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Kriminalfall Kim Wall

28.987 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: 2017, Dänemark, U-boot ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Kriminalfall Kim Wall

Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 22:47
Zitat von Sunrise76Sunrise76 schrieb:Aufgrund der eventuellen Eskalation im Boot hat P.M. aus meiner Sicht, in Kürze, entsprechend gehandelt und schlussendlich das Boot "ad acta" gelegt.Was immer sich im zwischenmenschlichen Bereich der K.W. und P.M. ereignet hat, ist ungewiss. Fakt ist, dass es zu einer ungewöhnlichen Aktion und zum Tod von K.W. geführt hat.
Das stimmt, aber das hat sich ja alles weit vor der Versenkung abgespielt.

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02.09.2017 um 22:50
Zitat von tracestraces schrieb:Eine weitere Frage, die der Ort des Untergangs des Boots m.M.n. aufwirft, ist, weswegen er den Torso als Letztes entsorgte und dann auch noch in einer Gegend, in der davon ausgegangen werden muss, dass er rasch entdeckt würde?
Woraus schliesst Du dass er den Torso als letztes entsorgt hat?


Die Versenkung selber mutet tatsaechlich ein wenig ad hoc an, so als waere er noch nicht fertig gewesen, aber er muss sich schon vorher einige Gedanken darueber gemacht haben, da er es ja innerhalb von Sekunden geschafft hat und somit entweder schon Vorbereitungen dazu getroffen hatte oder zumindest genau wusste wie er es machen muss.


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 22:54
@traces

Wenn man mal von der Moeglichkeit absieht, dass KW ins Getriebe gekommen sein koennte, in welchem Falle man eine sehr grosse Menge an Spuren erwarten wuerde, dann waere bei der Motivation zu einer Verstuemmelung folgendes in Betracht zu ziehen:

Wenn er sie verstuemmelt, gewinnt er etwas, zB die Leiche ist einfacher zu transportieren, geht vielleicht leichter unter, man kann die Todesursache schwerer bestimmen usw. Er geht aber auch ein gewaltiges Risiko ein, denn er koennte in dieser Zeit mit der Leiche erwischt werden. Es ist eine enorme psychische Belastung, mehr Zeit mit einer Leiche zu verbringen, und eine noch groessere, sie zu zerteilen. Dazu wird er unweigerlich an sich selbst und auch seinem U Boot Spuren hinterlassen. Ausserdem verliert er eine Menge Zeit, die er zum Aufbau eines falschen Alibis verwenden koennte.

Irgendwo zwischen Middelsgrund und dem Hafen muss er aus irgendeinem Grund mit einer Leiche im Boot konfrontiert worden sein. Seine Reaktion ist es, um fast ganz Amager herumzufahren, das schliesst eine vielbefahrene Wasserstasse ein, ohne Licht, wo er aber im Mondschein gesehen werden koennte. Irgendwann zerstueckelte er die Leiche, und warf sie mit Gewichten beschwert ins Wasser. Dabei vergass er die Spurenlage auf seinem U Boot, die Ueberwachungskameras der Kneipe, die Radarueberwachung und die Moeglichkeiten der Polizei, das U Boot zu finden und zeitnah zu heben.

Hat er nicht damit gerechnet, dass ihr Freund auf sie warten wuerde, und gleich Alarm schlagen wuerde, wenn sie nicht auftaucht und er sie nicht erreichen kann?


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02.09.2017 um 22:54
@passato
Zitat von passatopassato schrieb:Woraus schliesst Du dass er den Torso als letztes entsorgt hat?
Da im Rahmen des Auffindens des Torsos weitere Suchmaßnahmen in dem Gebiet stattfanden, ohne auf weitere Gliedmaßen gestoßen zu sein, würde ich annehmen, dass er diese entweder unterwegs auf dem Weg zu dieser Bucht entsorgte oder aber in der Nacht im Gebiet des Öresund. @Trimalchio s Positionskarte kann diesbezüglich herangezogen werden.


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02.09.2017 um 22:57
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:Und mit "Unfall" meint PM sicherlich einen echten Unfall, jedenfalls hat seine Anwältin noch nicht verlauten lassen das er da eine sehr spezielle Definition von Unfall benutzt.
Definition von Unfall nach Wikipedia: "Ein Unfall ist ein plötzliches, zeitlich und örtlich bestimmbares und von außen einwirkendes Ereignis, bei dem eine natürliche Person unfreiwillig einen Körperschaden erleidet oder eine Sache unbeabsichtigt beschädigt wird."

So dürften das die meisten Menschen verstehen. Daher nehme ich an, dass Madsen das auch so meint. Je nach den Umständen des Unfalls könnte ein von ihm unbeabsichtigter Tod von Kim Wall trotzdem sehr unangenehme Folgen für ihn haben, z.B. wenn gleichzeitig eine Fahrlässigkeit von ihm vorliegt. Nicht unwahrscheinlich, dass es das ist, was er durch die Entsorgung der Leiche verhindern wollte.

Dass er den Tod von KW in irgendeiner Form gewollt hätte, lässt sich aus dem Nachtatverhalten alleine aber nicht schließen.

Theoretisch könnte er natürlich auch ein geistesgestörter, sadistischer Sexualmörder sein, der sich endlich seinen Lebenstraum erfüllen wollte, eine Frau in sechs Einzelteile zu zerschneiden. Das Problem ist nur, dass es dafür leider keinerlei Anhaltspunkte gibt und auch sein Vortatverhalten in dem Falle dann komplett unsinnig wäre.


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 23:15
@petrocek

Eben, die Polizei hat ja schon gesagt, dass seine Fingerabdruecke nicht in der Datenbank sind, und ich gehe auch davon aus, dass seine DNS es auch nicht war, denn das werden sie auch gleich ueberprueft haben.

Er ist also ein unbeschriebenes Blatt. Keine Vorstrafen, nur ein Zivilprozess, wo es um einen Investor und ein U Boot ging, welches er nicht fertiggestellt hat. Er fuehrt ein ungewoehnliches, aber doch geregeltes Leben, ist verheiratet, hat einen festen Wohnsitz auf einem Hausboot. Keine Gewalttaten bekannt, keine Drogen, kein Alkohol.

Er ist auch schon 46 Jahre alt. Sein Umfeld raetselt...

Er ist hochintelligent, und wenn man ihm die Aufgabe gestellt haette, den perfekten Mord zu begehen, dann haette er etwas entworfen, was eine bessere Qualitaet hatte.

Ich mag einfach nicht glauben, dass er in dem Alter auf einmal auf die Idee gekommen sein sollte, einen Sexualmord zu begehen, und ihn dann auch noch so stuemperhaft ausfuehrt.

Entweder, das war eben nicht sein erster Mord, oder es war in der Tat ein Unfall.

Ich weiss auch nicht, weshalb immer wieder angenommen wird, PM haette mit der Praesenz einer Frau auf eng begrenztem Raum nicht umgehen koennen. Es gab in seinem Leben eine Menge Frauen. Er war verheiratet, dh er lebte mit einer Frau zusammen. Er hat mit mehreren Frauen zusammengearbeitet. Es gibt mindestens ein Video auf Youtube, wo eine Frau seine Werkstatt besucht, um ein Interview zu machen. Sonst ist niemand da. Auf den meisten Videos von seinem U Boot ist mindestens eine Frau mit drauf, und die sehen immer total zufrieden aus, keine Hysterie und keine Beklemmung. Er hatte auch eine Menge Beziehungen zu Frauen, von unterschiedlicher Dauer.

Ich glaube, man kann hier doch sicher davon ausgehen, dass er mit der Anwesenheit einer Frau umgehen konnte.


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 23:26
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Ich glaube, man kann hier doch sicher davon ausgehen, dass er mit der Anwesenheit einer Frau umgehen konnte.
Das konnte er sicher, aber evtl. hat er gewisse Signale die sie im Laufe des Abends ausgesendet hat falsch gedeutet und als Einladung misverstanden und daraus hat sich dann das unselige Szenarium entwickelt. da braucht es dann nicht viel dazu.


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02.09.2017 um 23:27
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Wenn er sie verstuemmelt, gewinnt er etwas, zB die Leiche ist einfacher zu transportieren, geht vielleicht leichter unter, man kann die Todesursache schwerer bestimmen usw.
SEHR GUTE Punkte!

zu seinen Vorteilen:

- abgetrennte Leichenteile verwesen schneller. Wenn ein Täter so wie es aussieht, bereits Dinge wie den Auftrieb von Leichenteilen in Betracht zieht und diesen vermeiden möchte, indem er den Torso mehrmals durchsticht, dann könnte er sich auch über die Wahrscheinlichkeiten des Auffindens einzelner Teile versus eines gesamten Leichnahms Gedanken gemacht haben.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Er geht aber auch ein gewaltiges Risiko ein, denn er koennte in dieser Zeit mit der Leiche erwischt werden.
Richtig. Was also könnte er getan haben, um dieses Risiko möglichst gering zu halten?
Er könnte sich zunächst einmal vom eigentlichen Schauplatz entfernt und seine Position verändert haben (weitergefahren sein). Das wiederum wirft die Frage auf (@Trimalchio und @VanillaSkye sind da gefragt), welche Orte auf See sich geeignet haben könnten, um dieses Risiko gering zu halten und Schiffsverkehr sowie potenziellen Zeugen aus dem Weg zu gehen und gleichzeitig "ungestört" handeln zu können?
Er könnte zudem getaucht sein und die Leichenzerstückelung während eines Tauchgangs vorgenommen haben, statt während sein Boot an der Oberfläche schwimmt, denn dann kann er schlecht (er) kontrollieren, wenn sich beispielsweise ein Boot nähern würde. Darüber hinaus macht dein Hinweis auch deutlich, dass es wahrscheinlicher ist, dass er die Leichenteilung eher nachts in Dunkelheit vorgenommen haben dürfte, statt morgens am Tage.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Es ist eine enorme psychische Belastung, mehr Zeit mit einer Leiche zu verbringen, und eine noch groessere, sie zu zerteilen.


Richtig. Könnte das vielleicht ein Grund dafür sein, dass er morgens womöglich (Hypothese), mit seinem Zeitplan in Bedrängnis geriet? Auch hier würde sich mir folgende Frage stellen: Ausgehend von der Hypothese, dass er den Torso als letztes entsorgte und sich gerade auf dem Rückweg aus der Bucht, wo er ihn ablegte, befand, als er aufgegriffen wurde: Aus welchem Grund führt er ihn so viele Stunden noch mit sich? Gerade wenn es derart belastend ist?

In den meisten Fällen von defensiver Zerstückelung mussten die Täter Pausen einlegen. Die Zart-besaiteten halten sich jetzt bitte die Ohren zu: auch, dass sich Täter zwischenzeitlich Schlafenlegen, kommt vor. Erschöpfung und Verdrängen ist hier der Grund - nicht unbedingt Kaltblütigkeit. Kann das einer der Gründe gewesen sein?
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Dazu wird er unweigerlich an sich selbst und auch seinem U Boot Spuren hinterlassen.
Richtig. Auch hier wirft dein Hinweis m.E. wichtige Fragen auf: Wenn wir das Versenken des U-Boots als ultimative Spurenvernichtung auffassen würden, warum hat er sich damit bis in die Morgenstunden Zeit gelassen? Kann es sein, dass er sich während der Nacht über die Spurenbeseitigung IN seinem Boot keine/ kaum Gedanken gemacht hat? Könnte es bedeuten, dass er erst begann, sich um "seine eigenen" Spuren zu kümmern, als er das letzte Leichenteil entsorgte? Und wenn ja, wäre das nicht seltsam, wenn wir von einem Täter ausgingen, der mit außerordentlichem Kalkül, mit Planung und Vorausschau an seine Verdeckungshandlungen ging?
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Dabei vergass er die Spurenlage auf seinem U Boot, die Ueberwachungskameras der Kneipe, die Radarueberwachung und die Moeglichkeiten der Polizei, das U Boot zu finden und zeitnah zu heben.Hat er nicht damit gerechnet, dass ihr Freund auf sie warten wuerde, und gleich Alarm schlagen wuerde, wenn sie nicht auftaucht und er sie nicht erreichen kann?
Sehr gute Punkte! Es liegen also mögliche Indizien vor, dass er womöglich mehrere Dinge NICHT bedachte - und das, obwohl er das Hafengebiet gut kennt (betr. Thema Kameras, betr. potenziell rasche Fahndung nach seiner Begleitung, betr. Beinahe-Kollision). Das ließe zumindest den Anschein erkennen, dass gewisse Dinge in der Tatnacht nicht durchdacht waren, ebensowenig wie seine erste, leicht überprüfbare Aussage, er habe KW abgesetzt (selbst, wenn es keine Kameras gegeben hätte, wäre das Ausbleiben ihrer Meldung bei Angehörigen rasch Anhalt für ein Verbrechen gewesen und PM als letzter Zeuge ein heißer Kandidat).


SEHR GUTE Aspekte, die du in deinem Posting für ein Brainstorming aufzeigst. DANKE!


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02.09.2017 um 23:33
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Hat er nicht damit gerechnet, dass ihr Freund auf sie warten wuerde, und gleich Alarm schlagen wuerde, wenn sie nicht auftaucht und er sie nicht erreichen kann?
Ursprünglich vielleicht nicht. Aber irgendwann wird der Freund versucht haben, KW auf ihrem Handy anzurufen und selbst, wenn diese Anrufe nicht durchgekommen sein sollten, wurde ab dem frühren Morgen ja ständig von der Seenotrettungsstelle Lynbgy Radio versucht, mit der Nautilus Kontakt aufzunehmen.

Madsen hat nicht geantwortet, aber mindestens die Funksprüche, wenn nicht schon die Handyanrufe, muss er gehört haben. Er war ja nicht ständig unter Wasser. Er konnte daher schon in der Nacht erkennen, dass Kim Wall bereits vermisst wurde und es wird ihm klar gewesen sein, dass man ihn sofort nach ihr fragen würde, sobald er wieder an Land war.


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 23:40
Zitat von petrocekpetrocek schrieb:Madsen hat nicht geantwortet, aber mindestens die Funksprüche muss er gehört haben.
SEHR wichtige Punkte!

Damit hätten wir einen zusätzlichen data Point, nämlich den, ab dem Suchmaßnahmen einsetzten und versucht wurde, über Funk Kontakt mit PM aufzunehmen. Die Frage ist: Vor welche Aufgabe stellt das womöglich einen Täter, der eine Leiche an Bord hat, sich auf See befindet und diese Funkrufe hört? Wie könnte er mit diesem Druck umgehen? Welche Handlungen könnten daraus resultieren oder unterlassen werden?
Zitat von petrocekpetrocek schrieb:Er konnte daher schon in der Nacht erkennen, dass Kim Wall vermisst wurde und es wird ihm klar gewesen sein, dass man ihn sofort nach ihr fragen würde, sobald er wieder an Land war.
Richtig. Das wiederum wirft die Frage auf, weswegen er sich eine dafür recht "vereinfachte", um nicht zu sagen, recht platte, leicht widerlegbare Version zurechtlegte, statt sich intensiver mit einer halbwegs plausiblen Legende zu beschäftigen, die er bei Nachfragen präsentieren könnte? Mangel an Intelligenz? Mangel an Zeit? Mangel an Gelegenheit? Mangel an Konfliktkompetenz? Überforderung? Planlosigkeit?


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 23:48
Zitat von tracestraces schrieb:Richtig. Das wiederum wirft die Frage auf, weswegen er sich eine dafür recht "vereinfachte", um nicht zu sagen, recht platte, leicht widerlegbare Version zurechtlegte, statt sich intensiver mit einer halbwegs plausiblen Legende zu beschäftigen, die er bei Nachfragen präsentieren könnte? Mangel an Intelligenz? Mangel an Zeit? Mangel an Gelegenheit? Mangel an Konfliktkompetenz? Überforderung? Planlosigkeit?
Irgendwo (ich weiß leider nicht mehr wo genau) war in der dänischen Presse in den letzten Tagen zu lesen, Madsen hätte die leicht widerlegbare Geschichte, er hätte Kim Wall um 22:30 wieder an Land zurückgebracht, nur deshalb erzählt, damit die Presse ihn erst einmal in Ruhe lässt. Der Polizei habe er von sich aus von Anfang an etwas anderes gesagt (nämlich die Version tödlicher Unfall + Seebestattung). Welche Einzelheiten er dazu ggf. bei der Polizei angegeben hat, ist zwar nicht bekannt, aber es hat dazu geführt, dass (1) die Öffentlichkeitssperre verhängt wurde und (2) Madsen in Untersuchungshaft genommen wurde.

Möglicherweise beantwortet das die Frage, warum er gegenüber der Presse zunächst nur die sehr platte und leicht als unwahr entlarvbare Geschichte erzählt hat. Für die Polizei, also dort wo es darauf ankam, hatte er von Anfang an bereits eine andere, von der er wohl zumindest gehofft hat, dass es eine bessere wäre.


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 23:49
@traces

Nun, ich wuerde sagen, er wird einfach nicht viel Auswahl gehabt haben, es war dunkel, und er konnte nur in Kuestennaehe navigieren. Klar, man kann auch mit einer Seekarte und Leuchtturm navigieren, aber dafuer haette er im Dunkeln doch einen zweiten Mann gebraucht.

Er kannte sich in der Gegend um Middelsgrund sehr gut aus, er hat dort mehr oder minder sein ganzes Erwachsenenleben verbracht. Ebenso kannte er sich auf der Route nach Bornholm aus, denn da waren seine Raketenstarts, und auf eben diese Route ist er ja auch dann gefahren, und dann nach rechts in die Bucht abgebogen.

Ich wuerde sagen, er hat die Leiche so weit weggebracht, wie er konnte, bevor es hell wurde, und wo er einigermassen sicher navigieren konnte. Es haette noch mehr Stress bedeutet, woanders hinzufahren, wo er sich nicht auskannte, und den Stress brauchte er nicht.

Aber die Frage ist auf jeden Fall berechtigt, was er mit dieser Ablagestelle gewinnen wuerde. Waere es nicht besser, sie direkt vor Ort in Middelsgrund zu versenken, es war ja schon dunkel, und dann mit dem U Boot irgendwo anzulegen, wo es keine Ueberwachungskameras gibt?


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 23:50
Zitat von tracestraces schrieb:Richtig. Das wiederum wirft die Frage auf, weswegen er sich eine dafür recht "vereinfachte", um nicht zu sagen, recht platte, leicht widerlegbare Version zurechtlegte, statt sich intensiver mit einer halbwegs plausiblen Legende zu beschäftigen, die er bei Nachfragen präsentieren könnte? Mangel an Intelligenz? Mangel an Zeit? Mangel an Gelegenheit? Mangel an Konfliktkompetenz? Überforderung? Planlosigkeit?
Das ist wirklich eine sehr gute Frage. Wie kommt ein ansonsten logisch denkender Mensch dazu so eine fadenscheinige Geschichte zu erzaehlen und zu erwarten dass er damit durchkommt?

Ausser es war wirklich nur vorab als Version fuer die Presse gedacht und er wollte dan vor Gericht die "Wahrheit" aussagen.

Ansonsten muesste er gehofft haben dass man ihm abkauft KW abgestetzt zu haben und sie dann auf mysterioese Weise spurlos verschwinden wuerde. Und er haette dann als wichtiger Zeuge ausgesagt der sie zuletzt gesehen hat... Vielleicht hoffte er dass die Behoerden einen Fall wie mit der Japanerin vermuten wuerden und Spuren dann allein an Land suchen wuerden.


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02.09.2017 um 23:54
@petrocek
Zitat von petrocekpetrocek schrieb:Irgendwo (ich weiß leider nicht mehr wo genau) war in der dänischen Presse in den letzten Tagen zu lesen, Madsen hätte die leicht widerlegbare Geschichte, er hätte Kim Wall um 22:30 nur erzählt, damit die Presse ihn erst einmal in Ruhe lässt.
Frage:
Warum meint er, der Presse überhaupt irgendwas erzählen zu MÜSSEN, wenn er doch eh von vornherein der Polizei gegenüber die Hosen runterlassen will? Ein Hinweis darauf, dass er mit Druck schlecht umgehen kann? Ein Hinweis auf strategisches Denken? Ein Hinweis auf eine bestimmte Form der Selbstdarstellung? Zumindest dieser Punkt dürfte widerlegt werden können, denn dann wüsste er ja in dem Moment bereits, dass die Presse wenig später von seiner offenkundigen Lüge eh erfahren würde.


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Kriminalfall Kim Wall

02.09.2017 um 23:58
Warum hat er nach seiner Rettung frische Kleidung abgelehnt?


Wenn es nicht aus Angst war, "man" könnte irgendwelche Spuren an seinen Klamotten entdecken, hatte er vielleicht einfach Angst, er verliert die Kontrolle?
Es muss ihm das erste Anliegen gewesen sein, die Kontrolle zurückzugewinnen.

Wenn er fremde Kleidung angezogen hätte, hätte er sich ein stückweit abgegeben und ausgeliefert.

Eine Erinnerung an meine Kindheit.
Durchnässt, in fremder, trockener Kleidung - das war immer ein bisschen Identität aufgeben.
War durchaus spannend. Man hat etwas an, das einem nicht gehört, vielleicht auch nicht passt.
Man ist dankbar dem Helfer gegenüber.

Nach dem Bild, dass ich mir von PM gemacht habe, hätte er alles getan, um die Situation zu beherrschen.
Und er musste ja gesammelt und bei sich sein, durfte sich nicht verplappern.


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02.09.2017 um 23:59
Zitat von tracestraces schrieb:Frage:Warum meint er, der Presse überhaupt irgendwas erzählen zu MÜSSEN, wenn er doch eh von vornherein der Polizei gegenüber die Hosen runterlassen will? Ein Hinweis darauf, dass er mit Druck schlecht umgehen kann? Ein Hinweis auf strategisches Denken? Ein Hinweis auf eine bestimmte Form der Selbstdarstellung? Zumindest dieser Punkt dürfte widerlegt werden können, denn dann wüsste er ja in dem Moment bereits, dass die Presse wenig später von seiner offenkundigen Lüge eh erfahren würde.
Da kann ich ihn schon verstehen. Er wird nach seiner "Rettung" an Land gebracht, es stehen ein paar Lokaljournalisten mit Kameras herum und wollen hören, wie es ihm geht und was mit seinem Passagier ist. Sagt er dort, quasi zwischen Tür und Angel "Die ist leider gestorben" gerät die Situation medial komplett außer Kontrolle und für die Angehörigen und Freunde von Kim Wall ist es dann auch im Zweifelsfall noch schlimmer, es auf diese Art und Weise zu erfahren, als später dann "geordnet" durch die dänischen Behörden.


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Kriminalfall Kim Wall

03.09.2017 um 00:01
@traces

Ebenso eine gute Frage ist, ob er wusste, dass nach ihm gesucht wird, ich meine in der Nacht. Haette das seine Entscheidung beeinflusst? Als die Suchmeldung herauskam, und man versucht hat, ihn zu erreichen, waere er meiner Berechnung nach vielleicht gerade mal an der Ablagestelle angekommen.

Vielleicht hat er urspruenglich gedacht, sie wohnte irgendwo alleine, niemand wuerde sie sofort vermissen, in drei Tagen wuerde man nachforschen, wuesste aber nicht, wann und wo sie verschwand usw. und die Baender der Ueberwachungskamera sind lange ueberspielt, und die Zeugen sind sich nicht mehr sicher, an welchem Tag sie das U Boot gesehen haben.

Und nun kommt die Nachricht, sie wuerden auf einmal beide gesucht, Verdacht eines Bootsunfalls, und es ist noch nicht einmal drei Uhr frueh. Wie beeinflusst das sein Handeln?


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03.09.2017 um 00:01
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Nun, ich wuerde sagen, er wird einfach nicht viel Auswahl gehabt haben, es war dunkel, und er konnte nur in Kuestennaehe navigieren. Klar, man kann auch mit einer Seekarte und Leuchtturm navigieren, aber dafuer haette er im Dunkeln doch einen zweiten Mann gebraucht.Er kannte sich in der Gegend um Middelsgrund sehr gut aus, er hat dort mehr oder minder sein ganzes Erwachsenenleben verbracht. Ebenso kannte er sich auf der Route nach Bornholm aus, denn da waren seine Raketenstarts, und auf eben diese Route ist er ja auch dann gefahren, und dann nach rechts in die Bucht abgebogen.
Super Punkte!

Er dürfte also sein Handeln abgestimmt haben, einerseits auf Risikominimierung in Abgleich zu den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und Notwendigkeiten. Auch das zeigt schön auf, dass die Polizei mit ihrem frühen Zeugenaufruf nach ehemaligen Mitfahrern goldrichtig gelegen hat. Und gerade, wenn er sich aus den von dir genannten Gründen in Küstennähe aufhielt, zeigt das ein hohes Entdeckungsrisiko an, das er aber in Kauf nahm. Das ist wichtig zu beachten: Er wagte trotz des hohen Risikos eine Verdeckung. Was wiederum fragen ließe: Was kann für ihn derart große Bedeutung haben, dass er dieses Risiko eingeht statt davor zu kapitulieren?
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Aber die Frage ist auf jeden Fall berechtigt, was er mit dieser Ablagestelle gewinnen wuerde. Waere es nicht besser, sie direkt vor Ort  in Middelsgrund zu versenken, es war ja schon dunkel, und dann mit dem U Boot irgendwo anzulegen, wo es keine Ueberwachungskameras gibt?
SEHR wichtige Frage!! Die gebe ich einfach mal in die Runde. Was hat er womöglich damit vermieden, wenn er den Torso NICHT vor Middelgrund versenkt? Was hat er dadurch gewonnen?
 


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Kriminalfall Kim Wall

03.09.2017 um 00:02
Zitat von tracestraces schrieb:statt sich intensiver mit einer halbwegs plausiblen Legende zu beschäftigen, die er bei Nachfragen präsentieren könnte? Mangel an Intelligenz? Mangel an Zeit? Mangel an Gelegenheit? Mangel an Konfliktkompetenz? Überforderung? Planlosigkeit?
Überschätzung der Wirkung der eigenen Worte und Taten? Unterschätzung der Kritik- und Handlungsfähigkeit der Anderen, insbesondere der dän. Polizei? Mangelnde Einschätzungsfähigkeit was nichttechnische, die Beziehungen zwischen Menschen betreffende Widersprüche angeht und daraus folgende falsche Prioritätensetzung?


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Kriminalfall Kim Wall

03.09.2017 um 00:02
Zitat von petrocekpetrocek schrieb:Da kann ich ihn schon verstehen. Er wird nach seiner "Rettung" an Land gebracht, es stehen ein paar Lokaljournalisten mit Kameras herum und wollen hören, wie es ihm geht und was mit seinem Passagier ist. Sagt er dort, quasi zwischen Tür und Angel "Die ist leider gestorben" gerät die Situation medial komplett außer Kontrolle und für die Angehörigen und Freunde von Kim Wall ist es dann auch im Zweifelsfall noch schlimmer, es auf diese Art und Weise zu erfahren, als später dann "geordnet" durch die dänischen Behörden.
Ist schon klar. Die Frage ist aber: Warum schwieg er gegenüber der Presse nicht einfach gänzlich?


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