Link: www2.onkarriere.t-online.de (extern) (Archiv-Version vom 05.03.2004)hier noch ein paar infos, wann wie und warum das passieren soll....
Rosetta spielt Pingpong im Weltall
Mit der Rosetta-Mission betreten Weltraumforscher absolutes Neuland: Zum ersten Mal soll eine Sonde auf einem Kometen landen. Am 26. Februar wird "Rosetta" ihre zehnjährige Reise zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko von Kourou in Französisch-Guayana aus antreten. Um die gewaltige Entfernung von fünf Milliarden Kilometern zu überwinden, reicht allerdings nicht einmal der Antrieb der Trägerrakete Ariane-5 aus. Deshalb muss Rosetta eine gewagte Schleudertour durchs All hinlegen: Die Sonde holt Schwung, indem sie dreimal an der Erde und einmal am Mars vorbeifliegt. Durch diese "Swing-by-Manöver" bekommt Rosetta genug Schub, um schließlich 2014 ihr Ziel zu erreichen.
Rosetta soll Ursprung des Sonnensystems erklären
"Niemand hat bisher ein ähnliches Vorhaben gewagt", erklärt Professor David Southwood, Wissenschaftsdirektor der Europäischen Raumfahrtagentur Esa. Ziel der Kometenmission ist es, wichtige Hinweise über die Entstehung des Sonnensystems zu liefern. Die "kosmischen Tiefkühltruhen" sind gleichsam Fenster in die Vergangenheit: Sie enthalten Überreste jener Materie, aus der vor etwa 4,5 Milliarden Jahren unser Sonnensystem entstanden ist. Bei ihrem Tête-a-tête mit dem Kometen wird Rosetta den Lander "Philae" aussetzen, der die Kometenoberfläche untersuchen soll. Außerdem erhoffen sich die Astronomen eine Antwort auf die Frage, ob Kometen bei der Entstehung von Leben auf der Erde eine Rolle gespielt haben.
Eine Reise mit Hindernissen
Für die Wissenschaftler der Esa ist die eine Milliarden Euro teure Mission in das eisige Randgebiet unseres Sonnensystems eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Keiner weiß, welche Technologie im Jahr 2014 verwendet wird. "Wir rechnen damit, dass wir die gesamte Computerhardware mindestens einmal wegschmeißen können", erklärt Manfred Warhaut, Projektleiter der Rosetta-Mission, im Gespräch mit T-Online. Auch die Navigationssoftware sei so geschrieben, dass sie erst in zehn Jahren vollständig programmiert werden kann - in der dann gültigen Programmiersprache. Doch die Dauer der Mission ist nicht die einzige Herausforderung für das Team von Manfred Warhaut: Durch die riesige Entfernung zur Erde kann sich der Kontakt zur Sonde über eine Stunde verzögern. "Vom Abschicken des Befehls bis zur Rückmeldung können wir also ein Fußballspiel samt Verlängerung anschauen", erklärt der Missionsleiter.
Festgeklammert am Kometenkern
Je näher die Sonde dem Kometen kommt, desto kniffliger wird die Mission - denn Steinbrocken, die aus dem Kometenschweif heraus geschleudert werden, könnten das plötzliche Ende für Rosetta bedeuten. "Deshalb sind wir bei der Annäherung besonders vorsichtig und beobachten den Kometen erst einmal in ausreichender Entfernung", so Warhaut. Die Forscher wissen nicht einmal genau, was sie vor Ort erwartet: "Wir haben noch keine Ahnung, wie der Untergrund des Kometen beschaffen ist", berichtet Warhaut. Ob die Oberfläche felsig oder sandig ist, muss Rosetta erst herausfinden. "Das Problem ist allerdings nicht die Landung", meint der Missionschef, denn "Philae" sei so konstruiert, dass er auf unterschiedlich beschaffenem Boden landen könne. Die Schwierigkeit bestehe darin, so zu landen, dass die Sonde nicht "wie ein Springball abprallt". Da die Schwerkraft des gerade einmal vier Kilometer langen Kometenkerns nicht ausreicht, um das Landegerät festzuhalten, muss sich der Lander mit Hilfe einer Harpune am Kern des Kometen "festklammern".
Live dabei
Doch mit der Landung auf dem Kometenkern ist die Mission keineswegs beendet. "Anders als frühere Kometen-Sonden wie Giotto oder unlängst die US-Sonde Stardust, liefert Rosetta nicht nur einen Schnappschuss eines Kometen", sagt Warhaut. Vielmehr soll Rosetta aus nächster Nähe beobachten, wie der Komet seinen Schweif bildet. Auf einem 17-monatigen Flug wird das Duo mit 135.000 Stundenkilometern der Sonne entgegen fliegen - für die Wissenschaftler eine Sensation: "Zum ersten Mal haben wir die Möglichkeit, beim Erwachen eines Kometen aus der Eisstarre vor Ort dabei zu sein", erklärt Gerhard Schwehm von Esa.
Start mit Hindernissen
Ursprünglich war der Starttermin der Mission bereits vor einem Jahr vorgesehen. Nach dem Fehlstart einer Ariane-5 im Dezember 2002 wurde jedoch vorsichtshalber beschlossen, die Reise der drei Tonnen schweren Sonde zu verschieben. Wegen der Startverzögerung kann Rosetta nun ihren ursprünglichen Zielkometen Wirtanen nicht mehr anfliegen. Die Wissenschaftler wählten Tschurjumow-Gerasimenko als Ersatzziel aus. Für den Start der Trägerrakete haben die Forscher allerdings nur ein enges Zeitfenster. Sollte der Starttermin am 26. Februar platzen, könnte die Sonde noch bis zum 17. März diesen Jahres abheben. "Ansonsten müssten wir auf Plan B zurückgreifen und Rosetta in einem Jahr mit einer Russischen Protonrakete ins All schießen", sagt Warhaut.
schade, dass es so lange dauert, bis sie ankommt....
Die Frage von Zeitreisen bleibt offen. Ich werde darauf jedoch keine Wette abschließen. Der andere könnte ja den unfairen Vorteil haben, die Zukunft zu kennen. (Stephen Hawking)