Griechische SprachgeschichteUrgriechisch (ca. 2000 v. Chr.)
Mykenisches Griechisch (ca. 1600–1100 v. Chr.):
- Schrift: Silbenschrift Linear B;
nicht ganz so präzise in der Lautwidergabe wie eine Buchstabenschrift - entwickelte aristokratische Kultur, die in den Wirren des 11. Jhd. v. Chr. unterging;
Völkerwanderung durch Seevölker/Fremdvölker?
- danach folgten schriftlose Jahrhunderte
Altgriechisch (ca. 800–300 v. Chr.):
- in die Lücke der schriftlosen Zeit stieß die Phönizische Schrift, vielleicht über Zypern
- die Griechen besetzten einige Stellen im phönizischen Alphabet mit Vokalen;
somit entstand aus der phönizischen Konsonantenschrift eine Buchstabenschrift - das Griechische war noch in viele Dialekte gespalten:
westliche Dialekte: Dorisch, Nordwestgriechisch (, Achäisch-Dorisch)
mittlere/zenrale Dialekte: Äolisch, Arkadisch-Kyprisch
östliche Dialekte: Attisch, Ionisch
- das Altgriechische gelangte im 5. und 4. Jhd. v. Chr. sprachlich und literarisch zu seiner höchsten Blüte
- aus dieser Zeit stammen Texte von Dramatikern (Aischylos, Sophokles, Euripides; Aristophanes), Historikern (Herodot, Thukydides), Philosophen (Platon, Aristoteles) und Vertretern anderer Literaturgattungen
- im 3. Jhd. v. Chr. kann sich in Griechenland kein Hegemon (führende Macht) mehr durchsetzen,
bis Makedonenkönig Philipp II. die Griechen unterwarf;
kulturell sahen sich viele Makedonen jedoch selbst als Griechen
Koine-Griechisch (ca. 300 v. Chr. – 600 n. Chr.):
- als Alexander der Große das Perserreich eroberte, verbreitete er damit auch die makedon.-griech. Kultur
- Alexander wollte mindestens noch Arabien und Karthago erobern, starb aber vorher (Krankheit, Erschöpfung, Giftanschlag?)
- seine Nachfolger, die Diadochen, teilten das Reich in langen Kämpfen unter sich auf;
trotzdem benötigten sie eine einheitliche Kultur- und Verwaltungssprache - das Koine-Griechisch, ein auf dem attischen Dialekt beruhendes Gemein-Griechisch, wurde durchgesetzt
- eine Variante: das Neutestamentliche Griechisch => Koine-Griechisch mit speziellem Vokabular und hebräischen Fremdworten
- das Koine-Griechisch machte über die Jahrhunderte viele Verwandlungen durch, die bis zum heutigen Neugriechisch weisen;
ein Beispiel ist der zunehmende Iotazismus, der dazu führte, dass das Eta, aber auch viele andere Laute, wie /i/ ausgesprochen werden
Mittelgriechisch (ca. 600–1500)
- in der Spätantike wird Rom in ein Westreich und in ein Ostreich geteilt, man sieht sich aber noch als Einheit
- von beiden Teilreichen kann nur das Ostreich politisch überleben
- weil im östlichen Mittelmeerraum die griechische Sprache schon lange dominant war und mit der Zeit viele nicht-griechische Reichsgebiete verloren gingen, wurde das Oströmische Reich bzw. Byzantinische Reich kulturell immer griechischer;
die Bedeutung von Latein geht entsprechend zurück - dem Selbstverständnis nach blieb das Oströmische/Byzantinische Reich aber bis zu seinem Untergang 1453 gegen die Osmanen ein Römisches Reich
- sprachlich halten die gebildeten Schichten lange an traditionellen Formen des Griechischen fest,
im Griechisch der Bevölkerung kommt es aber zu starken Veränderungen: verstärkter Iotazismus, Verschwinden von Nominativformen usw. - Es bildet sich immer mehr eine Diglossie, also eine Griechisch-Griechisch-Zweisprachigkeit zwischen gehobener Sprache und Volkssprache heraus, die schon im antiken Koine-Griechischen begann und sich später ins Neugriechische fortsetzen sollte
Neugriechisch (seit ca. 1500)
- die griechische Sprache hat es unter osmanischer Besatzung schwer, eine Literatursprache zu bleiben
- im 19. Jhd. keimt der griechische Nationalismus und Unabhängigkeitswille neu auf (wie bei vielen anderen Nationen)
- die Volkssprache wird mit der Zeit "Dimotiki" genannt, die sich an antiken Ausdrucksweisen orientierte Bildungssprache "Dimotiki"
- es entsteht wieder eine Diglossie (bzw. an alte Diglossien wird angeknüpft), also eine Griechisch-Griechisch-Zweisprachigkeit, die besonders unter der Militärdiktatur von 1967 - 1974 gefördert wird
- Nach der Militärdiktatur kommt es zu einem "Gegenschlag", bei dem die Katharevousa als offizielle griechische Sprache neben der Demotiki 1976 abgeschafft wird;
die Dimotiki wird alleinige Amtssprache;
die gehobene Katharevousa hat aber heute noch Einfluss auf formelle Ausdrucksweisen, z. B. in der Juristerei oder in der griechisch-orthodoxen Kirche (vgl. auch Mönchsrepublik Athos) - auch im Neugriechischen existieren Dialekte, von denen jedoch nur noch wenige etwas mit den antiken Dialekten zu tun haben
- das Tsakonische bildet eine Ausnahme, weil es noch von dem alten dorischen Dialekt um Sparte herum abstammt (nur noch wenige Spracher)
- Dialekte sind z. B.: Griko, Jevanisch, Kappadokisch, Pontisch, Tsakonisch, Zypriotisch