Wow, hier kochen die Gemüter ja mal wieder so hoch, dass man das nur ungern lesen mag so ohne Popcorn und es schon tragisch ist wie krass hier einige aneinander vorbeireden..
Bezeichnend find ich es, dass sich hier selbst Leute die sich sonst in gar nichts einig zu sein scheinen irgendwie trotzdem alle einig sind, dass bei sexueller Belästigung Frauen Opfer und Männer Täter sind.
Auch wenn es eine Tatsache ist, dass die Zahl der Frauen die von Männern belästigt werden vergleichsweise am Höchsten sein mag, find ich es doch dennoch recht befremdlich, dass andere Konstellationen für die meisten hier scheinbar gar nicht existieren.
Denn die Unverhältnissmäßigkeit ist doch recht offensichtlich:
Wenn ein junges Mädchen in einem Betrieb voller Männer permament angegraben wird, kann sie sich sicher sein, viele Unterstützer zu haben, wenn sie dagegen vorgehen möchte weil ihr das unangenehm ist.
Landet z.B. ein junger Anwaltsgehilfe in einer Kanzlei voller Frauen, die ihn mit den Augen ausziehen, untereinander über ihn reden als sei er Frischfleisch und ggf gar körperlich mal mehr mal weniger subtil zudringlich sein, dann muss dieser junge Mann doch schon aufpassen wem er auch nur erzählt das ihm das unangenehm ist. Denn das er sich anhören wird müssen, dass er sich glücklich schätzen soll (vor Allem dann wenn die Frauen attraktiv sind und ggf noch von hohem gesellschaftlichen Rang) oder wird gar als Schwächling oder Weichei bezeichnet.
Seine Chancen gegen diese Übergriffe vorzugehen ohne sich wo anders einen Job zu suchen dürften gegen Null gehen.
knopper schrieb:es war wohl nur die mehrmalige Frage nach nem Kaffee und ihrer Nummer...auch immer in nem freundlichen Ton. Aber vermutlich weil er nicht locker ließ.
Bspw. könnte man hier als Frau ja einfach mal schlagfertig sein, anstatt gleich zum Chef zu rennen...
Wie bereits geschrieben, was soll sie denn Deiner Meinung nach tun?
Wenn jemand mich verbal angräbt gibt es das erste "Nein, das wird nichts, bitte spar Dir das in Zukunft." gratis. Das zweite Mal ist dann schon weniger höflich aber nicht weniger deutlich formuliert. Wird das dann immer noch ignoriert muss ich ja wohl oder übel zu wirkungsvolleren Mitteln greifen.
Bei körperlicher Zudringlichkeit (und das fängt bei mir da an wo jemand ohne Not, Zufall oder Einladung auf mehr als eine Armlänge an mich heran kommt) gibt es von mir dieses "Nein und unterlasse das in Zukunft" genau EINMAL und bei jeder weiteren Annährung ist die Reaktion eben heftiger.
Damit zum Vorgesetzten zu gehen oder wenn es nicht beruflich ist anderweitig irgendeine Autoritätsperson zu bitten dem "Täter" deutlich zu machen, dass meine Erwartung in Ruhe gelassen kein Wunsch sondern eine direkte Anweisung ist der Folge geleistet werden muss finde ich in jedem Fall besser als dem "Täter" (kann ja auch ne Frau sein) nen Arm zu brechen.
Deutlich sagen, dass meine Antwort "Nein" ist und BLEIBT und bei meinem Verhalten darauf zu achten nichts Gegenteiliges zu kommunizieren aus dem der Täter schließen könnte, dass ich mit ihm das "Streng Dich an um aus dem "nein" ein "ja" zu machen -Spiel" spielen will (was leider noch viel zu viele Menschen tun) ist irgendwie das Einzige was ich sinnvoll tun kann und wenn kein Interesse vorliegt mein "Nein" ernst zu nehmen finde ich persönlich das Hinzuziehen einer Autoritätsperson oder sonst einem Dritten der erfolgreich den Kopf des Täters waschen kann besser als mein "Nein" durch das Brechen des einen oder anderen Knochens deutlich zu machen.
knopper schrieb:Also wenn einer ständig Sprüche klopft oder evt. baggert ihm dann daraufhin als Frau eine zu verpassen ist nun nicht gerade die feine Art, und sollte möglichst vermieden werden.
Der Gang zum Vorgesetzten ist doch eine gute Art solch eine körperliche Antwort zu vermeiden.
MiaJinn schrieb:@knopper
naja dein Text mit dem wie Frau sich schick macht oder wenn man mit jemanden nach Hause geht ( soll sie nicht jammern das Sie vergewaltigt wurde * öhm das war ziemlich tief!
Ihr habt Euch da soweit ich das sehe völlig missverstanden.
knopper wollte nie behaupten das eine Vergewaltigung keine Straftat ist sondern nur (zugegebener Maßen recht unbeholfen) klarstellen, dass eine falsche Anschuldigung nach einvernehmlichen sexuellen Handlungen als Reaktion darauf, dass es der Frau im Nachhinnein peinlich ist sich drauf eingelassen zu haben (ggf weil auch Alkohl im Spiel war) eben auch eine Straftat ist und gar nicht geht und leider ist sowas eben auch keine totale Seltenheit.
knopper schrieb:ja aber hmm...das geht doch jetzt eigentlich schon seit den 68ern, also dass man offen darüber spricht usw.. und irgendwie kocht es immer wieder hoch..
Jup, aber siehe den Beitrag von doors. Trotzdem blieb Vergewaltigung in der Ehe bis 1997 kein Straftatbestand.
Doors schrieb:Schliesslich ist Vergewaltigung in der Ehe auch gerade erst seit 1997 strafbar. Vorher war es gutes Recht des Ehemannes, seine Frau zur "Erfüllung der ehelichen Pflichten" straffrei vergewaltigen zu dürfen.
Ganz so war es zum Glück nicht.
Aber Tat und Strafe standen in keinem Verhältnis zueinander und der Strafverfolgungsprozess war für das Opfer alles andere als einfach.
Denn auch wenn der erzwungene Beischlaf an sich nicht strafbar war, war Körperverletzung und je nach Richter auch Nötigung auch unter Eheleuten strafbar.
Es war halt "nur" entwürdigend für das Opfer nach einer Vergewaltigung bestenfalls entstandende Verletzungen und Nötigung anzeigen zu können wenn es für das was passiert ist doch den schönen Begriff der Vergewaltigung bereits gab und das für nichtverheiratete auch nicht vorraussetzte, dass man Verletzungen hatte.
Ich fürchte aber ein Stück weit blieb das auch deswegen so lange gesetzlich so unmenschlich, weil es leider viel zu viele Frauen gibt und gab die nach Misshandlungen oder gar Vergewaltigungen durch ihren Ehepartner keineswegs die Polizei rufen um den werten Gatten aus der Wohnung räumen zu lassen bzw eine Tasche zu packen und zu Familie, Freunden oder ins Frauenhaus zu gehen sondern aus den zum Teil absurdesten Gründen an der Ehe festhalten.
Dadurch konnte viel zu lange der Eindruck entstehen das das so schon seine Richtigkeit hat und nicht so schlimm sein wird.
LucyFee schrieb:Ich hab mich auch erst wegen diesem Thread näher damit beschäftigt und mir ist aufgefallen, dass ich meinen Ex-Chef und zwei ehemalige Kollegen wegen sexueller Belästigung hätte anzeigen können
