behind_eyes schrieb:Ein Bauchgefühl hatte ich, als Trump mit Vance zu seiner Linken das als vollen Erfolg verkaufte, just in dem Moment als er von kompletter Zerstörung sprach, warf Vance im Hintergrund ungläubig seine Stirn in Falten und wird nervöser, fast so als ob er auf diese Aussage nicht vorbereitet war.
Die hätten die Anlagen schon zerstören können, wenn sie gewollt hätten. Wollen sie aber nicht. Stattdessen gab es vorher noch eine freundliche Warnung an die Iraner, dass demnächst ein paar Bomben einschlagen werden, entsprechend bedankte sich der Iran mit einer Vorwarnung an die Amerikaner, man werde demnächst die amerikanischen Stützpunkte im Orient angreifen und man möge sich darauf vorbereiten.
Die ganze Szenerie erinnert mich irgendwie ein Stück weit an Orwells 1984, wo der Verdacht aufkommt der ganze Krieg diene allen Seiten nur dazu ein gewisses öffentliches Bild und einen gewissen Druck aufrechtzuerhalten und insgeheim spreche man sich ab, was bombardiert wird und was nicht.
Die USA wollten da nie wirklich mitmachen, entsprechend haben sie nur das versucht was auch die Iraner versucht haben: Das Gesicht zu wahren. Es hat ja auch grandios geklappt. Ich persönlich bekomme jedoch dabei ein ganz mulmiges Gefühl, wenn Kriegsparteien sich mittlerweile auf so einem Level absprechen ("Hör mal zu, ich muss die Anlagen bombardieren, ich komme nicht drum herum, bereite dich vor." => "Kein Problem, ich muss auch die und die Stützpunkte bombardieren, bereite du dich darauf vor, danach klären wir das über geheime Kanäle!").
Wieso hat Netanjahu das Ganze denn aber begonnen?
Iranische Atombomben?
Kurz vor einem Deal mit den Amerikanern? Hinzu kommt das, was ich hier geschrieben habe, eine iranische Atombombe wäre für den Iran selbst fatal. Das wissen auch die Israelis.
snowdon schrieb:Wenn das stimmt, kann dem Iran unter den jetzigen Gegebenheiten gar nichts Besseres passieren, als daß Netanjahu von T. zum Stillhalten gezwungen wird. Kein Wunder, daß der Iran ruhig bleibt.
Für Netanjahu selbst war die Nahost-Politik von Trump etwas zu mulmig:
Schlaflose Nächte wegen Trumps Nahost-Politik
In diesen Tagen scheint Trump nicht mehr so klar an der Seite Netanjahus und Israels zu stehen wie noch vor wenigen Monaten. Inzwischen kritisiert er die Fortsetzung des Krieges öffentlich, beklagt die vielen zivilen Opfer auf der palästinensischen Seite. Und er lässt Netanjahu links liegen. Israel hat keine Ahnung mehr, welche außenpolitischen Schritte Trump im Nahen Osten macht oder plant. So schloss er nach wochenlanger Bombardierung der Huthi-Rebellen im Jemen mit ihnen einen Waffenstillstand, ohne dass die Huthis ihre Angriffe auf Israel stoppen mussten. Sie garantieren lediglich, dass sie Handelsschiffe im Roten Meer in Ruhe lassen. Netanjahu wusste im Vorfeld nichts davon. Trump verhandelt mit dem Iran über einen neuen Nukleardeal; Netanjahu, der die iranischen Atomanlagen am liebsten sofort angreifen würde, hat sich nicht einzumischen. Trump schließt Milliardengeschäfte mit den Saudis und fordert sie nicht mehr auf, mit Israel ein Normalisierungsabkommen zu schließen. Er trifft den neuen starken Mann Syriens, Ahmed al-Sharaa, hebt alle Sanktionen gegenüber Syrien auf und nennt den Mann, der vor kurzem noch als islamistischer Terrorist angesehen wurde, einen netten Kerl. Netanjahu hatte keine Ahnung davon und erneut keinen Einfluss auf die Entscheidung des US-Präsidenten.
Trumps neue Nahostpolitik, wenn sie denn konsistent bleibt, könnte eine Verschiebung von Macht- und Kräfteverhältnissen auslösen, die für Israel zum Problem werden könnte. Die Sicherheitsinteressen des jüdischen Staates scheinen zumindest im Augenblick für die USA nicht mehr oberste Priorität zu haben, im Gegenteil. Galt bislang, dass Israel waffentechnisch stets einen Vorsprung haben muss gegenüber allen anderen Staaten im Nahen Osten, so hat Trump jetzt selbst diese Maxime gebrochen. Er will den Saudis unter anderem auch Tarnkappenbomber des Typs F-35 liefern. Bislang hat nur Israel dieses Flugzeug. Ja, mehr noch, Trump verhandelt sogar mit der Türkei über die Lieferung von F-35. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoan aber forderte erst jüngst die „Zerstörung des zionistischen Staates“. Trumps Nahost-Politik dürfte den Militärs in Israel schlaflose Nächte bereiten.
Quelle:
Tagespost (Mir war ja gar nicht bewusst, dass die katholische Kirche so gut informiert ist...)
Für den Iran war das jetzt leider ein Freifahrtschein, die holen sich als nächstes Syrien zurück, das ist nämlich das was ich machen würde.