philae schrieb:Du würdest also ein anderes System bevorzugen (so interpretiere ich das jetzt mal), das Menschen, die sich nicht selbst helfen können, fallen lässt? Natürliche Auslese quasi. Auch eine Ansicht.
Wobei man hier auch erwähnen muss, dass so etwas zu fordern, quasi eines bedeutet: Man will die gleichen Leute, wovon bei mehr Druck vermutlich nicht 100% den Absprung in den Arbeitsmarkt schaffen, dann halt auf der Straße, im "Stadtbild" (weil woanders Stadtbild-Debatten ja gerade in aller Munde sind) - und potenziell in der PKS als Zusatzfaktor bei Straftaten wie Beschaffungskriminalität.
Wer quasi den Haushalt durch massives Untergraben des Sozialstaatsprinzips entlasten will, muss bedenken, dass er / sie dann die Straßen und partiell auch innere Sicherheit belastet. Ja klar, man kann sich immer über die "Bequemen" aufregen, die anderen ohne entsprechenden Willen und Gegenleistung auf der Tasche liegen. Mach ich auch manchmal. Aber einen Teil muss man vermutlich quantitativ aushalten/mittragen (oder anders motivieren oder 'motivieren'), weil der Sozialstaat an sich auch Innere Sicherheit irgendwo mitstärkt.
Gwyddion schrieb:Hm.. aber die Solidargemeinschaft soll so blöd sein für Dich mit zu arbeiten? Ach komm....
Wenn Du wirklich Interesse hättest am Arbeitsmarkt, dann wäre das mit einem Minijob und Aufstocken als erste Maßnahme nicht einmal schlecht. Aber das scheinst Du auch abzulehnen.
Aber über mangelndes Geld und dadurch bedingter mangelnder gesellschaftlicher Teilhabe musst Du dann auch nicht mehr sprechen.
goldenerReiter schrieb:einerseits wird so getan als sei man wirklich krank...
um dann sein wahres Gesicht zu zeigen nämlich dass es an der eigenen dürftigen (Lebens)einstellung liegt...
Klassiker.
Ich sehe das eigentlich ganz simpel: Entweder hat man wirklich Bock / intrinsische Motivation sich zu betätigen und zu bessern oder halt nicht. In den allermeisten Fällen wissen die Menschen selbst ganz genau ob sie könnten/wollten oder nicht, wenn sie bei halbwegs klarem Verstand sind. Falls faktisch ja bzw. nein (könnten aber wollen nicht) ist der Rest vermutlich nur Rumdrucksen/Ausreden-Bingo sich selbst oder anderen gegenüber. Weil man ja öffentlich nicht immer zwingend glasklar und ehrlich äußert, was man denkt. Auch wenn manchmal scheinbar ein freudscher Vertipper oder eigentlich unerwartete Ehrlichkeit in gewissen Aussagen auftreten kann.
Eigentlich finde ich das persönlich schade. Ich subsumiere für mich, der mal ca. 2 Jahre im Bezug war, in 2 Blöcken aufgeteilt immer: Das wollte ich nie als 'Karriere' oder Dauerphase im Leben und ich war jung und fähig, wenn auch hier und da gehandicappt. Hab mich beworben was das Zeug hält weil ich wusste, ich werde todunglücklich, je länger ich erfolglos im Bezug verbleibe - und finanziell eingeschränkt.
Und dann sehe ich das von außen und denk mir so: Ist man da
wirklich glücklich? Glück im Leben definiert sich natürlich nicht nur über Arbeitsverhältnisse; diese können aber sehr oft eben Teil einer gesellschaftlichen, auch ökonomischen und sozialen Teilhabe sein. Ein Sprungbrett ins weitere Leben oder zu Lebensfreude, zu Möglichkeiten (auch über das höhere Einkommen) im Leben und zu sozialen Anlässen; Feiern und soziale Anlässe über den Job, als Beispiel. Ich kann auf Messen gehen als Beispiel und habe mehr Ressourcen für Hobbies.
Thema Stressanfälligkeit: Ich hab lange auch dicke Brocken wg. Schicksalsschlägen mitgeschleppt. Manches muss man idealerweise vor einer Aufnahme eines Berufs klären/mindern - für mich war aber teils der Job selbst eine gute Therapie oder Erweiterung der Stressresilienz. Von daher würde ich das auch individuell nicht immer ausschließen.
Wäre ich am Ende dauerhaft in Arbeitslosigkeit gelandet als alternativer, wenn auch nicht geplanter Lebensweg, hätte ich schon für das eigene Seelenheil und zur Abwechslung geschaut, ob ich nicht irgendwo einen Minijob (der mich auch inhaltlich anspricht, ja, er darf auch etwas fordernd sein) oder irgendeine Möglichkeit reduzierter Arbeit wahrnehmen könnte. Weil mir nach Jahren irgendwann die Bude auf den Kopf fallen würde, auch wenn ich mal raus gehe oder für Hobbies ausserhalb des Hauses spare.
Hätte ich mit Phobien und Problemen zu kämpfen würde ich gucken, wo ich Therapie- und Integrationsangebote über das Jobcenter kriegen könnte, auch auf Dauer um an eigenen Problemen und Perspektiven zu arbeiten weil es fast immer einen Weg gibt - für viele zumindest.
Aber um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Das fängt bei der eigenen wirklichen Motivation an. Man muss sich auch physisch wie mental auf diese Möglichkeiten und Angebote zubewegen. Wenn man sich aktiv verwehrt, wird es nie was. Mich hat am Ende auch niemand zu einem Psychologen geschleppt als ich mal Hilfe gebraucht habe. Da musste ich mich schon selbst bemühen. Und das gilt oft für viele Dinge im Leben. Vielleicht fast alle. Von nix kommt meist nix.
Gwyddion schrieb:Das dies nicht möglich ist, da die Gelder von Behörden verteilt werden, weist Du schon. Da kann ich nicht hingehen und sagen, für den User Negev gehe ich nicht arbeiten.. ich bin ja nicht blöd.
Genau, ich hatte mal Steuerrecht aber die grobe Definition von Steuern gemäß Abgabenordnung werde ich wohl nie vergessen, die wurde uns eingetrichtert. Ein Punkt ist, dass man mit Abgabe der Steuern kein spezifisches Anrecht auf die weitere Verwendung dieser hat (was rein praktisch auch ziemlich schwer umsetzbar wäre bei Millionen von Steuerzahlenden). Man könnte nur indirekt oder abstrakt über Politik/Wahlen dann andere Schwerpunkte und Anreize setzen, je nachdem welche Partei man dann befähigen will, die Ausgaben in gewissen Bereichen anders zu setzen.
Gwyddion schrieb:Z.B. bei der Argumentation: " Ich brauche mehr Geld für mein Nichtstun damit ich mehr gesellschaftliche Teilhabe erreiche"?
Gäbe es die Solidargemeinschaft nicht, hätten wir hier kein funktionierendes gesellschaftliches System mehr und Millionen von Menschen würden täglich um ihr Leben kämpfen.. im wahrsten Sinne des Wortes.
Genau - für mich ist gesellschaftliche Teilhabe nicht nur reiner Konsum oder die Wahrnehmung (zu bezahlender - falls nicht kostenfrei) gewisse Tätigkeiten sondern eben auch aktives Mitwirken. Ob über einen Job, Minijob oder halt auch ehrenamtliches Engagement. Da findet ja Gesellschaft auch statt bzw. entfaltet sich da auch.
Am Ende brauchst du auch immer mehr Einzahler als Herausnehmer, damit das alles halbwegs funktionieren kann.