Brexit und danach?

Destructivus schrieb:Die EU-Offiziellen reden viel wenn der Tag lang wird und im Falle der Seperatismusbewegungen können sie sich halt schwer auf die Seite der Sezessionisten schlagen, da das Zores mit den Mitgliedsländern und der europäischen Idee gibt.

Das ist ein rationales Argument, daher deplatziert.

Destructivus schrieb:Ein Referendum in SCO geht derzeit sicher klar zugunsten von "Leave" aus. Ob die Schotten dann in ferner Zukunft (ich hoffe halt nicht dass es überhaupt dazu kommt) dann deppert und whiskytrunken genug sind um zwar einerseits die britische Union zu verlassen aber anderseits in die VSE einzutreten wäre lustig zu erfahren.

Wenn die Schotten ein Referendum machen, dann dürfte der Versuch eines EU-Beitritts darin auch ein Bestandteil sein. Raus aus der EU hätten sie so oder so gemusst, da ein direkter Eintritt ja auch damals schon nicht möglich war.

Es müsste doch auch möglich sein, dass Schottland noch vor dem EU-Austritt aus dem UK austritt, und dann einfach in der EU bleibt, wenn der rUK (rest of the UK) austritt. Der Freihandelsvertrag mit der EU gilt dann auch für Schottland. Müsste technisch eigentlich kein Problem sein.

@taren
Ich spiele nicht auf die derzeitige EU, sondern an die ominösen "Vereinigten Europäischen staaten" an.

Ein Referendum in Schottland waere ein Druckmittel fuer laufende Verhandlungen zwischen UK und EU ab dem 1. Februar, also nach dem EU-Austritt.
Wenn sich rauskristallisiert, dass UK doch weiter eng mit der EU verflochten bleibt, muss Sturgeon das Referendum nicht mehr unbedingt abhalten.

Anaximander schrieb:Es müsste doch auch möglich sein, dass Schottland noch vor dem EU-Austritt aus dem UK austritt, und dann einfach in der EU bleibt, wenn der rUK (rest of the UK) austritt. Der Freihandelsvertrag mit der EU gilt dann auch für Schottland. Müsste technisch eigentlich kein Problem sein.

Ja, wenn man will vielleicht aber schon damals beim Referendum war es so, Schottland muss separat als neues Land den EU Beitritt durchführen. Nun Schottland könnte versuchen im Rahmen seiner Autonomie und innerhalb GB versuchen einen EU Austritt zu verweigern, glaub aber nicht das dies realistisch ist.

@taren

Das ist klar, aber die Vorzeichen und Bedingungen sind diesmal ganz anders. Damals hatte niemand Interesse, das EU-Mitglied UK (ähnlich wie Spanien) zu vergraulen, jetzt mit dem Brexit ist das egal. Es wäre sogar durchaus im Interesse der EU, dass der Austritt nicht belohnt wird, ein Zerfall des betreffenden Staates wäre da gar nicht so kontraproduktiv. Entweder gibt es ein Fast-Tracking oder eben durchgehende Mitgliedschaft, denn das Interesse ist allseitig.

@taren
Das Problem könnte evtl werden, dass Spanien, Belgien, Italien und Frankreich einen EU Beitritt Schottlands verhindern wollen. Ausser man löst vorher die Konflikte mit Katalonien, Flandern, Wallonie, Baskenland..oder es gibt eine Sonderregel, da Schottland ja gar nicht aus der EU rausbwollte und förmlich gezwungen wurde. Ich würde die Schotten wieder in die EU nehmen, wenn sie denn wollen, da das ein Sonderfall ist.

Auch in Springfield, USA, ist man ueber das deutliche Wahlergebnis durchaus erstaunt.

Boris Johnson hat im Endeffekt kaum mehr Stimmen bekommen als May vor 2 Jahren, mit 43.6% natürlich ein guter Wert, aber eben auch keine Mehrheit. Zum Vergleich haben Labour und LibDems zusammen 43.7% der Stimmen erhalten (32.1% und 11.6%), die SNP hat dann nochmal 3.9% der Stimmen erreicht.

Wikipedia: 2019 United Kingdom general election

Im Ergebnis haben also deutlich mehr Briten für Parteien gestimmt, die entweder den Brexit sofort ablasen wollten oder zumindest ein 2. Referendum versprachen. Es gab keine Mehrheit für Parteien, die für den Brexit waren, selbst wenn man die Brexit-Partei von Fararsch (2.0%) und die DUP (0.8%) hinzunimmt (auch die übrigen Parteien sind durch die Bank gegen den Brexit).

@Anaximander
Diese 43,6% sind angesichts der "Spezialfälle" SCO NIR & WAL schon sehr bemerkenswert und ich brauche wohl gerade dir nicht erzählen das ein erklecklicher Teil der Labour-Wähler Brexiteers sind.

Diese ganzen Versuche die Wahl ein Remain-Mäntelchen umzuhängen laufen zwangsläufig ins Leere, vielmehr hat sich ganz im Gegensatz zur veröffentlichten Meinung in der öffentlichen Meinung recht wenig bis gar nichts verändert. Die Brexiteers haben eine Mehrheit und sollen nun endlich ihr Recht bekommen. Ob es gscheit ist, steht auf einem anderen Blatt.

@Destructivus

Es haben auch eine Reihe von Remainers, die aber ansonsten Tory-Wähler sind, für Johnson gestimmt, zumal Corbyn ein fast kommunistisches Manifest hatte. Er war vielen unwählbar.

Die Wahl sagt nicht mehr, als dass die britische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit etwa zu gleichen Teilen für und gegen den Brexit ist, was auch vorher schon bekannt war.

@Anaximander
Ändert nichts daran, dass die Stimmung keineswegs in "remain" kippte, wie das viele Medien vor allem auf dem Festland herbeischrieben.

@Destructivus
Um sowas abschliessend sagen zu können, müsste man in UK die Wahlpflicht einführen und ein 2. Referendum abhalten.
Selbst dann hättest Du immer noch das Problem der Fragestellung.

@Destructivus

Das ist doch gut untersucht: Den Leavers gelang es damals bei dem Referendum, ihre Anhänger besser zu mobiliseren, was bei Referenden ohnehin üblich ist, da die "schweigende Mehrheit", die nichts gegen die EU hat, weniger häufig zur Abstimmung ging, als die Gegner.

Seitdem lagen die Werte weiterhin bei etwa 50:50, allerdings zunehmend mit leichtem Vorteil für Remain.

Es ist natürlich richtig, dass sich kein großer Sinneswandel ereignet hat. Dennoch ist die Bevölkerung durch die Mitte gespalten, eine klare Mehrheit gab es nie.

@Spitzberger
Nein dazu braucht es weder das eine noch das andere. Diese Frage hat sich im Referendum 2016 und dem de facto referendum 2019 aufgelöst.

Destructivus schrieb:Nein dazu braucht es weder das eine noch das andere. Diese Frage hat sich im Referendum 2016 und dem de facto referendum 2019 aufgelöst

Nein, da ein Referendum und eine Wahl zwei verschiedene Themen sind, auch wenn du es versuchst hier hinzubiegen. es kann keine Aussage getroffen werden ob es aktuell eine Mehrheit für einen Brexit gibt, dies würde nur über ein 2tes Referendum gehen. Alles andere ist Kaffeesatz lesen...

@taren
Es wird wohl eher umgekehrt versucht es so hinzubiegen, dass der Brexit für den Wahlausgang bedeutungslos war.

BoJo ging mit "get the Brexit done" mit einer eindeutigen Botschaft in die Wahl um jene Mehrheit zu bekommen, die ihn den Vollzug erlaubt. Er hat sie dafür bekommen. Wenn es denn Remainern wirklich so wichtig war, dann hätten sie halt anders wählen müssen.

@Destructivus

Das Mehrheitswahlrecht spiegelt nicht wider, dass etwa die Hälfte der Briten den Brexit will, die andere nicht, und für beide Seiten dies besonders wichtig ist.

Überlege mal, wie das Ergebnis wohl ausgefallen wäre, wenn die Brexit-Partei in allen Wahlkreisen angetreten wäre. Das war der entscheidende Grund für den Wahlsieg von Johnson.

@Anaximander
Du bestätigst aber eher meine Aussage, als dass du sie entkräftest. Die Brexit-Party verzichtete ja deshalb um eben diese Wahl zum Brexit-volksentscheid "mitzunehmen". Wahlen werden ja nicht nur in England zum Volksentscheid über strittige Themen für die es scheinbar oder tatsächlich keine eindeutige Mehrheit gibt hochstilisiert. Hier war das erfolgreich gegeben.