Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Glasengel schrieb:Ich kann nur nochmal erwähnen, als Einheimischer habe ich nie Suchzettel an der Bushaltestelle oder in den nahe liegenden Dörfern gesehen. Von Befragungen ist mir auch nichts bekannt und es gibt hier auch keine Polizeistation, welche mit den Einheimischen vernetzt sind.

Vielen Dank für diese Vorortinformation.
Das finde ich allerdings sehr seltsam und lässt für mich nur den Schluss zu, die Polizei geht ziemlich sicher von einem Unfall aus.

Nach wie vor stört es mich aber dass sie wohl überhaupt keine Andeutungen gemacht hat welche Route sie für diesen Tag plante.
Ich hätte schon aus Sicherheitsgründen irgendwen zu Hause oder ggf. vor Ort über die Route und die ungefähr geplante Ankunftszeit informiert.
Auch mit Handy auf der Wanderung dabei.
Wenn ich mit den guten alten Wandertipps nerve, hier wäre es jetzt wirklich hilfreich gewesen.

Aber auch ohne diese Vorsichtsmassnahme, wenn ich in Kontakt mit meinen Angehörigen bin, dann schreibt man doch wie es so läuft.

Ich höre immer wieder heraus, dieser Trail ist für jeden halbwegs fitten Mensch mit geeigneter Ausrüstung machbar, sollte aber was Vorbeitung und Durchführung angeht nicht unterschätzt werden. Irgendwelche Spontanaktionen abseits der ausgeschilderten Wege sollten unterlassen werden.

Je länger ich mich mit ihrem Vermisstenfall beschäftige umso mehr habe ich das Gefühl, sie hat das alles irgendwie was Planung und Strukturierung angeht unterschätzt.

Das geht los mit dem mitgeschleppten Zelt (Spontanzelten eine schöne Sache, aber steht das im Aufwand zum mitgeschleppten Ballast),
geht weiter mit der Hin- und Herfahrerei zwischen Todtmoos und St. Blasien (gibt zwar bestimmt gute Gründe für zweimaliges Übernachten im selben Hotel, aber wenn ich eine solche Fernwanderung mache, weiss ich, dass ich jede Nacht woanders schlafe) und hört auf dass sie zumindest am Tag ihres Verschwindens doch recht spät aufgebrochen ist, zu was auch immer (Wandertipp Nr. 3 rechtzeitiger Aufbruch)

Und letztendlich die Tatsache, dass offenbar niemand letztendlich wirklich gewusst hat, wie es ihr auf dieser Wanderung geht, und wenn sie ggf. nur geschrieben hätte, dass es nicht so toll ist, wie sie es sich vorgestellt hat.

Ich denke, sie war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens sehr offen für irgendwelche Planänderungen.

Nach wie vor halte ich einen Unfall (Sturz oder Verirren) als denkbarste Variante, aber auch ein Verbrechen.
Es ist doch auch möglich, sie ist am Tag des Verschwindens gar nicht mehr viel draussen herumgelaufen (freie Natur hatte sie in den letzten Tagen genug) und ist irgendwem in ein Haus / Gebäude gefolgt.

Das wäre doch eine Erklärung dass ihr Handy die Funkzelle nie verlassen hat und es auch keine zuverlässigen Zeugensichtungen gab.

Christine1604 schrieb:Nach wie vor stört es mich aber dass sie wohl überhaupt keine Andeutungen gemacht hat welche Route sie für diesen Tag plante.

Laut Zeugen aussage, hat sie am Abend zuvor bestättigt das sie die Tour alleine Wandern will.

Christine1604 schrieb:Das geht los mit dem mitgeschleppten Zelt (Spontanzelten eine schöne Sache, aber steht das im Aufwand zum mitgeschleppten Ballast)

Ob das wirklich so spontan war, weis auch niemand. In den Zeltplätzen musste man sich ja schon im voraus anmelden, wahrscheinlich hatte sie das Zelt hauptsächlich als Backup dabei. In Zeiten von Corona weis man ja wirklich nicht ob ich vor verschlossesnenen Türen stehe beziehungsweise vor geschlossenen Hotels.

@johndoe74

johndoe74 schrieb:Laut Zeugen aussage, hat sie am Abend zuvor bestättigt das sie die Tour alleine Wandern will.
Christine1604 schrieb:

Danke, das wusste ich nicht.

Aber was die Hotelsituation angeht, da hätte ich mich vorab informiert.
Überhaupt, wenn die coronabedingte Situation zu schlecht gewesen wäre (Hotels, Gaststätten) hätte ich diese Wanderung gar nicht angetreten.
Schon alleine weil dann tote Hose gewesen wäre.

Klingt für mich irgendwie wirklich alles unüberlegt.
Bin da eben eher der Typ wenn die ganzen Voraussetzungen zu schlecht sind lass ich was.

Klar, kann sein dass es trotzdem gut wird, aber meistens ärgert man sich dann , weil es halt doch nicht so toll war und obendrein das Geld weg ist.

Christine1604 schrieb:wenn ich in Kontakt mit meinen Angehörigen bin, dann schreibt man doch wie es so läuft.

Das ist deine Meinung. Ich hinterlege meine Etappenplanung zu Hause, aber ich melde mich nicht andauernd. Ein Anruf am Abend, dass ich gut im Etappenziel angekommen bin, ist für meine Lieben ausreichend.

Christine1604 schrieb:geht weiter mit der Hin- und Herfahrerei zwischen Todtmoos und St. Blasien (gibt zwar bestimmt gute Gründe für zweimaliges Übernachten im selben Hotel,

Ich könnte mir vorstellen, dass ihr der Rucksack zu schwer geworden ist und sie einen Tag mal ohne großen Ballast wandern wollte.
Weitwandern heißt nicht unbedingt, dass man jeden Tag im Etappenziel übernachtet. Es gibt genügend Wanderer, die ein festes oder zwei feste Quartiere, z.B. eine Ferienwohnung, gebucht haben und jeden Tag hin und her fahren.

Christine1604 schrieb:Es ist doch auch möglich, sie ist am Tag des Verschwindens gar nicht mehr viel draussen herumgelaufen (freie Natur hatte sie in den letzten Tagen genug) und ist irgendwem in ein Haus / Gebäude gefolgt.

Das ist gut möglich.
Sie war vielleicht doch nicht der Typ für tagelanges Alleinwandern. Sie hatte vielleicht die Vorstellung von vielen interessanten Begegnungen wie auf dem Camino in Spanien. Hin und wieder mal ein Bauer auf dem Feld oder ein Förster im Wald zu treffen, war ihr vielleicht zu wenig. Manche Menschen können nicht so lange alleine sein, brauchen Kontakte. Hat sie sich deshalb jemanden angeschlossen?

johndoe74 schrieb:In Zeiten von Corona weis man ja wirklich nicht ob ich vor verschlossesnenen Türen stehe beziehungsweise vor geschlossenen Hotels.

Es gibt auf diesem Schluchtensteig genügend Privatunterkünfte. Es muss nicht unbedingt ein Hotel oder eine Pension sein. Aber das wusste sie vielleicht nicht, weil sie eben doch nicht so erfahren ist/war. Ich habe in Blumberg, in Aha und in St. Blasien privat übernachtet. Da findet man eigentlich immer etwas, und als Alleinwanderin sowieso. Das ist auch viel günstiger als in einem Hotel. Mit Privatzimmern war ich immer sehr gut untergebracht. Und gerade in Corona-Zeiten haben sich die Privatvermieter über Gäste gefreut. Ich habe das dieses Jahr selbst auf dem Panoramaweg Altmühltal erlebt, wo ich zu 70 % privat übernachtet habe und jedes Mal herzlich aufgenommen wurde.

Jeder Mensch ist da verschieden, einer plannt Monatelang der andere eben nur ein paar Tage. Nennt man auch Spontan oder Flexibel. Zu welcher Kategorie Scarlett gehörte kann von uns niemand beurteilen.

@johndoe74

Da hast du sicherlich recht.
Aber der erfahrene Wanderer (die sie sein soll), weiss, dass eine gewisse Planung / Vorbereitung bei seiner Tour nötig ist.
Spontanität ist eine schöne Sache aber nicht bei jeder Gelegenheit.

Natürlich kenne ich sie nicht, ich unterstelle ihr auch gar nicht dass sie unorganisiert und unvorbereitet gestartet ist aber offenbar ist ja etwas auf ihrer Tour nicht so gelaufen wie gedacht.

Ich denke diese Wanderung war für sie Ersatz ihrer abgebrochenen Fernostreise.

Vielleicht war sie etwas enttäuscht und damit immer mehr zu Planänderungen bereit.
Oder sie ist auf der letzten Etappe das Ziel vor Augen einfach unaufmerksam geworden.

@Christine1604

mit Sicherheit ist da etwas gewaltig schiefgelaufen, sonst wäre sie nicht so lange verschollen. Wieviel Zeit sie in ihre Vorbereitung gesteckt hat, wisen wir nicht. Im Endefekt gibt es so gut wie gar keine Informationen über Ihre plannung oder ihre Kommunikation mit den Angehörigen. Das meiste ist reine spekulation.

Neue Info: Im Schwarzwälder Bote wurde diese Woche über den Fall berichtet (in der Printausgabe).

Die Bergwacht habe direkt zwei Tage nach dem Verschwinden und am Wochenende darauf die Etappe und Parallelwege abgesucht (mit ca. 45 Mann). Einige Mitglieder der Bergwacht hätten dann noch weitergesucht. An allen wichtigen Stellen habe man sich abgeseilt.

Der Suchhund hätte bis nach Wehr geführt, da aber die Eltern schon die Strecke abgelaufen waren, ist man man sich nicht sicher, ob er die richtige Fährte hatte.

Christine1604 schrieb: Aber was die Hotelsituation angeht, da hätte ich mich vorab informiert.
Überhaupt, wenn die coronabedingte Situation zu schlecht gewesen wäre (Hotels, Gaststätten) hätte ich diese Wanderung gar nicht angetreten. Schon alleine weil dann tote Hose gewesen wäre.

Im Schwarzwald war diesen Sommer alles andere als tote Hose (ich bin einheimisch). Neben den normalen nationalen und internationeln Touris kamen noch sehr viele Leute, die sich an die #staycation Empfehlung hielten.
Problem wie überall: Überlaufen waren v.a. die bekannten Hotspots, zu denen sicher auch der Dom in St. Blasien gehört. Da bekam man in einem Nebenort sicher besser spontan ein Hotelzimmer.

Das Zelt lässt eben eine gewisse Flexibilität zu - wenn man gar nichts findet, dann drückt man sich halt eine Nacht im Wald herum. Sie hat ja auch auf der Strecke gezeltet.

AnnCarola schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass ihr der Rucksack zu schwer geworden ist und sie einen Tag mal ohne großen Ballast wandern wollte.

Das denke ich auch. Zudem hat es sich angeboten ... ich kann da nun nichts Ungewöhnliches sehen.

johndoe74 schrieb:@Klarmann

Man kann davon ausgehen, da sie ja schon 5 andere Etappen bewältigt hatte, das sie wusste was sie an Essen oder trinken benötigte.

Ganz genau. Das meine ich auch.

Ich finde es daher müßig, darüber zu streiten, was jemand auf eine Wanderung mitnehmen muss, um "über den Tag" zu kommen. Jeder ist doch individuell.

Ich nehme mich als Beispiel. Hört sich vielleicht wirklich blöd an aber ich fühle mich am wohlsten, wenn ich wenig im Magen habe und bevorzuge tatsächlich sehr kleine Nahrungsmengen. Auch beim Frühstück. Ich schmiere mir lieber ( auch im Hotel ) ein Brötchen und nehme es mit. Ansonsten Nüsse, Riegel etc. Wie schon von anderen beschrieben.

Auch auf der Seite "Landesnachrichten" unserer regionalen Zeitung kam am 3.11. ein fast ganzseitiger Bericht über das Verschwinden von S. mit der großen Überschrift "Selbst die Hellseher haben aufgegeben". Etwas Neues gibt es nicht zu lesen, aber mich wundert es schon gewaltig, dass wieder das erste Foto (Blume/Asien) abgebildet ist, wo sie doch ganz anders aussieht (schlanker) als zu der Zeit auf dem Schluchtensteig. Wenn man schon ein Bild in der Größe von 19 cm x 14,5 cm abbildet, dann nimmt man doch besser das aktuelle vom Schluchtensteig, oder? Es wäre doch für Wanderer/Einheimische leichter, sie zu erkennen und sich an sie zu erinnern.
Sehr seltsam !!!

AnnCarola schrieb:Es wäre doch für Wanderer/Einheimische leichter, sie zu erkennen und sich an sie zu erinnern.
Sehr seltsam !!!

Wenn jemand Scarlett persönlich begegnet ist und kein allzu schlechtes Personengedächtnis hat, wird diese Person sich auch daran erinnern. "Sehr seltsam" mit drei Ausrufezeichen ist an der Auswahl des Fotos gar nichts.

AnnCarola schrieb:Etwas Neues gibt es nicht zu lesen, aber mich wundert es schon gewaltig, dass wieder das erste Foto (Blume/Asien) abgebildet ist, wo sie doch ganz anders aussieht (schlanker) als zu der Zeit auf dem Schluchtensteig. Wenn man schon ein Bild in der Größe von 19 cm x 14,5 cm abbildet, dann nimmt man doch besser das aktuelle vom Schluchtensteig, oder? Es wäre doch für Wanderer/Einheimische leichter, sie zu erkennen und sich an sie zu erinnern.
Sehr seltsam !!!

Da gebe ich Ihnen Recht. Wahrscheinlich war dieses Foto vom Instagram-Account halt das erste, auf das man kurz nach dem Verschwinden zurückgegriffen hat. Erst nach und nach kamen dann ja aktuelle Fotos von der Wanderung in die Fahndungsmeldungen.

AnnCarola schrieb:Sehr seltsam !!!

Jetzt übertreibst du ein bisschen. Das alte Foto von ihr wird der Redaktion halt zuerst untergekommen sein und das Veröffentlichen hat somit ökonomische Gründe. Kein Grund, hier ein Fass aufzumachen. Oder was denkst du, warum gerade dieses Foto veröffentlicht wurde?

nachthauch schrieb:Jetzt übertreibst du ein bisschen.

Warum übertreibt sie? So wie ich es verstehe, wird in einem neuen Artikel (3.11) ein altes Bild veröffentlicht. Ich kenne den neuerlichen Artikel nicht, dennoch wäre es m.M.n. angebrachter ein aktuelles Foto zu veröffentlichen, der Scarlett so zeigt wie sie unterwegs war.

Wenn schon, wie hier öfters bemängelt, keine Suchplakate aufgehangen bzw. keine Handzettel verteilt werden und die einzige Hoffnung darin besteht über die örtliche Presse an neue Hinweise zu kommen, dann empfinde ich es auch als eigenartige Vorgehensweise, warum ein altes Bild verwendet wird.

MissMary schrieb:Der Suchhund hätte bis nach Wehr geführt, da aber die Eltern schon die Strecke abgelaufen waren,

Kann jemand hier sagen, wann die Eltern im Schwarzwald eingetroffen, bzw. die letzte Etappe gelaufen sind?
Der Einsatz besagter Suchhunde muss offensichtlich später erfolgt sein.

johndoe74 schrieb:Wenn ich das auf der Karte so richtig sehe.

So verstehe ich das als Ortsfremde auch.

MettMax schrieb:Also demnach nur, das sie in der direkten Nähe vom EDEKA verschollen ist.

Genau das ist ja die offizielle Aussage: Nach dem Einkauf bei Edeka verliert sich die Spur. Daran bleibe ich immer hängen, auch, wenn mir ein Unfall letztendlich wahrscheinlicher erscheint.

lemystere schrieb:Entweder gab es keine frische zu Fuss-Spur aus dem Bereich des Edeka zum Steig oder wohin auch immer, oder die Hunde verloren die Spur aus anderen Gründen.

Ich könnte mir deshalb durchaus auch vorstellen, dass sie jemand von dort mit dem Auto bis Schwarzbach hätte mitnehmen wollen/können. Dort könnte man dann ja auch nochmal eine Kleinigkeit essen, die Zeitersparnis (ca. eine halbe Stunde?) hätte es ja vielleicht hergegeben.

sooma schrieb:die Zeitersparnis (ca. eine halbe Stunde?) gäbe es ja vielleicht her.

Nachdem zumindest hier keiner zu wissen scheint, wo und wie sie die letzte Übernachtung im Schwarzwald geplant hat, ist es spekulativ anzunehmen, das sie in irgendeiner Form Zeitnot hatte.

@MettMax

MettMax schrieb:Nachdem zumindest hier keiner zu wissen scheint, wo und wie sie die letzte Übernachtung im Schwarzwald geplant hat, ist es spekulativ anzunehmen, das sie in irgendeiner Form Zeitnot hatte.

"Zeitnot" ist ein bißchen übertrieben. Ich beziehe mich aber auch darauf, dass einige hier fanden, sie sei für diese Tour relativ spät aufgebrochen. Dann wären eine halbe Stunde Zeitersparnis und eine bequeme Fahrt ja vielleicht überlegenswert.

@sooma

sooma schrieb:Ich beziehe mich aber auch darauf, dass einige hier fanden, sie sei für diese Tour relativ spät aufgebrochen

Das schließe ich mit ein,- das "späte Aufbrechen".

Natürlich ist die Etappe 6 auch noch gut zu schaffen, wenn man um 11 Uhr los geht, zumal S. den Angaben zufolge eine schnelle Wanderin ist. Aber nach viel Erfahrung riecht das eben nicht: Erfahrene Wanderer wissen, dass Wärmegewitter meistens in den Nachmittags- und Abendstunden auftreten. Nun ja, sie wird nach dem Wetter geschaut haben. Aber trotzdem ist es aus verschiedenen Gründen klüger, wenn man früher startet.
Ihre Familie schätzt sie als erfahrene Wanderin ein. Zumindest hat sie das der Polizei ggü angegeben. Aber Pilgern auf dem Camino frances ist etwas ganz anderes. Da gibt es am Weg sehr viele Bars und Herbergen, und man kann viele Kontakte haben. Und Kondition ist eben nicht alles, was man zu einem Weitwanderweg braucht. Ich denke, dass ihr der Schluchtensteig irgendwann zu viel wurde und sie - auch wegen des überschweren Rucksacks und der wenigen Begegnungen - keinen Spaß mehr hatte. Auf den Fotos im Supermarkt wirkt sie auf mich auch irgendwie lustlos und unentschlossen.
Wurde ihr das zum Verhängnis?