Der Fall Nelli Graf

@eis..bär

Das es grundsätzlich möglich ist anderen Menschen etwas vorzumachen, sehen wir ja in einem anderen gerade aktuellen Fall.

Nur gab es bei Nelli Graf nie auch nur einen Hinweis darauf, dass sie Chatkontakte hatte. Ihr Handy wurde gefunden und konnte untersucht werden. Es kann jemand auch anonym surfen, Chatverläufe löschen und ähnliches. Aber alle Spuren auf einem eigenen Gerät so zu löschen, dass selbst ein IT-Forensiker keinen Hinweis findet, halte ich fast für unmöglich. Und was nicht geht, ist alle Spuren auf der Gegenseite auf dem Server auf dem die Kommunikation stattfindet zu löschen.
Da von der Polizei nie nach solchen Kontakten gefragt wurde, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Nelli Graf welche hatte.

@brennan
Dem würde ich mich auch sofort anschließen, sofern keine Möglichkeit bestünde, z.B. ein zweites "Geheimhandy" zu besitzen, dessen Anschlussinhaber nicht das Opfer ist.

Wenn Dir das jetzt zu weit hergeholt ist, hattest Du wahrscheinlich noch nie eine Geliebte.

Es gibt aber eigentlich null Hinweis, dass NG ein Doppelleben geführt haben könnte. Klar, wenn man betrügt, verdeckt und versteckt man selbst und verwischt alle Spuren, aber trotzdem denke ich, bleibt es nicht 100% spurlos, wenn man verschwindet und getötet wird. Irgendwo würde man doch auch Dinge aufheben als Andenken, an Orten, wo die Familie nicht nachschauen würde, solange man noch lebt, da privat, an denen sie aber schon irgendwann ausmisten würde, wenn man tot ist. Auch sind Frauen bei sowas doch eigentlich trotz aller Geheimnisse zu kommunikativ, um es nicht wenigstens einer besten Freundin anzuvertrauen, und sei es nur in irgendwelchen Andeutungen. Diese Freundin müsste dann doch nach ihrem Tod spätestens mal geredet haben. Dass man es zu 100% total geheimhalten kann und niemand was merkte, kann ich mir nur schwer vorstellen. Da kommen doch so immense Gefühle in Wallung, spätestens im Nachhinein müsste doch jemand sagen können, dass es da was gegeben haben muss.

Beispiel: Eine gute Freundin von mir ist ihrem Mann auch mal fremdgegangen. Sie wollte es niemandem erzählen, also erzählte sie mir von einer angeblichen anderen Freundin von ihr, die emotional in der Klemme steckt.... Dabei war sie selbst aber so verändert und aufgewühlt gewesen schon seit Wochen, dass mir SOFORT klar war, dass sie von sich selbst redet. Man kann es halt schwer verbergen, wenn man so ein großes emotional beladenes Geheimnis hat.

Aber natürlich wissen wir nicht, ob es evtl. hier sogar solche Hinweise gab an die Polizei, die jedoch nie an die Öffentlichkeit gerieten, da sie a) das Ansehen der Verstorbenen unnötig besudeln würden und/oder sie b) auf eine Person hinweisen, der man aber nichts nachweisen konnte.

@y-ray

Es ging mir mehr um eventelle Chatkontakte. Ein Geheimhandy hätte es natürlich geben können.

@Comtesse
Genau. Aus Loyalität schweigen, wenn jemand ermordet wurde, halte ich für ausgeschlossen.

@Comtesse
Sehe ich komplett anders. Es gibt Frauen, die äußerst diskret vorgehen und ihr Umfeld perfekt täuschen können. Da werden keine Erinnerungsstücke aufgehoben und auch mit niemandem darüber gesprochen. Ist vielleicht die Ausnahme, kann aber dafür sprechen, dass es ein zu hohes Risiko darstellt, es auch nur einem anderen Menschen mitzuteilen, vielleicht weil derjenige Familie oder einen sehr hohen sozialen Status hat...

@FelixLeiter
Ja, das kann natürlich sein. Sie soll ja in den letzten 2-3 Wochen vor ihrem Verschwinden anders gewesen sein, bedrückt, in sich gekehrt, das kann natürlich auch ein Zeichen dafür sein, dass sie etwas mit sich herumtrug, dass schwer auf ihr lastete, über das sie aber mit niemandem reden konnte. Auch ist es in langjährigen Beziehungen und auch vor Kindern leichter, seine eigenen Gefühle zu verbergen, als man das meint - oftmals interessiert sich gar keiner dafür, wie "Mutti" sich fühlt, da kann man dann auch Geheimnisse haben, wenn man sich gar nicht gut verstellen kann, Hauptsache, der Haushalt läuft. Und gerade diese "Unsichtbarkeit" und auf das reine Funktionieren reduzierte Wahrnehmung durchs Umfeld macht solche Frauen ja erst recht empfänglich dafür, wenn da plötzlich jemand auftaucht, der ihnen 100% Aufmerksamkeit schenkt.

@Comtesse
Sehr schön auf den Punkt gebracht. Genau dieses Funktionieren und die fehlende Aufmerksamkeit sind es.
Warum NG ein paar Wochen vor ihrem Verschwinden komisch war, wissen wir nicht. Aber häufig sind es plötzliche Veränderungen im Umfeld, sei es nun innerhalb der Familie oder außerhalb...es war anscheinend so gravierend, dass sie es mit niemandem aus ihrem direkten Umfeld besprechen wollte/konnte...

@FelixLeiter
Dafür, dass sie ein Geheimnis hatte, spricht, dass niemand in der Familie eine Ahnung zu haben scheint, wo sie so spontan hin wollte in der Mittagszeit am Tag ihres Verschwindens. An die heimliche Zigarette im Wald glaube ich nicht als Grund, ich denke, das ist vielleicht auch eher so ein Schutzdenken der eigenen Angehörigen, weil man sich andere Geheimnisse gar nicht vorstellen mag (das mit dem Rauchen kam ja von der Cousine auf, es kann aber auch sein, dass sie damit die Kinder und den Mann schützen oder beruhigen wollte, dass bestimmt nichts anderes dahinter steckt).

Aber auch hier wissen wir natürlich nur das, was veröffentlicht wurde. Es kann natürlich sein, dass die Polizei noch mehr gesagt bekam als mögliche Gründe, was nicht öffentlich gemacht wurde.

FelixLeiter schrieb:Aber häufig sind es plötzliche Veränderungen im Umfeld, sei es nun innerhalb der Familie oder außerhalb...es war anscheinend so gravierend, dass sie es mit niemandem aus ihrem direkten Umfeld besprechen wollte/konnte...

Nun ja, sie hat ja versucht, Kontakt zu ihrer Cousine herzustellen - vielleicht hat sie ihr ja etwas anvertraut, was für die Polizei wichtig ist, und wenn sie es ihr anvertraut hat, geht das auch nur die Polizei und nicht den Rest der Familie oder gar die Öffentlichkeit etwas an... "Persönlichkeitsrechte".

@y-ray
Richtig. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die Polizei und Familie mehr wissen als wir. Wir können aber auch davon ausgehen, dass dieser Wissensvorsprung den Ermittlungen auch nicht zum Durchbruch helfen konnte.

@Comtesse
Leider nicht, sonst käme man wohl kaum zu solchen Aussagen:

Östermann: »Vielleicht wird der Mörder ja bei einer anderen Straftat gefasst. Wenn seine DNA dann in der Datenbank des Bundeskriminalamts gespeichert wird, könnten wir ihn doch noch überführen.«

@brennan

brennan schrieb: Nur gab es bei Nelli Graf nie auch nur einen Hinweis darauf, dass sie Chatkontakte hatte.

Das ist mir neu.
aber vielleicht hat man sie anders ausfindig gemacht und sich ihr genähert nach dem "Zufallsmotto".
Es soll doch einen Mann gegeben haben den man öfters an den Bänken gesehen hat oder?

@eis..bär

Es gab wohl einen Zeugen der gesehen haben will, dass Nelli Graf dort einmal belästigt wurde.

@brennan
Davon habe ich nirgends gelesen.
Ok danke

Kann ja nicht so schlimm gewesen sein, oder wäre sie sonst weiterhin allein dort hingefahren?

Man muss Nelli Grafs Verschwinden doch auch mal im Gesamtzusammenhang ihres Tagesablaufs betrachten. Nelli war am Vormittag beim Arzt und machte sich auf den Heimweg, um für die Familie das Mittagessen zuzubereiten - erste Vorbereitungen hierfür waren bereits getroffen. Später wäre sie dann an ihrer Arbeitsstelle erwartet worden.

Nach unseren bisherigen Kenntnissen erreichte sie nach dem Arztbesuch tatsächlich noch einmal das Haus und verschwand dann.

Ein "geheimes Treffen" mit amourösem Hintergrund hätte doch bei diesem eng getakteten Tagesplan keinen Raum gefunden. Zumindest aller Wahrscheinlichkeit nach.

@Dornröschen
Darum halte ich ja ihre Cousine für wichtig. Wann wollte sie sich denn mit ihr treffen? Sofort? Am Abend?
Warum berichtet die Zeitung eigentlich, dass sie beim Gyn war? Hätte doch vollkommen ausgereicht zu schreiben "nach einem morgendlichen Arztbesuch".

@y-ray

Dass die Cousine eine wichtige Zeugin ist, sehe ich ebenso. Auch ich könnte mir vorstellen, dass sie Nelli mitunter am besten kannte, und über deren Lebenssituation einigermaßen im Bilde war.

Es geht aus den Medienberichten und Polizeimeldungen allerdings nicht hervor, dass Nelli besonders eindringlich um ein Treffen bat. Man kann also nicht direkt annehmen, Nelli wollte sich bei ihrer Cousine über etwas "aussprechen".

Über den Gyn würde ich mir keine Gedanken machen. Nachdem hierzu gleich allerhand Spekulationen aufgekommen waren, wurde damals sehr schnell klargestellt, dass der Arztbesuch keinen besonderen Hintergrund hatte und alles routinemäßig ablief.

y-ray schrieb:Wann wollte sie sich denn mit ihr treffen? Sofort? Am Abend?

Ein Treffen war überhaupt nicht geplant. Bei dem Telefonat ging es lediglich darum, dass man bedauerte, sich beim Arzt nur zwischen Tür und Angel gesehen zu haben und Nelli dabei erwähnte, dass das schade sei und man ansonsten noch einen Kaffee zusammen hätte trinken können in der Stadt...geplant war da nichts - und auch kein neuer Termin verabredet.

y-ray schrieb:dass sie beim Gyn war

es war eine Gynäkologin - aber das hat sicher keine Relevanz zu dem späteren Verbrechen....

@fortylicks
Okay, danke...