Leocadia schrieb:Frauke hätte sich selbst sofort unter erheblichen Druck gesetzt mit der Nennung irgendwelcher Details, die auf den Entführer hätten schließen lassen, denn er hätte sie sofort mit dem Tod bedrohen können. Und zwar unabhängig davon, ob sie nun seinen richtigen Namen kannte oder nicht. Sie war komplett in seiner Hand, remember? Er konnte komplett über sie bestimmen.
Die Erlaubnis, diese Telefonate zu führen, allein an dem Namen festzumachen, das ist m.E. zu kurz gedacht. Frauke hätte eventuell auch andere Details am Telefon nennen können, z.B. Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort. Oder vielleicht konnte sie das Kennzeichen des Fahrzeugs sehen, mit dem sie transportiert wurde. Aber hätte sie den Mut gehabt, diese Hinweise zu geben? Ich glaube nicht, wegen der Bedrohungslage, in der sie sich befand. Sie tat, was sie konnte mit dem dreimaligen Mama oder dem "Ich lebe noch".
Das Kennzeichen des Fahrzeugs wird Frauke sicher nicht gewusst haben, denn wenn man sich arglos in ein Fahrzeug setzt, merkt man sich nicht das Fahrzeugkennzeichen. Zudem könnte der Täter mit falschem Kennzeichen unterwegs gewesen sein – und er könnte ihr dies auch gesagt haben.
Leocadia schrieb:Ich denke, beides ist möglich, dass sie den richtigen Namen kannte oder nicht, aber zu behaupten, dass Frauke ganz bestimmt seinen richtigen Namen nicht kannte, dafür gibt es keine Belege. Wenn du welche hast, dann poste sie bitte hier.
Ein Entführer, dessen Identität dem Entführungsopfer bekannt ist, lässt sein Opfer keine Anrufe mit Angehörigen tätigen.
Auch wenn ein Entführer eine Waffe in der Hand hält, hätte das Opfer mit der möglichen Enthüllung der Identität des Entführers ebenfalls eine Waffe gegen den Täter in der Hand.
Ein Entführer würde damit das Opfer in eine stärkere Position bringen, wenn er es Anrufe tätigen ließe – er würde seine eigene Position damit schwächen bzw. sich selbst gefährden.
Ein Entführer hat aber das Interesse, sein Opfer in einer möglichst hilflosen, schwachen Lage zu lassen.
Wenn das Entführungsopfer den Namen des Täters ins Telefon rufen würde, würde es dem Täter nichts mehr nützen, wenn er auf das Opfer einsticht – er hätte sich damit doppelt geschadet. Er hätte die Polizei auf den Fersen und säße umso länger im Gefängnis.
Das Entführungsopfer telefonieren lassen, wenn es den Täter kennt, würde der Täter nur machen, wenn er ein Interesse daran hätte, möglichst lange im Gefängnis zu sitzen.
Leocadia schrieb:Ich gehe davon aus, das wollen wir alle hier oder die meisten, sich ein möglichst schlüssiges Bild vom Ablauf dieses Verbrechens machen, um im besten Fall zur Identifikation des Täters oder der Täter beizutragen. Was du aber zu machen scheinst, ist, dir eine Mystery-Story zurechtzulegen, wo dann aus deiner Sicht alle Fragen beantwortet werden. Wie schön. Um Wahrscheinlichkeiten scheinst du dich dabei weniger zu kümmern.
Ich erfinde ja gerade nichts dazu, sondern halte mich an die gegebenen Fakten.
Beispielsweise sehe ich in dem Fall keinerlei persönliche Motive gegeben. Diese müsste man frei dazuerfinden. Ich sehe auch keine persönliche Beziehung zwischen dem Täter und Frauke. Es gibt dafür keine Anzeichen. Somit ist Frauke ein Zufallsopfer gewesen, wobei ich davon ausgehe, dass der Täter Frauke schon vor dem 20.06. eine Zeit lang im Visier hatte (neben anderen potenziellen Opfern) und bereits eine erste Kontaktanbahnung erfolgt war.
Hier bitte ich auch darum, Belege zu bringen, dass der Täter in der SMS von 00:49 Uhr "bereits mit der Öffentlichkeit kommuniziert", ansonsten verbuche ich das als mystery plot.
Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass Frauke die SMS von 00:49 Uhr noch selbst und frei geschrieben hat, weil sie mit „Das Spiel war lustig nicht gegen England“ an eine Unterhaltung angeknüpft hat, die sie und Chris geführt hatten:
Hauptindiz ist das „Komme später“ ohne Angabe des Grundes für das Späterkommen. Das ist ganz im Duktus wie die späteren Nachrichten gehalten.
„Komme später“ ohne Angabe des Grundes dient eben nicht der Beruhigung von Chris, sondern ist im Gegenteil Anlass für Beunruhigung und Ungewissheit.
Hätte Frauke geschrieben „Komme später, bin noch mit XY unterwegs, wir gehen jetzt noch zu XY, er bringt mich dann nach Hause, mach dir keine Sorgen“, wäre das anders gewesen.
Zu dem Insider „nicht gegen England“: Nachdem Frauke wohl die Grundfassung der SMS bereits unter Zwang geschrieben hatte, wird sie der Täter im Nachhinein angepasst haben bzw. alles gelöscht haben, was ihm nicht passte.
Und die Antwort auf meinen Einwand, dass der Name "Totengrund" für die Allgemeinheit unbekannt war:
Zitat von scire_voloscire_volo schrieb: Klar, der breiten Öffentlichkeit. Aber auch ortskundigen Einheimischen? Oder einem Verbrecher, der intensiv an seinem Plan arbeitet und diesen austüftelt?
Wie wahrscheinlich ist das?
Die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null, wenn du mich fragst. Weil derjenige, der für Fraukes Tod verantwortlich ist, erstens schon den Tod des Opfers fest von Anfang an eingeplant haben müsste. Daran glaube ich nicht. Warum? Weil die Telefonate Hochrisiko-Aktionen für den Entführer waren, die alle möglichen Pläne hätten zunichte machen können. Er hätte ja Frauke nur von ihm diktierte SMS schreiben lassen können, um Beruhigung bei den Angehörigen und der Polizei zu stiften. Das hätte er voll unter Kontrolle gehabt. Nicht so bei den Telefonaten.
Und obwohl er durch die Anrufe hohes Risiko im Ablauf der Entführung erlaubt, soll er vorab im stillen Kämmerlein ein komplettes Playbook ausgetüftelt haben, natürlich mit bedeutungsschwerer Symbolkraft? Selbstverständlich hat er auch das Szenario mit der ersten SMS entworfen? Nein, das passt für mich nicht zusammen. Soll die Person von Anfang an in der Umgebung eine Ablagestelle mit einem Namen mit Bezug zu „Tod“ o.ä. gesucht haben? Und das alles, bevor er sich überhaupt ins Auto setzt, um das Cruising zu starten und Jagd auf Opfer zu machen? Komm, das ist eine Storyline von einem drittklassigen Krimi.
Würde es so jemandem, der den Tod von Frauke verschuldet hat, nicht viel mehr darum gehen, den Leichnam ungesehen abzulegen, möglichst so, dass er sehr lange nicht entdeckt wird? Egal, wie der Ort genannt wird? Diese Person hatte ein vitales Interesse daran, nicht entdeckt zu werden. Alles andere wäre weniger wichtig gewesen. Diese Motivlage scheint mir die wahrscheinlichste zu sein.
Wenn der Täter sich mit nichts anderem als mit seinem Entführungs- und Mordplan beschäftigte, kann er auch solche Details wie „Totengrund“ in Erfahrung gebracht haben. Ja, das halte ich für durchaus möglich/wahrscheinlich.