rhapsody3004 schrieb:... Für wie wahrscheinlich haltet ihr es, dass der Täter wirklich so naiv gewesen sein könnte, zu glauben, dass wenn sich Frauke schon nur regelmäßig melden würde, dass sich niemand Sorgen um ihren Verbleib machen würde und auch von Suchkationen einschließlich Einschalten der Polizei absehen würde?
Ich halte das für ganz unwahrscheinlich resp. ausgeschlossen.
Manche sehen es ja so, dass der Täter durch die Kommunikation von Frauke mit ihren Angehörigen die Entführung verschleiern wollte.
Ich sehe es aber vielmehr so, dass der Täter damit die Entführung den Angehörigen tatsächlich bekanntgeben wollte.
Hätten die Nachrichten von Frauke der Tat-Verschleierung dienen sollen, hätte sich der Täter Mühe gegeben, Frauke einigermaßen plausible Gründe für ihr Fernbleiben vorbringen zu lassen. Die Frage ist natürlich, welche einigermaßen plausiblen Gründe das hätten sein können. Aber Frauke gar keine Gründe vorbringen zu lassen, war eben gleichbedeutend damit, die Angehörigen von Anfang an in größte Sorge zu stürzen.
Sieht man die Kontaktaufnahme des Täters via Fraukes Nachrichten mit den Angehörigen als seine Bekanntgabe der Entführung, stellt sich die Frage, warum er seine Tat überhaupt bekanntgibt, wenn er gar keine Forderungen stellt. Der Täter selbst bleibt ja im Hintergrund, er lässt sein Opfer sprechen. Was er will, sagt er nicht.
Also: Da die Kontaktaufnahme des Täters via Frauke als Verschleierungsversuch - jedenfalls bei den Angehörigen selbst (bei der Polizei anfänglich schon) - untauglich waren, vielmehr den gegenteiligen Bekanntgabe-Effekt hatten, hätte der Täter von vorneherein jede Kontaktaufnahme unterlassen können, zumal er ja auch gar keine Forderungen stellte. Er hätte es sich dann auch ersparen können, Risiken auf sich zu nehmen, indem er mit seinem Opfer durch die Gegend fährt und von verschiedenen Orten aus Kontakt mit den Angehörigen aufnehmen lässt.
Die Frage bleibt: Warum war dem Täter daran gelegen, Fraukes Entführung den Angehörigen bekanntzugeben?
Meine Antwort würde lauten: Vermutlich aus Sadismus und aus Freude am Gefühl der Macht und Überlegenheit. Der Täter gibt die Entführung den Angehörigen bekannt, ohne eine Forderung zu stellen. Da er gar keine Forderung hat, muss er selbst auch gar nicht sprechen. Er lässt stattdessen sein Opfer sprechen.
Sprich: Es gibt von vorneherein keine Aussicht darauf, dass die Entführungssituation aufgelöst werden könnte. Die Situation ist von Beginn an aussichtslos, hoffnungslos.