Mordfall Hinterkaifeck

Was hier zählt: "Fakten, Fakten, Fakten..."

@ AngRa

aber wenn sie so knapp bei Kasse war - was hat sie dann so sehr belastet, das sie 700 Goldmark im Beichtstuhl lässt?

Hatte sie Ende 1918 tatsächlich eine Liason mit L.S. mit dem für beide Seiten vorteilhaften Ziel, Hof, Land und Vermögen zu vereinen und damit etliche Sorgen aus dem Weg zu schaffen?

War es dann der alte Gruber, der von diesem Vorhaben Wind bekam und immer wieder alles tat, dies zu durchkreuzen? Um seine Inzestbeziehung aufrecht zu halten und einen 18 Jahre jüngeren Hofnachfolger Schlittenbauer zu verhindern?

Hatte Sch. von díesem Verhalten des Alten nach etwa einem Jahr derart die Schnauze voll, das er eine Anzeige wegen Inzucht als reellen Weg sah, den lästigen Beziehungsverhinderer mit einem Knastaufenthalt ausser Gefecht zu setzen?

Saß Victoria tatsächlich derart zwischen den Stühlen von Vernunft (Zweckehe mit Sch.) und Abhängigkeit (die Beziehung zum Alten), das sie im Beichtstuhl alles dem Haas erzählte und alsAbsolution diese Menge Geld hinterlies?

@oldschool70

Ja, die Hundsg'schicht bleibt mysteriös, da keine wirklich eindeutigen Aussagen vorliegen.

@AngRa

Zur Erpressung und Deiner Spekulation

Vielleicht hat der LTV, selbst ja bekannterweise sehr gläubig, die Viktoria auch dahin erpresst, moralisch, daß es eine Todsünde ist, Unzucht mit mit dem eigenen Vater zu treiben und ihr bildlich eingebläut im Laufe der Zeit, was es bedeutet für den Glauben usw. (bin kein Katholik), sie also moralisch so unter Druck gesetzt neben der Gelderpressung, daß Viktoria trotz ihrer mittlerweilen "Geldknappheit"(wenn LTV Geld erpresst hätte),es für dringend nötig gehalten hat, wenigstens einen grossen Teil des Geldes, welches noch übrig war, zu spenden, um sich von einem Teil der Sünden "freizukaufen".
Ich meine, sie hat sich auch moralisch so unter Druck setzen lassen, denn psychisch muss sie ja doch irgendwie "labil" gewesen sein, dem Vater war sie ja angeblich auch"hörig"!, nicht nur "zugetan".
Er hätte sie also auch moralisch erpresst, um an sein Ziel mit der gewünschten Heirat zu kommen.

@ AngRa

Ich finde Deine Spekulation im Hinblick auf die evtl. gegenseitigen Erpressungen schon interessant.
Fakt ist m.E. auch, dass es für Vic immer schwieriger wurde, Geld zu beschaffen.
Warum dann die Spende im Beichtstuhl ?
War Vic vielleicht schon so verzweifelt und mürbe gemacht, dass sie innerlich bereits kapitulierte und keinen Ausweg mehr sah ? Möglicherweise hatte ihr S. auch schon offen gedroht, ihre Existenz zu vernichten, so dass ihr in der Hoffnungslosigkeit die immense Summe von 700 GM bereits egal war ?

Dann könnte eine letzte Aussprache vereinbart worden sein und im Hinblick auf diese hat S. dann bereits vorsorgliche Schritte eingeleitet (fingierte Fuss- und Einbruchsspuren, Hausschlüssel), falls es zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kommen würde - nach der Devise 'wenn sie nicht einlenkt, dann passiert was....'.

In diesem entscheidenden Gespräch erwähnte Vic evtl. als letzten Druckmittel ihrerseits eine Anzeige wegenErpressung oder eine erneute Unterhaltsklage. Da ich S. als sehr geldgierig einschätze, war er bestimmt nicht bereit, jahrelang für Josef zu bezahlen.
Diese Vorstellung und der bereits lange angestaute Hass aufgrund der Demütigung und Abweisung könnten das Fass zum Überlaufen gebracht haben.

Mir kommt der Gedanke, dass vlt. die alte Gruberin involviert war. Jahrelang aufgestauter Hass/Eifersucht ggü. Mann und Tochter.
Vlt. hatte sie mit Schl. etwas vereinbart, was am Ende gründlich schieflief.

So nach dem Motto: Schl., heut abend kommst mal, ich schick sie in den Stall, mach ihr Druck etc..., dann kommt sie ewig nicht, die Late geht nach, sieht dass die Situation eskaliert, will helfen und wird selbst Opfer.

Ich bin mir sicher, dass der Schlüssel zu allem in der Dreieicksbeziehung L.S./Victoria/Gruber liegt. Mit irgendetwas ist Victoria m.E. erpresst worden und zwar auch mit einer Sache, die ihr Vater nicht wissen durfte, denn ansonsten hätten die Hinterkaifecker gemeinsam überlegen können und gemeinsam gegen die Erpressungen vorgehen können und hätten den Erpresser evtl. auch zur Raison bringen können.

Evtl. hat L.S. auch schon während der Knastzeit nicht nur auf dem Hof ausgeholfen und dieses alles sollte an den alten Gruber weitererzählt werden. Da nichts darüber bekannt ist, dass während der Knastzeit ein Knecht auf dem Hof gearbeitet hat, gehe ich ganz stark davon aus, dass der Nachbar tatkräftig geholfen hat, denn die beiden Frauen konnten den Hof mit Sicherheit nicht allein bewirtschaften.

Die 700 Goldmark sind der schwierigste Punkt. Ich kann mich einfach nicht in Katholiken aus dem Jahr 1922 hineinversetzen. Ich kann nicht beurteilen, inwieweit sieTodsünden ernst genommen haben und Angst vor ewiger Verdammnis hatten. Ich weiß nicht, wie katholisch die Leute damals erzogen worden sind.

Katholisch erzogen wurden damals die Leute wohl schon. Nur inwieweit sie das ernst nahmen, war wohl auch eine Frage der Intelligenz.

@schatten69
Das mag sein. Wenn wir mal alles wirtschaftlich sehen, dann muss die Gruberin schon auch sehr viel Interesse an der Heirat mit L.S. gehabt haben. Aber der Alte wird so autoritär gewesen sein, dass niemand etwas gegen ihn ausrichten konnte.

@AngRa

Die 700 Goldmark waren doch eigentlich ursprünglich, soweit ich mich erinnere, nicht als Spende gedacht. Erst als Pfarrer Haas das Geld gefunden hatte und Vic zu sich ins Pfarrhaus lud, sagte sie doch, daß er das Geld für dei Mission nehmen solle.

Vor allen Dingen würde ich, wenn ich so eine Summe spenden wollte, das Geld dem Pfarrer direkt geben und es nicht im Beichtstuhl liegen lassen. Wer weiss, wer als nächstes im Beischtstuhl ist und wer weiss, ob diese Person ehrlich ist!

Nochmals zur 'Spende' im Beichtstuhl.

Es könnte sein, dass das Geld ursrprünglich für S. gedacht war, dieser es aus unbekannten Gründen jedoch nicht abgeholt hatte. Als Vic dann von Pfarrer Haas darauf angesprochen wurde, hat sie es evtl. aus Verlegenheit und Verzweiflung der Mission gespendet.

Ich kenne viele Katholiken. Die sehen sich selbst oftmals noch als Kritiker der Kirche. Aber wenn es dann ans Eingemachte geht, wenn es beispielsweise um Abtreibung geht, dann haben sie ihren festen Standpunkt, dass eine Abtreibung überhaupt nie in Frage kommen kann oder dass die Oblate nach der Wandlung selbstverständlich der Leib Christi ist usw. Die merken das meist gar nicht wie konform sie dann doch sind. Wie gesagt, ich kann mich in diese Dinge nicht hineinversetzen.

Das denkst Du aber auch, weil Deine prot. Verwandtschaft gg. Katholiken voreingenommen war. Aber ich denke, das ist für das Thema hier nicht ausschlaggebend.

Ich denke dass die alte Gruber aufgrund ihrer Verbitterung immer mehr zu Frömmlerin wurde. Vielleicht hat sie Vik unter Druck gesetzt. Hat dann auch noch versucht, Schl. zur Hilfe zu nehmen.

@stalinstadt,
JOU, ganz richtig erkannt ! insofern muss bei diesen akustischen betrachtungen speziell dieses "tür"-argument klar relativiert werden !!

Du wirst es nicht glauben, dasselbe ist mir gesten abend noch eingefallen,
und ich wollte diese korrektur heute morgen noch hier reinstellen !

es kann zwar ueberdies sein, dass der/die taeter nach dem eintreten/hereinstolpern (?) des opfers in die tenne diese besagte futtergangtuere wieder schnell zugeschlagen haben, sie standen wohl auch in tuernahe, aber das bleibt natuerlich reine spekulation.

denke aber trotzdem, dass durch diesen relativ engen tuerspalt und dann den langen futtergang entlang nicht viel laerm/schreie in den wohnbereich gelangten. zum schreien war kaum zeit, und ein roecheln geht dann wohl doch akustisch unter !?

*****
bernie

@Pantheratigris,
KAIFECK kommt von KAIF (spitz/spitzig) + ECK ( einfach wie HAUSECK etc.. )
KAIF/KAIFEN ist ein altes (mhdt. ?) wort, das Du sicherlich auch in verbindung
mit "kaifendes weib" kennst: diese frau spricht eben mit SPITZER (!) zunge !

ok, da Hinterkaifeck einfach HINTER dem ort KAIFECK ( den gibts noch ) gegruendet
wurde, nur ein waldstueck lag dazwischen, hat man wohl den neuen ort
HINTERkaifeck genannt ! das muss so etwa um 1870 herum gewesen sein, denn
auf alten vermessungskarten um 1860 herum fand sich noch kein eintrag bzw.
irgendeine kennung fuer Hinterkaifeck !
Hinterkaifeck selbst ( nur ein einziger hof ) wurde im fruehjahr 1923 abgerissen.

zufrieden ?
*********
ciao: bernie

hallo bernie, servus,

ich bin nicht zufrieden, im buch steht ganz hinten, daß das teil bereits 1423 genannt wurde und dann 1445 kaiffegker waidhofen usw.

wie kommt der leuschner da drauf?

ich blicke da nicht durch

dann hätte ich da noch einen vorschlag: wie wärs mit einem heißluftballon und einer infrarotkamera, um das gebiet von hinterkaifeck mal von oben zu fotografieren?
so machen die archäologen es doch heute.
habe mal einen bericht von einem gesehen, der beruflich fotografiert von einem kleinflugzeug aus.
das war hier irgendwo im schwobaländle und daraufhin wurden gezielte funde aus der römerzeit entdeckt.
wie der pilot heißt weiß ich leider nicht mehr. der bericht ist schon ne weile her.

im übrigen @all

ihr seid einfach klasse, ich kann gar nix mehr machen ohne jeden tag ein wenig hkf reinzuziehen, ist eine richtige sucht geworden - sehr interessant.

lg hulla

@hulla, .., hallo !
hmm, ist aber sehr komisch, was soll am platz von Hinterkaifeck schon 1423 gestanden haben ?? der Gruber/Gabriel-hof selbst stammt definitiv aus der 2. haelfte des 19. jahrhunderts !
auf alten karten habe ich nichts entdeckt, ok, das ist jetzt mal nicht die richtschnur.

vielleicht gabs mal ne kleine kapelle oder aehnliches dort wo jahrhundere spaeter hinterkaifeck gebaut wurde, nachdem die frueheren gebaeude schon laengst wieder der geschichte anheim gefallen waren !?

waere nun wirklich von interesse, wohere Leuschner diese angaben hat. gibt wohl kaum ne karte von 1423, eher dann irgendeine alte chronik oder sonstiges (kirchliches wie kirchenbuch ?/besitzurkunden/abgabenliste/usw. ) dokument , wo der name hinterkaifeck erstmalig auftaucht. ob dieser ort dann wirklich einst dort lag, wo "unser" neuzeitliches Hinterkaifeck liegt, sei dahingestellt.

es waere zumindest denkbar, dass der name eines alten seit langem nichtmehr existierenden ortes bei einer neugruendung wieder aufgenommen wird.

vielleicht verraet uns "meister" Leuschner bei irgendeiner gelegenheit die quelle seiner "jahr 1423"-information !?

*********
ciao: Bernie

@Bernie

Ich glaube die Erklärung ist sehr einfach. Hinterkaifeck war wahrschinlich ein Flurname der bereits zu dieser Zeit aufgetaucht ist.