rhapsody3004 schrieb:- Warum war Frauke dann nicht so fair Chris gegenüber und schrieb ihm entweder später nochmal in der selben Nacht, dass sie heute gar nicht mehr nach Hause komme oder falls das schon um 0.49 Uhr für sie festgestanden haben sollte dann nicht gleich, komme heute gar nicht mehr anstatt nur komme später...?
Weil man mit dem beschäftigt ist, mit dem man beschäftigt ist und nicht jede Sekunde daran denkt oder denken kann oder denken will, anderen darüber Rechenschaft abzulegen.
rhapsody3004 schrieb:- Warum hätte Frauke sogar ihre Ausbildung vernachlässigt?
Aus dem gleichen Grund, aus dem man einem Mitbewohner, der auf einen wartet, nicht mitteilt, wann man zu heimzukommen gedenkt. Oder anders: Vielleicht gab es spannenderes, wichtigeres, dringenderes zu tun, zu erleben.
rhapsody3004 schrieb:- Und warum klang sie für Chris benommen?
Weil man nicht nur "benommen" klingen kann, wenn man gegen seinen Willen etwas verabreicht bekommt. Sondern weil das, was man tut, anstrengend sein kann. Oder die Verabreichung nicht unfreiwillig war. Da fallen mir tausend Gespräche ein, in denen das Gegenüber merkwürdig klang und letztendlich einfach müde, abgelenkt oder ähnlich war, ohne dass wir es mit einem Kapitalverbrechen zu tun haben.
Ich habe das vor mehreren tausend Seiten schonmal geschrieben, ich finde die Annahme irritierend (und das geht nicht gegen Dich), die hier manchmal vorzuherrschen scheint, dass sowohl ihre Mutter, ihre Schwester und andere Freund:innen und Bekannte ganz genau wissen können müssen, was Frauke so gedacht, getan oder nicht getan haben können müsste. Und das gilt besonders für Charakterbeschreibungen, aus denen dann quasi beweismäßig geschlossen wird, was Frauke vermeintlich nie getan haben würde.
Frauke war 21. Es wird hier immer auf mehreren Ebenen so getan, als sei ein Mensch damit am Ende jeglicher charakterlicher und persönlicher Entwicklung gewesen.
In diesem Alter pflegt man aber mitunter nicht auf eine Schiene für die nächsten 60 Jahre gesetzt zu sein und verhält sich dementsprechend stets und immer so, wie Menschen aus dem eigenen Umfeld das kennen würden. Man ist 21. Man macht viele Dinge immer noch zum ersten Mal. Und jemand, der als
zuverlässig und
gewissenhaft beschrieben wird, wird das so lange, bis er es eben nicht mehr ist.
Mit 18 hätte man mich als pünktlich, gewissenhaft und strebsam beschrieben. Übereinstimmend. Ein paar Jahre später mit Sicherheit nicht mehr. Und beides hätte noch nicht einmal jeweils gestimmt und erst Recht keine Prognosen und Voraussagen und Rückschlüsse auf und über mögliches Verhalten geben können. Noch nicht einmal ich hätte das beantworten können, wie ich mich in Situationen verhalte, die ich schlicht und einfach noch nicht kenne. Theoretisch vielleicht, aber praktisch mit Sicherheit nicht. Wie sollte das also mein Umfeld wissen?
Frauke wurde zudem übereinstimmend als "kontaktfreudig" beschrieben. Und bei diesen Kontakten kann es durchaus Leute gegeben haben, die eine andere Auffassung von Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Ausbildung etc. haben. Und dass sie meinetwegen bis zu ihrem Verschwinden noch nie unentschuldigt gefehlt hat, noch nie geschwänzt hat, noch nie gesagt hat, kein Bock heute, noch nie ihr Umfeld angelogen hat etc., ist ja keine Handlungsaufforderung für die Zukunft.
Von dem, was man weiß, scheint der Bruder zumindest eine ähnliche Einstellung dazu zu haben. Und der ist auch derjenige, der nicht beschrieben hat, sie sei benommen oder der generell auch keinen Grund zur Panik gesehen hat.
Coldcases schrieb:Natürlich haben wir es mit einer Person zu tun, eine junge Frau, die 21 Jahre alt zum Zeitpunkt ihres Verschwindens gewesen ist und ihren Aufenthaltsort frei bestimmen konnte. Das bei einer Vermisstenmeldung nicht sofort der komplette Polizeiapparat in Gang gesetzt wird, versteht sich selbstredend, es sei denn es liegt " Gefahr in Vollzug" vor und man muss aufgrund der Umstände des Verschwindenes von einem Verbrechen ausgehen, dann wird auch von behördlicher Seite sofort reagiert.
Sorry, Klugscheissermodus, es heißt Gefahr im VERZUG. Davon ab: Du sagst es doch selbst, wenn Gefahr im Verzug angenommen worden wäre, DANN hätte man. Das lag aber nicht vor. Denn, wie Du ja selber sagst, Frauke war 21 und meldet sich regelmäßig. Nach der ersten Vermisstenmeldung. Und über die Umstände des Verschwindens weiß man aus Sicht der Polizei nicht genug, um das für verdächtig zu halten. "Klingt benommen", was soll das heißen? Kündigt an, nach Hause zu kommen, tuts aber nicht? Ja, mei, es haben schon ganz andere Leute dummes Zeug geredet.
Ich will das nicht verharmlosen, aber alleine die Tatsache, dass da unmittelbar eine Öffentlichkeitsdfahndung losgetreten wurde und u.a. sofort der Standort der ersten sms ermnittelt wurde, spricht dafür, dass es sehr wohl ernst genommen wurde. Zumal es für jedes weitere Vorgehen nicht nur infrakstrukturelle, sondern auch rechtliche Hürden gibt. Man kann aus beiden Gründen nicht einfach mal so einen Landstrich absperren und umpflügen und alle Bewohner unter Verdacht stellen, nur weil da aus der Funkzelle eine sms abgeschickt wurde. Im Nachhinein kann man mit Sicherheit sagen, das wäre sinnvoll gewesen, aber das geht halt so einfach nicht.