Mordfall Hinterkaifeck

Bevor jetzt hier eine "Bäcker-Bärtl-Renaissance" ausbricht, möchte ich doch den Eindruck schildern, den ich aus dem Studium der Münchner Akten habe.

Ich habe die überaus zahlreich vorhandenen Protokolle zu irgendwelchen "Bäcker-Bärtl-und-Konsorten-Fahndungen" kaum in Kopien vorliegen, weil es die 30 Cent pro Seite einfach nicht wert war.


Schema ist meistens ungefähr wie folgt:

Die herumziehende Berta X. oder der (Klein-)Kriminelle Xaver Y. (wegen irgendwelcher Delikte gerade irgendwo in Bayern verhaftet) geben an, sie würden jemand kennen, der vor einigen Wochen oder Monaten mit Josef Bärtl gezogen sei oder diesen habe übernachten lassen.
Es folgt dann eine Hin- und Herschreiberei mit irgendwelchen Polizeidienststellen sonstwo und man sucht nach der Person, die angeblich mit Bärtl Kontakt hatte - und nichts kommt dabei heraus. Man findet (seltener) die entsprechende Person nicht, oder (häufiger) diese Person macht ganz andere Angaben.
Oftmals spielen in diesem Zusammenhang (Namens-)Verwechslungen eine Rolle.

Ich glaube keine einzige Aussage gelesen zu haben, wo sich ein Verdacht erhärten ließ, daß Bärtl wirklich zu diesem oder jenem Datum mit dieser oder jener Person zusammengetroffen war.

Die ihm teilweise zugeschriebenen Spitznamen wie "Eiserner Heini" oder "Eidenhammer" gehörten, wie Reingruber selber einmal handschriftlich festhielt, zu ganz anderen Personen und tragen entsprechend ebenfalls zur Verwirrung bei.

Ihm (mit den falschen Spitznamen) fälschlich zugeschriebene "Gaunerzinken" führen zu allerlei Meldungen, Bärtl müsse vor kurzem in dieser oder jener Scheune sein Zeichen hinterlassen haben.

Mein Eindruck im Überblick: Kein Bärtl, nirgendwo. Und das über viele Jahre.

@elfeee

Die Geschichte wurde einfach drei, viermal weitererzählt - und schon war aus dem "Pe(r)terbauer ein "Bechlerbauer" geworden.

Trotzdem halte ich dieses Protokoll für absolut bemerkenswert, weil es die "Stimmung vor Ort" wiedergibt. Und zwar nicht "irgendwann" in den 30er oder 50er Jahren, sondern im April 1922!

@Badesalz

kennst du aus deinen jugendzeiten noch das "telefonspiel"?

so kommt mir das vor

hulla

...abgesehen vom Namen hat sich der Rest der Story aber hier über die verschiedenen Stationen recht gut gehalten...

Sorry, ein leeres Blatt

@Badesalz

Zunächst:

Die von Dir oben erwähnten Protokolle sind von mir in München ebenfalls gesichtet worden und ich habe sie aufgrund der zweifelhaften Glaubwürdigkeit und der Kopierkosten auch nicht in meinem Archiv. Darin sind wir uns sicherlich einig.

Allerdings:

wie ich oben bereits schon geschrieben habe: Aufgrund seiner Persönlichkeit sowie der räumlichen Nähe seiner unmittelbaren Heimat und der relativen zeitlichen Zusammenhänge (Flucht aus Anstalt + Morde auf Hinterkaifeck) und eben der Tatsache, daß er - zumindest als "Josef Bärtl" - nicht mehr aufgetaucht ist, muß man zumindest darüber diskutieren, ob er ein möglicher Täter sein kann.

Schließlich:

Ob er an der Tat irgendwie beteiligt war, kann (derzeit) keiner von uns sagen. Ich werde zeitnah versuchen, außerhalb der Staatsarchive an Informationen über Bärtl zu kommen.

Wenn das gelingt, werde ich zu gegebener Zeit berichten.

Gruß Kcefiak

@alle,
ein etwas KETZERISCHER Gedanke zur "SAURE GURKEN ZEIT" :
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zu eigentlichen Positionierung von HK kommen mir zuweilen noch Fragen. Was mich früher schon irritierte, mir nun bei einer Bildrecherche wieder ins Auge fiel, wird auf folgendem Bild klar, das einen Ausschnitt des grossen HOFBILDES ( von der Kripo München aufgenommen ) zeigt, den Bereich des Kräutergartens, um die südwestliche Ecke des Wohngebäudes herum :

http://www.allmystery.de/bilder/mt31345/99#bildtop

Der Waldrand im Hintergrund ist es, der mich stutzig macht. Der liegt doch HÖHER, als es das im Nordwesten von HK befindliche entferntere (!) Waldgebiet ist, wo sich heute diese Rollrasen-Felder hinüberziehen. Dieser Waldrand ist doch nicht so auffallend höhergelegen, wie es dieser Bildausschnitt vermuten lässt, und auch nicht so relativ "nahe" , wie es das Kripobild in diesem Ausschnitt vermuten lässt !

Angenommen, wir verlagern den Nördlichen Waldbereich näher zu HK hin, (frühere Grenzen ?), auf den heutigen Rollrasenbereich, hätten wir dort trotzdem KEINE Erhöhung des Waldes, denn die Felder liegen einheitlich sehr flach, keine wesentlichen Erhebungen bis rüber zum (heutigen) Wald im Norden/Nordwesten von Hinterkaifeck !

Aber der nördlich vorgelagerte Bereich des Hexenwalds könnte es sein, was da durchlugt !
Demnach wäre die L-form von HK anders zu legen, den Wohn/Stallbereich so nach Südosten zu legen, mit zum Weg hin nun wieder traditionell offenem Hofbereich, so dass ein Teil des nördlichen Hexenholz' hinterm dem Wohnbereich zu sehen ist bzw. zu lokalisieren ist ???

Hinter diesem Wohngebäude/Stallbereich könnte durchaus ein Weg runter zum Hexenholz gegangen sein, dessen Verlauf am nördlichen (unteren) Waldrand des Hexenholzes entlang noch heute nachzuvollziehen ist, bzw. dann durch den Wald geht, und kurz danach auf den besagten Feldweg runter nach Laag stösst !

Ist das Aquarell (M.B.) von 1923 demnach aus östlicher Sicht her gemalt, von Gröbern her !? Daher der Verbindungsweg von Gröbern her RECHTS am Hof vorbeiführt , wo der Hof offen und einsehbar war ! Wie andrerseits für einen Beobachter im Dachbereich der Wegbereich in Richtung Gröbern !?

Die erwähnten Fussspuren beim Motorenhäuschen würden nun rüber zum Hexenholz führen !

Diese abfallende Bodenwelle im Bereich des Schuppens vorne (Hofbild) könnte nun eher korreliert werden mit der nach Gröben hin ansteigenden (auslaufenden ) Bodenwelle.

Wurden die Angaben zur Himmelsrichtung bei der Rekonstruktion von HK gemäss den Angaben von Schwaiger, jedoch ausgeführt und abgesegnet von einem Kommissar der Landpolizei im April 1952, etwa VERTAUSCHT ? Gerade weil dies auch der Mann war, derselbe LP-Kommissar, der diesen vielzitierten Grundriss 1952 angefertigt hatte, wo ebenfalls eines Windrose eingezeichnet ist. Wenn dieser Mann im nachhinein (30 Jahre nach HK) die falschen Richtungsangaben machte, aufgrund fehlerhafter Vorgaben, oder Übermittlungsfehler wie auch immer, wären auf allen LP-Dokumenten vom April 1952 diese Himmelsrichtungen verkehrt, demnach richtigerweise genau entgegengesetzt !?

Wäre demnach anstatt NORDEN nun der SÜDEN richtig, der "Pfeil" einfach umgekehrt ?

Nur mal so zum Nachdenken, wenn es auch ungwohnt klingen mag !?

Die meisten Höfe waren doch traditionell so orientiert, das der HOFBEREICH sich hin zur Strasse, zum Weg hin orientierte, sich öffnete, und nicht wie bei unserem herkömmlichen Bild von HK, der Hofbereich HK vom Weg her eben nun NICHT einsehbar war !

*****
Bernie

@kcefiak

Es wäre natürlich interessant, wenn Du über Josef Bärtl noch etwas herausbekommst, aber ich würde ihn doch eher an einem Ort wie dem "Friedhof der Namenlosen" (siehe den gleichnamigen Wikipedia-Artikel) vermuten - oder aber eben doch unter anderem Namen irgendwo "in den Amerikas".

@Badesalz
noch mal zum Bäcker Bärtl

Er soll ja 1920 in München einen Motor geklaut haben. Als er in Ingolstadt gefasst wurde, spielte er den Verrückten, kam in U-Haft nach Günzburg und floh. Im soll der kleine Finger der linken Hand gefehlt haben.
Ich denke, wenn der Mann seit 1920 auf der Flucht war und er ein Mörder oder Mittäter von HK war, dann hätte dieser Flüchtling niemals das viele Geld liegen gelassen, denn so "irre" war der Mann m.e. gar nicht, er hat sich nur so gestellt.
M.E. kommt eine Mittäterschaft eher nicht in Frage.

@Bernstein

Zu diesem Thema habe ich auch K. Hieber befragt. Er hat 1991 nach seiner Darstellung noch mit Personen rekonstruiert, die er für entsprechend kompetent hielt.

Ich persönlich hätte das "Gröberner Eck" nicht so nahe am Weg erwartet, wie es die Rekonstruktion zeigt.
"Meine" Abweichung zur Rekonstruktion würde aber wohl höchstens 15 oder 20 Grad betragen.

@elfeee

Ich muss etwas korrigieren. In einer Heil-und Pflegeanstalt kann man keine U-Haft absitzen. Es muss anders gewesen sein. Aus dem Knast heraus muss er in der Heil und Pflegeanstalt aufgenommen worden sein. Das kann ich mir nur aus dem Grund vorstellen, weil er verhaltensauffällig war. In eine Heilanstalt ist niemand gerne gegangen. Knast war den meisten lieber.So ohne Weiteres wurde auch niemand in eine Heilanstalt verfrachtet.

@Bernstein

ich glaube mich zu erinnern, daß im Hieberfilm in einer Sequenz die Hofumrisse noch zu sehen sind. Dabei handelt es sich offenbar um Aufnahmen eines Rundflugs.

Dafür verantwortlich sind die im Boden verbliebenen Fundamentreste - so wie man es von der Luftarchäologie her kennt (z.B. römische Siedlungsreste). Die Partien trocknen unterschiedlich ab und so sind Reste von Gebäuden noch heute von oben her sichtbar.

Wohlgemerkt:

Ich meine nicht die Aufnahmen mit den rot-weißen Markierungsbändern !

@elfee

Ich muss mich auch wieder korrigieren Ich habe jetzt mal nachgelesen und festgestellt, dass die 1915 gegründete Heil-und Pflegeanstalt Günzburg wohl eine einfache psychiatrische Einrichtung ohne Sicherheitsvorkehrungen war. Wie in eine solche Einrichtung ein U-Häftling gelangen kann gegen den wegen Raubes ermittelt wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Alles über Bäcker Bärtl hört sich merkwürdig an.

@kcefiak

kannst du die mal einstellen? ich habe da immer so meine probleme.

vor einiger zeit habe ich auf dem forum .net mal nachgefragt, wo hkf jetzt wirklich lag.

ich hab aber keine antwort bekommen "heul" "schnüff"

vielleicht klappts etzad, wäre schön

liebe grüße hulla


@Bernie

hattes du nicht schon mal sowas angedeutet?

ich glaube, ich kann mich noch dunkel dran erinnern.

ich versuche schon die ganze zeit, über google earth bessere bilder zu kriegen. leider klappt der earth nicht, ich habe nur die "maps" bilder, die wir alle kennen. dabei gibt es sogar bilder bei maps, da kann man meinen balkon und mein auto erkennen, so deutlich ist das. warum nicht hkf, verflixt???

vielleicht hat jemand anderes mehr erfolg??

grüßle

@hulla

das kann ich leider nicht - dazu fehlt mir die nötige technische Ausrüstung, um die Videosequenz auf Standbild zu setzen und sie als Bilddatei ins Netz zu stellen.

Der Hof lag laut dieser Bildsequenz tatsächlich so, wie es in den Unterlagen vermerkt ist

@kcefiak,
Richtig ! Diese Grundrisse, und nur diese, könnten meine konstruktiv ketzerischen Gedanken konkret widerlegen, meine hier bewusst kontrapunktorische angelegte Annahme einer falschen Lageangabe auf allen 1952 HK-Plänen der LP relativieren.

Wollte es einfach mal angesprochen haben, da mich dieser Bildausschnitt ( zudem in PC gestützter Verstärkung) einfach fortgesetzt irritiert !

Übrigens hat sich vor paar Wochen ein freundschaftlich zu nennenden Kontakt (Waidhofen/Schrobenhausen) ergeben, der einen günstigen Hubschrauberflug über Waidhofen und Umgebung inkl. Hinterhaifeck selbst ermöglichen könnte.

Dies ohne Touristenabzocke, nur Spritkosten, anteilige Wartungskosten, und faire Bezahlung der Flugstunde(n) des Piloten, der gleichzeitig der Besitzer und Unternehmer ist.
Dies Könnte nochmals zu "luftarchäologisch" orientierten Film/Foto-Aufnahmen verwendet werden, insbesonders im Hinblick auf Grundrisse und dergleichen.

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Bernie

@Badesalz,
Danke .... meine Antwort schliesst Deinen Kommentar natürlich mit ein !
*****
Bernie

@Bernie

des wärs doch,

ich machte ja schon mal den vorschlag mit dem ballon, spaßeshalber

aber deine connections sind besser, er macht doch archäologische aufnahmen sowieso, oder?

grüßle

@hulla,
der Pilot selber wohl kaum, zumindest nicht lange :-)
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bernie