Sarrazin: Hart aber fair?
24.03.2011 um 06:54Anzeige
Berlin - Es ist ruhig geworden um Thilo Sarrazin. Hier und da ist der Ex-Bundesbanker noch im Fernsehen zu sehen, hin und wieder philosophiert er noch über den Islam oder zofft sich mit der NPD, wenn diese mal wieder mit seinen Sprüchen werben will. Aber die große Aufregung um den streitbaren Sozialdemokraten hat sich gelegt. Der Mann mit dem Schnauzer ist "durch", wie man so schön sagt.http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,758239,00.html (Archiv-Version vom 24.04.2011)
Auch in der SPD regt sich kaum noch jemand über Sarrazin auf. Blöd nur, dass die eigene Führung vor einigen Monaten, mitten im Rummel um Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" beschlossen hatte, ihn wegen seiner halsbrecherischen Thesen zur Integration aus der Partei schmeißen zu wollen.
An diesem Donnerstag startet das Verfahren, dem 66-Jährigen wird "parteischädigendes Verhalten" vorgeworfen, und man darf davon ausgehen, dass der Prozess Sarrazin wieder in die Schlagzeilen katapultieren wird. Womöglich über Monate, denn er dürfte sich wegen erwartbarer Berufungsrunden ein Weilchen hinziehen.
Vielen in der Partei ist die Sache inzwischen ziemlich unangenehm. Das ist allein schon daran zu erkennen, dass sich niemand mehr öffentlich zu dem Verfahren äußern, geschweige denn offensiv für das Vorhaben werben will. Die Beteiligten behandeln den Prozess als Geheimsache, die drei Ausschlussanträge von Bundes- und Landesvorstand sowie Kreisverband sind unter Verschluss, die Verhandlung vor der zuständigen Schiedskommission in Charlottenburg-Wilmersdorf ist nichtöffentlich. Bekannt ist nur, dass Sarrazin zur ersten Anhörung Parteifreund Klaus von Dohnanyi als Rechtsbeistand mitbringen wird. Für die Bundes-SPD tritt im Wilmersdorfer Rathaus Generalsekretärin Andrea Nahles auf. Als "Klägerin" gewissermaßen.
Das Verfahren, so viel ist klar, kommt für die SPD zur Unzeit. Die Genossen befinden sich - mal wieder - mitten in einer Krise. Sie hadern mit ihrem Kurs, hängen in Umfragen wie Blei in den Mittzwanzigern, und während die Grünen über einen Kanzlerkandidaten grübeln, wirken die Genossen derzeit fast schon ein wenig überflüssig. Dass die Generalsekretärin in einer solchen Lage ihre Kraft in ein Ausschlussverfahren stecken muss, wird von vielen in der SPD als unglücklich empfunden. Werbung in eigener Sache sind Parteitribunale nie, eilt ihnen doch stets ein leicht totalitärer Ruf voraus.
Die Hürden sind bei Parteiordnungsverfahren traditionell hoch
Umstritten war das Vorhaben von Beginn an. SPD-Größen wie Peer Steinbrück oder Helmut Schmidt haben sich frühzeitig gegen einen Ausschluss Sarrazins ausgesprochen, auch wenn sie sich von dessen quasi-eugenischer Argumentation und seinen Einlassungen zu vermeintlich unbrauchbaren Migranten angewidert zeigten. In der Parteizentrale stapelten sich im vergangenen Jahr zeitweise die Briefe, in denen Mitglieder und Nichtmitglieder vor dem Ordnungsverfahren warnten. Doch die SPD-Spitze um Sigmar Gabriel war fest entschlossen, den Plan durchzuziehen.
Jetzt muss sie zittern.
Denn ob die unabhängige Schiedskommission dem Antrag der Bundespartei folgt und Thilo Sarrazin das Parteibuch entzieht, ist fraglich. Die Hürden sind traditionell hoch, das Urteil muss vor jedem ordentlichen Gericht Bestand haben. In ihrer Begründung, so viel ist zu hören, hat die SPD-Führung darauf verzichtet, Sarrazin Rassismus zu unterstellen. Stattdessen lautet offenbar der zentrale Vorwurf an den Noch-Genossen, in seinem Buch Kernwerte der SPD wie den sozialen Aufstiegsgedanken und die Chancengleichheit systematisch in Abrede gestellt zu haben. Was erst mal durchaus plausibel klingt.
Doch selbst jene Sozialdemokraten, die mit dem Polit-Provokateur schon lange auf Kriegsfuß stehen, haben intern einen Erfolg bezweifelt. Sie erinnern daran, dass schon der erste Versuch zweier Berliner SPD-Verbände misslang, Sarrazin aus der Partei zu werfen. Anfang 2010 war das. Anlass des damaligen Ausschlussverfahrens war ein Interview des damaligen Bundesbankers in der Kulturzeitung "Lettre International", in dem er manch kluge Sätze unterbrachte, aber eben auch ziemlich haarsträubendes Zeug über "kleine Kopftuchmädchen" und arabische Obst- und Gemüsehändler von sich gab.
"Die Volkspartei SPD muss solche provokanten Äußerungen aushalten"
Mit sogenannten "Kernwerten" der Sozialdemokratie war auch das schon schwer in Einklang zu bringen. Doch Sybille Uken, damals wie heute Chefin der Wilmersdorfer Kreisschiedskommission, sah das anders. Sie habe nicht feststellen können, dass Sarrazins Thesen "beharrlich das Hamburger Programm als Grundsatzprogramm der SPD verletzen", erklärte sie.
Auch in zweiter Instanz wurden die Ausschlussbefürworter ausgebremst - mit einer durchaus bemerkenswerten Begründung. "Seine Äußerungen sind zwar für die Partei sicherlich problematisch, doch sie können zugleich auch nützlich sein, indem sie die Diskussion voranbringen", erklärte die Landesschiedskommission im März 2010. "Die Meinungsfreiheit ist für die sozialdemokratische Partei unbestrittenermaßen ein sehr hohes Gut. Die Volkspartei SPD muss solche provokanten Äußerungen aushalten."
Es waren derart deutliche Worte, dass die damaligen Antragsteller vorsichtshalber die Finger von einem neuen Versuch ließen und auch das jetzige Vorhaben der Bundespartei skeptisch sehen. "Der Drops ist gelutscht", sagt einer, der damals zu den Scharfmachern gehörte. "Keinesfalls", heißt es im Willy-Brandt-Haus. Immerhin habe das Parteigericht damals auch erklärt, dass Sarrazin durch die Entscheidung zu seinen Gunsten "keinen Freifahrtschein für alle künftigen Provokationen" erhalte.
So oder so - gewinnen kann die SPD-Spitze in dem Verfahren kaum etwas. Ein Erfolg vor dem Parteigericht würde wohl manche Sarrazin-Kritiker besänftigen, gleichzeitig aber die nicht unerhebliche Anzahl an Sarrazin-Anhängern in der SPD verprellen. Eine Niederlage wäre vor allem für den Parteivorsitzenden unangenehm und würde ins glücklose Bild passen, das die Genossen derzeit abgeben.
Spätestens in vier Wochen muss die Kreisschiedsstelle ihr Urteil fällen. Es wird nicht das letzte sein. Beide Seiten haben angekündigt, alle Instanzen durchlaufen zu wollen. Bis hin zur Bundesebene. Und das kann dauern.
Flaming_Tears schrieb:Ja der Sarrazin ein Mann der weiß was er sagt und niemand will ihn Gehör schenken. Zum Teil hat er ja recht und für die Warheit wird man bestraft. Er wird ja nicht so mal nebenbei geschrieben haben. Er wird schon sich gründlichst informiert haben. Er war es aber auch der sagte das ALG II Empfänger sich eine Dicke Jacke anziehen sollen ich glaube es ging darum wegen den überteuerten Heizkosten oder so. Naja jedenfall hat er Sympathisanten dazu gewonnen und andere wieder rum verloren. Ich persönlich habe keine Meinung zu ihm jeder soll sagen was er denkt auch wenn man dafür bestraft wird.Ja der Sarrazin, ein Mann der nur ein Blender ist. Wettert gegen Ausländer und Hartz 4 Empfänger und lässt seinen eigenen 30 jährigen Sohn von Hartz 4 ernähren. Dieser Blender ist (dank den Idioten , die sein Buch kauften und dank denjenigen die auf seine schwachsinnige Thesen hereinfielen) zum mehrfachen Millionär geworden und bekommt noch nebenbei eine Pension von 10.000 Euro monatlich.
ramisha schrieb:Ach, und du würdest deinen arbeitsscheuen Sohn mit durchfüttern,Ja würde ich ,bis er eine Arbeit gefunden hat. Es geht doch um meinen Sohn, mein eigen Fleisch und Blut.Ich würde ihm auch helfen Bewerbungen zu schreiben und würde ihn mit Rat und Tat zu Seite stehn , damit er wieder eine Arbeit findet.
statt ihn dazu zu bewegen, sich Arbeit zu suchen?
Kann es sein, dass das von Sarrazin eine väterliche, erzieherische Maßnahme ist?
Jeder hat so seine Auffassung von Erziehung und Frau S. scheint da auch die
Zügel straff halten zu wollen. Aber ist das nicht seine Sache?
Anders sehe ich die Dinge, wenn ich den Aufmarsch in Frankfurt am 20.4.,
angeführt von Philips und Vogel sehe. Wenn wir uns das in dem Ausmaß weiterhin
gefallen lassen, hat Sarrazin fast recht, denn "wir schaffen uns nicht ab",
"wir werden abgeschafft".
Sarrazin hat erreicht was er wollte: Das große Geld verdienen und gleichzeitig
Aufmerksamkeit erregen. Er kann sich jetzt entspannt zurücklehnen und beobachten
und späterhin von sich geben: "Siehste, habe ich doch gleich gesagt!"
seven_of_nine schrieb:es wird immer jene geben die ihre eigenen kinder eher zum nichts tun animieren, in dem sie "hotel mama" bleiben. solche weltfremden erziehungsmethoden ziehen faule versagergenerationen heran.So, so , du nennst also jene die sich um die Familie sorgen , Versager die ihre Kinder zum Nichtstun animieren ?
wie lächerlich würde denn sarrazin dastehen, wenn er wasser predigt - also gegen faulheit schreibt - und wein trinkt - indem er bei seinem sohn versagt, weil dieser lieber h4 kassiert, anstatt sich um arbeit bemüht. ( und das in zeiten rapide sinkender arbeitslosigkeit)