um 2:36 von der Notausgang-Kamera erfasst wurde gem. Rn. 734 bleibt unklar. Der Nachbar P war wahrscheinlich bei seinen Anrufversuchen um 2:36 und 2:37 noch am Eiskeller.