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Mordfall Hinterkaifeck

51.740 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 20:41
Hallo!

Ich muss auch noch meinen Senf dazugeben.

Meines Wissens geht es hier im Südbayern, Hinterkaifeck liegt ja dort. Wieso ich das anmerke? Weil wir hier in Kärnten(Südlichstes Bundesland Österreichs) einen Dialekt sprechen, der hauptsächlich aus den Bayerischen stammt. Inspiziell in Unterkärnten, wo ich wohne, ist der Dialekt sehr eng mit dem Südbayerischen verwandt.

Ich persönlich würde "Schweitenkirchen" wiefolgt aussprechen; "Schwa(i)tnkirchn"; wobei man das "rchn" auch als K verstehen könnte.

Hinterkaifeck würde ich so aussprechen; "Hintakaif(e)ck", das eingeklammerte e würde ich unterbetont aussprechen, also sehr kurz und undeutig.

Wir hätten also

"Schwaitnkirchn" und "Hintakaifeck" oder aber ach "Schwatnkirchn" und "Hintakaifck"


Da man anscheinend die Polizei mit dem Telefon angerufen hat, welches damals, so denke ich, wahrscheinlich ziemlich gerauscht hat (Vergleich Modernes Handy/Uraltes Telefon = Schellackplatte/CD), plus etliche Nebengeräusche.

Für mich würde damit die Wahrscheinlichkeit eines Missverständnisses verstärkt werden da man im Rauschen ja "Schintakaifck", vielleicht unter Umständen auch "Schwintakaifck" verstehen kann.

Schwatnkirchn/Schwintakaifck hören sich ja schon recht ähnlich an. Wenn man sich dann noch etwas unsicher ist, dann kann man das schon verwechseln!


Tja. Bleibt nur noch übrig zu hoffen, dass ein Bayer das unter Umständen ebenso ausspricht, wie ich, ein Kärntner.


Liebe Grüße
Quantsche

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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 20:41
@AngRa
Vielleicht war der Beamte am Telefon in München ein Zuagroasta aus Preußen , der der bayerischen Hochsprache noch nicht so ganz mächtig war. Andererseits hätte der Gendarm aus Schrobenhausen bestimmt „Sauerei in Hintakaifegg“ und nicht „Schweinerei in Hinterkaifeck“ gesagt. Bleibt also weiter mysteriös, warum sich die Mordkommission nach „Schweinkircha“ verfahren hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 20:55
Meiner Erfahrung nach hört sich Kärntnerisch schon ein bißchen anders an als Bayerisch, auch wenn sich die beiden Dialekte in der Tat sehr ähnlich sind.

Das mit der schlechten Telefonverbindung könnte aber durchaus mit zu diesem Missverständnis beigetragen haben.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 21:55
Hallo Miteinander:
Ok, keiner weiß was die Überbringer und die Empfänger der Nachrichten an Dialekt oder eben Hochdeutsch gesprochen haben. Das Nächstliegendste ist doch ganz einfach ein ungewolltes Verfahren, wie es ohne Navigationsgerät sogar heutzutage bei guter und großzügiger Beschilderung und sehr gutem Ausbau des Straßennetzes durchaus noch vorkommt. Eine Einöde wäre zudem eventuell in den Straßenkarten - sofern überhaupt bei der Polizei vorhanden - gar nicht eingezeichnet gewesen.
Wenn überhaupt könnte Schweitenkirchen höchstens mit Schrobenhausen verwechselt worden sein.
Dann kann durch die (vielleicht verrauschte) Telefonverbindung als Anhaltspunkt statt "Schromhausa" "Schwaikircha" verstanden werden, und das Missverständnis bleibt nachvollziehbar..
Grüße
Jaska


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 22:03
@Quantsche

Herzlich willkommen hier unter uns! Danke für Deine Ausführungen zum Dialekt!

So wie Du es beschrieben hast, könnte es gewesen sein!

Eine schlechte Telefonverbindung und ein starker Dialekt! Ich kann jetzt nicht sehr tief einsteigen bezüglich des Dialekts, aber beides wird sicherleich dazu beigetragen haben, dass die Müchener Polizei den Namen des Tatorts falsch verstanden hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 22:09
Kennt man denn die näheren Umstände?

Mir scheint der Gedanke von @jaska absolut naheliegend, daß man sich schlicht und einfach "sauber verfahren" hat.
Kein Irrtum am Telefon, sondern ein nächtlicher Irrweg über die Dörfer. Schlechte Straßen, schlechte Beschilderung.

Und wenn schon "Verhörer": Es dürfte weniger von "Hinterkaifeck" als von "bei Waidhofen" die Rede gewesen sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 22:17
@Badesalz

Im Leuschner-Film wurde erwähnt, dass der Mannschaftswagen der Münchner Polizeidirektion sich aufgrund eines Hörfehlers verfahren hat. Zunächst ist die Polizeidirektion nach Schweitenkirchen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm gefahren. Von dort aus dann noch nach Wangen, wo das Fahrzeug gegen 1.30 Uhr am Haus des Bürgermeister Gregers angekommen ist.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 22:28
@Badesalz: Danke für die Zustimmung.
Ich denke auch, dass Waidhofen oder Schrobenhausen als Orientierungspunkte genannt wurden und sich die Kommission von dort aus zur Einöde durchfragen wollte.
Zur schlechten Beschilderung könnte noch die Dämmerung/Dunkelheit gekommen sein, die ihren Beitrag zum Zu-Spät-Kommen geleistet haben mag.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 22:36
Ich habe das mit dem Verfahren ja nicht erfunden, sondern so weitergegeben, wie ich es im Film gehört habe. Wenn es sich um ein einfaches Verfahren gehandelt hätte, dann hätte ja der Begriff Hörfehler nicht im Film genannt werden müssen!


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 22:58
Zum Leben und zur Karriere von Staatsanwalt Renner:


* 18.06.1868 in Kirchheimbolanden, protest., Vater Gendarmeriewachtmeister
Jura-Studium
Referendar: 1891
Prüfung als Assessor: 1895, "Notensumme II 0/20"
1897 III. Staatsanwalt in Fürth
1898 Amtsrichter in München
1899 II. Staatsanwalt in Fürth
1903 Landgerichtsrat in Frankenthal
1914 "Titel und Rang eines Oberlandesgerichtsrats"
1915 I. Staatsanwalt in Neuburg
1924 Oberlandesgerichtsrat in München
1927 Oberstlandesgerichtsrat
daneben ab 1934 Mitglied des Disziplinarhofes
1936 pensioniert


Die Personalakte von Ferdinand Renner ist sehr umfangreich und ohne große Lücken im Staatsarchiv München vorhanden. Seine Karriere ist über 40 Jahre hinweg dokumentiert, es liegen etwa ein Dutzend Beurteilungen von Vorgesetzten bei, die alle (nach meinem Eindruck) für ihn sehr günstig ausfallen.


1920 bemüht er sich um eine Versetzung nach München, der Augsburger Oberstaatsanwalt Menzel schreibt dazu in einer Beurteilung:
"Renner hat sehr große Fähigkeiten, umfassende Kenntnisse, eine sehr hoch zu bewertende Geschäftsgewandtheit und erzielte bei seinem klaren treffsicheren Urteil, seiner Klugheit, seinem großen Fleiße und seinem Geschick in der Erledigung der vielfältigen Aufgaben seines Dienstes durchweg sehr hoch einzuschätzende Leistungen.
(...)
Renner ist zum Direktor auch an einem ganz großen (Gericht hier: ) Landgericht vollauf geeignet."

Renner hat in einem nicht erhaltenen Schreiben besondere Gründe für eine gewünschte Verwendung in München angegeben, was in einem Schreiben Menzels aufscheint:
"Daß die von Renner für seinen besonderen Wunsch der Verwendung in München geltend gemachten zutreffenden Gründe den Wunsch vollkommen rechtfertigen, läßt sich wohl nicht verkennen. Ich möchte hienach sein Gesuch auch gerade in dieser Richtung bestens unterstützen."

Mit einem Schreiben vom 27.07.1922 an den jetzigen Augsburger Oberstaatsanwalt (Kraus) bringt Renner sich erneut ins Gespräch:
"Mein der höchsten Stelle vorliegendes Gesuch um Berufung auf die Stelle eines Direktors an einem der Landgerichte in München, das ich aufrecht erhalte und dem ich tunlichst in erster Linie zu entsprechen bitte, erweitere ich hiemit durch die in zweiter Linie gestellte Bitte um Verleihung der Stelle eines Rates am Oberlandesgerichte München. Die Verhältnisse, die mich nötigen, tunlichst eine Berufung nach München anzustreben, habe ich bereits in meinem ersten Gesuche dargelegt; sie bestehen fort."

Eine Berufung als Oberlandesgerichtsrat nach München erfolgt dann erst mit einigem zeitlichen Abstand, Dienstantritt am 01.04.1924.


Schon in einem "Qualifikationsbogen" vom März 1909, u.a. unterzeichnet "durch den Präsidenten des Oberlandesgerichtes Zweibrücken, von Lippmann", ist zu lesen:
"(...) Er eignet sich ebensowohl für die Stelle eines Landgerichtsdirektors, wie auch eines Oberlandesgerichtsrates und eines I. Staatsanwaltes.


Man kann meiner Meinung nach keinen überraschenden Karrieresprung Renners mit dem Fall HK in Verbindung bringen. Er hat sich schon 1920 für eine Stelle in München beworben und diese dann erst 1924 erhalten. Zudem wurde er damit vorerst nicht befördert, nach "Titel und Rang" war er ja schon 1914 "Oberlandesgerichtsrat". Erst 1927 erfolgte dann eine Beförderung, als er zum Rat am Obersten Landesgericht ernannt wurde.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:01
@AngRa

Die Frage ist ja: Wo hat Leuschner diese Darstellung überhaupt her?

M.E. geht sie aus den Münchner Akten nicht hervor, ich kann das aber natürlich nicht mit Gewissheit sagen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:07
Nachtrag Renner:

Er war vor 1933 nach seinen Angaben niemals Mitglied einer Partei, was "die neuen Herren" (neben der "arischen Abstammung") per Fragebogen zu klären suchten.

Er war seit 1901 mit einer Pfälzer Kaufmannstochter verheiratet, hatte einen Sohn (*1902) und eine Tochter (*1903).


Am Rande:

Reingruber: 2 Kinder
Dr. Aumüller: 3 Kinder
Renner: 2 Kinder

Zumindest in diesen Kreisen scheint es also auch damals Kenntnisse über die Verhütung von Schwangerschaften gegeben zu haben.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:13
Noch ein kleiner Nachtrag:

Für 1915 ( I. Staatsanwalt in Neuburg) wird das Gehalt von Renner mit jährlich "6500 M" angegeben.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:16
Mhm. Hab mir den Film gerade angeschaut, höchst interessant und auch irgendwie gruselig, vor allem das, dass der Täter anscheinend noch länger auf dem Hof war um die Tiere zu versorgen und später den Hund vor der Haustür anzubinden, als der Monteur kam.

Ich verstehe nur nicht ganz, wieso jemand die Familie umbrachte. Raubmord war es keiner. War es wegen der Inzucht?

Ein merkwürdiger Zufall ist wohl auch, dass der Mord kurz nach dem Eintreffen der Magd geschah.

Aber über dies alles habt ihr bestimmt schon diskutiert, ich bin nur zu faul um die 800 Seiten zu lesen =S


Achja, weiß man irgendwas über das Wetter, dass in den Tagen während des Mordes und den Tagen danach, zum Beispiel am Tag des Telefonats, herrschte?

Ich kann mir auch vorstellen, dass bei nem Gewitter oder dergleichen die damalige Telefonverbindung ziemlich schlecht war. Ich kenne mich da nicht wirklich aus, sollte sich jemand mit den damaligen Telefonen auskennen, bitte verbessere er mich.


Liebe Grüße
Quantsche


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:18
@Badesalz:
Interessante Infos über den Herren Renner! Weit Du denn, wie und wann es ihn von der Pfalz bis ins tiefste Bayern verschlagen hat? Zu dieser Zeit ja bestimmt nicht gang und gäbe. Zumal bis vor einigen Jahren Bundeslandgrenzen gerade im öffentlichen oder Staats-Dienst oft "naturgegebene" Hürden darstellten. Da konnte man mit baden-württembergischen Abitur nicht so ohne Weiteres in Bayern studieren. Im frühen 20. Jahrhundert stelle ich mir das ziemlich schwierig vor.
Ist er schon in seiner Kindheit "ausgewandert"?
Grüße


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:29
...die Pfalz (zumindest Teile, aber das erfordert einen längeren Exkurs) hat "bis unterm Adolf" zu Bayern gehört.

Nach 1945 ist über die erneute Zugehörigkeit zu Bayern sogar abgestimmt worden, wenn ich es richtig parat habe.

Die originale Prinzregententorte hatte acht Böden: Einen für jeden bayerischen Regierungsbezirk. Nr.8 war die Pfalz - heute sind es nur noch sieben Regierungsbezirke.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:31
Das erklärt das natürlich! Vielen lieben Dank!


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 23:33
Nachtrag:

Lt. Wikipedia gab es keine Abstimmung, sondern 1956 den (nicht erfolgreichen) Versuch, über ein Volksbegehren die "Rückkehr" zu Bayern zu erreichen.


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Mordfall Hinterkaifeck

13.08.2008 um 06:53
@Badesalz

Das sind wirklich interessante Informationen über das Leben von StA Renner. Ich stimme Dir zu, dass es nach dem Mordfall HK keinen überraschenden Karrieresprung gegeben hat. Früher war somit auch für Staatsanwälte einiges an Karriere möglich, was heute nicht mehr denkbar ist.

Dank für Deine Mühe, die Du Dir gemacht hast und dass Du uns über die wichtigsten Einzelheiten aus seiner Personalakte informiert hast!


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hulla ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

13.08.2008 um 08:15
@Quantsche

guten morgen,

gehe mal auf hinterkaifeck.net, da hast du eine gute zusammenfassung.
aber irgendwann wirst auch du die 800 seiten lesen, spätestens dann, wenn
dich der hkf-virus gepackt hat. es lohnt sich aber.

liebe grüße hulla


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