alhambra schrieb:Ich bin durchaus ein Verfechter der Windenergie. Aber wenn wir irgendwann die Windräder wieder durch Fusionskraftwerke ersetzen könnte, dann fände ich das schon super.
Aber um das akute Problem "Klimawandel" zu lösen, dafür kommt das alles zu spät. Das werden wir mit dem lösen müssen was wir jetzt haben.
Das Grundproblem der Windenergie liegt in der geringen Energiedichte des Mediums. Wind liefert – verglichen mit fossilen oder nuklearen Quellen – extrem wenig Energie pro Quadratmeter. Das bedeutet: Um signifikante Mengen Strom zu erzeugen, braucht es eine enorme Zahl von Anlagen und eine massive Flächeninanspruchnahme.
Dazu kommt die Volatilität: Wind weht nicht konstant. Die Einspeisung ist stark wetterabhängig, was umfangreiche Puffer- und Speicherlösungen oder Back-up-Kapazitäten (meist fossil oder importiert) erfordert. Diese Komplexität wird oft unterschätzt – gerade was Netzintegration, Regelleistung und Versorgungssicherheit angeht.
Auch ökologisch ist Windkraft nicht ohne Probleme:
- Hoher Ressourcenverbrauch bei Herstellung (insb. Verbundwerkstoffe der Rotoren, Seltene Erden für Generatoren),
- Eingriffe in Landschaftsbild und Biodiversität (z. B. Infraschall, Vogel- und Insektensterben),
- Schwierige Rückbau- und Recyclingfragen, insbesondere bei älteren Anlagen.
Das heißt nicht, dass Windkraft grundsätzlich »schlecht« wäre – aber die Erzählung von der rein grünen, mühelos skalierbaren Energiequelle hält einer nüchternen Betrachtung nur bedingt stand.
Insofern stimme ich dir zu: Für den akuten Klimaschutz sind Wind und Sonne derzeit alternativlos – aber eben nicht ohne Kompromisse, und langfristig ist eine Lösung mit höherer Energiedichte (z. B. Fusion oder neue Kerntechnik) zwingend notwendig, wenn wir einen globalen, stabilen und nachhaltigen Energiemix wollen.
Eine oft unterschätzte Alternative ist die
tiefengekoppelte Geothermie. Im Gegensatz zur Wind- oder Solarenergie liefert sie grundlastfähige Energie, unabhängig von Wetter oder Tageszeit. Die Wärmeenergie aus dem Erdinneren steht quasi unbegrenzt zur Verfügung – sie ist stabil, kontinuierlich und lokal erschließbar.
Allerdings hat Geothermie einige Hürden:
- Bohrtechnik und Seismik: Tiefe Geothermie erfordert Bohrungen von mehreren Kilometern. Dabei kann es zu induzierter Seismizität kommen (z. B. Basel oder Vendenheim, Staufen (BW)). Das macht sie politisch und sozial angreifbar.
- Standortabhängigkeit: Nicht überall ist die nötige Temperatur in wirtschaftlicher Tiefe erreichbar. Es braucht geologische Expertise und langwierige Genehmigungsverfahren.
- Investitionskosten: Der Initialaufwand ist hoch – ähnlich wie bei einem kleinen Kraftwerk. Aber: Ist die Quelle erschlossen, sind Betriebskosten sehr niedrig, und der Output ist dauerhaft stabil.
Trotzdem: In Bezug auf
Versorgungssicherheit und Flächeneffizienz ist Geothermie jeder Windkraftanlage überlegen. Sie erzeugt auf kleiner Fläche viel Energie – und kann gleichzeitig für Heizung, Warmwasser und Stromproduktion genutzt werden.
Im Idealfall wäre sie ein zentraler Baustein der kommunalen Energiewende –
dezentral, emissionsarm, grundlastfähig.