Mord an Frauke Liebs

TeaGirl schrieb:1) Das 3x Mama im letzten Telefonat wurde ja häufig als instinktives "Rufen" nach Mama in der ausweglosen Situation oder als zusammenhangloses Wimmern interpretiert. Dagegen spricht für mich aber der weitere Gesprächsverlauf. Sie spricht ja sogar noch recht komplexe Sätze verglichen mit den einsilbigen Antworten aus anderen Gesprächen. Das ist für mich nicht schlüssig, dass sie so "abgedriftet" gewesen sein soll, aber im nächsten Augenblick wieder zusammenhängende Sätze spricht.

2) Sie sagt in 2 Gesprächen "Frag nicht" bzw "Frag mich nicht aus!" Und genau in diesen beiden Gesprächen sind ihre Gesprächspartner Familienangehörige. Einmal Frank, einmal Karen. Zu Karen sagt sie das sogar direkt als Gesprächseinstieg sobald sie das Telefon von Chris übernommen hat. In den Gesprächen mit Chris war der Satz in keinem (öffentlichen) Protokoll zu finden.
Wollte sie ihre Familie nicht belasten mit ihren Antworten? Oder hatte der Täter Angst, dass die Familie womöglich die richtigen Fragen/andere Fragen als Chris stellen könnte und ihm auf die Schliche kommt?

Und ja ich weiß, das die Gedächtnisprotokolle nicht 100%ig zuverlässig sind.

Gerade weil die Gedächtnisprotokolle nicht 100%ig sicher sind und Gesagtes möglicherweise nicht genau oder gar nicht wiedergegeben wurde, erscheinen viele Aussagen kryptisch. Hätte es eine Gesprächsaufzeichnung gegeben, dann wäre an der Stimmlage/Stimmfarbe Fraukes sicher einiges mehr herauszuhören gewesen. Vielleicht hätten im Nachhinein auch irgendwelche Hintergrundgeräusche bei den Aufnahmen rausgehört werden können. Aber hätte hätte...

Die Fragen, die Chris gestellt hat, finde ich teilweise eh wenig gezielt, weil die Gespräche doch immer sehr kurz gehalten waren und die Zeit knapp, war die Fragestellung doch enorm wichtig.
Gerade im letzten Gespräch fragt Chris dreimal hintereinander "Wo bist du". Das ist mMn verschwendete kostbare Gesprächszeit gewesen. Und dreimal erhält er von Frauke die Antwort "Mama". Wobei ich mich auch frage, hat Frauke ihre Mutter im täglichen Leben auch "Mama" genannt?

CorvusCorax schrieb:Wobei ich mich auch frage, hat Frauke ihre Mutter im täglichen Leben auch "Mama" genannt?

Wer nennt seine Mutter nicht Mama?
Sofern ein gutes Verhältnis besteht?

SteamedHams schrieb:Wer nennt seine Mutter nicht Mama?

Wenn man den Kinderschuhen entwachsen ist, ist es doch eher üblich, die Eltern nicht mehr Mama & Papa zu nennen. Ich habe gegenüber meinen Freunden meine Mutter nie mit "Mama" genannt.

@CorvusCorax
Sie fragt aber in dem Gespräch mit dem dreifachen Mama ja ob "Mama und Papa auch da sind". Ist für sie also wohl eher nicht ungewöhnlich

Meist bin ich ja nur stiller Mitleser, aber @TeaGirl und @CorvusCorax
haben mich auf einen Gedanken gebracht. Vlt wurde das ja auch schon angesprochen und ich erinnere mich nur nicht mehr.

Was, wenn gar nicht ihre Mutter sondern die von Chris gemeint ist?
@CorvusCorax hat ja passend gesagt, gegenüber Freunden wird eher selten von Mama und/oder Papa geredet. Ist mir in meinem Umfeld auch noch nicht bewusst untergekommen, Unter Geschwistern ja, aber nicht ggü Freunden oder (Ex-)Lebenspartnern.
Nun wissen wir ja nicht, ob es üblich war zwischen den beiden, ihre Eltern so zu nennen. Und wie wurden dann seine Eltern genannt? Man muss ja ggf auch unterscheiden können.

Falls das schon erörtert wurde, sorry.

Also wenn ich telefoniere und es bestünde die Möglichkeit, dass meine Eltern bei meinem Gesprächspartner anwesend sind, dann würde ich auch Mama/Papa sagen, gerade wenn ich mit einem Freund telefoniere, der meine Eltern auch kennt. Da würde es sich für mich distanziert und künstlich anfühlen, zu fragen, ob meine Mutter und mein Vater da sind. Bin aber auch erst 25, vllt ändert sich das je mehr Abstand man zu den eigenen Eltern gewinnt. Deshalb finde ich es bei Frauke mit 21 eben nicht ungewöhnlich in dem Umfeld ggü Chris Mama/Papa zu sagen. Er war ja kein Fremder

TeaGirl schrieb:Also wenn ich telefoniere und es bestünde die Möglichkeit, dass meine Eltern bei meinem Gesprächspartner anwesend sind, dann würde ich auch Mama/Papa sagen, gerade wenn ich mit einem Freund telefoniere, der meine Eltern auch kennt. Da würde es sich für mich distanziert und künstlich anfühlen, zu fragen, ob meine Mutter und mein Vater da sind. Bin aber auch erst 25, vllt ändert sich das je mehr Abstand man zu den eigenen Eltern gewinnt. Deshalb finde ich es bei Frauke mit 21 eben nicht ungewöhnlich in dem Umfeld ggü Chris Mama/Papa zu sagen. Er war ja kein Fremder

Gut. Es sei jedem unbenommen, wie er seine Eltern betitelt. Ich habe meine Eltern sicher seit dem Teenageralter gegenüber Freunden nicht mehr mit "Mama" und "Papa" betitelt. Und meine Freunde haben das bei ihren Eltern genausowenig getan. Da hat doch keiner auf einer Party oder sonstigem Treffen gesagt "Ich muß jetzt aber noch Mama anrufen/Bescheid sagen".

Wie auch immer - mir ging es auch in erster Linie um die sinnlose Fragestellung von Chris. Da fragt er dreimal hintereinander "Wo bist du?" Und bekommt dreimal die Antwort "Mama".
Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, er hätte die zweite Frage anders gestellt, statt das noch zweimal zu wiederholen?
Wenn er nach der ersten Antwort "Mama" auf seine Frage, wo Frauke ist, gefragt hätte: "Was ist mit Mama?" "Was meinst du mit Mama" oder halt irgendwas in diese Richtung.

FritzPhantom schrieb:Hatte jemand KEIN Nokia Handy damals?

Ich nicht, aber trotzdem ein Nokia-Kabel daheim. Ich glaube, auch ein Akku.

TeaGirl schrieb:Also wenn ich telefoniere und es bestünde die Möglichkeit, dass meine Eltern bei meinem Gesprächspartner anwesend sind, dann würde ich auch Mama/Papa sagen, gerade wenn ich mit einem Freund telefoniere, der meine Eltern auch kennt. Da würde es sich für mich distanziert und künstlich anfühlen, zu fragen, ob meine Mutter und mein Vater da sind. Bin aber auch erst 25, vllt ändert sich das je mehr Abstand man zu den eigenen Eltern gewinnt. Deshalb finde ich es bei Frauke mit 21 eben nicht ungewöhnlich in dem Umfeld ggü Chris Mama/Papa zu sagen. Er war ja kein Fremder

:) Nein, das ist nicht ungewöhnlich und muss sich nicht ändern. Ich sage auch heute noch "meine Mutti" oder "mein Papa" – kommt ganz auf die Situation an, unter Fremden oder Kollegen vielleicht eher nicht. Und so ist es auch oft im Umfeld.

SteamedHams schrieb:Wer nennt seine Mutter nicht Mama?
Sofern ein gutes Verhältnis besteht?

So ist es.

Heute übrigens genau 19 Jahre her das FL ermordet wurde. Bin mir sicher das der Täter noch gefunden wird.

Nach "Ockhams Rasiermesser" ist der Fall höchstwahrscheinlich sehr einfach zu lösen.

CorvusCorax schrieb:Wie auch immer - mir ging es auch in erster Linie um die sinnlose Fragestellung von Chris. Da fragt er dreimal hintereinander "Wo bist du?" Und bekommt dreimal die Antwort "Mama".

Das ist ein Erinnerungsprotokoll, kein wortgenaues Gesprächsprotokoll. Ich denke, sie wollte sich einfach nicht erklären. Vielleicht hätte die Zeit nicht gereicht, oder sie hatte Angst, daß jemand fragt: Glaubst du das im Ernst?

Es ist auch gut möglich, daß sie nicht wußte, wo sie war. Wenn sie in oder um Nieheim war, wird sie sich nicht jedes Ortschild gemerkt haben bis dahin, zumal ja anfangs keine Gefahr bestand.

@Dancingfool

Ich frage mich warum er die Leiche von FL genau dort abgelegt hat und nicht einfach Richtung Osten? der Kreis um alle wichtigen Bezugspunkte ist doch rundherum um Paderborn.

Ich frage mich, hat der Täter während der Gefangenschaft neue Kleidung für FL bereitgestellt? Ich meine Socken, Unterwäsche? Ich meine es war Sommer es war sehr warm. Hatte Sie 1 Woche immer die selbe Kleidung an? Hat der Täter ihr neue Kleidung gegeben? Falls ja könnte man nicht herausfinden wo diese gekauft wurde?

Jammi schrieb:Ich frage mich, hat der Täter während der Gefangenschaft neue Kleidung für FL bereitgestellt? Ich meine Socken, Unterwäsche? Ich meine es war Sommer es war sehr warm. Hatte Sie 1 Woche immer die selbe Kleidung an? Hat der Täter ihr neue Kleidung gegeben? Fall ja könnte man nicht herausfinden wo diese gekauft wurde?

Dieses Problem wäre sicherlich relevant geworden, wenn der Täter Frauke noch länger festgehalten hätte. Dann hätte er ihr zwangsläufig neue Kleidung besorgen müssen, falls er sie nicht in irgendeinem Bunker ihrem Schicksal überlassen hätte. Und dann hätte er wahrscheinlich ein Problem bekommen. Oder zumindest eine weitere Spur gelegt.

Brausebonbon schrieb:Was, wenn gar nicht ihre Mutter sondern die von Chris gemeint ist?

Wir wissen, dass Chris bei seinem Vater in Lübbecke wohnte.
Von seiner Mutter wurde anscheinend nichts verlautbart.

Jammi schrieb:Heute übrigens genau 19 Jahre her das FL ermordet wurde. Bin mir sicher das der Täter noch gefunden wird.

Nach "Ockhams Rasiermesser" ist der Fall höchstwahrscheinlich sehr einfach zu lösen.

Mein Vorgehen wäre, ein möglichst plausibles Bild vom Tatablauf zu entwickeln - durch logische Schlüsse.

Die erste/wichtigste Frage, die man beantworten muss: War die Tat geplant oder nicht?

Davon ausgehend dann weitere Schlüsse bzgl. des Täters ziehen: Wenn die Tat geplant war, dann musste der Täter etc.

Dann wiederum fragen, womit der Täter bei der Vorbereitung/Planung der Tat aufgefallen sein könnte.

Das wäre jedenfalls mein Vorgehen, um zu versuchen, dem Täter vielleicht doch noch auf die Spur zu kommen.

Fridolin31 schrieb:Falls der Täter schon vor der Entführung geplant hatte, Frauke (oder eine andere Frau) telefonieren zu lassen, wäre es am Problem "Ladegerät" sicher nicht gescheitert. Theoretisch hätte es statt Ladegeräten ja auch ein einziger Nokia-Akku getan und Handys dieser Marke waren ja gerade bei jungen Leuten Mitte der Nullerjahre weit verbreitet.

Das ist ein guter Punkt.

Der Täter, wenn er selbst ein Nokia-Handy besaß, hätte einfach seinen Akku in Fraukes Handy legen können.

Dieser Punkt schließt übrigens (nahezu vollständig) aus, dass die Begegnung zwischen Frauke und dem Täter harmlos begonnen hat.

Denn stellen wir uns diese Situation vor: Die Person (der spätere Täter) hat noch keine Entführungsabsichten, trifft am 20.06. auf Frauke. Die Person schlägt ihr vor - hier noch ohne Entführungsabsichten -, eine Tour mit dem Fahrzeug zu unternehmen. Weiter angenommen, die Person besitzt auch ein Nokia-Handy.

Das Natürlichste wäre gewesen, wenn Frauke die Person gebeten hätte, ihr mal eben schnell den Akku zu leihen, damit sie Chris direkt eine SMS schreiben kann, in der sie schreibt, dass es eine Planänderung gibt, dass sie später kommt, wohin sie fährt und mit wem.

Also direkt schon beim Antritt der Fahrt - und nicht erst kurz vor 1 Uhr.

Das passierte aber nicht. Warum nicht? Warum hat die Person ihr nicht gleich den Akku geliehen?

Jetzt könnte man darauf Antworten geben, die keinen rechten Sinn ergeben oder die absolut unplausibel erscheinen, z.B.: Die Person besaß zwar auch ein Nokia-Handy, aber der Akku des Handys dieser Person war zufällig kurz nach 23 Uhr auch leer. Wie unwahrscheinlich. Außerdem stand ja kurz vor 1 Uhr dann für Fraukes Handy doch wieder Akku zur Verfügung.

scire_volo schrieb:Also direkt schon beim Antritt der Fahrt - und nicht erst kurz vor 1 Uhr.

Das passierte aber nicht. Warum nicht? Warum hat die Person ihr nicht gleich den Akku geliehen?

Weil Frauke vielleicht anfangs dachte, nur relativ kurz weg zu sein und Chris um diese Zeit sowieso noch nicht zu Bett ging.

scire_volo schrieb:Das Natürlichste wäre gewesen, wenn Frauke die Person gebeten hätte, ihr mal eben schnell den Akku zu leihen, damit sie Chris direkt eine SMS schreiben kann, in der sie schreibt, dass es eine Planänderung gibt, dass sie später kommt, wohin sie fährt und mit wem.

Also direkt schon beim Antritt der Fahrt - und nicht erst kurz vor 1 Uhr.

Das passierte aber nicht. Warum nicht? Warum hat die Person ihr nicht gleich den Akku geliehen?

Vermutlich einfach deswegen, weil sie Anfangs dachte, sie würde maximal noch 1, oder 2 Stunden unterwegs sein, und Chris wäre dann sowieso noch wach, und vermutet sie weiterhin im Pub mit Isabella
Erst als es dann merklich später wurde, entschloss sie sich dann, ihn doch vorsichtshalber zu informieren.

Edit: @Spekulant25 war schneller.

scire_volo schrieb:Denn stellen wir uns diese Situation vor: Die Person (der spätere Täter) hat noch keine Entführungsabsichten, trifft am 20.06. auf Frauke. Die Person schlägt ihr vor - hier noch ohne Entführungsabsichten -, eine Tour mit dem Fahrzeug zu unternehmen. Weiter angenommen, die Person besitzt auch ein Nokia-Handy.

@Spekulant25
Schon möglich. Immerhin würde Chris wohl eh nicht damit rechnen, das Frauke direkt nach Abpfiff nach hause kommt, sondern noch mit Nils oder dem Rest der Gruppe noch 1 bis 2 Stunden (also bis ca 1 Uhr) umherzieht.
Wenn der Täter ein Nokia Handy und ein Auto hatte, dann ist die Möglichkeit gegeben, das er auch ein KFZ Ladekabel hatte. Da hätte Frauke dann ihr Handy etwas laden können um Chris dann zu schreiben, das sie doch später als gedacht kommt.
Evtl wollte der Täter sie auch gegen 0:45 nach hause bringen und sie hat sich dann spontan entschieden doch noch nicht ins bett zu gehen.

Wir wissen doch nicht was in diesen knapp 2 Stunden bis zur ersten SMS an Chris überhaupt passiert ist, was der Täter evtl. da schon mit ihr " angestellt" hatte. Als Frauke dann sah wie spät es schon ist, wird sie vielleicht gebeten haben eine Nachricht an Chris schreiben zu dürfen weil er auf sie gewartet hat. Und da könnte der Täter erst auf die Idee gekommen sein sie telefonieren zu lassen und SMS zu schreiben , damit sich zu Hause erstmal keiner Sorgen macht. Auch so könnte es gewesen sein, das es vielleicht doch keine " Machtspiele" waren.

scire_volo schrieb:Denn stellen wir uns diese Situation vor: Die Person (der spätere Täter) hat noch keine Entführungsabsichten, trifft am 20.06. auf Frauke. Die Person schlägt ihr vor - hier noch ohne Entführungsabsichten -, eine Tour mit dem Fahrzeug zu unternehmen.

Das halte ich für sehr unwahrscheinlich, dass der Täter den Entführungsgedanken erst im Laufe des Abends bzw. der Nacht entwickelte. Für die tagelange Entführung dürften gewisse Vorbereitungen vorab auf jeden Fall notwendig gewesen sein. Auch eine spontane Tour nach dem Irish Pub halte ich für unwahrscheinlich, da Frauke müde war und nach Hause wollte. Eine nächtliche Tour trotz Müdigkeit kann ich mir höchstens für den Fall vorstellen, wenn man als Frau auf seinen ultimativen Traummann trifft. Von dem ist hier aber sicher nicht auszugehen.