Lane1988 schrieb:Naja. Vermutlich bist du 50+, da mag das vielleicht noch "alltäglicher" gewesen sein. Heute absolut überholt und das zu Recht!
Das Schlimme für die Kinder von Frau Block sind doch nicht die rüden und wohl auch handgreiflichen Erziehungsmethoden, über die wir hier diskutieren.
Das Schlimme für sie dürfte der permanente althanseatische Leistungs- und Wohlverhaltensdruck gewesen sein, der in der Familie Block vorherrschte. Eltern, die offenbar extrem viel arbeiteten und dem Au Pair die Fürsorge überließen. Eine Mutter, die nach der Trennung offenbar überfordert zu sein schien. Der permanente Alarmzustand in Dänemark, mit Zeugenschutzprogramm, falschen Namen usw. Wie soll da eine Atmosphäre von Sicherheit und Geborgenheit entstehen? Von der Entführung Silvester 2023 mal ganz zu schweigen. Und dem Theater jetzt. Nackt exponiert in allen Gazetten.
Das hinterlässt lebenslange Spuren.
Und ganz allgemein: Statt "leichter Schläge auf dem Hinterkopf (die erhöhen das Denkvermögen)" sind Kinder heutzutage anderem Unbill ausgesetzt.
Um meine Schulnoten hat sich damals niemand was groß geschert; ich wurde nicht mit GPS überwacht, sondern wenn ich Spielen war, war ich außer Reichweite; ADHS und Narzissmus waren kein Thema; es fürchtete niemand um meine zarte kindliche Seele, wenn wir dem Metzger beim Schlachten zusahen und Blut für die Würste rührten; mein Kindergeburtstag war nicht wochenlang von Mama vorbereitet worden, es gab wie bei allen anderen "Kalter Hund"; im Fernsehen gab es drei Programme und die meiste Zeit Testbild statt multimedialer Überreizung; ich war auch kein "Projekt" meiner Eltern, ich wurde nicht mit Erwartungen überfrachtet; und für die war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (von Kariere sprach niemand) kein Thema, denn dafür waren Oma und Opa da.
Natürlich ist es gut, dass unsere Gesellschaft kontinuierlich gewaltfreier geworden ist. Kluge Menschen wussten auch schon vor 50 oder 100 Jahren, dass Gewalt kein gutes Mittel zur Erziehung ist. Davon abgesehen ist die Züchtigung von Kindern seit dem Jahr 2000 ausdrücklich verboten.
Doch wenn ich miterlebe, welchen Reizen und Zwängen Kinder heute ausgesetzt sind, völlig gewaltlos, dann würde ich mich nicht zurücklehnen wollen und sagen: Heute ist alles besser. Der emotionale und psychische Druck ist extrem hoch. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien laufen zu. Kinder laufen heute nicht mehr in einer Mehrgenerationenfamilie nebenbei mit, sondern sind Projektionsfläche ihrer Eltern und einer Gesellschaft, die dem Individuum immer mehr Verantwortung aufbürdet. Elternschaft ist heute nicht mehr etwas, was passiert oder das sich einfach gehört. Ich nehme extrem viel verunsicherte Eltern war, die diese Verunsicherung auch an ihre Kinder weiter geben. Viele zerbrechen sich den Kopf, was falsch und was richtig ist.