Brexit und danach?

Fichtenmoped schrieb:Und da Kapital ein scheues Reh sein soll, wird der Finanzplatz London in Zukunft nicht mehr die Rolle spielen können, die er jetzt spielt. Gut für andere Finanzplätze - schlecht für London.

Ein Bekannter von mir (junger Austro-Serbe) wurde von einer österreichischen Bank nach London abgeworben, da er fließend Serbo-Kroatisch, Deutsch und Englisch spricht und sich im Investmentbereich Ex-Jugoslawien einen Namen gemacht hat. Ich werde mal seinen Vater, den ich sehr gut kenne, befragen, ob und wie sich der Brexit auf den Job seines Sohnes auswirkt.

@Narrenschiffer

Narrenschiffer schrieb:Ich werde mal seinen Vater, den ich sehr gut kenne, befragen, ob und wie sich der Brexit auf den Job seines Sohnes auswirkt.

Jo mach das.

Aber es gibt noch wesentlich bessere Quellen, die du befragen könntest.

Es ist doch ganz klar: Es wird in Zukunft keinen relevanten finanziellen Umschlagplatz mehr geben in London.

Ach ja... Die Schweiz darf ganz schön bezahlen an die EU: https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20141019 (Archiv-Version vom 24.06.2016)

Und wenn ich daran denke, dass jetzt Großbritannien viele Verträge die mit der EU-Mitgliedschaft inbegriffen waren (Beispiel: Wikipedia: Open-Skies-Abkommen) innerhalb von zwei Jahren selbst aushandeln darf...

Nordirland und Schottland werden wohl ein Referendum für den Austritt aus Großbritannien abhalten. Wie das angesichts der gestrigen Wahlergebnisse ausfällt, dürfte auch klar sein.

So lange die Austritsformalitäten nicht geregelt sind, werden internationale Geldgeber ihre Investitionen in Großbritannien auf ein Minimum zurück fahren.

mikala schrieb:Aber es gibt noch wesentlich bessere Quellen, die du befragen könntest

Nenn sie doch, da du meinen Bekanntenkreis besser kennst als ich.

mikala schrieb:Es ist doch ganz klar: Es wird in Zukunft keinen relevanten finanziellen Umschlagplatz mehr geben in London.

Für mich ist im Augenblick gar nichts klar. Es kann auch die EU zerbröseln. Die Rechts- und Freakfraktion arbeitet schwerst daran und ist derzeit sehr erfolgreich.

Und Baba Wanga ist im Mainstream angelangt:

http://www.welt.de/vermischtes/article149873760/2016-wird-Europa-aufhoeren-zu-existieren.html

@Narrenschiffer
http://www.londonstockexchange.com/home/homepage.htm (Archiv-Version vom 23.06.2016)

Mehr Quelle geht nicht.

mikala schrieb:Mehr Quelle geht nicht

Du weißt aber schon, dass die Bank von England gestern eine Viertelbillion Pfund ins System gedrückt hat. Also zweihundertfünfzig Milliarden. 250.000.000.000.

@Narrenschiffer

ja dann is ja alles halb so schlimm wenn überhaupt :troll:

aber alleine heute sollen die Briten 350 mrd verloren haben.
Wobei ich diese Zahl irgendwie nicht realisieren kann ...

Nun ja, Euroskepsis ist keineswegs weniger populistisch als die Einstellung der Populisten des statistisch bäuerlich - ländlich geprägten, eher gering gebildeten, Pro- Europäischen Lagers. Große Befürwortung fand der Brexit in industriell geprägten Gebieten. Wie dem auch sei, diesbezügliche Studien sind allerdings statistisch eher von Dilettanten ohne geringstes Verständnis mathematischer Statistik (Soziologen und dergleichen) erstellt, ergo wertlos und nicht aussagekräftig - so who really knows ? Es existieren Statistiken, von mathematisch sehr wohl durchblickenden Personen, die klar nachweisen, dass nahezu alle Studien, mit geringem mathematischen Verständnis, direkt in die Tonne gehören. Es ist eben ein Gebiet der Mathematik, um eine Studie zu erstellen, sollte man durchaus den vollen Überblick über die dahinter stehende Mathematik haben. Deshalb ermutige ich auch immer Mathematik Studenten die Statistik für Geisteswissenschaftler als Tutor lehren, im Zweifel eben Diese eher durchfallen zu lassen als Halb- Wissenschaftler durchkommen zu lassen.

ArchLinux schrieb:dass nahezu alle Studien, mit geringem mathematischen Verständnis, direkt in die Tonne gehören.

soll heißen: dass nahezu alle Studien, erstellt von Personen mit geringem mathematischen Verständnis, direkt in die Tonne gehören.

ArchLinux schrieb:Deshalb ermutige ich auch immer Mathematik Studenten die Statistik für Geisteswissenschaftler als Tutor lehren, im Zweifel eben Diese eher durchfallen zu lassen als Halb- Wissenschaftler durchkommen zu lassen.

Wobei mir dann herzlich egal ist, ob jemand pro EU oder eben kontra EU ist - es geht hier um die Fähigkeit, erst einmal ordnungsgemäß Studien anfertigen zu können.

Narrenschiffer schrieb:Für mich ist im Augenblick gar nichts klar. Es kann auch die EU zerbröseln.

Vielleicht sollte man mal vorbehaltslos analysieren, was DE auf Dauer besser kommt, unabhängig davon ob "rechts", "links" oder was für Narren auch immer.Dauerhafte Fokussierung auf eine politische Ideologie "rechts" oder "links" zeugt nur von mangelhafter Flexibilität. Es ist zu tun, was DE nützt (Mich persönlich interessiert DE nicht so sehr - aber dennoch sollte man als externer Beobachter eine gewisse Objektivität wahren).

evilparasit schrieb:aber alleine heute sollen die Briten 350 mrd verloren haben.

wie meinst du das?

@ArchLinux

Aber Geisteswissenschaftler haben alle kulleraugen :cat:

@Narrenschiffer

Eine Viertelbillion Pfund? Ich kenne dein Rechenverständnis nicht, aber England zahlt netto 110 Mio Pfund wöchentlich -netto und damit 250 Mio Pfund brutto und wöchentlich ein. Bekommt aber im Durchschnitt 140 Mio. GBP wieder zurück. Das sind in Ziffern ausgedrückt: 110.000.000 GBP oder 250.000.000 und nicht 250.000.000.000, wie von dir geschrieben.

Ist auch sehr viel. Die BRD wird einen großen Batzen nach den zwei Jahren übernehmen müssen, für die Vetternwirtschaft der EU, wo noch nicht einmal homogene Steuern in allen EU-Ländern verlangt werden, um hier einen Wettbewerbsvorteil auszunutzen. Nichts anderes als die Steuerzecke in Luxemburg.

Bauli schrieb:Eine Viertelbillion Pfund? Ich kenne dein Rechenverständnis nicht

Ich kenne deine Leseverständnis nicht, aber ich schrieb nicht von EU-Zahlungen, sondern davon, dass die Bank von England gestern (an einem Tag) 250 Milliarden Pfund ins Währungssystem gepumpt hat, damit die Londoner Börse so halbwegs stabil bleibt.

Beitrag von Narrenschiffer (Seite 39)

Fichtenmoped schrieb:Nordirland und Schottland werden wohl ein Referendum für den Austritt aus Großbritannien abhalten. Wie das angesichts der gestrigen Wahlergebnisse ausfällt, dürfte auch klar sein.

Was Schottland betrifft, teile ich diese Auffassung. Bei Nordirland bin ich indessen nicht ganz so zuversichtlich. Persönlich fände ich es zwar großartig, wenn Irland wieder eine gemeinsame Nation unter einer eigenen Regierung wäre, aber es ist wohl nur die Sinn Fein, die ein Referendum fordert und es bleibt abzuwarten, ob es tatsächlich eines geben wird.

@Narrenschiffer
@mikala
@Fichtenmoped

Ich glaube nicht, dass London als Finanzzentrum völlig verschwinden wird, aber es werden die Bereiche verschwinden, die sich speziell auf Europa und EU konzentrieren. London wird als Finanzstandort aber höchstwahrscheinlich enorm an Bedeutung verlieren.
Durch die Anwesenheit der EZB nehme ich auch an, dass Frankfurt einen spürbaren Zustrom in dieser Sparte verzeichnen wird.

@Narrenschiffer
Hatte mich schon gewundert. Hab gestern nach langer Zeit mal wieder "alle" Online-Medien gelesen, aber nirgenswo was von den 250KKK gelesen, von denen Du sprichst. Aber dein verlinkter Artikel gibt ja Aufschluss. Nichts ist in die Wirtschaft real gepumpt worden; das ist nur ein Versprechen, was möglich wäre, falls die Wirtschaft kollabiert. So zumindest hab ich es verstanden.

@Bauli

Bauli schrieb:Nichts anderes als die Steuerzecke in Luxemburg.

Gibt ja noch andere in der eu, deine Beschreibung ist jedoch zutreffend wie präzise

Oh Gott Jesus Christus.
Die Welt dreht sich heute noch immer?
Ich dachte ich steh auf und alles ist vorbei, weil die Britten raus sind.
Aber die Erde dreht sich doch noch, naja, war ja irgendwie klar.

Ob Weltuntergang der Religionspropheten oder der Politikpropheten, alles nur Angstmache.

@Koman

Für britische Fans und Hooligans ist das Bier in Frankreich seit heute noch teurer geworden. Für einige wohl ein Weltuntergang.