Vorbild Polen - Sollte Abtreibung wieder verboten werden?

Becky schrieb:Da wäre für alle Beteiligten ab ca der 22. SSW ein Kaiserschnitt die schonendste Variante, sollte nach einer Vergewaltigung die Schwangerschaft tatsächlich so spät entdeckt werden.

Dann kommen wir aber wieder zu dem Dilemma das ich im anderen Thread bereits ansprach. Impliziert die Spätabtreibung auch das Recht der Mutter, das Leben des Kindes zu beenden oder nicht? Die Frage wird immer dringlicher, umso besser die Überlebensfähigkeit der Babys/Föten wird.
Meiner Meinung nach, nein. Sie darf es "abtreiben" lassen. Die Ärzte dürfen müssen aber es so anstellen, dass das Baby überlebt.

vincent schrieb:Bei einer Vergewaltigung muss man aber in der Lage sein, das auch schon innerhalb der ersten drei Monate (spätestens) zu wissen.

Das wuerde ich so pauschal nicht sagen. Es gibt durchaus Frauen, die nach einer Abtreibung in einen Schockzustand fallen und erstmal alles verdraengen, moeglicherweise so lange, bis man die Folgen der Schwangerschaft gar nicht mehr ignorieren kann oder bis ein Arzt sie ihnen eroeffnet. Es gibt ja auch immer wieder Faelle, in denen Frauen ihre Schwangerschaft, die nicht durch eine Vergewaltigung entstanden ist, sogar bis zur Geburt verdraengen, um dann das Kind irgendwo auf einer Toilette zur Welt zu bringen und es dann ins Tiefkuehlfach zu legen. Ich glaube, Du unterschaetzt ganz stark die seelische Belastung, die so ein Ereignis mit sich bringen kann!

vincent schrieb:Sie darf es "abtreiben" lassen. Die Ärzte dürfen müssen aber es so anstellen, dass das Baby überlebt.

Ich waere durchaus dafuer, dass das Gesetz dahingehend geaendert wird.

vincent schrieb:Bei einer Vergewaltigung muss man aber in der Lage sein, das auch schon innerhalb der ersten drei Monate (spätestens) zu wissen.

Nein. Muss man nicht. Kann man oftmals auch nicht. Ich werfe nur mal die Worte Traumatisierung und Verdrängung in den Raum.

@vincent
Eine Vergewaltigung nimmt das Opfer in der Regel mit, es befindet sich in einem psychischen Ausnahmezustand.
Ich mag gar nicht wissen, was da im Kopf der vergewaltigten Frau abgeht.
Die wenigsten werden ihr Leben danach wohl streng logisch durchorganisieren können.
Trotz allem werden die meisten Abtreibungen werden wohl in den ersten drei Monaten stattfinden, oder hast du dazu andere Zahlen?

@Alarmi

Das wuerde ich so pauschal nicht sagen. Es gibt durchaus Frauen, die nach einer Abtreibung in einen Schockzustand fallen und erstmal alles verdraengen, moeglicherweise so lange, bis man die Folgen der Schwangerschaft gar nicht mehr ignorieren kann oder bis ein Arzt sie ihnen eroeffnet.[..]

@Becky

Ich glaube nicht, dass ich die Folgen unterschätze. Das glaube mir mal einfach. Aber das ändert nichts daran, dass es irgendwann halt einfach zu spät ist. Wer sagt denn, das die Frau nach 12 Monaten es wirklich noch nicht verarbeitet hat? Darf sie dann immer noch die Entscheidung nachholen, auch wenn das Kind schon auf der Welt ist? Nein, natürlich nicht. Und ab der Entstehung von Leben, ist mir das halt zu spät.

vincent schrieb:Sie darf es "abtreiben" lassen. Die Ärzte dürfen müssen aber es so anstellen, dass das Baby überlebt.

Das wollte ich damit ausdrücken. Meine Intention ist ja nicht, ein Lebewesen zu töten, sondern vor allem erstmal die Frau zu "befreien", von der Last, den Flashbacks, dem Fremdkörpergefühl usw.

@emanon
Wie gerade gesagt, die ersten drei Monate müssen nicht ausreichen. Aber ein Trauma ist auch nicht unbedingt nach 9-10 Monaten wirklich zu verarbeiten.
Konkrete Zahlen habe ich nicht, kann zwar mal googeln, aber das es Spätabtreibungen gibt, bezweifelst du doch sowieso nicht?!

vincent schrieb:Wer sagt denn, das die Frau nach 12 Monaten es wirklich noch nicht verarbeitet hat? Darf sie dann immer noch die Entscheidung nachholen, auch wenn das Kind schon auf der Welt ist? Nein, natürlich nicht.

Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Frauen ein Kind aus einer Vergewaltigung auf keinen Fall bei sich behalten wuerden. Wuerden sie aber dann irgendwann durchdrehen und das Kind toeten, wuerden sie ziemlich sicher mildernde Umstaende bekommen, wenn sie ueberhaupt ins Gefaengnis muessten und nicht in eine Psychiatrie.

@Becky
Ich wiederhole mich mal. Kam auch in dem Thread. Meist ist das Problem ja nicht nur, dass man dann schwanger ist, sondern dass es ein Baby von dem Vergewaltiger gibt. Also ein Produkt des Vergewaltigung. Ob die Frau dann damit automatisch viel besser leben kann, wenn sie weiß dass das Kind irgendwo weiter lebt, ist auch noch nicht gesagt.
Sollte sie aber hinnehmen müssen. Denn wie gesagt, in dem Fall überwiegt das Leben für mich einfach.

siehe dazu oben.. @Alarmi

vincent schrieb:ber das ändert nichts daran, dass es irgendwann halt einfach zu spät ist. Wer sagt denn, das die Frau nach 12 Monaten es wirklich noch nicht verarbeitet hat? Darf sie dann immer noch die Entscheidung nachholen, auch wenn das Kind schon auf der Welt ist? Nein, natürlich nicht. Und ab der Entstehung von Leben, ist mir das halt zu spät.

Ich gehe davon aus, dass sie das Kind dann weggeben, sofern nicht schon lange davor passiert. Wie gesagt, meine Intention ist nicht die Tötung eines Fötus/später Kindes, sondern in diesem Fall die Frau vor weiterem Schaden zu bewahren.

@vincent
Ab vollendeter 22. SSW liegt die Überlebensrate geholter Föten bei ca. 10%, aber 23. bei etwas unter 50% und erst ab der vollendeten 24. bei über 50%.
Und hier reden wir von den Überlebensquoten bei maximaler intensivmedizinischer Betreuung.
Lebensfähig ist ein Fötus in diesem Alter eigentlich nicht. Die diversen Schäden, die durch die fehlende Entwicklung im Mutterleib, Folgen der OP ect. noch auf ihn zukommen können, sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

@vincent

Lass mich dir mal eins sagen: auch den Frauen geht es NICHT um die Tötung eines anderen Lebens. Sie wollen und vor allem können es einfach nicht ertragen, dass der Vergewaltiger bildlich gesprochen in ihnen ist. Dem potentiellen Leben an sich wollen die wenigsten etwas Böses, denn auch einer Vergewaltigten ist klar, dass dieses "Produkt" ihnen nicht absichtlich Leid zufügen will.

Mein Tipp: rede mal mit Opfern von Sexualstraftaten, das dürfte dir vieles klarer machen.

@emanon
Ja, zur Zeit. Sagen wir einfach mal 40%, ich finde nicht, dass das wenig ist, wenn man bedenkt, worum es geht. Aber auch für dich, beinhaltet das Recht auf Spätabtreibung dann auch die Entscheidung über diese 40%?
Außerdem sprach ich ja davon, dass das eine immer dringlichere Frage sein wird, je besser die Chancen mit steigender Forschung werden.

@vincent
Jeder verarbeitet das geschehene anders. Manche verdrängen solange es geht bzw versuchen mit hausmittelchen eine fehlgeburt zu provozieren und verstecken sich förmlich zu hause. Erst, wenn der bauch zunehmenst wächst trotz aller inoffiziellen versuche wird sich gedanken gemacht, wie man zu dem kind steht. Im internet findet man den einen oder anderen bericht von vergewaltigten frauen, die ihr kind zur welt brachten und es auch großziehen. Einige wünschten sich dabei aber immer wieder doch eine abtreibung durchgeführt zu haben und lassen das das kind auch unterbewusst spüren...

Die entscheidung für eine abtreibung fällt auch im falle einer vergewaltigung nicht leicht, weil das kind eigentlich nichts dafür kann, aber gleichzeitig immer wieder an die tat erinnert. Solange das kind im mutterleib ist, muss die frau selbst entscheiden, ob sie es zur welt bringen will oder nicht. Sobald es geboren ist, gibt es andere möglichkeiten als die tötung.

@Becky
Ich weiß nicht, ich glaube auch nicht, dass es viel einfacher ist, wenn sie wissen, dass ein Nachkommen von ihnen und dem Vergewaltiger existiert. Dass sie es nicht unbedingt töten lassen wollen, glaube ich aber gerne. Nur wird das halt dennoch eine Belastung sein.

@vincent
Natürlich schreib ich hier vom status praesens. Wer weiss, was in Zukunft machbar ist und für ethisch vertretbar gehalten wird.
Ich habe ja bereits erläutert, dass für mich das Leben der Mutter bis zur Geburt Vorrang hat.
Aber betrachte mal die andere Seite.
Das Kind wächst ohne Eltern auf (vielleicht findet es Adoptiveltern) und muss bis ans Lebensende damit umgehen die Frucht einer Vergewaltigung und ungewolltes Leben zu sein.
Ist bestimmt auch nicht prickelnd.

gastric schrieb:Einige wünschten sich dabei aber immer wieder doch eine abtreibung durchgeführt zu haben und lassen das das kind auch unterbewusst spüren...

Ja, wer will schon jeden Tag wie du schon sagst mit dem Trauma der Vergewaltigung konfrontiert werden.

gastric schrieb:Solange das kind im mutterleib ist, muss die frau selbst entscheiden, ob sie es zur welt bringen will oder nicht. Sobald es geboren ist, gibt es andere möglichkeiten als die tötung.

Das ist halt die Kompromisslösung, und in einigen Jahrzehnten spätestens wird das auch bedeuten, dass nahezu jede Spätabtreibung nur ein "normaler" Kaiserschnitt wird.

@vincent

Nein, die Tatsache, dass da irgendwo ein Nachkomme vom Täter rumläuft, spielt meiner Erfahrung nach kaum bis gar keine Rolle. Solange die biologische Mutter mit dem Kind nichts zu tun haben muss, denken die Frauen weniger daran, dass das ein Produkt der Vergewaltigung ist. Wohl aber denken zumindest die Frauen, mit denen ich darüber geredet habe, oft darüber nach, wie alt das Kind ist usw. Das ganze Thema ist extrem ambivalent und kann einen immer wieder zurückwerfen.

@emanon, das Adoptivkind erfährt nicht unbedingt, dass es ein Vergewaltigungskind ist.

@emanon
Naja, es muss gar nichts. Kommt es zu Adoptiveltern, müssen diese entweder selbst gar nicht wissen, ob es aus einer Vergewaltigung stammt (ist meines Wissen zur Zeit sogar Status quo) oder haben auch noch die Wahl, es dem Kind mitzuteilen. Und ich denke es wird im weiteren Verlauf - bei entsprechender Therapie notfalls - auch fähig sein, ein glückliches Leben zu führen.