rabunsel schrieb:Dass die Polizei in ihren Zeugenaufrufen explizit nach den Eiskellerbesuchern und Personen die an diesem Abend verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, gesucht hat, war ihr Fehler. Dieser Fehler wird hier versucht ST anzuhängen. Wenn ein Verbrechen nicht sofort ausgeschlossen ist, wäre jede Person, die im fraglichen Zeitraum unterwegs war, von besonderem Interesse.
Da kann ich nicht folgen, wirklich nicht.
Die Kripo hat insgesamt 1173 Zeugenvernehmungen durchgeführt, darunter bei rund 1000 Gästen und Bediensteten des Eiskellers. Das soll ein Fehler gewesen sein?
Was lag denn näher, die Leute unter die Lupe zu nehmen, die in dieser Nacht zusammen mit Hanna im Eiskeller feierten - nur wenige Minuten von der Stelle entfernt, an der die junge Studentin in den Bärbach gelangte und ertrank? Musste die Polizei nicht zu Recht annehmen, dass sich ein Täter durchaus, wenn nicht gar am ehesten aus diesem Personenkreis rekrutieren könnte?
Folgt man
@rabunsel, hätte die Polizei aber weder „expliziert“ die Eiskeller-Besucher ins Visier nehmen dürfen noch „Personen, die an diesem Abend verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben“. Stattdessen wäre laut
@rabunsel „jede Person, die in dem fraglichen Zeitraum unterwegs war, von besonderem Interesse“ gewesen. Doch die Polizei versuche jetzt, „ihren Fehler ST anzuhängen“.
So ein Unsinn! Wie ermittelt man denn, ob und gegebenenfalls welche Personen zu einem bestimmten Zeitraum im Umkreis eines Tatortes unterwegs waren? Bei den Eiskeller-Gästen war der Fall ja klar.
Aber sonst? Wenn sich Menschen nicht freiwillig melden und mitteilen, dass sie sich am 3. Oktober 2022 gegen 2.30 Uhr in Höhe Kampenwandstrasse in Hohenaschau aufgehalten haben, dann können die Ermittler doch nur Aufrufe starten und die Bürger bitten, verdächtige Wahrnehmungen zu benennen.
Das ist ja auch geschehen in diesem Fall. Festgestellt wurde, dass außerhalb der Umgebung des Eiskellers kaum etwas los war auf den Straßen in Hohenaschau City: Mal hat sich ein Auto mit jungen Leuten verfahren, mal ging eine Clubbesucherin heim zum Hotel, und gemeldet hat sich zudem eine Touristin, die von ihrem Hotel aus zum Tatzeitpunkt einen markerschütternden Schrei wahrgenommen hat.
Das wurde alles protokolliert, ohne dass sich eine Spur zu einem Tatverdächtigen ergeben hätte. Mit einer Ausnahme: Es tauchten Hinweise auf einen mysteriösen Jogger mit Stirnlampe auf, der zur fraglichen Zeit im relevanten Bereich herumgelaufen war. Er konnte auch -wiederum nach öffentlichem Aufruf- ermittelt werden (aber nicht, weil er sich freiwillig meldete, sondern nur aufgrund einer Mitteilung seiner Mutter).
Der Vorwurf, den
@rabunsel unterschwellig erhebt, lautet doch: Die Polizei hat nie ernsthaft nach einem wahren Täter gesucht, sondern sich zunächst auf die Eiskeller-Gäste konzentriert und dann nur noch Sebastian T. fälschlicherweise als Verdächtigen verfolgt.
Das ist in gewisser Weise infam. Wenn objektiv trotz immenser Recherchen keinerlei Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass ein unbekannter Fremder als Täter in Betracht kommt,
dann kann man das doch nicht den Ermittlern als Fehler oder Versagen in die Schuhe schieben.