Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

Dafür, dass jemand so geworden ist, wie er ist, scheinen wohl zwei Komponenten verantwortlich zu sein. Da ist einmal die genetische Disposition und dann das Umfeld.

Letztendlich hat aber immer der Täter selbst die Möglichkeit, sich zu entscheiden. Es sei denn, er wird für schuldunfähig erklärt.

@Nev82
Kein Mensch ist von Natur aus böse bzw. wird so geboren. Als Eltern ist man in der Pflicht sein Kind zu begleiten bzw. lenkend einzugreifen. Tatsächlich ist es heutzutage teilweise so, dass diese Aufgabe lieber auf andere abgewälzt wird z.b. Erzieher, Lehrer usw.

Ich kann mir keine Meinung bezüglich der Mutter bilden da ich sie nicht kenne. Allerdings kennt sie Jaden's Mutter. Sicherlich fliesst da mitunter auch der Schmerz mit ein. Aber ob sie sowas tatsächlich grundlos behaupten würde?

Silver01 schrieb:Falls Marcel die letzten 4 Jahre nicht "auffällig" gewesen ist, dann wird es wohl daran gelegen haben, dass er sich mehr und mehr zurückgezogen hat.
Könnte ich mir jedenfalls gut vorstellen, dass das der Grund war, warum er ruhiger und unauffällig(er) wurde.

Im Stern-Artikel sagt die Mutter, dass Marcel früher oft Wutanfälle hatte und heute glaubt sie, er hat nur gelernt, den Frust nicht nach außen hin zu zeigen. Eben bis zum Mord an Jaden.

Im Nachhinein ist man eben immer schlauer. Und dazu kommt in dem Fall halt noch, dass er ein paar Jahre gar nicht bei seiner Mutter gelebt hat und sie in der Zeit nur wenig von alltäglichen Problemen mitbekommen hat.

Venice2009 schrieb:Kein Mensch ist von Natur aus böse bzw. wird so geboren.

ich glaube, hier liegt ein weit
verbreitetes Missverständnis vor. Niemand wird als unbeschriebenes Blatt geboren

Natürlich hat Jadens Mutter alles Recht der Welt so zu reagieren. Als nicht betroffene Angehörige sollten wir uns dem nur nicht unbedingt anschließen

@Nev82
Ein Kind ist anderen gegenüber erst einmal nicht voreingenommen. Es registriert, dass jemand anders ist z.B schwarz von der Hautfarbe findet es aber interessant. Hat erstmal keinerlei Vorurteile, sondern fragt neugierig nach. Zumindest erlebe ich das so.

Sicherlich ist der eine gewaltbereiter als der andere trotzdem glaube ich, das wir durch die äusseren Umstände zu dem werden, wer wir sind.

Venice2009 schrieb:trotzdem glaube ich, das wir durch die äusseren Umstände zu dem werden, wer wir sind.

sicher splelen äußere Umstände eine Rolle aber nur bedingt. Es gibt durchaus Züge, die davon unbeeinflusst bleiben. Ob und in welchem Maße man diese an sich zulässt, ist sicher eine Frage der Reife und Selbstreflektion

Venice2009 schrieb:Sicherlich ist der eine gewaltbereiter als der andere trotzdem glaube ich, das wir durch die äusseren Umstände zu dem werden, wer wir sind.

Auch, ja. Aber eben nicht nur. Da spielt die Genetik auch eine entscheidende Rolle, was beispielsweise die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen, Störungen im Hirnstoffwechsel usw angeht. Das einfach so beiseite zu schieben und komplett außen vor zu lassen, ist nicht so einfach.

Nev82 schrieb:ich glaube, hier liegt ein weit verbreitetes Missverständnis vor.
Niemand wird als unbeschriebenes Blatt geboren

Das entspricht den derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Venice2009 schrieb:Sicherlich ist der eine gewaltbereiter als der andere trotzdem glaube ich, das wir durch die äusseren Umstände zu dem werden, wer wir sind.

Das lässt sich schon dadurch widerlegen, dass es Familien mit mehreren Kindern gibt, wo alle anstandlos ihren geraden Lebensweg gehen, aber eines, das genau so wie alle anderen behandelt wurde, eine kriminelle Laufbahn einschlägt.

Venice2009 schrieb:@Nev82
Kein Mensch ist von Natur aus böse bzw. wird so geboren. Als Eltern ist man in der Pflicht sein Kind zu begleiten bzw. lenkend einzugreifen. Tatsächlich ist es heutzutage teilweise so, dass diese Aufgabe lieber auf andere abgewälzt wird z.b. Erzieher, Lehrer usw.

Sozialisation eines Menschen ist ein viel facettenreicheres Thema als es hier ausgedrückt wird. Es sind niemals nur die Eltern verantwortlich dafür, wie ein Mensch wird. Zur Sozialisation gehören neben vielen anderen Faktoren aber neben den Eötern auch Erzieher und Lehrer. Und das ist auch gut und gewollt so.

Der Mutter eine Mitschuld zu geben ist in meinen Augen massiv unfair. Wie viele Eltern ich schon gesehen habe, die völlig daran zugrunde gegangen sind, dass ihr Kind im Laufe seiner Entwicklung schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen und Krankheiten entwickelt hat. Und die versuchen alles zu tun für ihr Kind, ihre Familie.

Sicher gibt es Fälle wo die Eltern eine Mitschuld tragen aus verschiedenen Gründen.
Aber pauschal vorauszusetzen, dass Eltern IMMER eine Schuld tragen sollte man nicht. Zumal auch Eltern, die bemerken, dass ihr Kind sich nicht ganz unauffällig entwickelt sicherlich nicht damit rechnen, dass es zu so etwas in der Lage ist.
Es gibt sehr viele Facetten einer irgendwie abweichenden Entwicklung, die erstmal keine Bedrohung darstellen.

@emz
Da ist die Frage, ob das Kind tatsächlich so behandelt wurde wie alle anderen. Es gibt bekanntlich in jeder Familie ein schwarzes Schaf. denn niemand behandelt jeden exakt gleich.

Ich habe Mal eine Beobachtung in einem Freizeitpark gemacht. Dort sass eine Familie mit 4 Kindern und aß. Der grosse Sohn wurde angemeckert, weil er sich ein Teil zuviel genommen hatte. Die Mutter war darüber ausser sich und drohte ihm für später Konsequenzen an.
Der Junge wollte anschließend sein Tablett zurück bringen. War der Mutter auch nicht Recht, sie riss es ihm förmlich aus der Hand.

Danach lief die eine Schwester durch Unachtsamkeit in ihn hinein und fing an zu weinen, er bewegte sich nicht einmal. Die Mutter hatte es nicht mitbekommen, nur der Vater. Sie ging aber wie ein Furie auf ihn los, was er denn schon wieder gemacht hätte. Es war also ersichtlich, wer der Sündenbock in der Familie gewesen ist. Denn der Vater, obwohll er die Situation beobachtet hatte, sagte kein Wort.
Das Baby und die beiden Mädchen wurden übrigens liebevoll behandelt.
Ich denke, der Mutter wird ihr Verhalten auch nicht bewusst gewesen sein. Das also dazu.

Nach langer Zeit mal wieder...

Heute ist Prozessbeginn und die Medien berichteten, dass niemand aus der Familie sich erbarmen konnte MH angemessene Kleidung zu bringen. Es tut mir nicht leid um den Täter, aber es zeigt doch, dass auch die Familie des MH einen Sohn verloren hat. Das wird oft außer acht gelassen, aber auch wenn MH nicht tot ist, ist er dennoch in vielen Aspekten fehlgeleitet und damit auch in gewisser Hinsicht verloren. Schuldig gemacht hat sich einzig der Täter. Nicht die Mutter oder sonst jemand. MH ist volljährig, im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten und damit vollends eigenverantwortlich.

Auch wenn ich Jadens Mutter verstehen kann, finde ich sie in ihrer medialen Präsenz eher zweifelhaft. Natürlich kann man vom medialen Bild nicht auf die Persönlichkeit schließen, dennoch finde ich das eine oder andere bemerkenswert. Trotzdem. Sie hat ihren Sohn verloren und der Pietät wegen, beende ich meine Ausführungen hier.

Angeblich soll MH ja auch mittels Sprachsteuerung beleidigt worden sein. Irgendwie empfinde ich das als lächerlich. Das ist doch Kindergartenniveau und überhaupt nicht angebracht in der Situation.

Ich bin gespannt wie es weitergeht.

@Erdbeermilch
Welche Medien berichten darüber? Egal wo ich schaue, ich finde nur die älteren. Selbst bei Bild wird mir nichts neues angezeigt. Nur der bezahlartikel ist wieder weit nach oben gerückt

@Bauzi
http://www.newsjs.com/url.php?p=https://www.waz.de/staedte/herne-wanne-eickel/auftakt-im-mordprozess-gegen-marcel-h-aus-herne-id211846785.html

Der Angeklagte erschien im Schlabberpullover und Badeschlappen vor Gericht. Pflichtverteidiger Michael Emde sagte, dass sein Mandant bitte, die unangemessene Kleidung zu entschuldigen. Aus der Familie habe sich niemand gefunden, der ihm angemessene Kleidung bringt.

Nev82 schrieb:ich glaube, hier liegt ein weit
verbreitetes Missverständnis vor. Niemand wird als unbeschriebenes Blatt geboren

Wie meinst du das denn jetzt genau?
Denkst du, manche Menschen werden schon "böse" geboren oder sind irgendwie "vorbelastet" durch das Leben davor? (Falls es so etwas gibt und man an sowas glaubt).

Wenn es so gemeint ist, dann kommt man wohl eher nicht auf einen gemeinsamen Nenner^^

emz schrieb:Das lässt sich schon dadurch widerlegen, dass es Familien mit mehreren Kindern gibt, wo alle anstandlos ihren geraden Lebensweg gehen, aber eines, das genau so wie alle anderen behandelt wurde, eine kriminelle Laufbahn einschlägt.

Und woher willst du das so genau wissen, dass wirklich ALLE gleich behandelt wurden? Mit äußeren Umständen meinte Venice2009 ja nicht nur die Erziehung der Eltern.
Bei allem anderen was von außen kommt ist es außerdem geradezu unmöglich, dass alle gleich behandelt wurden. Ich denke sogar, dass nicht mal die Eltern das so wirklich genau gleich schaffen.


Davon mal abgesehen, geschieht es ja dann auch nicht von heute auf morgen, dass eines dieser Kinder eine kriminelle Laufbahn einschlägt.
Es kann möglich sein, dass dem einen Kind z.B. etwas angetan wurde, dass ihm etwas passiert ist, was ihn traumatisiert hat..und dann ist die Frage, wie dieses eine damit umgeht, bzw. damit umgehen kann oder nicht kann. 
Aber es muss ja nicht mal von außen was traumatisierendes vorgefallen sein. Es reicht auch wenn dieses eine die falschen Leute kennenlernt.
Aber auch dann verändert man sich nicht von heute auf morgen.

Denn möglicherweise hätte ja eines dieser Kinder etwas anders behandelt werden müssen? Warum auch immer sei mal dahingestellt. Aber wenn es sich auffällig verhält, in welcher Hinsicht auch immer, dann sollten Eltern das eigentlich merken und dementsprechend handeln. Vielleicht muss dieses eine Kind mehr gefördert werden, braucht mehr und/oder länger die Hilfe und Unterstützung der Eltern, während es den anderen besser gelingt, sich abzunabeln.

Ich finde das kann man einfach so nicht sagen. So, "hier hast du eine Familie mit mehreren Kindern, alle wurden gleich behandelt, alle gehen ihren Weg, eins wurde kriminell, hier hast du deinen Beweis."
So einfach ist das nicht mMn.

Gerade dieses "alle gleich behandeln" kann doch zu einem Problem werden.
Natürlich sollten alle gleich behandelt werden im Sinne von gleiche Chancen, jedem die gleichen Möglichkeiten bieten, jedes gleich fair behandeln.
Aber jedes Kind ist anders. Ein eigenständiger Mensch, und nicht genau gleich wie seine Geschwister. In bestimmten Fällen ist es denke ich sogar dringend nötig, ein Kind anders zu behandeln als die anderen.

@Bauzi

Pflichtverteidiger Michael Emde sagte:

Mein Mandant entschuldigt sich für die unangemessene Kleidung, aus der Familie hat sich keiner bereit erklärt, ihm andere Kleidung zu bringen.

Quelle: https://wize.life/themen/kategorie/fahndung/artikel/61435/prozess-gegen-herne-killer-marcel-hesse-19-legt-gestaendnis-ab

http://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/herne/prozess-gegen-marcel-hesse-53141342.bild.html

Und: „Mein Mandant entschuldigt sich für die unangemessene Kleidung, aus der Familie hat sich keiner bereit erklärt, ihm andere Kleidung zu bringen.“ Aus dem Publikum sind hämische Lacher zu hören.

Comtesse schrieb:Wenn ich lese, was er an seine Mutter schreibt, krieg ICH als Mutter Gänsehaut

Wo kann man es lesen?

Silver01 schrieb:Ich finde das kann man einfach so nicht sagen. So, "hier hast du eine Familie mit mehreren Kindern, alle wurden gleich behandelt, alle gehen ihren Weg, eins wurde kriminell, hier hast du deinen Beweis."
So einfach ist das nicht mMn.

Hatte das auch nicht als wissenschaftlichen Beweis angeführt, sondern als Beispiel.
Dennoch geht heute die Wissenschaft davon aus, dass eine genetische Disposition eine Rolle spielt.

@Nussknacker13
@Erdbeermilch
Dankeschön, für eure Mühe.

Ich Frage mich was Marcel sonst an Kleidung trägt? Wäre es nicht möglich gewesen, das sein Anwalt Kleidung aus der Wohnung der Eltern abholt? Oder das er auf "Staatskosten" Kleidung gestellt bekommt?

Bauzi schrieb: Wäre es nicht möglich gewesen, das sein Anwalt Kleidung aus der Wohnung der Eltern abholt?

Vielleicht hätte der Anwalt auch noch mal in der Kleiderkammer fragen sollen :troll:
Sorry, aber das ist doch wohl nicht Aufgabe des Gerichts, sich um die Bekleidung eines Angeklagten zu kümmern.