Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Doppelmord Babenhausen

26.215 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, 2009, Nachbar ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Doppelmord Babenhausen

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 06:48
@Rick_Blaine

Danke :) Aber wirklich Geduld hast ja Du. Immer und immer wieder, erklärst Du mit einfachen Worten, die selbst der Affe Charly verstehen würde, juristische Zusammenhänge. Danke dafür!Mal schauen ob es diesmal ankommt.

Anzeige
melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 06:51
@Frau.N.Zimmer
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Das kannst Du auch gelassen sagen :) Du bist weder Angehöriger von Opfern ( vermute ich einfach mal) noch weisst Du, ob Du selbst Opfer von einem Mörder wirst, den man nach Allmy-Urteil entlassen hat.
Die Angst zu schüren, JEDER von uns, könnte Unschuldig einfahren, klappt halt auch nicht bei jedem.
Ich hab da keine Angst.
Nein, ich bin kein Angehöriger. Ich kannte nur den Herrn Toll.
Wenn ICH Opfer werden sollte, dann betrifft es meine Hinterbliebenen. Aber da es ja zum Glück nur ganz wenige Fehlverurteilte gibt, ist die Möglichkeit, dass es mich erwischt, relativ gering.
Was dieses Angst schüren betrifft: in den Fällen, bei denen eindeutig der Falsche sitzen musste, laufen die wahren Mörder noch frei herum. Wenn, dann müsstest du von denen Angst haben ;) Ich auch.


@Nummer33
Zitat von Nummer33Nummer33 schrieb:Aber nach "WAS" urteilt man hier?
Du kannst dich ja jetzt nur nach deinem Empfinden äußern...
Warum sollte grade dein Urteilsvermögen als Grundlage genommen werden und richtig sein- und nicht das der anderen - einschließlich der 5 Richter?

Wenn man die Diskussion hier verfolgt, erkennt man eindeutig, dass der Großteil des "Volkes" dem Anschein nach die gleichen Rückschlüsse aus den Indizien zieht...

Es ist schlichtweg falsch, dass Frau Darsow glauben machen will- dass ein lauter Aufschrei der Empörung durch das Land zieht... und nur deshalb - äußern sich vermutlich auch viele zu Wort hier...
DAS ist die Frage. Reden wir darüber, ob es möglich ist, dass ein unbescholtenener Mann und Familienvater zum Doppelmörder werden kann? Dann sage ich JA. Reden wir darüber, ob AD anhand der Sachlage verurteilt werden durfte: NEIN. Warum, wurde ebenso oft erläutert wie das Argument, das 5 Richter ein Urteil gefällt haben.
Aber wo urteile ich nach meinem Empfinden? Mir wäre es lieber gewesen, du hättest die Argumente der Urteilsgegner aus der Welt geschafft. Aber nicht mit diesem 5-Richter-Argument.

Mich interessiert die Meinung von Frau Darsow nicht. Ich habe auch nichts davon, wenn AD sitzt oder frei ist. Ich will nur wissen, ob der Richtige sitzt. Und anhand dieses Urteils habe ch Zweifel. Du hast die nicht? Alles okay. Deine Meinung.

@Sector3
Zitat von Sector7Sector7 schrieb:Ein wirklich asozialer Gedanke
Werde nicht beleidigend. Okay??
Wenn DU von dem echten Killer weggpustet würdest oder einer deiner Angehörigen, was dann?


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 06:56
Wir hier können leider nur das Urteil lesen, nicht aber die Ermittlungen in allen Details ...
Angefangen bei den Widersprüchen- in die AD sich ziemlich schnell verwickelt haben soll...
Kann man das jetzt auch noch in die Verkettung ungünstiger Umstände einreihen?
Nur mal als Beispiel die Frage nach AD's Aufenthalt im Hause der Toll's:
Erste Aussage: nur im unteren Bereich!
AD hat dann nach: "Sicherung von Spuren bezüglich der DNA" recherchiert -...

Wenn er seine Aussage in diesen zeitlichen Rahmen der Ermittlungen umgeändert hat und behauptet- er war auch in den oberen Etagen- erklärt sich dies nicht mehr mit unglücklichen Umständen - sorry...


1x zitiertmelden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:07
@S_C

Na ja, nicht ganz. Erst einmal sage ich immer deutlich, dass ich mir gar kein abschliessendes Urteil über AD erlauben kann, da ich nicht alle Indizien kenne. Ich habe dem Prozess nicht beigewohnt, kennen die Akten der Ermittlungen nicht usw.

Ich habe wie alle anderen hier auch, nur das Urteil zur Hand, und die aussergerichtlichen Aussagen wie die der Ehefrau usw.

Was ich sage ist, dass mir die Schlussfolgerungen, welche das Gericht in seiner Urteilsbegründung darstellt, schlüssig erscheinen. Ich glaube den Richtern, dass aus ihrer Sicht der Dinge die Schuld ADs bewiesen ist und ich sehe in den mir zur Verfügung stehenden Informationen auch keinerlei ins Auge springende Fehlschlüsse des Gerichts.

Die Gesamtdarstellung des Falles durch das Gericht erscheint mir logisch und schlüssig. Und da unterscheiden wir uns wohl.

Mir ging es bei meinem Beitrag oben nur darum darzustellen, dass es unzulässig ist, in jedem Fall per se unwiderlegbare "Beweise" (gemeint werden immer einzelne Indizien denen irgendwie eine immanente Unwiderlegbarkeit innewohnen muss) zu fordern. Denn dann passiert tatsächlich das, was @Nummer33 hier beschreibt: dann dürfte es kaum noch Verurteilungen in Strafprozessen geben.

Das gab es übrigens alles schon einmal. Im Mittelalter galt das Geständnis als nahezu unbedingt erforderlich für eine Verurteilung. Und da partout einige Angeklagte nicht gestehen wollten, bediente man sich der hochnotpeinlichen Befragung, kurz, der Folter, um Geständnisse zu erlangen. Andere kamen zu dem Schluss, wenn ein Angeklagter nicht gestehen wolle, müsse ein sog. "Gottesurteil" her. Man liess Leute die Hand ins Feuer legen, warf sie gefesselt in den Fluss und erfand ähnliche Dinge in dem Glauben, Gott würde dann den Unschuldigen retten. Es dauerte eine Weile bis man herausfand, dass das wohl nicht der sinnvolle Weg war.

Schliesst das heutige System Fehlurteile aus? Keineswegs. Sollten wir diese unwidersprochen als Preis unseres Systems hinnehmen? Keineswegs! Nur halte ich ausgerechnet dieses Urteil als nicht geeignet, um eine Kampagne gegen Fehlurteile zu unterstützen.


2x zitiertmelden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:09
@Nummer33
Zitat von Nummer33Nummer33 schrieb:Wir hier können leider nur das Urteil lesen, nicht aber die Ermittlungen in allen Details ...
Wieso sollte dich das überhaupt interessieren? Du glaubst dem Urteil und fertig. Wie gesagt: kein Problem.

Welche Widersprüche? Die gab es nicht. AD kam bei den Ermittlern komisch an. Das ist ein Unterschied.

AD hat sich wegen diesen Spuren etc. nach seiner Vernehmung schlau gemacht. Da war ihm nämlich schon klar, in welche Richtung der Wind weht. Wenn wir aus Hobby schon solche Recherchen anstellen, dann verstehe ich einen Verdächtigen erst recht, wenn er das tut.

Die Häuser waren Baugleich, nur gespiegelt.

Aber was anderes: was ist den mit diesen beiden Einbrechern? Zufall, dass die dort eingebrochen sind? Zufall, dass Astrid von zwei Männern gesprochen und auf das Foto von AD NICHT reagiert hat?
Was ist mit den Todeszeitpunkten? Zufall, dass die doch tatsächlich vergessen haben, dem Gerichtsmedi den Auftrag dazu zu erteilen? Zufall, dass der auch nicht daran gedacht hat? Diese anhand der Faustformel ermittelten Zeiten lassen ne Menge Spielraum für ganz andere Täter. Und: das sind grundlegende ermittlerische Tätigkeiten, die Profis nicht vergessen dürfen. Ebenso die Frage nach der Waffe. In jedem anderen Fall setzen die alle Hebel in Bewegung, um diese zu finden: zu Wasser, zu Lande und wenn es sein muss auch aus der Luft. Hier nicht. Wurscht, woher die kommt, war halt schon da. Auch egal, wo die abgeblieben ist. Und ich kann diese Liste auch noch weiter fortsetzen.
Wenn wir also von einem vernünftigen Verfahren und Urteil sprechen wollen, dann hätten die diese Ungereimtheiten nicht zulassen dürfen.


2x zitiertmelden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:16
@S_C
Zitat von S_CS_C schrieb:. Und ich kann diese Liste auch noch weiter fortsetzen.
Das wäre interessant! Vllt. könntest Du auch anfügen, welchen " Zufällen" Darsow ausgesetzt war? :)


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:16
@Rick_Blaine
Das tue ich auch nicht. Es geht mir nicht um Andreas Darsow. Auch nicht um seine Familie. "Technisch" gesehen jetzt. Wenn ich menschlich urteilen müsste, wäre ich viel eher bei den beiden Opfern und der hinterbliebenen Tochter.

Ich gebe dir auch im Prinzip recht, mit dem was du sagst.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Schliesst das heutige System Fehlurteile aus? Keineswegs. Sollten wir diese unwidersprochen als Preis unseres Systems hinnehmen? Keineswegs! Nur halte ich ausgerechnet dieses Urteil als nicht geeignet, um eine Kampagne gegen Fehlurteile zu unterstützen.
Eben, @Rick_Blaine . Das System ist von Haus aus nicht frei von Fehlern. Aber solche Urteile und Ermittlungen schüren ja die Zweifel, nicht mal das System selbst. Und wenn man sich wesentlich mehr auf handfeste Beweise stützen würde, dann gäbe es diese Zweifel auch nicht in dieser Form. Und solche Diskussionen auch nicht.


1x zitiertmelden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:25
@S_C

Ich gebe Dir hier Recht. Ich beschäftige mich mit allmy im allgemeinen und diesem thread im Besonderen gerade aus einer gewissen Faszination daran, dass es hier eben solche Meinungsverschiedenheiten gibt. Man steht immer in der Gefahr, gerade wenn man das beruflich betreibt, ein eigenes "System" von Logik aufzubauen, die nicht mehr dem der Allgemeinheit entspricht.

Ich sehe daher schon deutliche Defizite, zum Beispiel in der Transparenz des heutigen Systems (es wurden ja schon Punkte wie verbatim Protokoll usw. angesprochen). Allerdings sehe ich auch die Gefahr, nach "zu einfachen Lösungen" zu suchen, die der Öffentlichkeit z.B. durch Medien vorgegaukelt werden, siehe z.B. den "CSI Effekt."

Ich finde auch, dass man sich in der Öffentlichkeit viel zu wenig Gedanken um die Fehlbarkeit des Systems gemacht hat bzw. macht. Es gibt sicherlich viele Menschen, die glauben, Richter können niemals irren, oder gar die Polizei kann niemals irren. Das ist tatsächlich gefährlich.

Ich selbst arbeite gerade an einem Antrag für ein WAV, ich glaube also durchaus, dass es Fehlurteile gibt, es wäre auch vermessen das nicht zu tun.

Nur, wie gesagt, ausgerechnet bei A.D. bin ich der Meinung, aus meiner beschränkten Sichtweise, es ist kein Fehlurteil. Sofern die Diskussion hier sachlich ist, finde ich sie daher auch interessant. In gewisser Weise würde ich mich freuen, wenn mich jemand davon überzeugen könnte - bzw. wenn jemand das für das WAV zuständige Gericht überzeugen könnte, dass es notwendig ist, dieses Verfahren noch einmal aufzunehmen. Denn dann würde sich herausstellen, was es mit all den Argumenten auf sich hat.


1x zitiertmelden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:36
@Nummer33
Nummer33 schrieb:
Wir hier können leider nur das Urteil lesen, nicht aber die Ermittlungen in allen Details ...
Wieso sollte dich das überhaupt interessieren? Du glaubst dem Urteil und fertig. Wie gesagt: kein Problem.
Warum mich das interessiert? Nur weil ich dem Urteil "Glauben" schenke, heißt es doch nicht, dass ich nicht nach links und rechts schaue... Es ist nur so, dass mich das "Links und Rechts" noch in dem bestärkt, was ich für richtig halte...
Zitat von S_CS_C schrieb:Welche Widersprüche? Die gab es nicht. AD kam bei den Ermittlern komisch an. Das ist ein Unterschied.
Hast du Einsicht in die Ermittlungsakten? Ich meine, es würde von STARKEN Widersprüchen gesprochen- und nicht von "komisch ankommen"....


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:44
@S_C
STEBO schrieb:
Ein wirklich asozialer Gedanke

Werde nicht beleidigend. Okay??
Zitat von S_CS_C schrieb:Und wenn man sich wesentlich mehr auf handfeste Beweise stützen würde
In einem Indiezienprozess existieren die von dir eingeforderten Beweise nun mal nicht. Da du aber hier laufend handfeste Beweise einforderst, lässt das nur den Schluss zu, dass du Indizienprozesse pauschal verurteilst.

Du hast dich in diesem Post Beitrag von S_C (Seite 690) nicht auf den Fall Babenhausen bezogen, sondern pauschal Indizienprozessen deren Existenzberechtigung abgesprochen.

Dieser Ausspruch von dir
Zitat von S_CS_C schrieb:Und weil es eben keinen einzigen Beweis gegen AD gibt: in dubio pro reo. Freispruch.
spiegelt eine pauschale Meinung wider:
Und weil es in Indizienprozessen keinen einzigen Beweis gibt: „in dubio pro reo – Freispruch“

Und das ist und bleibt aus meiner Sicht asozial! Keinesfalls will ich dich damit persönlich beleidigen, mir geht es nur um die Sache. Okay??


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:48
@Rick_Blaine
Stimmt. Es gibt wirklich nicht viele Fälle, die so kontrovers betrachtet und von außen auch so beurteilt werden. Seltsamer Weise sind es immer nur die Fälle, bei denen der/die Täter/In aufgrund von Indizien verurteilt wurden. Muss jetzt nicht wieder die bekanntesten auflisten.

Im Prinzip sagst bzw. legst du mit deinem letzten Beitrag uns allen nahe, was die Urteilsgegener tun: sich "Gedanken um die Fehlbarkeit des Systems" machen. Und dabei finde ich es nicht verwerflich oder blöd, wenn jemand zweifelt und der andere nicht. Und wenn DU schon sagst, dass es Fehler gibt, dann verstehe ich nicht, dass sich die Nicht-Juristen so dagegen wehren und der Gerichtsbarkeit vollends vertrauen. Aber auch das soll jedem selbst überlassen sein.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Nur, wie gesagt, ausgerechnet bei A.D. bin ich der Meinung, aus meiner beschränkten Sichtweise, es ist kein Fehlurteil. Sofern die Diskussion hier sachlich ist, finde ich sie daher auch interessant. In gewisser Weise würde ich mich freuen, wenn mich jemand davon überzeugen könnte - bzw. wenn jemand das für das WAV zuständige Gericht überzeugen könnte, dass es notwendig ist, dieses Verfahren noch einmal aufzunehmen. Denn dann würde sich herausstellen, was es mit all den Argumenten auf sich hat.
Meine Sichtweise ist noch beschränkter als deine, aber ich darf dennoch nicht deiner Meinung sein, was den Fall Andreas Darsow betrifft. Für mich gibt es einfach zuviele Lücken in der Indizienführung, die für mich eine Verurteilung nicht rechtfertigen. Und es gibt ne Menge Fälle, da werden die TV's wegen wesentlich weniger Diskrepanzen freigesprochen. Hier nicht. Und ich frage mich eben: warum? Liegt das am Gericht? An den Ermittlern? Darmstadt kommt mit seinen Urteilen nicht gut weg und ich habe mal gelesen, dass 3 von 5 Urteilen später wieder kassiert werden. Noch ein Grund mehr, dieses Urteil mit Argwohn zu betrachten.
Ich bin auch immer bemüht, sachlich zu diskutieren und du musst zugeben, dass man in einigen Threads sehr schnell massiv angegriffen wird. Hier auch schon wieder, soll mich aber nicht jucken. ICH bin nämlich immer der der fliegt :)
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:In gewisser Weise würde ich mich freuen, wenn mich jemand davon überzeugen könnte - bzw. wenn jemand das für das WAV zuständige Gericht überzeugen könnte, dass es notwendig ist, dieses Verfahren noch einmal aufzunehmen.
Ich wäre froh, wenn diese Indizien Beweise wären. Kriminaltechnisch ermittelte Beweise, meine ich damit. Die Technik dazu gibt es und die Spezialisten auch. Nur hier haben die versagt. Ganz klar.


1x zitiertmelden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 07:48
@Rick_Blaine
Ich persönlich bin von Natur aus ein Mensch, der Dinge nicht als gegeben nimmt- sondern ich tendiere dazu, die Umstände zu erfragen...
Ich würde deshalb mal behaupten, dass ich weder zur Gattung der naiven Menschen gehöre- sondern eher ein Skeptiker bin... im Großen und Ganzen- verlasse ich mich aber auf meine Intuition und bin im Nachhinein immer wieder erstaunt, dass diese sich bestätigt hat.

Im Fall Babenhausen - suche auch ich für nach Ansätzen, die mich davon überzeugen könnten- dass der Kampf um AD's Unschuld - gerechtfertigt ist... Bisweilen gab es dahingehend noch keinen Anhaltspunkt für mich...


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 08:04
@S_C

Was die Revisionsrate angeht, da muss man sehr vorsichtig sein. In der Regel sagt so etwas nicht viel aus. Einmal sind ja nicht immer die selben Richter an einem Gericht tätig, es kommen neue, es gehen alte usw. Dann gibt es ja ganz unterschiedliche Kammern. Zuletzt aber ist es so, dass die konkrete Rate in Darmstadt gar nicht ungewöhnlich ist. Es gibt offenbar immer wieder bei allen Gerichten extreme Schwankungen in den Jahren.

Mir hat einmal vor vielen Jahren ein Staatsanwalt tröstend nach meinen ersten verlorenen Prozess gesagt: "Man kann sich seine Mandanten ja nicht aussuchen, in manchen Fällen kann der beste Verteidiger nun einmal nichts erreichen, weil der Sachverhalt so klar ist." Er hatte natürlich Recht, der Fall war wirklich aussichtslos, aber ich hatte dennoch mit dem Elan des Berufsanfängers gekämpft wie ein Löwe.

Daher gibt es eben in bestimmten Jahren Fälle, die einfach klarer sind, in anderen Jahren mehr umstrittene Fälle, an welchen der BGH dann auch mehr Haare in der Suppe findet.

Ich praktiziere an einem Gericht, das auch immer wieder von der höchsten Instanz revidiert wird, aber der Vorsitzende meinte neulich einmal: "Das bedeutet ja nicht, dass wir diejenigen sind, die eine eigenartige Vorstellung vom Recht haben. Oft bedeutet es nur, dass wir konservativ waren und eben nicht dahin gehen wollten, wohin dieses Gericht eben die Rechtsprechung führen möchte." Das fand ich einen interessanten Ansatz, an den ich noch gar nicht gedacht hatte.

Nun, zum Landgericht Darmstadt habe ich folgendes gefunden:
Laut Revisions-Statistik des Bundesgerichtshofs ist die Bestandskraft Darmstädter Urteile unauffällig; allerdings war 2013 kein gutes Jahr.

Jedes vierte Revisionsverfahren gegen Urteile in Strafprozessen am Darmstädter Landgericht endete 2013 mit der vollständigen oder teilweisen Aufhebung der angefochtenen Entscheidung. Das geht aus der Jahresstatistik des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe hervor.

Revisionen sind erfolgreich, wenn das Landgerichts-Urteil rechtliche Fehler enthält. Anders als bei der Berufung gegen Amtsgerichts-Urteile gibt es keine neue Beweisaufnahme. In der Regel werden rund 80 Prozent aller Revisionsanträge vom BGH verworfen; die Urteile werden damit rechtskräftig.

Die Auswertung der BGH-Jahresberichte aus den vergangenen zehn Jahren zeigt erhebliche Schwankungen in der Erfolgsquote von Urteils-Anfechtungen. So stießen die Karlsruher Richter im Jahr 2007 in 14 von 51 untersuchten Strafprozess-Urteilen des Landgerichts Darmstadt auf Rechtsfehler, die zur Aufhebung – ganz oder teilweise – führten: Das entspricht einem Anteil von 27,5 Prozent. Im Jahr zuvor waren es lediglich 8,5 Prozent gewesen.

Ähnliche Abweichungen zeigen sich bei anderen größeren Landgerichten, beispielsweise in Frankfurt. Bei kleineren Gerichten sind die Schwankungen wegen der geringeren Fallzahlen naturgemäß noch größer.

So befassten sich die Strafsenate beim BGH voriges Jahr nur mit fünf Urteilen des Landgerichts Fulda; zwei der Revisionsanträge waren erfolgreich – ein hoher Anteil von 40 Prozent. 2012 hingegen waren sämtliche Urteile aus Fulda in Karlsruhe bestätigt worden.

Über die vergangenen zehn Jahre gerechnet liegt die Erfolgsquote von Revisionsanträgen gegen Strafprozess-Urteile hessischer Gerichte bei 19,6 Prozent. Der Durchschnitt für das Landgericht Darmstadt liegt haarscharf darunter: bei 19,5 Prozent. Frankfurt schneidet mit 19,3 Prozent geringfügig besser ab.
http://www.echo-online.de/lokales/darmstadt/karlsruhe-kassiert-jedes-vierte-urteil-aus-darmstadt_15537749.htm

Viel aussagekräftiger als solche Statistiken ist ja, dass der BGH die Revision Andreas Darsows verworfen hat. Im Gegenteil, wenn das LG Darmstadt so einen schlechten Ruf am BGH hätte, müsste man ja erwarten, dass die dortigen Senate Urteile aus Darmstadt besonders kritisch anschauen.


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 08:25
@Rick_Blaine
Natürlich mache ich AD's Verurteilung nicht unmittelbar wegen dem Gericht an sich zum Fehlurteil. Das wäre Blödsinn. (Danke für deine Statistik an dieser Stelle:Y: ) Aber jedes 4. Urteil... das ist für meinen Geschmack einfach zuviel wenn ich daran denke, was sich hinter diesen Zahlen verbirgt.
Natürlich kennen wir die Gründe nicht, aber umso mehr bin ich für eine saubere Ermittlung und ebenso saubere Verhandlung. Und da passt es eben nicht, wenn noch nicht mal ein Todeszeitpunkt ermittelt wird. Oder die Herkunft und Verbleib einer Tatwaffe usw. nicht geklärt werden kann. Oder überhaupt keine Tatortspuren gefunden werden konnten. Denn das das in den allermeisten Fällen anders gehandhabt wird, dürfte doch außer Zweifel stehen. Oder nicht?

Richtig, der BGH hat die Revision verworfen. Aber nochmal: bisher ist praktisch jeder große "Indizienprozess" kassiert worden, weil sich die Instanzen nicht mit den eigentlichen Beweisen beschäftigen. Oder Ihresgleichen keine Augen aushacken wollen. Das beste Beispiel für Justizwahn ist der Fall Rupp. Es gibt auch noch andere, wie du weißt. Und in allen Fällen wurde so diskutiert wie hier. Gestritten auch. Auch bei Allmy und anderswo.


1x zitiertmelden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 08:33
Zitat von S_CS_C schrieb:Stimmt. Es gibt wirklich nicht viele Fälle, die so kontrovers betrachtet und von außen auch so beurteilt werden. Seltsamer Weise sind es immer nur die Fälle, bei denen der/die Täter/In aufgrund von Indizien verurteilt wurden. Muss jetzt nicht wieder die bekanntesten auflisten.
Seltsam finde ich das nicht, das liegt in der Natur der Sache: Indizienurteile eignen sich nunmal besonders gut für Angriffe, zumal Justizkritik - zumindest bis vor kurzem noch - ziemliche Konjunktur hatte. In der Öffentlichkeit kann man besonders gute Effekte erzielen wenn man immer wieder Einzelaspekte aus dem Gesamtzusammenhang herausreist und sie isoliert angreift. Die - berechtigten - Zweifel an diesen Einzelaspekten werden dann verallgemeinert und auf das Gesamturteil bezogen. In Kombination mit Verweisen auf bekannte Fehlurteile , entsteht so schnell der Gesamteindruck eines Justizskandals.

Man kann hier auf Allmy sehr gut nachverfolgen, dass die Kampagne fast schon semiprofessionell geführt wurde. Ähnlich wie bei Mollath oder im Fall Bence ist es zum Teil gelungen, eine reine Privatangelegenheit zu einer Sache von allgemeinem Interesse zu verklären.


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 08:51
Moin @KonradTönz
Da bin ich nicht ganz deiner Meinung. Für mich sind Indizienurteile nicht per se Misturteile. Aber wenn wir schon die Fälle vergleichen: da gab es welche mit klaren Beweisen und welche gänzlich ohne. Nicht jedes Indizienurteil ist falsch! Aber je weniger technisch/forensische Beweise vorhanden waren, desto eher war das Urteil auch falsch.

Diese Einzelaspekte, die du ansprichst, sind immerhin Bestandteil der Urteilsfindung und deshalb wiederhole ich mich:
Wenn das Gericht eine Kette aus Indizien baut und einen Menschen damit verknackt, wieso dürfen die Zweifler eben diese Indizien nicht zerlegen? Im Namen der "Rechtssicherheit", oder wie wir das nennen sollen? Ich sauge mir im Fall Darsow diese Ungereimtheiten ja nicht aus den Fingern. Aber das Urteil basiert auf Annahmen.

Das mit der Privatisierung liegt an den einzelnen Autoren bzw. Usern. Und wie man darüber denkt, ist jedem selbst überlassen. Ob das in einem Forum oder draußen diskutiert wird, spielt auch keine Rolle. Ich kann auch da nur für mich sprechen und ich sage, dass mich nichts beeinflusst. Nur das Urteil.


melden

Doppelmord Babenhausen

20.10.2015 um 08:55
Nun, man darf auch nicht dem Trugschluss erliegen, dass eine erfolgreiche Revision bedeutet, der Angeklagte war unschuldig! Weit gefehlt. Erstens gibt es viele Revisionsgründe und viele Revisionen beziehen sich z.B. auf das Strafmass. Ob nun jemand 10 Jahre oder 15 Jahre ins Gefängnis muss ist natürlich für den Angeklagten von fundamentaler Bedeutung, aber ändert nichts daran, dass seine Schuld festgestellt wurde. Und selbst wenn eine Revision zunächst erfolgreich ist, heisst das auch nicht, dass das Gericht, an welches der Fall dann verwiesen wird, nicht wieder die Schuld des Angeklagten feststellt. Hier darf man sich von der Statistik nicht verleiten lassen: wenn wirklich jeder fünfte Verurteilte im Nachhinein freigesprochen würde - das wäre ein Megaskandal der die Republik erschüttern müsste.

Aber wie gesagt, so ist es bei Weitem nicht!

Nehmen wir aber einmal die Frage der Tatwaffe: Herkunft und Verbleib. Wenn ein zwingendes Kriterium für eine Verurteilung die Feststellung von Herkunft und Verbleib der Tatwaffe wäre, würden tatsächlich viele Räuber aber auch Mörder straffrei ausgehen. Gerade die Herkunft einer Waffe kann die Polizei oft nicht nachträglich feststellen. Man muss sich das nur einmal praktisch vorstellen: wenn der Angeklagte dazu schweigt, wie will die Polizei feststellen, ob er einmal irgendwo im Bahnhofsviertel eine Waffe gekauft hat, im Jugoslawien Urlaub, ob der Opa aus seligen Wehrmachtszeiten noch eine unregistrierte Waffe im Keller hatte und so weiter.

Nehmen wir den Verbleib: wir haben den Täter auf einer Videokamera wie er die Bank betritt, sehen aber die Waffe nicht auf dem Video. Wir haben die Aussage der Kassiererin, dass ein Mann, der diesem Täter so ähnlich sieht, dass sie keinen Zweifel hat, dass es dieser war, ihr gegenübergestanden hat, und ihr eine Waffe vorgehalten hat. Aber die Polizei hat ihn erst 3 Tage später festnehmen können. Die Polizei findet das Geld. Die Polizei findet die Kleidung, die auf dem Video zu sehen ist. Aber sie findet keine Waffe. Nun passierte das alles in Hamburg. Es ist komplett unrealistisch, dass die Polizei jemals alle möglichen Orte absuchen könnte, wo der Täter die Waffe entsorgt haben könnte. Allein die Elbe ist schon ein Riesengebiet. Soll man ihn nun freisprechen?

Das ist der von mir schon einmal vorgebrachte "CSI Effekt." Man verfällt der Versuchung anzunehmen, in jedem Kriminalfall muss die bestmögliche Spurenlage vorliegen, sonst kann keine Verurteilung stattfinden.

Würden wir diese Kriterien anlegen, wäre tatsächlich die Aufklärungsquote um Vielfaches geringer als sie ist. Es wäre aber auch ein unlogisches Verhalten.


Anzeige

melden