Die mutmaßlichen Taten von Silvio S.

Vielen vielen Dank Lena.
Damit ich mir ein ganzes Bild machen kann und gedanklich Mensch bleibe helfen deine Schilderungen mir sehr.

Vielen lieben Dank für deine Mühe.

@Lena781

Für wann sind denn Anwalt und Richterspruch angedacht?
Sorry, falls ich da was überlesen haben sollte.

Super Leistung vom Staatsanwalt. Er hat es mit einfachen Worten zusammengefasst und uns (die Öffentlichkeit) verschont mit brutalen Worten! Der Staatsanwalt verdient wirklich was ,danke Herr Staatsanwalt! Die Brutalität was der S.alles gemacht hat ist mit Worten nicht zu fassen, und zu guter Letzt noch die Lebenslange mit Sicherungswahrung gefordert! Gute Entscheidung! Wenn man denkt ,der S.hat sein Köfferchen mit Utensilien im Auto griffbereit gehabt und womöglich wär er noch ein Serientäter und rechtzeitig hat man dem ein Ende gesetzt!
Guter Staatsanwalt und sehr menschlich ! Thanks.

@emz

morgen letzter Prozeßtag, also wird da wohl auch die Verteidigung zu Wort kommen.
Nächsten Montag dann das Urteil.

Ich fand das Plädoyer des Staatsanwaltes auch sehr gut, hatte ich doch zwischenzeitlich den Fokus zu sehr auf Silvio S. und seine Biografie gerichtet.

Plädoyer war gut. Es sollte bei solchen Prozessen, Gutachter hin oder her, der Fokus ganz klar auf den Opfern liegen und nicht auf den Tätern und deren Vorgeschichten und das bedeutet: Sofern keine psychische Krankheit vorliegt, die sich strafmildernd auf das gezeigte Verhalten auswirkt, interessiert mich die ganze Mitleidsduselei, die S. seinem Gutachter vorgespielt hat, keinen Meter.

S. hat zu KEINER Zeit ein Fünkchen Reue gezeigt, was ganz klar drin gewesen wäre. Und das wäre aufgrund der Faktenlage für die Verteidigung auch ganz klar die bessere Strategie gewesen. Man hätte reinen Tisch machen können, Besserung beschwören, Therapien in Ausicht stellen, den Angehörigen Briefe mit
Mitleidsbekundungen zukommen und Entschuldigungen, Schadenersatz bzw. Schmerzensgeldangebote machen können etc. etc..

Chance komplett vertan, und das bei DIESER Spurenlage. Ich frage mich manchmal, wer in Deutschland Jura studieren darf...

Und nun muss S. eben mit der vollen Breitseite des Rechtsstaats rechnen. Alles andere wäre ein Misserfolg für Petersen.

@Swagger
Genau S. zeigte keine Reue. Auch hat er sich nicht entschuldigt,stattdessen hat er Ohren zugehalten und fast die Tischplatte berührt und Kopfschütteln! Wie der Staatsanwalt in einfachen Worten sagte: " dem S. hat es gefallen mit zwei Kinder....." Da kam keine Reaktion seitens S. ! Also muss er bestraft werden . Bin gespannt was die Anwälte von S. nun morgen Aussagen?!
Ob S. morgen redet???

@Swagger
Ich stimme dir voll zu. Die Verteidigung wurde ja nun schon oft in Zweifel gezogen. Du hast es sehr schön auf den Punkt gebracht.

@Swagger
Nun gut es ist auch sehr wichtig zu wissen was für ein Mensch Silvio ist,was in so einem Menschen vorgeht,warum ein Mensch so etwas grausames tut.
Mich persönlich aber hat das Gutachten nicht wirklich überzeugt.
Viel mehr hat mich das Plädoyer von Petersen umgehauen.SOFORT habe ich das verstanden und gebe mich damit vollkommen zufrieden.
Ich hoffe der Richter sieht das genauso.
Zu den Verteidigern sage ich jetzt mal lieber garnix :D

Bericht Prozesstag 10 - Vorwort

Guten Abend,

wie versprochen, kommt nun mein Bericht zum 10ten Prozesstag vom 18.07. Ich möchte vorweg ein paar Worte an euch richten, damit ihr selbst entscheidet, ob ihr die Zeit aufbringen möchtet, meine Zeilen zu lesen.

Mein Bericht wird sich diesmal vom vorherigen unterscheiden. Aufgrund der Länge, 9:30-16:30 kann und werde ich nicht alle Inhalte wiedergeben können, sondern diese nur kurz anreißen. Ich werde mich stark auf das Verhalten von S., das psychiatrische Gutachten sowie das Plädoyer beziehen. Auch wird dieser Bericht im Gegensatz zum letzten weniger auf Fakten beruhen, die man im Live Ticker nachlesen kann. Mehr werde ich meinen persönlichen Eindruck, Gedanken und auch Meinung reinbringen, das ist für manche eventuell uninteressant.

Insbesondere möchte ich hier anmerken, dass das nun doch sehr emotionale psychiatrische Gutachten und der gesamte Tag sehr nahe ging, es bedeutet aber NICHT, dass ich mir keine adäquate Strafe für den Angeklagten wünsche sondern, dass ich aus psychologischer und menschlicher Sicht versuche, die Ereignisse, die zu den Taten führten, zu beleuchten.

Wer dennoch Interesse hat, ich beginne nun mit Teil 1 :) Ich ahbe mir überlegt, eine Struktur reinzubringen: Ich werde zunächst einen kurzen Überblick geben, dann werde ich als ersten Punkt auf S. Biografie und Werdegang eingehen. Danach werde ich seine Beziehungen erläutern, dem folgt ein Teil zu seinen sexuellen Präferenzen. Als Abschluss werde ich mich dem Plädoyer widmen

@Lena781
Danke, sehr gespannt bin! Gerne, lese deine Berichte gerne da du live dabei warst!

@Meerperlen

Sicher wird er morgen nicht reden und es genau so halten wie es sein Anwalt auf seiner Homepage sieht:

Es gilt gerade im Strafrecht der Grundsatz:

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!

http://www.rechtsanwalt-noll.eu/

Also, zunächst im Allgemeinen. Ich war heute mit einer lieben Forumsteilnehmerin dort, es war sehr schön jemanden zu haben, mit dem man sich austauschen konnte. Wir waren gegen 8 da, vor uns waren noch ca. 15 Leute. Der Einlass war recht spät. Um kurz vor 10 begann die Verhandlung.

Als wir den Saal betraten, sahen wir zunächst die aufgestellte neue Puppe, die eine Latexmaske, Stiff Neck und Mundknebel trug. Diese sollte wohl Elias darstellen und wurde vom Staatsanwald hereingebracht. Wie die Beweismittel letzte Woche hat das natürlich eine beklemmende Atmosphäre geschaffen. Als der Angeklagte reinkam, wurde natürlich alle Kameras auf ihn gehalten, er stand mit Handschellen, neuem Tshirt und Aktenordner vor der Presse. Diese hat beim Rausgehen sehr gezögert und wollte den Moment auskosten,man sah, dass der Angeklagte genervt davon schien und wollte, dass die Kameras verschwinden.

Die Verhandlung begann mit einem Zusatz aus dem Obduktionsbericht, leider weiß ich nicht mehr, was genau der Inhalt war. Danach ging es weiter mit dem Schmerzensgeldantrag der Nebenklage für Mohameds Mutter und Schwester. Diese wurde als zu hoch von der Verteidigung bewertet, da Mohameds Mutter anscheinend noch keine Atteste vorgebracht hatte. Aber: Ich persönlich weiß nicht viel von der Thematik, deswegen gehe ich nicht näher drauf ein.

Auffallend war in dem Stadium das Verhalten des Angeklagten: Schien er in den ersten Minuten sehr gefasst, hat er angefangen, extrem (!) zu zittern. So etwas hatte ich bisher nicht gesehen. Seine Schultern und Oberarme zitterten sowie sein Gesicht. Er schien extrem nervös und wurde knallrot.

@Pilcher
Das mag stimmen, wenn es um eine unmittelbare Befragung durch die Polizei geht und auch im Verhalten vor der Verhandlung bzw. wenn die Akten von der Strafverteidigung noch nicht durchgesehen sind. Das stimmt aber ganz sicher nicht in diesem Falle, ganz sicher nicht. Und deshalb wird es auch für S. kein "besseres" Ende nehmen können, als das was nun droht. Selbst schuld. Und diesen "vor Gericht"-"hohe See"-Spruch, den kann ich nur unterschreiben, wenn man Anwälte hat, die Chancen und Risiken nicht adäquat einschätzen können bzw. sich statt rational mit einem Fall beschäftigen, auf Konfrontation zu den ihnen nicht passenden Personen des Verfahrens gehen.

@Swagger

ich sehe es auch wie du.
Aber die Anwälte nun mal leider nicht.

Es ist aber nun mal so, dass es bei so einem Strafprozess hauptsächlich um den Straftäter geht und erst in zweiter Linie um die Opfer.

was mir immer wieder auffällt: Diese krampfhafte Leugnung pädophiler Neigungen, bei denen dann von S. nicht bejahend genickt wird oder abfällig mit dem Kopf geschüttelt. Mir scheint, als habe da jemand richtiggehend Muffe, vor dem, was ihm im haft noch blühen kann..... Ich würde diesen Menschen nie wieder rauslassen. Wer hier gegen die Sicherungsverwahrung argumentiert, der lässt eine Bombe los, reuelos, schuldlos, gewissenlos. Und nur auf seine eigene Angst fokussiert, komplett unfähig festzustellen, das ander AUCH Ängste haben/hatten.

@emz
das ist unrichtig. In erster Linie geht es um das juristische Faktum der Tat an sich. Und schlechterdings nicht um einen dummen, von Anwälten auf irgendwelchen Webseiten geposteten Spruch, der in Strafverfahren seine Gültigkeit aber sowas von verlieren kann.

Die Puppe fand ich übrigen sehr schlimm. Sehr verstörend da doch recht lebensecht.
Diese krasse Mischung von Maske und Kinderkörper finde ich total schauerlich.
Ich meine, Erwachsene in entsprechenden Outfits finde ich persönlich nun auch eher skurril als sexy, aber ein Kind in dem Dress ist sowas echt sowas von mitleidserregend (normalerweise), es verstärkt die Hilflosigkeit und Unterlegenheit in einem erschreckendem Masse noch.
Wurde da auch mal drauf eingegangen, wieso er diese Ganzen Utensilien überhaupt brauchte? Er hätte ja auch "nur" einen Missbrauch vollziehen können, aber die Ausstaffierung des Aktes an sich scheint mir für ihn einen echten Mehrwert zu haben. Sadismus, oder was treibt einen an, der sich solche Szenarien zurecht gestaltet?

Nun komme ich zum psychiatrischen Gutachten. Dieses wurde von Matthias Lammel vorgetragen, der in den Kreisen recht bekannt ist. Interessant war, dass er meinte, dass er entgegen der Medienberichte 2x 5 Stunden mit S. sprach und auf Basis dessen und auf seinen Beobachtungen vom Prozess das Gutachten anfertigte.

Er begann zunächst mit S. Biografie. Dabei wurden die Familienstrukturen genannt, d.h. Alter und Berufe der Alter sowie der Schwester. Auffällig: S. wollte ihm nicht den aktuellen Wohnort der Schwester nennen, ich vermute, um diese zu schützen. Auch ist diese anscheinend vier Jahre älter als er und nicht wie immer berichtet, vier Jahre jünger. S. beschrieb seine Kindheit als normal, wobei Lammel anmerkte, dass er natürlich keinen Vergleich hatte. S. hatte sehr wenig Erinnerungen an die Kindheit, weder positive noch negative Aspekte. Er erwähnte Urlaube, aber wusste nicht mehr wo sie waren ("Ich weiß doch nicht mal mehr was es gestern zum Mittagessen gab, woher soll ich dann sowas wissen"). Er wurde regulär eingeschult und bleib nicht sitzen. Er schloss die Grundschule erfolgreich ab, ohne viel lernen zu müssen. Auf der weiterführenden Schule war er nicht sonderlich gut, aber eben auch nicht schlecht. Er beendete diese nach der 10ten Klasse, Lammel führte auf, dass S. es manchmal bereue, nicht noch weiter zur Schule gegangen zu sein. Danach machte er zwei Anläufe, um Koch zu werden. Dies war jedoch eher Wunsch der Mutter und nicht des Angeklagten. Er scheiterte beide male, da er zu "langsam" und "schüchtern" sei. Danach habe er eine Ausbildung als Fliesenleger gemacht und diese erfolgreich abgeschlossen. Er bekam zwar Möglichkeiten um Probe zu arbeiten, wurde aber nie übernommen. Besonders peinlich war es S., dass er viele Male die Führerscheinprüfung machen musste. Er ließ sich zum Wachschützer umschulen und arbeitete seit 2008 in Teltow. Zunächst wollte er nur Nachtdienst haben, da er den Kontakt mit Menschen wollte. Als er auch bei Tag arbeiten wollte, hat der Vorgesetzte anscheinend nicht zugestimmt.

Nun zum Verhalten von S. Während des psychiatrischen Gutachtens hat er sehr viel geweint, zwei Taschentücher verbraucht und unentwegt sich damit die Augen getupft sowie die Nase geschnäuzt. Gezittert hat er nicht mehr, der Blick ging meist auf den Tisch, aber heute auch mehrmals ins Publikum.

Das waren die Fakten zu seiner Biografie, ich komme nun zu seinen zwischenmenschlichen Beziehungen