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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

10.876 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kind, Flucht ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 14:03
@sunshinelight
Es ist nicht leicht kein Monster in so jemanden zu sehen. Eine ehrliche Antwort: wie würdest du empfinden, wenn er eines Tages aus der Haft entlassen würde und zufällig in deine Nachbarschaft zieht. Du selber hast dann Kinder. Würdest du auch ganz unvoreingenommen sein, ihm eine zweite Chance geben? Deinen Kindern erlauben mit ihm ins Gespräch zu kommen oder ihnen erlauben bei bestimmten Dingen behilflich zu sein?

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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 14:04
Zitat von Sonnenschein81Sonnenschein81 schrieb:Ilvareth schrieb:
Ich sehe das ähnlich, die Alternativen waren nicht sterben oder töten, sondern sterben oder Knast.
Das kann gern ich Dir beantworten.
@Hyphaema bezieht sich darauf, was M. getan hat, um in den Knast zu kommen. Er hat die zweite Option gewählt, also töten (ich habs im Zitat fett markiert).


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 14:08
@Venice2009
Wenn er wieder draußen ist, hat er eine Chance verdient. Und die würde er von mir auch bekommen.
Ich denke, er wird nach der Zeit im Knast entweder Integrationsprobleme haben und am selben Punkt wie zuvor stehen, da kann man aber helfen.
Ich glaube nämlich nicht, dass er rückfällig wird.
Aber ich denke, er will auch gar nicht raus.
Ich glaube, er möchte in die Sicherungsverwahrung.
Zwar wild spekuliert, aber nach seiner Geschichte der Tat kann ich mir das vorstellen.
Er hat ja nichts da draußen.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 14:50
Zitat von MenetekelMenetekel schrieb:emz schrieb:
Was spricht denn dagegen, dass der Bub Anstaltskleidung trägt?



Ich hab nur den Bericht bei Brisant in der ARD gesehen...
Wo der Mandant sich über den Anwalt entschuldigen lässt,
Weil er in schmutziger Kleidung vor Gericht erschienen ist!
Das was er da anhatte sah jetzt so gar nicht nach Anstaltskleidung aus...
Was er trägt ist doch eigentlich egal...
Das muss jetzt kein Hugo Boss Anzug sein, oder so.
Aber die Möglichkeit sauber und ordentlicher Kleidung tragen zu können sollte man ihm schon geben. Wenn die Familie ihm nichts bringen wollte, dann sollte die Anstalt Sorge dafür tragen...
Schließlich haben die nun die Fürsorgepflicht, oder nicht?
Damit da keine Missverständnisse aufkommen, von mir stammt nur die erste Textzeile. Wo das [ /quote] hingehört, das übst du besser nochmal ;)
Nein, die Anstalt hat keine Fürsorgepflicht, wie kommst du auf so was :D
Zitat von oceanghostoceanghost schrieb:Es war aber Anstaltskleidung, die er getragen hat. ... Ich verstehe noch immer nicht warum da so ein Bohei drum gemacht wird?! Wie schon mal erwähnt interessiert das sonst keine Sau was ein Insasse vor Gericht für Kleidung trägt. Und auch nochmal: Man weiß doch gar nicht, ob er tatsächlich seinem Anwalt gesagt hat, dass dieser die Kleidung entschuldigen soll. Vielleicht interessiert es ihn selbst gar nicht und der Anwalt hat es mit zur Strategie gemacht.
Die Strategie könnte lauten: Schaut mal, wie ärmlich, hilflos und verloren dieser bemitleidenswerte Bub doch aussieht.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 15:08
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Ich glaube nämlich nicht, dass er rückfällig wird.
Aber ich denke, er will auch gar nicht raus.
Ich glaube, er möchte in die Sicherungsverwahrung.
Das wiederspricht sich iwo, vorallem wenn er mal angenommen 15 Jahre bekommt. Das würde ja bedeuten er müsste wieder eine schreckliche Tat verüben um für mmer drin bleiben zu können.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 15:14
@Bone02943
Nein, es kann sein, dass er das auch so durch seine Art, wie er sich gibt, erreichen möchte.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 15:15
@sunshinelight

Nur wird halt am Ende keiner im Knast belassen der höflich darum bittet. Je nach Verurteilung läuft die Haftstrafe auch mal aus.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 15:18
@Bone02943
Ich weiß, ich sag ja auch nicht, dass er darum betteln würde.
Und zweitens ist das nur eine Vermutung von mir.
Aber das heißt nicht, dass es sich widerspricht.
Denn ich glaube, dass er darauf hofft und sich extra kalt präsentiert, um die besondere Schwere der Schuld zu bekommen.


Aber ich merk grad, das wird schwierig, wenn er nach Jugendstrafrecht verurteilt wird. :D


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 15:36
@sunshinelight
Es gibt nicht viele Menschen die ihm, nach allem was er getan hat, eine zweite Chance geben. Du kannst ihn ja mal im Gefängnis besuchen gehen er würde sich sicher freuen mal mit jemandem zu reden.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 15:38
Zitat von sunshinelightsunshinelight schrieb:Behandel jeden Menschen so, wie du behandelt werden möchtest.
Ist viel schöner und machen so die Welt ein wenig besser.
Soll das ein Statement an mich sein? Oh, vielen Dank. Nun bin ich bereit für die große weiter Welt *kopfklatsch*


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 16:20
Es steht doch außer Frage, dass Marcel H. "seine" Gründe für diese Taten hatte und umso länger und tiefer man in seinem Leben und seiner Psyche rumsuchen würde, umso so sicherer könnte man diese nachvollziehen (nicht im Sinne der Empathie, sondern einfach seiner höchsteigenen Interpretation seines Lebensweges). Und zweifellos hat jeder, der hier mitdiskuitiert ein gewisses Interesse an der Psyche dieses Mörders.

Nicht richtig finde ich, Ansätze als "kleingeistig" zu bezeichnen, weil sie einem anderen Menschenbild folgen, als dem eigenen.

Denn, so wie ich das sehe, gibt es hier grob zwei Lager: Das eine pocht auf die Eigenverantwortlichkeit des Täters, das andere versucht, die Beweggründe für seine Taten zu verstehen. Und natürlich die Schattierungen dieser Ansätze.

Ich persönlich halte, nach allem was ich zu diesem Fall in Erfahrung gebracht habe, Marcel H. nicht für unzurechnungsfähig. Er scheint nicht psychisch krank in einem Ausmaß zu sein, das bedeuten würde, dass er nicht anders handeln konnte. Er hat keine Stimmen gehört, die ihm befohlen haben, diese Tötungen zu begehen.
Im Gegenteil: Er hat den Mord an Jaden angekündigt. Dann hat er das Kind zu sich gelockt, massakriert und im Anschluss grinsend vor der Leiche Selfies gemacht, welche er via Whatsapp geteilt hat.
Er hat ein krudes Pamphlet online gestellt (oder stellen lassen), sich von einem unbedarften Bekannten aufnehmen lassen, den er dann ebenfalls hinterhältig und äußerst brutal niedergemetzelt hat.
Im Anschluss hat er sich dann noch einen Auftritt mit Schirm und Zwiebeln gegönnt, um sich dann festnehmen zu lassen.
Bis zum heutigen Tag scheint es von ihm kein Wort der Reue, des Bedauerns, des Mitleids oder des Mitgefühls in Bezug auf die Opfer und deren Angehörige gegeben zu haben.

Ich fasse diese Punkte nochmal zusammen, um diejenigen, die hier den Täter permanent zum Opfer deklarieren, daran zu erinnern.

Marcel H. ist in meinen Augen ein frustierter junger Mann, der nicht gelernt hat, mit den Hürden, die das Leben jedem Menschen stellt, umzugehen.

Ob nun gemobbt oder nicht, lieblose Kindheit oder nicht, zerplatzter Berufstraum oder nicht, all das sei dahingestellt.

Fakt ist, dass er sich als Ventil die extrem brutale und hinterhältige Tötung zweier arg- und wehrloser Menschen ausgesucht hat. Das war definitiv seine Entscheidung. Nicht die seiner Mutter, nicht die der Mitschüler, von denen er sich vermutlich ausgegrenzt gefühlt hat und auch nicht die der Bundeswehr, die ihn nicht angenommen hat.

Selbstverständlich wäre es schön, wenn unsere Gesellschaft jeden auffangen könnte, der mit seinem Leben nicht klarkommt. Es wäre toll, wenn sich niemand mehr in Drogen- oder Alkoholsucht flüchten müsste, wenn niemand seine innere Wut ausdrückt, indem er physische und/ oder psychische Gewalt ausübt. Leider sind wir nicht an diesem Punkt und ich wage zu bezweifeln, dass die Menschheit diesen jemals erreichen wird. Unter anderem wegen Leuten wie Marcel H., die andere Menschen aufgrund ihrer eigenen Unzulänglichkeiten leiden lassen.

Wer Marcel H. unbedingt verstehen möchte, soll das tun. Ich für meinen Teil habe kein Bedürfnis mich ihm irgendwie emotional anzunähern. Ich interessiere mich für den Fall, weiß aber, dass ich persönlich keinen Grund für diese Verbrechen akzeptieren kann und will.



Ich frage mich, warum dem Vergewaltiger aus der Bonner Siegaue so wenig Verständnis entgegengebracht wird oder dem Paar aus Höxter. Hat nicht jeder Gewalttäter seine höchsteigenen Motive und "(Hinter-)Gründe"? Finden sich nicht logischerweise bei jedem Täter Frustrationen und ungeheilte Verletzungen? Würde ein glücklicher Mensch, der mit sich im Reinen ist, jemals auf die Idee kommen, solche Verbrechen zu begehen? Wohl kaum.

Warum finden einige gerade bei diesem blassen jungen Mann so viel Mitgefühl in sich, obwohl die Taten und gerade auch sein jetziges Verhalten doch so sehr gegen seinen Charakter sprechen? Was wäre, wenn er fünf, zehn oder 15 Jahre älter wäre? Würde ihm dann ebenso viel Bereitschaft zum Verständnis entgegengebracht? Wo ist die Grenze? Oder ist es vielleicht so, dass es sich hier um einen hochgefährlichen Menschen handelt, bei dem es ganz gut ist, dass er für die nächsten Jahre nicht unter uns weilt?

Wie auch immer, ich denke nicht, dass es kleingeistig ist, die Eigenverantwortlichkeit des Täters in den Mittelpunkt zu stellen und diese nicht durch (bisher lediglich vermutete) Schwierigkeiten auf seinem Lebensweg zu relativieren.

Marcel H. ist noch jung und hat die Chance, in den nächsten Jahren zu reifen, an sich zu arbeiten und zu verstehen, was er getan hat. Vielleicht kann er dann mit Mitte 30 neu anfangen und das ist in Ordnung so. Sollte er aber über die intellektuellen und auch emotionalen Ressourcen verfügen, die ihm hier einige partout zusprechen wollen, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein normales  Leben nach dem Erkennen der eigenen Schuld möglich sein wird.

Eine wirklich, wirklich bittere Geschichte das alles.




P.s.: Wer auch immer sein WhatsApp- Kontakt war, der sich zuerst nicht um die Suiziddrohung gekümmert, dann Interesse an etwas "4chan- Würdigem" gezeigt, Bilder und Chatverlauf gepostet und auch nachher nichts unternommen hat, gehört ebenso auf die Anklagebank. Dieser Mensch hätte den Mord an Christopher, wenn nicht sogar den gesamten Ablauf verhindern können.
Aber vielleicht ist der ja auch gemobbt worden...


Noch ein kurzer Exkurs zum Thema Eigenverantwortung:

Ob nun Erb- oder Milieutheoretiker, ich denke nicht, dass sich ein solches Verhalten wie das des Marcel H. erschöpfend erklären lässt. Es handelt sich dabei eher um eine philosophische Frage: Gibt es Handlungsfreiheit oder ist der Mensch durch seine Gene und/ oder sein Umfeld prädestiniert. Ich persönlich bin überzeugt, dass ich selbst für meine Entscheidungen verantwortlich bin und eben deshalb auch für Ihre Konsequenzen. Ob ich im Endeffekt wirklich eine Wahl habe, wenn ich mich für den Rot- und gegen den Weißwein entscheide, oder ob auch das schon in mir angelegt ist und ich die Entscheidung treffe, weil ich es innerlich muss, kann ich nicht abschließend sagen. Hielte ich mich aber für prädestiniert, würde ich jegliche Verantwortung für mein Tun ablegen. Und genau das müsste ich jedem Anderen zugestehen: sadistischer KZ- Wärter? Naja, musste er halt so machen. Friedensnobelpreisträger? Tja, kein Grund zum Jubel, nur das Produkt seiner Gene und Erziehung...


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 16:25
@burnonedown


sehr guter Beitrag!


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 16:44
@burnonedown
Ausgezeichneter Beitrag, den ich zu 100 % unterschreiben kann. Herzlichen Dank dafür.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 17:12
@retikulum
Bitte was? Das war kein Statement an dich, sondern eine Weisheit, die uns alle im Leben begleitet.
Aber hau dir ruhig an den Kopf, schaden könnt es nicht. 

@fireflash
Interessant wäre es sicher. Aber wieso sollte ich mit ihm reden?


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 17:13
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:Denn, so wie ich das sehe, gibt es hier grob zwei Lager: Das eine pocht auf die Eigenverantwortlichkeit des Täters, das andere versucht, die Beweggründe für seine Taten zu verstehen. Und natürlich die Schattierungen dieser Ansätze.
Als ob das widersprüchliche Überlegungen wären. Schließt doch das ansatzweise Verstehen seiner Beweggründe keinesfalls aus, ihn als nach wie vor verantwortlich für diese Taten zu sehen. Verstehen ist keinesfalls mit Entschuldigen gleichzusetzen.
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:Ich frage mich, warum dem Vergewaltiger aus der Bonner Siegaue so wenig Verständnis entgegengebracht wird oder dem Paar aus Höxter. Hat nicht jeder Gewalttäter seine höchsteigenen Motive und "(Hinter-)Gründe"? Finden sich nicht logischerweise bei jedem Täter Frustrationen und ungeheilte Verletzungen? Würde ein glücklicher Mensch, der mit sich im Reinen ist, jemals auf die Idee kommen, solche Verbrechen zu begehen? Wohl kaum.
Auch hier wieder der fehlerhafte Denkansatz. Wenn ich verstehe, warum es zu einer Tat gekommen ist, so heißt das das noch längst nicht, dass ich Verständnis für selbige aufbringe.

Wobei das mit dem Verstehen so eine Sache ist. Sagte doch Lydia Beneke in einer Talkrunde im Zusammenhang mit dem Höxteraner Fall, dass es eben "Räume" gibt, die man als normal Denkender nie wird betreten können, im Sinne von nachvollziehen.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 17:32
Zitat von emzemz schrieb:Der Angeklagte erschien im Schlabberpullover und Badeschlappen vor Gericht. Pflichtverteidiger Michael Emde sagte, dass sein Mandant bitte, die unangemessene Kleidung zu entschuldigen. Aus der Familie habe sich niemand gefunden, der ihm angemessene Kleidung bringt.
Ich hätte es ja wesentlich angebrachter gefunden, wenn er sich für seine Taten entschuldigt hätte.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 17:34
Zitat von emzemz schrieb:Als ob das widersprüchliche Überlegungen wären. Schließt doch das ansatzweise Verstehen seiner Beweggründe keinesfalls aus, ihn als nach wie vor verantwortlich für diese Taten zu sehen. Verstehen ist keinesfalls mit Entschuldigen gleichzusetzen.
Danke @emz!
Perfekt auf den Punkt gebracht!


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 18:32
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:Denn, so wie ich das sehe, gibt es hier grob zwei Lager: Das eine pocht auf die Eigenverantwortlichkeit des Täters, das andere versucht, die Beweggründe für seine Taten zu verstehen. Und natürlich die Schattierungen dieser Ansätze.
.....
Wie auch immer, ich denke nicht, dass es kleingeistig ist, die Eigenverantwortlichkeit des Täters in den Mittelpunkt zu stellen und diese nicht durch (bisher lediglich vermutete) Schwierigkeiten auf seinem Lebensweg zu relativieren.
Für mich schließt das Eine das Andere nicht aus. Eher ergänzt es sich. Wenn ich verstehe, was schief läuft, weiß ich, wo ich ansetzen muss, um zu verändern.
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:Marcel H. ist in meinen Augen ein frustierter junger Mann, der nicht gelernt hat, mit den Hürden, die das Leben jedem Menschen stellt, umzugehen.
Ja, da steht noch ein großer Lernschritt an, ein Schritt, den er bislang noch nicht geschafft hat. Vielleicht gab es aber auch niemanden, der ihm dabei geholfen hat, diese Dinge zu lernen? Der ihn mal in die Pflicht genommen und ihm damit auch mal Erfolgserlebnisse verschafft hat. Jemand, der ihn nicht mit ungeputzten Zähnen und ungewaschen aus dem Haus gelassen hat und ihm eine Fusselbürste für die Katzenhaare in die Hand gab? Jemand, der ihm mal Autorität entgegengesetzt hat, damit er veranlasst wird selbst tätig zu werden, statt die Schuld von sich zu weisen. Erziehung ist manchmal ein hartes Stück Arbeit... Ich weiß nicht, was versucht wurde, ob und wann. Ob den Eltern überhaupt bekannt war, warum er in der Schule gemieden wurde. Ob mal eine Erziehungsberatung eingeschaltet wurde. Es gibt viele offene Fragen dazu, warum er an gewissen Hürden scheiterte, was dagegen unternommen wurde, und warum er sich dann letztlich für eine solch grausame Lösung seiner Probleme entschied.
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:Selbstverständlich wäre es schön, wenn unsere Gesellschaft jeden auffangen könnte, der mit seinem Leben nicht klarkommt. Es wäre toll, wenn sich niemand mehr in Drogen- oder Alkoholsucht flüchten müsste, wenn niemand seine innere Wut ausdrückt, indem er physische und/ oder psychische Gewalt ausübt
Das ist eine wesentliche Frage, warum griff er nicht wie viele andere einfach zu Alkohol und Drogen? Warum wählen manche den erweiterten Suizid(versuch) oder Gewalt und andere Drogen, um mit dem Frust klar zu kommen? Die Bewältigungsstrategien scheinen sehr unterschiedlich zu sein.
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:Warum finden einige gerade bei diesem blassen jungen Mann so viel Mitgefühl in sich, obwohl die Taten und gerade auch sein jetziges Verhalten doch so sehr gegen seinen Charakter sprechen? Was wäre, wenn er fünf, zehn oder 15 Jahre älter wäre?
Ich weiß nicht, ob Mitgefühl das richtige Wort ist. Aber ein junger Mensch, der noch nicht mal wirklich angefangen hat, sein eigenes unabhängies Leben zu leben und der zudem noch so schmächtig daher kommt, begeht eine solche Tat an jüngeren, wehrlosen, fast gleichaltrigen, und verpfuscht damit mindestens drei Menschleben. Das ist was anderes, als wenn ein ausgereifter erwachsener Mann Gewalt an Frauen ausübt. Mann will verstehen, wie es sein kann, dass sich solch ein Frust bei einem jungen Menschen aufbauen und in dieser Weise entladen kann. Es geht ums Verstehen, nicht um Mitgefühl. Und es geht um Prävention. Welche Zeichen sind absolute Warnzeichen, für Lehrer, für Eltern, für Freunde. Und es geht auch darum zu ergründen, ob und wie therapiert werden kann, um einen Rückfall auf alle Zeiten ausschließen zu können.

Vielleicht geht es auch nur darum, dass Menschen, die von Berufs wegen oder ehrenamtlich viel mit jungen Menschen zu tun haben, lernen, die Zeichen zu erkennen, die auf eine solche Entgleisung hindeuten, um es zu verhindern.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 20:59
Zitat von AveMariaAveMaria schrieb: Und es geht um Prävention. Welche Zeichen sind absolute Warnzeichen, für Lehrer, für Eltern, für Freunde.
Leider, solche untrüglichen Warnzeichen gibt es nicht. Im Nachhinein kann man vielleicht sagen, dieses oder jenes Verhalten hätte darauf hinweisen können. Aber absolute Sicherheit gibt es nicht.

Damit bleibt immer ein Restrisiko im Zusammenleben mit anderen Menschen.


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Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

09.09.2017 um 22:27
Ich bitte um Entschuldigung für diese absurd langen Posts! Zur Verteidigung: Ich bemühe mich, meine Gedankengänge so klar wie möglich darzustellen, um Unklarheiten, die zu überflüssigen Scharmützeln führen, zu vermeiden ;-)


@emz


Ich habe den Eindruck, dass hier ein Missverständnis vorliegt, das etwas mit dem Gebrauch der Sprache zu tun hat. Wenn ich sage:

so wie ich das sehe, gibt es hier grob zwei Lager: Das eine pocht auf die Eigenverantwortlichkeit des Täters, das andere versucht, die Beweggründe für seine Taten zu verstehen. Und natürlich die Schattierungen dieser Ansätze.

und Du mir antwortest:

"Schließt doch das ansatzweise Verstehen seiner Beweggründe keinesfalls aus, ihn als nach wie vor verantwortlich für diese Taten zu sehen. Verstehen ist keinesfalls mit Entschuldigen gleichzusetzen."

implizierst Du, dass ich behauptet hätte, dass es sich hierbei um Widersprüche handelt. Habe ich nicht. Genauso wenig habe ich irgendwo "verstehen" mit "entschuldigen" gleichgesetzt. Das sind Deine Assoziationen, nicht meine Worte.
Wenn ich sage, dass ich in diesem Thread grob zwei Lager sehe und etliche Schattierungen, kannst Du das doch gern anders sehen und/oder das diskutieren. Mir einen "fehlerhaften Denkansatz" zu unterstellen, finde ich aber unangemessen und, ehrlich gesagt, etwas überheblich.



Vielleicht kann man (scheinbar) andere Meinungen auch kommentieren ohne sie abzuwerten?




Ich möchte kurz versuchen zu erklären, was ich meine:

1) Dass sich hier der ein oder andere ziemlich tief ins "Verstehen" begibt und Marcel H. sehr stark im Licht des verzweifelten Opfers widriger Lebensumstände sieht, ist mein subjektives Gefühl beim Lesen. Marcel H. als sehr intelligenter Unverstandener. Marcel H. als Opfer von Mobbing. Marcel H. als ungeliebtes Kind. Marcel H. als ehrgeiziger junger Mann, dessen Berufstraum zerplatzt ist. Der gute Junge und die böse Welt.
Demgegenüber stehen einige Meinungen, meine eingeschlossen, nach denen Marcel H. seine "Gründe" für seine Taten haben mag (seine Selbstwahrnehmung dürfte den oben genannten Umständen möglicherweise recht nah kommen). Nur führen diese "Gründe" nicht dazu, Mitleid, Mitgefühl oder Verständnis zu entwickeln (zumindest bei mir). Für mich sind das zwei starke Positionen, die sich an der Basis nicht ausschließen, in der Konsequenz allerdings schon.

2. "verstehen, entschuldigen, Verständnis": Du hast das Bedürfnis, klarzustellen, dass für Dich Beweggründe verstehen zu wollen weder Verständnis für die Tat, noch das Entschuldigen dieser bedeutet. Völlig in Ordnung, das habe ich nicht unterstellt. Vielleicht hängt es am Wort "verstehen"?
Ich kann diesen Fall betrachten, mich dafür interessieren, ohne verstehen zu wollen. Verstehen heißt für mich, Verständnis dafür aufzubringen, dass für jemanden B aus A folgt. In diesem Fall, dass angebliche Hürden, Ungerechtigkeiten im Leben, was auch immer, in der Folge zu den begangenen Grausamkeiten führen.

Diese ganzen (bisher rein vermuteten) Schwierigkeiten, die Marcel H. angeblich hatte, stehen für mich (!) in keinem nachvollziehbaren Zusammenhang mit dem, was er getan hat. Und genau da sehe ich den entscheidenden Punkt: Wäre er ernsthaft gemobbt und gedemütigt und dann zum Schoolshooter geworden, könnte ich Anteile von "Verständnis" in mir finden. Keine Entschuldigungen, keine Relativierungen, kein Kleinreden der Grausamkeit. Aber eine Art des Sehen-, des Nachvollziehen-, des "Verstehen"könnens.

Die Taten des Marcel H. sprechen für mich aber eine andere Sprache: Ich sehe keinen in die Ecke gedrängten Verzweifelten, der ausgeflippt ist und sich entschieden hat, die Welt mit einem großen Knall zu verlassen und möglichst viele mitzunehmen. Ich sehe einen sehr bewussten, tödlich abgefuckten Typen, der nicht willens war, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Einen der ekelhaft und feige und grausam zwei arg- und wehrlose Menschen, die ihm vertraut haben, niedergemetzelt hat. Einen der sich gefeiert hat und dafür gefeiert werden wollte, dass er der größte W*****r von allen ist. Der krasseste Typ, der, der etwas "4chan- Würdiges" macht. Der, der dieser bescheuerten Community bei seiner Festnahme noch einen kleinen arroganten Gruß in Form eines Sacks Zwiebeln sendet.

Ich kann also durchaus für mich sagen, dass sich hier die Forderung der kompletten Übernahme der Verantwortung durch den Täter und ein Verstehen seiner Beweggründe ausschließen: Für mich gibt es schlichtweg nichts, was diese Taten zur Folge hat. Wie gesagt: Er mag SEINE Gründe haben, das heißt nicht, dass ich das als Grund verstehen oder akzeptieren muss.

Wenn Du hier für Dich mit dem "Verstehenwollen der Beweggründe" arbeitest, habe ich da überhaupt kein Problem mit. Wenn ich mich aber klar davon abgrenze und der Meinung bin, dass es da für mich nichts zu verstehen gibt, weil Marcel H. für diese Taten und auch sein jetziges Verhalten allein verantwortlich ist und weder seine Vergangenheit und sein Lebensweg, weder Mutter, noch Mitschüler, noch die Gesellschaft Teil dieser Entscheidung sind, ist das halt meine Haltung.


@AveMaria


Im Grunde bin ich bei Deinen Ausführungen ganz bei Dir und ich finde Deine Sicht der Dinge sehr schön und richtig. Natürlich muss man so gut und genau wie möglich hinschauen, wie es den Menschen geht, jeglichen Alters, aber insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Es ist wichtig, mitzubekommen, wenn es jemandem schlecht geht, wenn er sich zurückzieht, auf sich, die Welt, das Leben nicht klarkommt. Man muss verstehen, wie es dazu kommt und in der Lage sein, den Menschen mit seinen Nöten wahrzunehmen. Am besten bevor etwas Schreckliches passiert und deshalb muss man im Täter auch den Menschen erkennen, der vor der Tat in großer seelischer Not war.
Wie @emz fürchte ich allerdings auch, dass Prävention in solchen Fällen wie diesem nur sehr eingeschränkt möglich ist, wenn auch natürlich immer den Versuch wert.

Zur Erziehung: Fakt ist, dass Eltern sich um ihre Kinder kümmern müssen und wenn sie es nicht tun, die Gesellschaft das erkennen und auffangen muss. Punkt.
Marcel H. war aber ja nun schon auf einem Berufskolleg und kein Kind mehr. Es geht hier in meinen Augen nicht um ein vernachlässigtes, verwahrlostes Kind. Wenn ein Junge in der Pubertät sich nicht ordentlich um seine Hygiene kümmert und mit seinen Klassenkameraden nicht klarkommt, ist halt die Frage, inwieweit die Mutter wirklich Einfluss hat. Oder der Vater. Gerade, wenn es mit dem innerfamiliären Verhältnis nicht zum Besten bestellt ist (was ja in diesem Fall mal angeklungen ist), ist unklar, inwieweit sich ein 18- Jähriger da überhaupt irgendwie auf was einlassen würde.




Mein ganz subjektives Gefühl bei Marcel H. ist, dass diese Taten wirklich seinem Willen entsprungen sind, seine Entscheidung waren und er die Konsequenzen für sich ziemlich klar umrissen und eben auch gewollt hat (Yeah, Knast! Sich um nix kümmern müssen, sich nicht weiter mit Ausbildungssuche oder Ähnlichem rumärgern, Zeit zum Schreiben haben... einfach mal die nächsten Jahre verchillen... so die recht idiotische Vorstellung)
Ich halte ihn für ein kleines, mieses, selbstmitleidiges und selbstgerechtes A******** mit einem Gottkomplex und einer hochgefährlichen Brutalität. Er hat die beiden nicht einfach "nur" umgebracht, er hat ihr Vertrauen missbraucht, sie niedergemetzelt und sich damit profiliert. Er hat Beweisfotos gemacht, sie verschickt und Spielchen gespielt, während er wusste, dass seine ehemalige Nachbarin um ihren grausam ermordeten Sohn weint.
Wären der Mord an Christopher und dieser ganze 4chan Kram nicht gewesen, könnte ich vielleicht auch den armen verlorenen Jungen in Betracht ziehen, den hier manch einer vor sich sieht. So aber bin ich nur angewidert.


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