Brexit und danach?

Der jetzt erst veröffentlichte Brief der britischen Regierung an Nissan bietet nicht nur bis zu 80 Mio Pfund Geldzahlungen aus Steuerittlen an, sondern versprach damals auch, negative Auswirkungen des Brexit auf die Automobilindustrie zu vermeiden. Man versteht also jetzt besser, unter welchen Umstanden Nissan damals noch zugesagt hat, in Sunderland zu bleiben:

It will be a critical priority of our negotiation to support UK car manufacturers and ensure that their ability to export to and from the EU is not adversely affected by the UK's future relationship with the EU.We will set our ambitions high and vigorously pursue continued access to the European market as an objective in future negotiations. A good deal for the UK can also be a good deal for the other member states.

https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/776095/Letter-from-BEIS-Secretary-of-State-to-Carlos-Ghosn-October_2016.pdf

Der Brief zeigt also vor allem auch, mit welcher Naivität, aus heutiger Sicht, die britische Regierung auf die Austrittsverhandlungen zugegangen ist, bevor diese begonnen haben.

Jetzt sieht es so aus, dass Nissan immer noch einen guten Teil des Geldes kassiert, aber trotzdem seine Investitionen, anders als versprochen, zurückfahren kann, denn die britische Regierung hat ihr Versprechen gebrochen.

Wir werfen mal einen Blick in die Sunderland Werkshallen von Nissan:

Zuerst möchte ich mich bei allen die hier posten bedanken, ich finde dass einer der bestgepflegtesten Threads in der Rubrik un dlese sehr gerne hier.

Was ich mich frage, verstößt so ein Angebot nicht gegen das Wettbewerbsrecht?
(es handelt sich um das X-Trail Modell: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/wegen-brexit-nissan-baut-neuen-suv-in-japan-16022590.html)

Abahatschi schrieb:Was ich mich frage, verstößt so ein Angebot nicht gegen das Wettbewerbsrecht?

Das war sicherlich der Grund, warum die Regierung damals bestritten hat, es seien im Gegenzug für den damals noch versprochenen Verbleib von Nissan in Sunderland Steuermittel zugesagt worden.

Juristisch könnte das noch gerade in Ordnung sein, da die Investitonen nicht unbedingt direkt an die Firma gehen, sondern eher z.B. in Infrastruktur, wovon Nissan dann direkt profitiert. Zumindest habe ich davon noch nichts gelesen.

Mit dem EU-Austritt fallen außerdem praktischerweise die EU-Regeln zur staatlichen Beihilfe weg. Für einige war dies ein Grund für den Brexit. Allerdings würden diese Regeln bei einem Freihandelsabkommen weiterhin gelten, sogar noch bei einer reinen WTO-Mitgliedschaft, in der Praxis würde sich wenig ändern, bislang hatte man lediglich der EU die Schuld für mangelnde staatliche Investition gegeben, ohne dass ein Bezug bestand.

Ein Grund für die Verlegung der Produktion dieses Models nach Japan war natürlich auch das vor einigen Tagen in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan. Das wird dann dem UK nichts mehr nützen.

Anaximander schrieb:Ein Grund für die Verlegung der Produktion dieses Models nach Japan war natürlich auch das vor einigen Tagen in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan. Das wird dann dem UK nichts mehr nützen.

Bei einem Brexit ohne Regelung braucht Nissan somit gar kein Werk in GB.

Abahatschi schrieb:Bei einem Brexit ohne Regelung braucht Nissan somit gar kein Werk in GB.

Nissan braucht ein Werk mit den er besonders günstig den Europäischen Markt bedienen kann.

Wenn UK jetzt nicht mehr in der EU & im Binnenmarkt ist, dann würde für Nissan auf alle Autos für den EU Markt extra Zölle und Kosten bei der Ausfuhr anfallen.
Ausserdem gilt natürlich auch das Kauf von Teilen und Anwerbung von Fachkräften aus der EU zusätzlich erschwert wäre.

Da ist es einfacher wenn Nissan die Autos in einen EU Land produziert, dann würde nur Ausfuhr und eventuell Zoll auf Autos für den UK Markt anfallen.


Ausserdem glaub ich das Nissan auch von den Chaos in UK und dem Wortbruch abgeschreckt wurde.. da kann man ja gleich nach Italien gehen ;) (sorry bella Italia, nicht so gemeint)

Das eigentliche Problem für die britische Autoindustrie sind die Zulieferketten, im UK wird meist nur die Endmontage vorgenommen, einzelne Bauteile überqueren teilweise mehrfach den Kanal. Hier würden jedesmal Zölle und Papierkram mit erheblichen Verzögerungen anfallen, außerdem würde das Fahrzeug gar nicht mehr den Herkunftsnachweis erfüllen und dürfte somit auch nicht exportiert werden.

Das betroffene SUV-Modell wird jetzt in Japan, nicht mehr im UK hergestellt. SUVs sind auf dem europäischen Markt natürlich nicht so populär, im Zweifelsfall scheint es aber besser zu sein, die hohen Transportkosten in Kauf zu nehmen, als im UK zu produzieren.

Da bereits im UK investiert wurde, wird die Produktion dort nicht von einem Tag auf den nächsten auslaufen, aber zukünftig wird wohl keine Industrie mit komplexen Zulieferketten dort investieren wollen, sondern bestehenden Betrieb abwickeln.

subgenius schrieb:Wir werfen mal einen Blick in die Sunderland Werkshallen von Nissan:

Sunderland und Newcastle stehen traditionell in Konkurrenz zueinander, bei Wahlen (in diesem Fall dem Referendum) als erster Wahlkreis das Auszählungserbebnis zu verkünden. In diesem Fall hat Sunderland gewonnen, das Ergebnis hat die Erwartungen an das Leave Vote deutlich übertroffen.

Anaximander schrieb:Sunderland und Newcastle stehen traditionell in Konkurrenz zueinander,

Ahso, haben wir so was in Deutschland auch ? - Hört sich ziemlich kindisch an.

Anaximander schrieb:n diesem Fall hat Sunderland gewonnen, das Ergebnis hat die Erwartungen an das Leave Vote deutlich übertroffen.

Was da in den Leuten im Kopf rum ging ? - Nissan hat kein Geheimnis bzgl. ihrer Investitions Strategie bei Brexit gemacht.

subgenius schrieb:Ahso, haben wir so was in Deutschland auch ? - Hört sich ziemlich kindisch an.

Wegen des repräsentativen Wahlrechts hätte das keine Bedeutung; bei nationalen Wahlen geht es darum, welche Stadt den ersten Abgeordneten bestimmt, Sunderland und Newcastle verstehen das als sportlichen Wettbewerb.

subgenius schrieb:Was da in den Leuten im Kopf rum ging ? - Nissan hat kein Geheimnis bzgl. ihrer Investitions Strategie bei Brexit gemacht.

Die Leute auf dem Bild sehen schon älter aus, sind vielleicht schon in Rente oder kurz davor. Allerdings ist das ganz gut untersucht, die einen glaubten, Cameron würde mit seinem "Project Fear" alle für dumm verkaufen, in Wahrheit könne Nissan auf britische Arbeiter nicht verzichten, andere meinten, dass es zumindest der nächsten Generation besser gehen würde.

@subgenius
ob die Dame im "red Shirt" am 1. April immer noch so jubelt? Oder schlägt hier der StarTrek-Effekt zu? ;)

cpt_void schrieb:ob die Dame im "red Shirt" am 1. April immer noch so jubelt? Oder schlägt hier der StarTrek-Effekt zu?

Nein, wenn nichts passiert beginnen spätestens am 1.April über die Medien gegenseitige Schuldzuweisungen und innofiziellen Kriegserklärungen gegen die Nazis in Brüssel und Berlin.


May wird am Donnerstag wieder in Brüssel sein und vermutlich einen modifizierten Backstop vorstellen. Details sind nicht bekannt aber um das Ziel einer offenen Grenze in Irland zusichern muss es wenigstens eine Zollunion sein.
Da die Zeit bis zum 1. April zum Verhandeln viel zukurz ist, wird UK sich die Bedingungen der Zollunion von der EU diktieren lassen müssen. (Muss man natürlich nicht so kommunizieren)


Damit das in England auch fliegt wird May und alle anderen EU Staaten eine gemeinsamme Bewerbung von Irland und UK für die nächste FIFA Weltmeisterschaft unterstützen (Football comming home, again)

Mölicherweise wird der DFB per Geheimvertrag noch einen Sieg von England gegen unserer N11 im Elfmeterschiessen zusichern.

Ich hoffe ich hab mich jetzt nicht zuweit aus dem Fenster gebäugt ;)

subgenius schrieb:Mölicherweise wird der DFB per Geheimvertrag noch einen Sieg von England gegen unserer N11 im Elfmeterschiessen zusichern.

So weit kommts noch....

frauZimt schrieb:So weit kommts noch....

Export ist wichtiger als Fußball in Deutschland, in England genau anders rum.

subgenius schrieb:Details sind nicht bekannt aber um das Ziel einer offenen Grenze in Irland zusichern muss es wenigstens eine Zollunion sein.

Das wird nicht passieren, die britische Regierung hat Forderungen danach wiederholt abgelehnt, im Parlament hätte das keine Chance, wenn schon nicht der gegenwärtige backstop durchgeht.

subgenius schrieb:Damit das in England auch fliegt wird May und alle anderen EU Staaten eine gemeinsamme Bewerbung von Irland und UK für die nächste FIFA Weltmeisterschaft unterstützen

Die Mega-Aussage einer ansonsten schwer inhaltsleeren "Grundsatzrede" in Nordirland.

Scheitert aber bereits daran, dass die FIFA keine fünf gesetzten Heimmannschaften genehmigen wird

Anaximander schrieb:Das wird nicht passieren, die britische Regierung hat Forderungen danach wiederholt abgelehnt, im Parlament hätte das keine Chance, wenn schon nicht der gegenwärtige backstop durchgeht.

Wieso ?
Eine Zollunion wäre weniger wie der jetzige Backstop Binnenmarkt.

Anaximander schrieb:Scheitert aber bereits daran, dass die FIFA keine fünf gesetzten Heimmannschaften genehmigen wird

Ach, die FIFA ist das kleinste Problem. Die lieben Geld über alles und sind koruppt durch und durch - wenn ich das recht verstanden habe kommt die Idee vom Imperator Blatter persönlich.

subgenius schrieb:Eine Zollunion wäre weniger wie der jetzige Backstop Binnenmarkt.

Bei dem jetztigen Backstop bleibt GB (= England, Wales und Schottland) in der Zollunion, nur Nordirland im gemeinsamen Markt (sonst wären Import-Kontrollen notwendig).

Bei einer Zollunion, die nicht an die Grenzsituation in NI gekoppelt ist, müsste NI dennoch im Gemeinsamen Markt bleiben, um eine harte Grenze zu vermeiden.

Der Unterschied wäre also, dass bei dem backstop das UK - theoretisch - die Zollunion wieder verlassen kann, wenn auch nur, wenn es eine anderweitige Lösung gibt. Ansonsten steht es dem UK ohnehin frei, in der Zollunion zu bleiben, daher bringt diese Zusage keinen Vorteil, gerade auch nicht aus Sicht der European Research Group.

Mal sehen.... ich könnte mir vorstellen das es nur noch darum geht das Gesicht zuwahren und den Schaden zu minimieren.

Ab nächste Woche hat UK negativ Wachstum.

subgenius schrieb:wenn ich das recht verstanden habe kommt die Idee vom Imperator Blatter persönlich.

Woher hast Du denn diese Info?

subgenius schrieb:Ach, die FIFA ist das kleinste Problem. Die lieben Geld über alles und sind koruppt durch und durch

Und was genau ist da finanziell jetzt drin?

Anaximander schrieb:Und was genau ist da finanziell jetzt drin?

Schwer zusagen, wird man uns sicherlich nicht auf die Nase binden .. vieleicht auch offizielle Amnestie für FIFA Funktionäre für die letzen 20 Jahre ?!

Anaximander schrieb:subgenius schrieb:
wenn ich das recht verstanden habe kommt die Idee vom Imperator Blatter persönlich.

Woher hast Du den diese Info?

z.B.:
https://www.rte.ie/sport/soccer/2018/0620/971896-blatter-backs-joint-uk-ireland-bid-for-2030-world-cup/

Damit wäre Blatter ein offizieller Firedenstifter... (ich könnte Kotzen)