LeonardodV schrieb:Wenn sie etwas zu gestehen hat, ist doch ihr einziger Ausweg, das jetzt zu tun. Das ist die einzige Möglichkeit, um noch Punkte im Rahmen der Strafzumessung zu sammeln. Sie würde das Verfahren extrem verkürzen, die Ressourcen der Justiz schonen und vor allem: Klara eine Aussage ersparen. Das würde ihr hoch angerechnet werden, ganz sicher. Ob das mit diesem Verteidiger möglich sein wird, das glaube ich eher nicht.
Bevor sich das ganze Elend noch bis Mitte nächsten Jahres zieht, wären ihr sicher viele Prozessbeteiligte dankbar. Und sie würde vielleicht mit einer Bewährungsstrafe "belohnt".
Doch was ist mit den Mitangeklagten? So richtig Substanz habe ich da bislang noch nicht vernommen. Die müssten - nach meiner Einschätzung - entweder freigesprochen oder sehr milde bestraft werden. Außer Frau Block würde sie mit einem Geständnis "in die Pfanne hauen". Ich nehme aber an, dass sie die Mitangeklagten, insbesondere ihren Lebensgefährten und ihre Cousine, schützen möchte. Auch bei einem Geständnis. Und wenn diese eine Rolle bei der Entführung gespielt hätten, wäre es wieder schwierig.
Aber da müsste dann halt ein guter (!) Verteidiger taktisch versiert und überzeugend verhandeln können. Der derzeitige Verteidiger von Frau Block ist dazu ungeeignet.
LeonardodV schrieb:Zu Strate:
- mutig, dass er im Hinblick auf auf § 353d Nr. 3 StGB Teile der Anklageschrift gegen Hensel im Wortlaut auf seiner Internetseite mitteilt
Hihi, Du hast es ja erwähnt, Strate ist Wiederholungstäter. Ich fand es auch in anderen Fällen (Mollath, Darsow) befremdlich, dass er alles auf seiner Webseite dokumentierte, auch wenn es für ihn bzw. Mandanten nicht günstig war.
LeonardodV schrieb:Ich verstehe den Sinn seines Vorgehens bisher überhaupt nicht, gegebenenfalls trägt er nur die Gedanken seines Mandanten um.
Ja. Ist irgendwie auch so eine Strate-Nummer. Mir erschließt sich das auch oft nicht. Nebelkerzen? Genialer Schachzug? Dringlicher Mandantenwunsch?
LeonardodV schrieb:Liveticker aus dem Gerichtssaal finde ich generell schlimm. Ich würde alles als Verteidiger tun, um das zu verhindern.
Ich auch. Nicht nur der Persönlichkeitsrechte wegen. Sondern der dadurch ausgelöste Diskurs in der Öffentlichkeit schwappt dann wieder in den Gerichtssaal zurück. Beispiel (fiktiv): "Herr Zeuge, im Liveticker von 'bild.de' heißt es, Sie hätten so eben hier ausgesagt... Stimmt das so oder möchten Sie etwas klarstellen?" Das zieht die Aufmerksamkeit der Prozessbeteiligten auf die mediale Parallelwelt. Auch heimliche Aufzeichnungen sind vermutlich Gang und Gäbe.
@Tussinelda hat auf diesen Artikel zum Thema hingewiesen, den will ich nochmal erwähnen:
https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/live-ticker-gerichtssaal-block-hauptverhandlung-oeffentlichkeitsgrundsatz
Hillepille schrieb:Damit möchte ich keinesfalls bashen - mein Anliegen ist es in erster Linie es psychologisch/menschlich zu verstehen.
Vielen Dank. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass die Atmosphäre im Hause Block nicht vergnügungsteuerpflichtig war. Sondern die Kinder hatten offenbar Erwartungen zu erfüllen. Eine freie Entwicklung war nicht vorgesehen. Ich betrachte das als nicht strafbaren Missbrauch von Kindern zur Erfüllung eigener Zwecke. Traurig.
Nyx_07 schrieb:Die Aussagen sind schon strange. Kein Gedanke, daran eins der Kinder könnte einen sozialen Beruf ergreifen, wie der Onkel oder Künstler werden, oder was auch immer. Nee, die werden "erzogen" zur Zweckerfüllung. . Ich finde das grausam.
Das sehe ich so wie Du (s.o.). Aber weil es mir von Dir und anderen immer wieder vorgeworfen wurde: Diese Aussagen sind rechtlich irrelevant, Frau Block ist nicht angeklagt, weil sie ihre Kinder "unternehmerisch" erziehen wollte. Nur weil sie Angeklagte ist, kann ich ihr ihre Erziehungsziele nicht zum Vorwurf machen. Können wir hier in diesem Thread darüber diskutieren? Ja, klar und gerne, weil es hilft, diesen Fall zu verstehen, auch psychologisch/menschlich. Und genauso dürfen wir darüber diskutieren, welche Dynamiken sich jenseits der deutschen Grenze abgespielt haben könnten. Weswegen der wiederholte Verweis auf die Anklage tendenziös, unfair und argumentativ schwach war.
CurlySue_ schrieb:Oder arbeiten Staatsanwälte auch am Wochenende?
Tun sie, wenn nötig. Da wird nicht die Kelle fallen gelassen. Wie auch Polizisten, Beamte und Haft- bzw. Ermittlungsrichter. In großen oder komplexen Verfahren ist Mehrarbeit außerhalb von "nine to five" und am Wochenende (wird nicht vergütet) nicht unüblich, wenn es die Sache oder das Gesetz erfordern.