PiuPiu schrieb:Es stört mich sehr, wie man sich hier auf Christina Block einschießt. Was soll das? Ist das wieder die deutsche Neidkultur? Endlich bekommt die Schwerreiche mal einen drauf. So kommt es mir langsam vor.
Ja, vielleicht hat sie mit der Entführung etwas zu tun. Das mag sein. Aber erwiesen ist doch noch lange nichts und die Frage ist ja auch, wenn sie etwas in Auftrag gegeben hat, was hat sie in Auftrag gegeben und was haben die Auftraggeber dann daraus gemacht?
Ja, die Angeklagte ist hier quasi schon verurteilt. Das sieht man daran, dass angebliche Handlungen der Angeklagten Dir schon als erwiesene Tatsachen entgegen gehalten werden. Und "Gut" und "Böse" klar verteilt sind. Obwohl der Sachverhalt bislang nur zum Teil behandelt wurde und noch viele Prozesstage folgen werden. Obwohl viele Tatsachen ans Licht kommen, die auch den Vater nicht gerade in glänzendem Licht darstellen, was die Vorgeschichte der verhandelten Tat betrifft. Und auch viele Informationen, die sich doch noch nicht klar einordnen lassen.
Nun ist klar, Selbstjustiz ist nicht zulässig. Aber auch bei Straftaten ist die Vorgeschichte nicht belanglos. Und erst recht für die "interessierte Öffentlichkeit", deren Interesse nicht nur im Strafrecht wurzelt, sondern die auch unterhalten werden möchte. Ja, es geht auch um Unterhaltung.
Der Thread hier folgt überwiegend dem, was den "Boulevard" kennzeichnet: Die Prominenten, Erfolgreichen, Reichen und Schönen erlauben es uns "Normalen", uns ihnen gegenüber die moralisch überlegene Position zu begeben. Und von dort aus, hoch zu Ross und bequem im Sessel, labt man sich dann an deren Schicksal und richtet über sie. Sie sind nicht nur gar nicht besser als wir, nein, sie sind verkommener, unmöglicher, unfähiger als wir. Das tut uns "kleinen Lichtern" gut.
Das ist psychologisch nun mal so. Ich echauffiere mich auch über (Prof. Dr. a.D.) Dr. Bott, aber der ist nicht angeklagt, der will das so und der kann das auch ab, als Profi.
Im Bereich "True Crime" muss es dann nicht mal ein reicher Prominenter sein, sondern da ist es ein Täter, der die Volksseele in Wallung bringt. Besonders häufig ist das m.E. bei mutmaßlichen Täterinnen. Die gibt es viel seltener als Männer und dementsprechend ist das Unwerturteil über sie besonders drastisch. Und noch mehr, wenn sie ihren Kindern etwas angetan haben sollen. Ich erinnere mich noch an den Fall "Monika Weimar", auch kein Ruhmesblatt der bundesdeutschen Gerichtsöffentlichkeit.
So sind viele Bemerkungen hier in diesem Thread abwertend, vorverurteilend und manchmal auch ganz schön selbstgerecht. Als ob es Schwarz und Weiß gibt. Nein, gibt es nicht.
Das Bild ist grau. Dunkelgrau. Angeklagt ist nur die Mutter, aber der Vater hat meines Erachtens das Kindeswohl auch hintanstehen lassen, wenn es darum ging, seiner Ex-Frau eins mitzugeben. Gerade seine Befragung zeigt mir, dass er auch kräftig an der Eskalationsspirale mit gedreht hat. Auch gegen ihn besteht der Verdacht, Informationen aus den Ermittlungsakten den Medien offenbart zu haben, und auch er scheint mir das Kindeswohl nicht an erster Stelle zu schützen.
Wer da wen wie gehasst hat, ist dabei ziemlich zweitrangig. Es ist ein schauerliches Drama, das da abläuft. Eigentlich sollte man bis zur Urteilsverkündung auf einen anderen Sender schalten.